Wer Japanisch lernen will, ist auf sich allein gestellt. Denn Sprachkurse erwarten gar nicht, dass du die Sprache jemals können wirst. Der Japanischunterricht im Westen befindet sich in einem traurigen Zustand.
Die Einstellung der Lehrer: Echtes Japanisch ist zu schwer
Mir persönlich ist das Problem bereits bewusst, seitdem ich ganze sieben Sprachkurse besucht habe und kein gutes Bild von den Unterrichtsmethoden erhielt. Zu dieser Zeit ging ich jedoch davon aus, dass wenigstens die Lehrer selbst noch mit den Besten Vorsätzen rangehen.
Das schwächste Glied bestimmt den Unterricht: Im Gespräch mit drei, laut ihren eigenen Aussagen, Japanisch-Lehrern offenbart sich jedoch ein ganz anderes Bild. Denn laut denen richtet man den Unterrichts nicht nach den Leuten, die die Sprache ernsthaft können wollen, sondern nach denen, von denen man sowieso glaubt, dass sie das Unterfangen nicht durchziehen.
Ein Lehrer erklärte etwa, dass es gar nicht lohnt, die Schrift beizubringen, weil die meisten sie nie lesen oder schreiben müssen:
Im besten Fall lernt man von Anfang an Japanisch. Dafür ist Schrift nicht notwendig, zumal es die meisten Lerner/innen eh nicht so weit schaffen, dass sie überhaupt jemals etwas schreiben oder lesen müssten.
Ein weiterer ist der Meinung, dass die Kursteilnehmer gehen, wenn er die Sprache korrekt unterrichten würde und sieht in dem Unterfangen der Meisten sowieso nur eine Wunschvorstellung:
Würde ich nämlich in der ersten Stunde eines VHS-Kurses die Morphosyntax auf den Tisch legen und jedes Element von “boku wa doitsujin desu” erläutern, um anschließend zu erklären, weshalb man “watashi wa” idealerweise weglässt, so wäre das Ergebnis klar: in der nächsten Woche säße da kaum jemand mehr im Kurs.
Natürlich wollen die auch die Sprache beherrschen. Genauso wie auch jeder gerne einen Traumkörper hätte. Aber kaum einer hat wirklich (!) die Motivation, diesen Weg auch tatsächlich zu gehen. Das ist für die ein, zwei Leute in einem VHS-Kurs, welche sich da wirklich einarbeiten wollen, natürlich frustierend.
Ein dritter stellte sich zwar vehement gegen diese Aussagen und erklärte, dass diese Einstellung nicht gut ist, findet aber dennoch, dass die korrekten Erklärungen der Sprache nichts für Anfänger seien.
Demotivierte Lehrer kenne ich zu gut
Es deckt sich mit meiner Erfahrung: Derartige Ansichten bemerkte ich selbst in meinem Sprachkurs an der Universität. Der Lehrer war hier viel motivierter, uns diverse Sprichworte beizubringen, als wirklich den Aufbau der Sprache zu erklären. Für letzteres ging man nur die Aufgaben aus dem Lehrbuch Minna No Nihongo durch. Und diese Lehrbücher sind bekanntermaßen nicht sonderlich gut.
Die Tests kann man sich sparen: Doch es ging weiter. Während den Tests und Prüfungen hatte der Dozent die Angewohnheit, einfach mal das Klassenzimmer zu verlassen. Seine Rechtfertigung: “Ich will hier einen Apfel essen und euch nicht stören.” Worauf natürlich alle Studenten beieinander abguckten. Auch wenn das natürlich ein Extremfall ist, so scheinen viele Dozenten den Japanischunterricht nicht ganz ernst zu nehmen.
Ich verstehe das Problem
Eine Sprache zu lernen ist aufwendig: Natürlich bin ich mir bewusst, dass sich sehr viele Menschen das Lernen einer neuen Sprache zu einfach vorstellen und dieses Unterfangen niemals durchziehen werden. Aber in meinen Augen sollte das kein Grund sein, Sprachkurse dann nach diesen Personen zu richten und so noch die zu demotivieren, die Japanisch ernsthaft lernen wollen.
Wer will so arbeiten? Das sollte auch für die Lehrer selbst demotivierend sein. Wer will sich denn mit dem Gedanken, dass die eigene Arbeit fruchtlos ist, jeden Tag vor eine Klasse stellen? Man sollte doch wenigstens versuchen, den bestmöglichen Unterricht anzubieten und die Sprache so korrekt wie möglich zu erklären. Klar werden damit nicht alle klarkommen. Aber jene, die deswegen abbrechen, sind auch jene, die aus den versimplifizierten und auf auswendiglernen ausgelegten Kursen nichts mitnehmen werden.
Die Ansichten werden weitergegeben: Natürlich ist nicht jeder so. Aber die wenigen, die es auch mit den aktuellen Kursen schaffen, die Sprache zu lernen, schaffen das letztendlich auch nur durch Immersion. Dazu erhalten sie aber ein falsches Bild von der Sprache, das sie dann natürlich weitergeben, wenn sie selbst Lehrer werden solten.
Wie beeinflusst das den Unterricht?
Wichtiges Wissen wird weggelassen: Sämtliche der populären Lehrbücher wie Genki und Minna No Nihongo setzen auf durchaus fragwürdige Erklärungen zur Sprache. Das bestätigte mir auch der zweite der oben genannten Lehrer. Ihr Ziel ist es primär, dass man den Lernern das Gefühl vermittelt, schnelle Fortschritte zu machen, ohne dass diese viel lernen.
Auswendig lernen statt verstehen: Statt also zu lernen, wie Japanisch wirklich aufgebaut ist und wie du die Sätze verstehen musst, lernst du vorgefertigte Phrasen, die du sofort im Alltag anwenden kannst. Deswegen geht es als allererstes mit der höflichen desu-masu-Form los. Weil die würdest du im Gespräch mit Fremden nutzen. Was dir aber nicht gesagt wird ist, dass die bereits auf der Wörterbuchform aufbaut, die du aber erst später lernst.
Umständliche Erklärungen: Auch die Partikel, die einem japanischen Satz erst Struktur geben und elementar sind, um ihn zu verstehen, verlieren bei den Lehrmethoden der heutigen Kurse ihre Bedeutung. Denn anstatt die zu erklären, hörst du Dinge nach dem Motto “In dieser speziellen Situation kann es das bedeuten.” Was es eigentlich heißt und wie du es in unbekannten Sätzen zu verstehen hast, wird einfach verschwiegen. Stattdessen erklärt man dir drei Seiten später die selbe Partikel mit einer seperaten Erklärung und tut so, als handle es sich um komplett andere Grammatik.
Wie soll man so lernen?
So lernt niemand: Für mich klingt die Einstellung der Dozenten wie eine selbsterfüllende Prophezeiung. Man versimplifiziert die Kurse, weil man sowieso nicht glaubt, dass irgendeiner der Teilnehmer jemals Erfolg haben wird. Und das raubt dann denen die Motivation, die das Unterfangen durchziehen wollen.
Den Unterricht kann man sich sparen: Es sollte aber nicht das Ziel von Unterricht sein, komme was wolle möglichst viele Leute anziehen zu wollen, wenn man den Teilnehmern die Sprache dann nicht richtig erklären will. Wirtschaftlich macht das natürlich Sinn. Aber bei so einer Einstellung ist es klar, dass nur der geringste Teil wirklich Erfolg haben wird. Und das dann auch nur, weil man sich von dem Kurs löst.
Kurz gesagt: Wer Japanisch wirklich lernen will, ist auf sich allein gestellt.
Es hat Tradition: Zu den Zeiten, als Heisig, heutzutage bekannt für seine weit verbreitete Kanji-Lernmethode, an der Uni Japanisch lernen wollte, sagte man ihm, dass man “ein paar hundert erlernt und es dann aufgibt.” Die Dozenten hielten Japanisch also für zu schwer und erachteten es als unmöglich, dass Westler jemals Japanisch lesen können. Weswegen Heisig mit seiner Methode auch auf viel Widerspruch stieß.
Seitdem hat sich offenbar nichts geändert.
Wie du richtig lernen kannst
Es gibt die richtigen Infos: Da ich mir der gewaltigen Probleme des Japanischunterrichts bewusst bin, habe ich mein eigenes Unterfangen gestartet, um sie zu lösen. Damit will ich jedem helfen, der wirklich motiviert genug ist, die Sprache zu lernen. Entsprechend bringe ich dir die Grammatik auf eine Art und Weise bei, wie sie auch von Japanern verstanden wird und die du wahrscheinlich noch nicht in einem Buch gesehen hast.
Meinen Kurs kannst du dir in voller Länge direkt auf Youtube ansehen:
Du musst Japanisch nutzen: Für die Übung setze ich hingegen auf Immersion. Denn nur, wenn du Japanisch anwendest, kannst du auch besser werden. Alles andere wäre wie zu versuchen, Fahrradfahren zu lernen, ohne jemals auf ein Fahrrad zu steigen. Eine Einstiegshürde gibt es nicht: Meinen Guide kannst du komplett kostenlos von Anfang bis Ende lesen.
Unterstütze mein Projekt: Und wenn dir dieses Unterfangen gefällt, würde es mich natürlich freuen, wenn du entweder Kanalmitglied auf Youtube wirst, um meinen kompletten Video-Guide zu erhalten, oder du mich auf Patreon unterstützt und so ebenfalls Zugriff auf das komplette Projekt in Videoform erhälst.
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.