Japanischkurs
Beim Vokabeln lernen gehen viele falsch vor.

Vokabeln lernen: Den effektivsten Weg nutzen die Wenigsten!

Wer eine Sprache lernen will, wird sich schnell in Vokabelkarten vergraben. Allerdings solltest du genau das nicht tun, wenn du wirklich effektiv vorankommen willst. Denn es hält auf, frustriert und gibt dir kein Sprachgefühl. Hier zeig ich dir wie du am besten Vokabeln lernst!

Lerne mit Immersion

Lesen, statt lernen: Um dir Vokabeln anzueignen brauchst du nicht zwangsläufig Karten. Der effektivste Weg, deinen Wortschatz zu erweitern, ist es, die Sprache anzuwenden. Also indem du etwa ein Buch nimmst, dir eine Serie ansiehst oder ein Spiel in deiner Zielsprache spielst. Die einzig notwendige Hilfestellung ist ein Wörterbuch. Sobald du ein Wort siehst, das du nicht verstehst, schlägst du es nach. Und auf Dauer bleiben die Vokabeln ganz nebenbei hängen, da du sie immer wieder brauchst.

Häufige Worte siehst du öfter: Dadurch bekommst du zudem ganz natürlich häufig auftauchende Worte schneller mit. Denn die wirst du wesentlich häufiger lesen. Und das stete Nachschlagen, wenn du es vergessen hast, ähnelt einer Vokabelkarte. Mit einem wichtigen Unterschied: Hier lernst du die Worte im Kontext mit einer speziellen Erfahrung und hast zudem immer den Erfolg, einen neuen Satz verstanden zu haben. Das motiviert!

Wieso funktioniert das? Eine Sprache lernst du nicht auswendig. Du eignest sie dir an. Deswegen siehst du auch nie ein Kind, das seine Muttersprache lernt, indem es den ganzen Tag auf Vokabelkarten blickt. Sie sind einfach mit der Sprache umgeben und bekommen so mit, wie man bestimmte Dinge bezeichnet und auch, wie die Grammatik einer Sprache funktioniert. Dadurch erwerben sie, was wir letztzendlich als Muttersprachgefühl kennen.

Was ist das Problem mit Vokabelkarten?

Vokabelkarten entfernen den Kontext: Viele Dinge werden in anderen Sprachen auf eine ganz andere Art und Weise ausgedrückt, als du es gewohnt bist. Vokabelkarten können dir dieses Wissen nicht vermitteln. Während du auf Deutsch z.B. sagen würdest “Ich komme zu dir”, drückst du die selbe Idee auf Japanisch mit dem Satz “Ich gehe zu dir” aus. Wenn du jedoch ausschließlich gelernt hast, dass “kuru” auf Deutsch “kommen” heißt, würdest du es falsch anwenden. Bei Immersionslernen fällt dir hingegen die andere Anwendung auf. Und derartige Unterschiede wirst du in allen möglichen Sprachen finden.

Viele vorgefertigte Decks sind nicht zielgerichtet: Ganz egal, welche Sprache du lernst. Du wirst online ohne Probleme vorgefertigte Decks für die Karteikarten-App Anki finden. Allerdings teilen sich die meisten das gleiche Problem. Das Ziel, das der Erschaffer in Gedanken hatte und das du verfolgst, werden so gut wie immer unterschiedlich sein. Vokabeln, die die Ersteller solcher Decks oder Lehrbücher für sinnvoll erachten, sind oft Worte, die du selbst nie benötigen wirst.

Schulunterricht ist kein guter Spracherwerb: Dass viele Schüler auf Vokabelkarten setzen, liegt ganz einfach nur am Schulunterricht. Denn hier musst du dich auf Tests vorbereiten. Bei denen kommst du ohne Probleme durch, wenn du ein Wort für eine Woche kennst und dann wieder vergisst. Willst du ein richtiges Sprachgefühl erlangen, bringt das jedoch nichts. Und viele werden die Problematik kennen: “Ich kannte das Wort mal, hab es aber wieder vergessen!” Das Problem entsteht ganz einfach durch fehlende Anwendung.

Können Vokabeldecks dennoch lohnen?

Vorbereitung für die Immersion: Richtig angewendet können Karteikarten dennoch lohnen. Du solltest dich nur nicht darauf versteifen. Du kannst dir etwa spezielle Decks für ein bestimmtes Werk suchen, mit dem du sämtliche Vokabeln aus diesem lernst, eh du es selbst liest oder ansiehst. Der Vorgang ähnelt ein wenig dem wiederholten Nachschlagen, wenn du während Immersion auf unbekannte Worte triffst. Allerdings ist er etwas bequemer.

Vokabeldecks für seltene Worte: Manchen Worten wirst du während deiner Immersion zudem einfach sehr selten begegnen. Dadurch ist es schwerer, sie dir einzuprägen. Wenn du sie dennoch lernen willst, können gerade in diesem Fall Karten zum Lernen weiterhelfen.

Bei Tests kommst du nicht drumherum: Willst du dich für eine Prüfung in der Schule oder an der Uni vorbereiten, kommst du aufgrund des Unterrichtsaufbaus nicht um Vokabelkarten herum. Denn für diese Fälle musst du eine bestimmte Anzahl von Worten zu einem bestimmten Zeitpunkt wissen. Hierbei geht es letztendlich aber nicht um den Erwerb der Sprache, sondern nur darum, eine Prüfung zu bestehen.

Leg dein eigenes Deck an! Wenn du dich wegen derartiger Fälle für die Nutzung von Vokabeldecks entscheiden solltest, kann es zudem einen zusätzlichen Lerneffekt bringen, wenn du dein eigenes Deck anlegst. Dessen Inhalt ist dann nämlich komplett auf deine Interessen zugeschnitten. Zudem gibt es dir mit jedem Wort direkt eine weitere Erfahrung, die beim aneignen hilfreich sein kann. Wenn du Anki nutzt, helfen zudem diese Einstellungen.

Wie sollten deine Karten aussehen?

Vokabel- oder Satzkarten? Im Kern gibt es zwei verschiedene Arten von Karten. Bei Vokabelkarten hast du auf der einen Seite deine Vokabel, auf der anderen Seite ihre Bedeutungen. Bei Satzkarten steht auf der einen Seite ein kompletter Satz, in dem die Vokabel genutzt wird und auf der anderen die Bedeutung von Wort und Satz. Da du die Worte bei letzteren wieder mit Kontext siehst, eignen sie sich besser zum lernen.

Die verschiedenen Lernrichtungen: Eine häufige Frage beim Vokabeln lernen ist die Lernrichtung. Solltest du dir das Wort in deiner Zielsprache ansehen und dann in deine Muttersprache übersetzen? Oder doch eher andersrum? Vielleicht ist gar beides sinnvoll? Immerhin willst du den Input ja genauso verstehen wie den Output! Doch in Wahrheit kann das gar ein Nachteil sein!

Nur von Zielsprache zur Muttersprache! Du solltest bei deinen Karten nur von deiner Zielsprache zu deiner Muttersprache gehen und nicht andersrum. Alternativ sind auch einsprachige Worterklärungen in deiner Zielsprache selbst sinnvoll. Der Grund dafür ist der oben bereits genannte Punkt, dass du oftmals sowieso nicht 1:1 übersetzen kannst. Gehst du von der Zielsprache zur Muttersprache, ist es kein Problem, da du die Bedeutung des Satzes der Zielsprache erfassen musst. Sobald du selbst Sätze bildest, kannst du hingegen nicht einfach deine Muttersprache nehmen und einfach alle Worte mit dem Pendant der Zielsprache austauschen. Von daher ist es eine vergebliche Liebesmühe, die Worte in beide Richtungen zu lernen.

Die Wahl der richtigen Methode

Wann lohnt Immersionslernen? Dir eine Sprache mit Immersion anzueigenen benötigt viel Zeit. Denn du musst dich tausende von Stunden mit deiner Zielsprache umgeben. Dafür lernst du die Sprache auf diese Art und Weise natürlicher, bekommst ein Sprachgefühl und erreichst dadurch auch ein höheres Sprachniveau. Für Tests eignet sich diese Methode hingegen weniger.

Wann solltest du Vokabeldecks nutzen? Das Lernen mit Vokabelkarten ist wie der Versuch, ein Wörterbuch auswendig zu lernen. Temporär kannst du dir so eine große Anzahl an Worten merken. Ohne Anwendung wirst du das meiste aber wieder vergessen. Zudem kannst du die Worte dann wie eine Liste aufsagen, was dir jedoch nicht bei der korrekten Anwendung hilft. Deswegen lohnt diese Methode, wenn du schnell viel für einen Test wissen musst oder du die neuen Worte danach auch mit richtiger Immersion anwenden kannst. Es bringt dir nichts, Vokabeln lexikalisch zu lernen, die du dann nie wieder siehst.

Was ist der beste Ablauf, eine Sprache zu lernen?

Ich beschäftige mich hier vorangig mit Japanisch. Allerdings können dir die Tipps auch helfen, wenn du eine andere Sprache lernen willst. Deswegen lohnt stets ein Blick in meinen Lernablauf. Und wenn du Japanisch lernst, kannst du direkt danach meinen Grammatikguide ansehen.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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