Japanischkurs
Was bedeuten ては und ても?

Was steckt wirklich hinter te-ha und te-mo?

Du weißt bereits, dass die て-Form Sätze miteinander verbinden kann. Das kann sie jedoch auch, wenn sie als でも, ては oder ても zusammen mit anderen Partikeln steht. Hier findest du raus, welche Bedeutung dadurch entsteht und vor allem auch wieso sie das tut.

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Was bedeutet ても?

Um die Bedeutung dieser Kombination zu erklären, will ich dir dieses Mal einen etwas komplexeren Satz zeigen, an dem du direkt dein Verständnis ein wenig üben kannst.

両親は喜んで引き受けてくれるとわかっていても、子どもの看病を頻繁に任せては申し訳ないと思った。

(Ryoushin-ha yorokonde hikiuketekureru-to wakattei-te-mo, kodomo no kanbyou-wo hinpan-ni makase-te-ha moshi wakenai-to omotta.)

Was die Eltern angeht, freudig-mit übernehmen-geben verstehen-auch, Kinder-Gruppe-Betreuung Häufigkeit-Ziel was überlassen angeht Sagen-Grund-nicht denken.

Der Satz ist simpler, als er erscheint: Du hast bis auf die Vokabeln und die für dieses Kapitel neue Grammatik bereits alles gelernt, was du wissen musst, um diesen Satz zu verstehen. Er gibt dir damit auch einen Einblick in die Komplexität japanischer Sätze, denen du später im Alltag begegnen wirst.

Was machen die Partikel? Der erste wichtige Punkt ist das ても, das du hier bei “わかっていても” siehst. Das zeigt an, dass der Teil nach ihm im Kontrast zu dem steht, was vor ihm kommt. Der erste Teil der Aussage bedeutet, dass die Eltern liebend gerne eine Aufgabe für einen übernehmen. Danach folgt jedoch eine Art “aber” und die genauere Erklärung.

Negative Konnotation mit ては

Die Bedeutung von ては: Beim zweiten Teil des Satzes solltest du nun auf das ては bei “任せては” achten. Du hast die selbe Form wie zuvor, allerdings mit einem は statt einem も. Und wie du weißt, hebt das ein Thema hervor, und legt den Fokus auf das, was nach ihm kommt. Damit ist es, im Gegensatz zum inklusiven も exklusiv. Die Bedeutung von ては ist entsprechend auch das Gegenteil und heißt so viel wie “nur” im Sinne von “auch nur das zu tun”

Wann nutzt du was? ても wird dadurch häufig in einem positiven Kontext verwendet, wohingegen du ては in einem negativen nutzt. Es erklärt, dass, was auch immer nach ihm kommt, nicht gewollt ist. Und dabei muss es sich nicht nur um eine Aktion handeln. Du kannst damit gar ganze Sätze verbinden und die Bedeutung weitet sich auf den gesamten zweiten Satz aus.

Das will ich dir hier der Übersicht zuliebe zunächst einmal mit einem simpleren Beispiel demonstrieren:

Verwendung von ては

ては ist schriftsprachlich: Die Form wirst du jedoch hauptsächlich in Büchern oder geschriebenen Werken sehen. Im Gespräch, wo du eine derartige negative Ansicht auch über Intonation und Mimik ausdrücken kannst, wird sie heutzutage eher selten genutzt.

Die Funktion von でも

Beizeiten siehst du ても auch als でも. Bei diesem で handelt es sich wieder um die て-Form von だ. も hingegen ist eine Themenpartikel und die inklusive Version von は. Beide Formen haben prinzipiell die gleiche Bedeutung. Ersteres nutzt du jedoch mit Verben, letzteres mit Substantiven.

てもoder でも? Dadurch funktionieren sie strukturell ein klein wenig anders. Du kannst also alternativ auch “雨が降るでも” sagen. ても bezieht sich ausschließlich auf das Verb, mit dem es steht. でも hingegen schließt den kompletten letzten Teil des vorherigen Satzes ab. Im Beispiel also “が降る” Die letztendliche Bedeutung bleibt bei beiden Versionen allerdings gleich.

Um Erlaubnis fragen: Diese Form verwendest du auch, wenn du um Erlaubnis bittest. Dafür nutzt du die て-Form eines Verbs, gefolgt von einem “もいい”. Wortwörtlich heißt etwa “食べてもいい” so viel wie “(Es) essen aber gut?” Du kannst dieses も als eine Art von “so weit gehen wie” betrachten.

Der Unterschied von て, ては und ても

Gerade, wenn du die Formen selbst nutzen willst, stehst du vor der Qual der Wahl. Hier kommt es wieder darauf an, was genau du ausdrücken willst und wie du selbst den gegebenen Sachverhalt empfindest. Die Beispiele zeigen dir den Unterschied:

  • て (Neutral): 雨が降って公園に行けない。- Es regnet und wir können nicht in den Park gehen.
  • ては (Negativ): 雨が降っては公園に行けない。- Es regnet und wir können leider nicht in den Park gehen.
  • ても (Kontrast): 雨が降っても公園に行く。- Es regnet, aber wir gehen in den Park.

Das steckt dahinter: Mit dem ersten Satz drückst du einfach nur neutral eine Tatsache aus. Erst mit ては wird erkenntlich, dass du sie für unerwünscht hälst. Das letzte Beispiel hingegen zeigt, dass der zweite Satz einen Kontrast zum ersten darstellt, oder unerwartet ist.

Der Aufbau des Beispielsatzes

Mit diesem Wissen sehen wir uns jetzt noch einmal den gesamten Satzbau des Eingangs genannten Beispielsatzes an. Denn der ist eine gute Grundlage, um wesentlich komplexere japanische Sätze verstehen zu können.

Struktur eines japanischen Satzes mit ても und ては
Wenn du den Aufbau japanischer Sätze verstehst, sind selbst komplexere Konstruktionen leicht verständlich.

Der Kern des Satzes: Der Satz beginnt zunächst mit dem Thema. Dadurch weißt du, worum sich der gesamte Gedankengang dreht: Die Eltern. Das Subjekt ist unsichtbar, ist in diesem Fall aber “Ich”, was erst durch den Kontext des Satzes ersichtlich wird. Die letztendliche Aussage, was du tust, steht hingegen ganz am Ende: “思った” Dazwischen findest du zwei Sätze mit einer Thema-Kommentar-Struktur. Beide werden schließlich mit dem と zusammengefasst.

So liest du den Satz

Wenn dir der Satz irgendwo begegnet, weißt du natürlich nicht direkt, wie er enden wird. Entsprechend musst du beim Lesen wieder japanisch denken. Du erfährst als erstes, dass es um die Eltern geht. Und direkt danach, was sie tun: Mit Freuden übernehmen sie etwas, was für dich positiv ist, was du durch das くれる erkennst.

Nun folgt jedoch ein と was diese Aussage bereits zusammenfasst und dann erklärt, dass das unsichtbare Subjekt diesen Umstand versteht. Durch das ても erkennst du schließlich, dass jedoch etwas dazu im Kontrast steht. An dieser Stelle hast du jedoch bereits den ersten Gedanken abgeschlossen.

Der Kontrast zu diesem ist nun die Betreuung eines Kindes während einer Krankheit, mit der etwas gemacht wird. Das に erklärt zudem, dass es häufig gemacht wird. Und was häufig gemacht wird, ist das “überlassen” dieser Aktion. Durch das ては siehst du nun, dass es sich dabei um ein Thema handelt, der Sprecher jedoch eine negative Aussage tätigen wird. Und die ist, dass er sich dadurch schlecht fühlt.

Schließlich kommst du am Ende des Satzes an, wo du dieses gesamte Konstrukt erneut mit einem と zusammenfasst. Es bezieht sich also nicht nur auf das 申し訳ない. Hier wird nun erklärt, dass diese gesamte Aussage das ist, was das unsichtbare Subjekt dachte.

Die Lokalisation: Willst du das auf Deutsch wiedergeben, dann kannst du es nicht übersetzen. Du musst selbst die Essenz des Satzes nehmen und mit eigenen deutschen Worten wiedergeben, wodurch du einige Freiheiten hast. Alles andere klingt unnatürlich. Der Grund, dass ich es dir auf diese unnatürliche Art und Weise erkläre, ist, dass ich dir zeigen will, wie der japanische Satz aufgebaut ist und funktioniert. In natürlichen Deutsch würdest du den Satz aber wohl etwa folgendermaßen wiedergeben:

Obwohl ich weiß, dass meine Eltern mit Freuden auf das Kind aufpassen, wenn es krank ist, tut es mir leid, es ihnen zu häufig zu überlassen.

Im nächsten Kapitel geht es allen voran um das kleine Wort だって und seine wahre Bedeutung.

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Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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