Du weißt bereits, dass die て-Form Sätze miteinander verbinden kann. Das kann sie jedoch auch, wenn sie als でも, ては oder ても zusammen mit anderen Partikeln steht. Hier findest du raus, welche Bedeutung dadurch entsteht und vor allem auch wieso sie das tut.
Was bedeutet でも?
Beim letzten Kapitel habe ich einen Teil der Geschichte von Alice im Wunderland übersprungen. In dem fällt sie gerade das Loch hinunter und bemerkt, dass das Glas, welches sie nahm, leer ist. Auf Japanisch sieht das folgendermaßen aus:
アリスは 空っぽの びんでも、下へ落としては悪いと思った.
(Arisu-ha karappo-no bin-de-mo, shita-he otoshite-ha warui-to omotta.)
Was Alice angeht, leeres Glas-ist auch, nach-unten fallenlassen-nur schlecht-dachte.
Was machen die Partikel? Der erste wichtige Punkt ist das でも. Bei diesem で handelt es sich wieder um die て-Form von だ. も hingegen ist eine Themenpartikel und die inklusive Version von は. Zusammengesetzt bedeutet es so viel “all das existierte” gefolgt von einem Kontrast und hat damit eine Funktion wie unser “aber”. “空っぽのびんでも” heißt demnach “Obwohl es ein leeres Glas ist”.
Um Erlaubnis fragen: Diese Form verwendest du zudem, wenn du um Erlaubnis bittest. Dafür nutzt du die て-Form eines Verbs und nutzt danach “もいい” Wortwörtlich heißt etwa “食べてもいい” so viel “(Es) essen aber gut?” Du kannst dieses も als eine Art von “so weit gehen wie” betrachten.
Negative Konnotation mit ては
Die Bedeutung von ては: Beim zweiten Teil des Satzes ist schließlich das ては bei “下へ落としては” noch eine Unbekannte. Du hast die selbe Form wie zuvor, allerdings mit einem は statt einem も. Und wie du weißt, hebt das ein Thema hervor, und legt den Fokus auf das, was nach ihm kommt. Damit ist es, im Gegensatz zum inklusiven も, exklusiv. Die Bedeutung von ては ist entsprechend auch das Gegenteil und heißt so viel wie “nur” im Sinne von “auch nur das zu tun”
Wann nutzt du was? ても wird dadurch häufig in einem positiven Kontext verwendet, wohingegen du ては in einem negativen nutzt. Es erklärt, dass, was auch immer nach ihm kommt, nicht gewollt ist. Und dabei muss es sich nicht nur um eine Aktion handeln. Du kannst damit gar ganze Sätze verbinden und die Bedeutung weitet sich auf den gesamten zweiten Satz aus.

ては ist schriftsprachlich: Die Form wirst du jedoch hauptsächlich in Büchern oder geschriebenen Werken sehen. Im Gespräch, wo du eine derartige negative Ansicht auch über Intonation und Mimik ausdrücken kannst, wird sie heutzutage eher selten genutzt.
Der Unterschied von て, ては und ても
Gerade, wenn du die Formen selbst nutzen willst, stehst du vor der Qual der Wahl. Hier kommt es wieder darauf an, was genau du ausdrücken willst und wie du selbst den gegebenen Sachverhalt empfindest. Die Beispiele zeigen dir den Unterschied:
- て (Neutral): 雨が降って公園に行けない。- Es regnet und wir können nicht in den Park gehen.
- ては (Negativ): 雨が降っては公園に行けない。- Es regnet und wir können leider nicht in den Park gehen.
- ても (Kontrast): 雨が降っても公園に行く。- Es regnet, aber wir gehen in den Park.
Das steckt dahinter: Mit dem ersten Satz drückst du einfach nur neutral eine Tatsache aus. Erst mit ては wird erkenntlich, dass du sie für unerwünscht hälst. Das letzte Beispiel hingegen zeigt, dass der zweite Satz einen Kontrast zum ersten darstellt, oder unerwartet ist.
てもoder でも? Beide Formen haben prinzipiell die gleiche Bedeutung. Ersteres nutzt du jedoch mit Verben, letzteres mit Substantiven. Zudem funktionieren sie damit strukturell ein klein wenig anders. Du kannst also alternativ auch “雨が降るでも” sagen. ても bezieht sich ausschließlich auf das Verb, mit dem es steht. でも hingegen schließt den kompletten letzten Teil des vorherigen Satzes ab. Im Beispiel also “が降る” Die letztendliche Bedeutung bleibt damit bei beiden Versionen gleich.
Der Aufbau des Beispielsatzes
Mit diesem Wissen sehen wir uns jetzt noch einmal den gesamten Satzbau des Eingangs genannten Beispielsatzes an. Denn der ist eine gute Grundlage, um wesentlich komplexere japanische Sätze verstehen zu können.

Der Kern des Satzes: Die Kernbedeutung findest du am Anfang und am Ende. Du erfährst, was Alice denkt. “(アリスは)Null-が思った。” Dazwischen findest du zwei Sätze mit einer Thema-Kommentar-Struktur. Beide werden schließlich mit dem と zusammengefasst.
So liest du den Satz: Wenn dir der Satz irgendwo begegnet, weißt du natürlich nicht direkt, wie er enden wird. Entsprechend musst du beim Lesen wieder japanisch denken. Du erfährst als erstes, dass es um Alice geht. Aufgrund des Kontext erkennst du sie auch als Subjekt des Satzes. Also tut sie etwas. Danach, dass etwas nur ein leeres Glas ist. Dann siehst du, dass nun ein Kontrast folgt. Nämlich das nach unten fallen lassen, das schlecht ist. Die Partikel とerklärt dir, dass all das ein Zitat ist. Und danach erfährst du, was das mit Alice zu tun hat. Sie dachte all das.
Die Lokalisation: Willst du das auf Deutsch wiedergeben, dann kannst du es nicht übersetzen. Du musst selbst die Essenz des Satzes nehmen und mit eigenen deutschen Worten wiedergeben, wodurch du einige Freiheiten hast. Alles andere klingt unnatürlich. Der Grund, dass ich es dir auf diese unnatürliche Art und Weise erkläre, ist, dass ich dir zeigen will, wie der japanische Satz aufgebaut ist und funktioniert. In natürlichen Deutsch würdest du den Satz aber wohl etwa folgendermaßen wiedergeben:
Alice dachte, es wäre schlecht, das Glas fallenzulassen, obwohl es leer war.
Im nächsten Kapitel geht es allen voran um das kleine Wort だって und seine wahre Bedeutung.

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Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.