Japanischkurs
Metaphorische Vergleiche

Metaphorische Vergleiche mit you und mitai

ようだ und みたい sind zwei weitere Methoden, um im Japanischen Vergleiche auszudrücken. Allerdings sind sie wesentlich subjektiver als そう und らしい aus den vorherigen Kapiteln. Ich erklär dir nicht nur, wie sie funktionieren, sondern auch ihre Unterschiede zu den anderen Formen.

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Überblick zu den Vermutungen

Die Skala der Vermutungen: Wenn sie mit einzelnen Worten stehen, kannst du dir die einzelnen Möglichkeiten der Vergleiche wie eine Art Skala vorstellen. Auf der einen Seite ist das sehr starke und sichere そう, auf der anderen hingegen das eher metapherhafte よう.

Unterschied zwischen そう, らしい, っぽい, みたい, よう

Die gleiche Verwendung: Du kannst jedes einzelne dieser Worte zudem am Ende eines Satzes nutzen und drückst damit immer aus, dass du etwas gehört oder geschlussfolgert hast. Allerdings gibt es durchaus eine gewisse Überschneidung. Jedoch können らしい und よう auch Dinge, die そう nicht kann.

Die Besonderheiten von よう

Nutzung für Metaphern: Mit よう kannst du komplette Metaphern ausdrücken. Zum Beispiel Dinge wie “Arme wie Baumstämme” oder “rannte wie der Wind”. Du weißt also ganz genau, dass jemand keine wörtlichen Baumstämme als Arme hat, nutzt aber diesen Vergleich um zu sagen, dass er sehr muskulöse Arme besitzt.

Einleitung mit まるで: Du wirst einen Vergleich mit よう auch oft mit dem Wort まるで eingeleitet sehen. まるで bedeutet für sich “rund” oder “komplett”. Allerdings nutzt du es hier nicht im Sinne einer Übertreibung. Stattdessen gibst du damit an, darauffolgend ein exaktes Beispiel von etwas zu liefern. Die naheliegendste Entsprechung im Deutschen wäre hier ein Wort wie “Zusammengefasst”. Das ist zudem etwas, das du weder mit そう noch らしい machen kannst.

Die Verwendung: よう selbst ist ein Substantiv und wird auch entsprechend genutzt. Es gibt hier keinerlei Besonderheiten. Du nutzt ein の, um eine Zugehörigkeit auszudrücken und danach je nach Verwendungsart ein だ, な oder に.

  • のようだ: Adjektivische Verwendung am Satzende
  • のような: Adjektivische Verwendung zur Beschreibung eines anderen Substantivs
  • のように: Adverb

Ganze Sätze als Vermutung und Vergleich

Eine weitere Besonderheit: よう kannst du, wie auch そう und らしい ,   mit ganzen Sätzen verbinden und so eine Vermutung ausdrücken. Das funktioniert ebenfalls mit der Funktion eines metaphorischen Vergleichs. Allerdings auf eine besondere Art und Weise.

まるで幽霊を見たかのような顔をした。

Maru-de Yuurei-wo mita-ka no-youna kao-wo shita.

Zusammengefasst Geist gesehen als-wenn Gesicht gemacht.

Und bei diesem Satz wird dir direkt eine weitere Besonderheit auffallen. Nämlich das か nach dem Verb 見た. Entsprechend nutze ich das direkt als Anlass, dir eine weitere Partikel vorzustellen.

Die Fragepartikel か

Höfliche Frage mit です/ます: Lehrbücher bringen dir sehr früh bei, dass du か nutzen kannst, um einen Fragesatz zu bilden. Das allerdings nur im formalen Japanisch mit です/ます. Grammatisch geht es auch bei informellen Japanisch, allerdings wirkt es dann sehr aufdringlich und unhöflich.

Die zweite wichtige Funktion: か kann eine Aussage aber auch zu einer Quasi-Frage zusammenfassen. Und damit funktioniert es ein wenig wie ein “als”. Es nominalisiert zudem den Satz, mit dem es in Kombination steht. Deswegen kannst du die so entstandene Aussage mithilfe eines の mit anderen Substantiven kombinieren. Im Beispiel etwa dem よう.

Funktion der Fragepartikel か

Das steckt dahinter: よう selbst bedeutet “Form” oder “Ähnlichkeit”. Wenn du etwa sagst 山のよう dann bedeutet das so viel wie “Form eines Berges”. “幽霊を見たかのよう” hingegen bezeichnet die Ähnlichkeit der Hypothese “einen Geist gesehen”. Dadurch kommt im Beispiel die Bedeutung “Du machst ein Gesicht, als wenn du einen Geist gesehen hast.” zustande.

Was macht みたい?

Eine umgangssprachliche Form: みたい ist wie auch よう ein Substantiv, das du adjektivisch nutzen kannst. Zudem teilt es viele seiner Funktionen. Allen voran die metaphorischen Vergleiche. Gleichzeitig lässt es sich aber nicht nutzen, um einen Satz zu einer Metapher zu machen.

Beispiele:

  • 山みたいだ。Wie ein Berg.
  • 山みたいな人。Ein Mensch wie ein Berg.
  • 風みたいに走る。Wie der Wind rennen.

Verwendung im Alltag: みたい würdest du eher nicht in einem Aufsatz nutzen, sondern nur im Gespräch mit Freunden. Als sehr umgangssprachliche Form wird es zudem etwas grammatisch unkorrekt ohne だ am Ende genannt.

Im nächsten Kapitel geht es mit der Verwendung von ばかり weiter.

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Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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  1. Julius sagt:

    Warum kommt kein の zwischen Nomen und みたい ? So wie es bei よう ist.

    • Mathias Dietrich sagt:

      Das ist eine gute Frage. Hier stehe ich vor dem Problem, wie die Worte offiziell in den existierenden Wörterbüchern (auch japanischen) erklärt werden. Und ich will nix erfinden, was an anderer Stelle Probleme machen könnte. Der große Unterschied ist erst einmal, dass よう ein reines Substantiv ist. Allerdings lässt sich das mit der Verbundsform von だ auch mit anderen Substantiven verbinden. みたい hingegen wird unter der Gruppe der Substantive einsortiert, die sich adjektivisch verwenden lassen.

      Du kannst an sich kein の nutzen, um ein Substantiv mit einem adjektivischen Substantiv zu verbinden. Entsprechend geht es auch mit みたい nicht. Das wirft dann aber die Frage auf, wieso よう nicht als adjektivisches Substantiv zählt, obwohl man es mit dem な nutzen kann.

      みたい soll gleichermaßen jedoch aus …を見たやう entstanden sein. Wäre damit also ein Verb in Verbindung mit einem Hilfsverb … das würde dann aber die Frage aufwerfen, wieso man es mit だ verwenden kann.

      Es ist also eine sehr komplexe Frage und egal, wie man es dreht und wendet, man kommt irgendwo bei einer Ausnahmeregel raus. Selbst japanische Quellen, die ich finde, sagen nur “Muss man halt auswendig lernen.” Ist natürlich keine befriedigende Antwort. Ich denke, dass ich die Info mal mit in den Artikel integrieren sollte.

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