Oft wirst du beim Japanischlernen von transitiven und intransitiven Verben hören. Damit sind in Wirklichkeit selbst-bewegende und andere-bewegende Verben gemeint, die ein wenig anders funktionieren. Hier findest du alles heraus, was du darüber wissen musst.
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So funktionieren eigen- und anders-bewegende Verben
Ist das nicht das Selbe? In vielen Fällen funktionieren eigen-bewegende und anders-bewegende Verben genau wie transitive und intransitive. Entsprechend ist es kein so großer Fehler, sie gleichzusetzen. Allerdings gibt es durchaus auch Fälle, in denen du nicht mit der üblichen Denkweise aus dem Deutschen weiterkommst.
Der Unterschied der zwei Arten: Selbst-bewegende Verben bezeichnen Aktionen, die den Akteur selbst bewegen. Anders-bewegende hingegen bewegen andere Dinge. Selbsterklärender geht es fast nicht. Wenn du zum Beispiel aus dem Haus herausgehst, bewegst du dich selbst. Bringst du etwas heraus, bewegst du etwas anderes.
Viele Verben kommen in Paaren: Eine Menge Lehrbücher werden dich hier mit Listen bombardieren, die du auswendig lernen musst. Ich geb dir etwas besseres. Nämlich einfach die Regeln, mit denen du die jeweils andere Form des Verbs bilden kannst. So bekommst du häufig zwei Vokabeln zum Lernaufwand von einer!
So bildest du selbst- und andere-bewegende Verben
So funktioniert das Prinzip: Grundlage des Ganzen sind die beiden Verben する und ある , die du dir wie ein Yin-Yang vorstellen kannst. ある ist die Mutter aller selbst-bewegenden Verben. する ist der Vater der andere-bewegenden Verben.
- ある: Es heißt existieren und du kannst nichts anderes existieren. Es ist stets nach innen, auf einen Akteur selbst gerichtet.
- する: Heißt machen. Und du kannst nicht einfach nur in sich selbst etwas tun. Du musst stets irgendetwas machen.
Gesetze zur Unterscheidung: Um nun basierend auf dieser Logik zu erkennen, welches Verb selbst- und welches andere-bewegend ist, musst du nur 4 Gesetze befolgen:
1. Gesetz: する-Familiengesetz
Wenn ein Verb in す endet, ist es stets das andere-bewegende Verb. Denn す ist mit する verwandt. Das selbst-bewegende Verb endet hingegen meist auf える, allerdings nicht immer. Die große Ausnahme ist せる, das ebenfalls andere-bewegend ist.
Beispiele:
- 出る (でる) / 出す (だす)
- 壊れる (こわれる) / 壊す (こわす)
- 乗る (のる) / 乗せる (のせる)
Wegen der す-Endung, die mit する verwandt ist, erkennst du hier direkt, dass 出す (rausbringen) und 壊す (kaputt machen) das andere-bewegende Wort der jeweiligen Paare ist. Das selbst-bewegende Wort hingegen endet auf える. Das letzte Beispiel zeigt jedoch eine weitere Besonderheit. Denn 乗せる (jmdn. fahren lassen) endet mit dem え-Stamm und る, ist aber die andere-bewegende Form. Und jedes Wort, das auf せる endet, ist andere-bewegend.
2. Gesetz: ある-Familiengesetz
Endet ein Verb mit dem あ-Stamm + る, dann endet es mit dem Ton ある, dem Vater der selbst-bewegenden Verben. Entsprechend ist das Verb selbst-bewegend. Das andere-bewegende Pendant endet hier ebenfalls meistens auf える.
Beispiele:
- 上がる (あがる) / 上げる (あげる)
- 包む (つつむ) / 包まる (くるまる)
Das erste Beispiel folgt hier dem beschriebenen ある / える-Muster. Bei dem zweiten Beispiel passt das nicht mehr ganz. Allerdings ist das kein Problem. Denn auch hier siehst du an der Endung mit dem あ-Stamm gefolgt von る sofort, dass 包まる (sich einwickeln) das selbst-bewegende Wort ist. 包む (einwickeln) ist hingegen andere-bewegend.
3. Gesetz: Schaltergesetz
Wenn du den え-Stamm eines einfachen う-Verbs bildest und る anhängst, also eine える-Endung erschaffst, dann verändert das die Verbart. Ein selbst-bewegendes wird so zu einem andere-bewegenden Verb. Ein andere-bewegendes Verb hingegen zu einem selbst-bewegenden. Der Unterschied zum zweiten Gesetz ist, da bei diesem nicht う, sondern ある zu える wird.
Beispiele:
- 痛む (いたむ) / 痛める (いためる)
- 焼く (やく) / 焼ける (やける)
Die beiden Beispiele zeigen dir, dass der Wechsel in beide Richtungen funktioniert. 痛む (schmerzen) ist ein selbst-bewegendes Verb ist, das mit dem Schalter zu 痛める (verletzen), einem andere-bewegenden Verb wird. Bei 焼く (etwas verbrennen) und 焼ける (abbrennen) funktioniert es hingegen genau andersrum und ein andere-bewegendes wird zu einem selbst-bewegenden.
4. Gesetz: Sonderformen
Ein Großteil der Verben von Gesetz 3 werden so von む auf める gedreht. Und める ist stets ein Mitglied der andere-bewegenden Verben. Gleiches gilt für ぶ zu べる und つ zu てる.
Beispiele:
- 育つ (そだつ) / 育てる (そだてる)
- 並ぶ (ならぶ) / 並べる (ならべる)
Das selbst-bewegende Verb 育つ (aufwachsen) wird zu dem andere-bewegenden 育てる (aufziehen). 並ぶ (in einer Reihe stehen) und 並べる (nebeneinander stellen) funktionieren genauso.
So gehst du mit den Ausnahmen um
Die Ausnahmefälle: Gerade das dritte Gesetz lässt jedoch einige Fälle übrig, bei denen du dir nicht sicher sein kannst. Das sind く, ぐund う die respektive zu ける, げる und える werden, sowie eine Reihe von auf る endenden Verben, die nicht durch die bisherigen Gesetze abgedeckt werden.
Die Grundversion wird gedreht: Für die brauchst du etwas Erfahrung. Denn bei der Wendung von う auf える wird stets die Grundbedeutung in ihr Gegenteil verdreht. Du musst entsprechend nur wissen, was die Grundbedeutung letztendlich ist.
Beispiel für andere- zu selbst-bewegend: Das Verb うる bedeutet “verkaufen” und ist, offensichtlich, ein andere-bewegendes Verb. Immerhin muss es etwas geben, das du verkaufst. Die selbst-bewegende Version うれる ist von der Grundidee abgeleitet und wird hingegen genutzt wie ein “Das verkauft sich von selbst!” oder etwas umgangssprachlicher “Das verkauft sich wie warme Semmeln!”
Beispiel für selbst- zu andere-bewegend:したがう hingegen heißt so viel wie “befolgen” und die abgewandelte Version ist したがえる, was so viel heißt wie “befolgt werden von”. Die Grundidee ist das Befolgen an sich und die Version mit える ist auch hier nur eine Abwandlung dieser.
Wieso ist es nicht transitiv und intransitiv?
Das Problem: Ich sagte bereits, dass transitiv und intransitiv hier nicht die korrekten Bezeichnungen sind. Und das Beispiel mit したがう verdeutlicht das Problem. Das wird nämlich stets als intransitives Verb beschrieben. Also eines, das kein Objekt benötigt.
Beide Verben brauchen ein Objekt: Aber sowohl die selbst-bewegende Version wie die andere-bewegende Version des Wortes sind von einem Objekt abhängig. Denn man kann nicht einfach nur befolgen. Entsprechend sind beide Verben transitiv. Wenn jemand deinen Befehlen folgt, dann bewegst du selbst andere. Befolgst du hingegen jemandes Befehle, bewegst du dich selbst.
Im nächsten Kapitel geht es darum auszudrücken, etwas zu versuchen und im Zusammenhang damit eine Reihe weiterer Partikel.
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Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.
Juli sagt:
Mehr Beispiele wären gut. Man kann zwar jetzt ziemlich gut erkennen was selbst-bewegend und was anders-bewegend ist. Jedoch ist die Transformation schwierig zu verstehen. Hier würde es helfen viele Beispiele zu sehen und auch zu sehen wie sonder fälle aussehen.
Zumindest ich hatte Probleme das auf einfache Verben wie 飲む、開ける、食べる… selber anzuwenden.
Mathias Dietrich sagt:
Danke für den Hinweis! An sich ist der Gedanke immer, dass man die Beispiele dann während der Immersion sieht. Ich denke aber zumindest ein zwei Beispiele pro Regel wären in der Tat ganz sinnvoll. Ich werd das bei Gelegenheit mal aktualisieren.