Oft wirst du davon hören, wie die Konjugation in der japanischen Grammatik funktioniert. Das ist ein großes Missverständnis, dass ich hier aufkläre, um dir die Potentialform zu erklären.
Die Haupt-Hilfsverben
Was steckt hinter der Konjugation? Was viele Japanischlehrbücher als “Konjugation” bezeichnen, sind in Wirklichkeit die Haupt-Hilfsverben. Das Wort “Konjugation” nutze ich an dieser Stelle nur, damit du weißt, worum es geht, wenn du bereits etwas Vorwissen zur Sprache aus anderen Quellen hast.
Wie funktioniert Japanisch wirklich? Verben konjugierst du im Japanischen nämlich nicht. Du kombinierst nur eine ihrer vier Stammformen mit einem Hilfs-Verb oder -Adjektiv. Entsprechend musst du keine Konjugationstabellen auswendig lernen, sondern hauptsächlich deinen Wortschatz erweitern. Dazu zählen zum Beispiel auch “nai”, “tai” und “garu”, die du in den bisherigen Kapiteln kennengelernt hast.
Die Potentialform – られる (rareru) / る(ru)
So funktioniert sie: Die Potentialform bildest du, indem du bei Ichidan-Verben das る entfernst und das Hilfsverb られる eines Verbs anfügst. Bei Godan-Verben hingegen bildest du den e-Stamm und kombinierst ihn mit dem Hilfsverb る.

Beispiele:
- 買う (kau) → 買える (kaeru)
- 話す (hanasu) → 話せる(hanaseru)
- 持つ (motsu) → 持てる(moteru)
- 食べる (taberu) → 食べられる(taberareru)
Verwirrung bei Godan-Verben: Womöglich denkst du jetzt, dass gerade die Godan-Form verwirren könnte. Immerhin ist das Hilfsverb identisch mit dem う-Stamm von Ichidan-Verben ist. Allerdings kannst du sie nicht verwechseln, da das Hilfsverb stets mit dem e-Stamm der Godan-Verben kombiniert wird.
Die zwei Ausnahmen: Es gibt auch hier zwei Ausnahmefälle. Das sind wieder 来る (kuru – kommen) und する (suru – machen). Die werden folgendermaßen gebildet:
- 来る (kuru): 来られる (korareru)
- する (suru): 出来る (dekiru)
Die wahre Bedeutung der Potentialform
Sobald du die Potentialform mit が verwendest, kann es nach der üblichen Lehrbuchmethode zu Verständnisproblemen kommen. Um das zu verdeutlichen, wirf einen Blick auf das folgende Beispiel:
(私は)本が読める。
(Watashi-ha) hon-ga yomeru.
(Was mich angeht), das Buch lesen-möglich-machen.
Das Problem der Lehrbucherklärung: Hier solltest du dir noch einmal das Wissen aus den früheren Kapiteln in Erinnerung rufen. Üblicherweise wird erklärt, dass dieser Satz “Ich kann das Buch lesen.” bedeutet. Allerdings funktioniert das bekanntermaßen nicht, weil das は kein Subjekt markiert. Dein Subjekt ist das Buch selbst.
Die wörtliche Übersetzung: Willst du wörtlich sagen “Ich kann das Buch lesen.”, müsste es jedoch das Objekt des Satzes sein und entsprechend mit der Partikel を stehen. Der Satz würde dann “Watashi-ga hon-wo yomeru.” lauten. Während die Grammatik dieses Satzes korrekt ist, ist es jedoch kein natürlich klingendes Japanisch.
“Konjugation” der Hilfsverben
Die Besonderheit von Japanisch: Dir wird bereits aufgefallen sein, dass du die Hilfsverben selbst erneut einer Verbgruppe zuordnen kannst. る und られる sind ihres Zeichens nämlich wiederum Ichidan-Verben, deren Stamm du wieder ändern kannst, um sie mit noch mehr Hilfsverben zu verbinden. Zum Beispiel dem Hilfsverb für die Vergangenheit oder die Verneinung. Im Japanischen setzt du einfach nur vorgefertigte Bausteine zusammen.

Auf diese Art und Weise kannst du gar irreguläre Verben, also する und できる, mit weiteren Hilfsverben kombinieren, um ihre Bedeutung zu ändern.
Mit diesen 11 Kapiteln weißt du nun genug über die japanische Sprache, um dein Wissen an echten Texten ausprobieren und verbessern zu können. Das wird Teil von Kapitel 12, wo es um Kompositionssätze, die Verben くれる und あげる sowie weitere Verwendungsmöglichkeiten der て-Form geht.

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Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.