Japanischkurs
Kausativ im Japanischen

Der Kausativ und das “Kausativ-Passiv”

Mit dem Kausativ beschreibst du, dass du jemanden zu einer Tat veranlasst. Das wird dir zuzdem häufig in Kombination mit dem oft fälschlicherweise als “Passiv” bezeichneten Empfangs-Hilfsverb begegnen. Wenn du jedoch verstehst, wie beide wirklich funktionieren, verlieren sie viel von ihrem anfänglichen Schrecken!

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So nutzt du den japanischen Kausativ

Verbstamm und Hilfsverb: Das Kausativ-Hilfsverb tritt bei Godan-Verben in der Form せる auf und wird einfach an den a-Stamm eines Verbs angehangen. Bei Ichidan hingegen entfernst du wie immer das る am Verbende und ersetzt es mit させる. Im folgenden Bild siehst du das nochmal auf einen Blick, gemeinsam mit der des Empfangs-Hilfsverb.

Kausativ- und Passiv-Hilfsverb

Beispiele:

  • 買う(kau) – 買わせる (kawareru)
  • 聞く (kiku) – 聞かせる (kikareru)
  • 話す (hanasu) – 話せる (hanasareru)
  • 持つ (motsu) – 持たせる (motareru)
  • 食べる (taberu) – 食べさせる (taberareru)

Ausnahmen:

  • する (suru) – させる (saseru)
  • くる (kuru) – こさせる (kosaseru)

Kausativ und Empfang sind ein Paar: Dass ich hier beide in Kombination zeige, hat einen Grund. Un der hängt mit mit dem Unterschied zwischen den selbst-bewegenden und andere-bewegenden Verben zusammen. Denn られる und させる sind zwar nicht die entsprechenden Versionen voneinander, folgen aber durchaus dem gleichen Konzept. Ersteres ist mit ある verwandt, der Mutter der selbst-bewegenden Verben. Letzteres mit する, dem Vater der andere-bewegenden Verben. Entsprechend sieht auch ihre Bedeutung aus:

  • れる / られる: Zeigt an, dass die Aktion erhalten wird, die mit dem Hilfsverb kombiniert ist.
  • せる / させる: Lässt die Aktion, mit der es steht, von einem anderen Akteur ausführen.

Hilfsverben sind keine Konjugationen

Das Problem der Lehrbucherklärung: Dass Kausativ und Passiv für viele Lerner so schwer zu verstehen sind, liegt an der fehlerhaften Erklärung, die die Hilfsverben als Konjugation bezeichnen. Denn dadurch gehen sie davon aus, dass du nach wie vor nur ein einziges Verb vor dir hast. Was jedoch nicht stimmt und verhindert, dass du ihre Funktionsweise verstehen kannst.

Zwei Verben, zwei Subjekte: Denn in diesen Sätzen hast neben dem eigentlichen Verb noch das Kausativ- oder Empfangs-Hilfsverb. Verb und Hilfsverb beziehen sich jedoch auf unterschiedliche Subjekte. Etwas, das mit einem einzelnen konjugierten Verb nicht möglich wäre.

Beispiel: Im Satz  “すみとが犬に腕を噛まれた。” findest du zwei Verben und zwei verschiedene Akteure. Die Vergangenheitsform von れる ist das Hauptverb und bedeutet so viel wie “empfangen” oder “erhalten” und wird vom mit が markierten Subjekt ausgeführt. Das von 犬 ausgeführte beißen hingegen ist das sekundäre Verb und taucht in der Form von 噛ま auf. 

Satzstruktur eines Empfangs-Satzes

Der Kausativ funktioniert genauso

Beispiel für den Kausativ: Der Satz “犬を食べさせた。” hat ebenfalls zwei Akteure und zwei Verben. Was Lehrbücher dir jedoch nicht erklären können, da sie bereits das unsichtbare Subjekt nicht erklärt haben. Hier ist せた das Verb des Kernsatzes und heißt “veranlassen”. Das wird von Null-Ga ausgeführt, das durch den Kontext bekannt ist. In diesem Fall hier ist es einfach “Ich”. Der Hund hingegen macht 食べ, also das Essen.

Satzstruktur eines japanischen Kausativ-Satzes

Wie funktioniert das bei する-Verben? Es gibt im Japanischen die Möglichkeit, viele Substantive mit dem Verb する zu verbinden. Dessen Kausativ-Form ist させる. Ein Satz wie 犬を散歩させた würde dementsprechend aus dem Substantiv 散歩 (Spaziergang) und dem Verb させる bestehen. Das funktioniert jedoch nach wie vor identisch. Und den Grund siehst du bereits an meinen Erklärungen.

Denn ich nutzte bei der deutschen Version häufig bereits eine Substantivierung des Verbs. Du könntest etwas sagen wie “Ich führe das Spazieren herbei.” Das Spazieren selbst macht nacht wie vor ein anderer Akteur, während du die Person bist, die das “herbeiführen” macht. Dazu kommt, dass die Verbundsform des Japanischen beizeiten auch wie eine Substantivierung funktioniert.

Die Bedeutung der Kombination

Was heißt せる / させる? Der Kausativ wird oft als “erlauben” oder “zwingen” übersetzt. Und wenn du lokalisierst, ist das je nach Kontext korrekt. Die naheliegendste Übersetzung wäre jedoch “herbeiführen”. Was natürlich auch durch das Erlauben oder Zwingen zu einer Aktion durchgeführt werden kann.

Ein Beispiel: “犬を食べさせた” bedeutet im neutralen Kontext weder, dass du den Hund zum Essen zwingst, noch, dass du es erlaubst. Stattdessen beschreibt er, dass du ihm Essen hingestellt und somit eine Umgebung geschaffen hast, in der der Hund essen kann.

を oder に? Die richtige Partikel des Kausativ

Partikeln sind nicht zufällig: Die Wahl der richtigen Partikel kann dennoch Verwirrungen hervorrufen. Hier musst du allen voran bedenken, dass die jedoch alle eine festgelegte Bedeutung haben, die sich auch niemals ändert. Selbst, wenn manch ein Lehrbuch anderes behauptet. Wenn du das Kapitel noch nicht gelesen hast, oder meinen Guide erst durch diesen Artikel hier gefunden hast, empfehle ich dir, das an dieser Stelle nachzuholen.

Hilfe für die Entscheidung: Du musst dich zwischen に, was ein Ziel markiert, und を, dem Objekt-Marker entscheiden. Letzterer würde bedeuten, dass der veranlasste Akteur keine eigene Meinung bei der Sache einbringen kann und wie ein lebloser Gegenstand behandelt wird. Entsprechend würdest du es eher nutzen, wenn jemand zu etwas gezwungen wird. に hingegen bezeichnet ein Ziel und eignet sich besser bei einer beidseitigen Entscheidung.

Es ist nicht eindeutig: Dabei musst du aber immer bedenken, dass せる / させる kein reines Zwingen oder Erlauben ist, sondern viele verschiedene Abstufungen dazwischen kennt. Zudem gibt es auch Sätze, in denen die herbeigeführte Aktion selbst ein mit を markiertes Objekt besitzt. In derartigen Sätzen kann aber nur ein einziges を auftauchen. Entsprechend markierst du das Ziel des Herbeiführens in diesen Fällen immer mit に.

Die Kombination mit dem Empfangs-Hilfsverb

Hab keine Angst! Wenn du die richtige Funktion von Kausativ und Passiv verstanden hast, ist das schlimmste an der Kombination nur noch ihre Länge. Bedenke also immer, dass die Hilfsverben des Japanischen zwar stets mit anderen Verben zusammenstehen, aber dennoch vollständige Verben sind.

Die Bildung: Das Kausativ-Hilfsverb, wie auch das für Potential und Empfang, ist ein Ichidan-Verb. Willst du also das Empfangs-Hilfsverb anhängen, machst du das selbe, wie mit allen anderen Ichidan-Verben: Das る entfällt und wird mit dem Hilfsverb ersetzt.

Kombination von Kausativ- und Empfangs-Hilfsverb

Drei Verben in einem Satz: Mit dieser Kette bekommst du Sätze, in denen gleich drei verschiedene Verben vorkommen. Entsprechend hilft es an dieser Stelle erst einmal weiter, wenn du einen Blick auf die Satzstruktur des Beispiels wirfst:

Beispielsatz mit Kausativ- und Empfangs-Hilfsverb

Welcher Akteur für welches Verb? Durchzusehen, wer was macht, ist aber nicht schwer. Denn die Person, die erhält und die eine bestimmt Aktion ausführt, muss immer die selbe sein. Nur der Herbeiführer ist jemand oder etwas anderes. Das bedeutet, dass das erste und das letzte Verb im Satz das selbe Subjekt besitzen.

So funktioniert das: Im Beispielsatz bist du die Person, die die Aktion des “abwaschen herbeiführen” erhält. Entsprechend musst du auch die Person sein, die letztendlich abwäscht. Der Veranlasser selbst hingegen ist jemand anderes, der in diesem Satz nicht genannt wird. Lokalisiert könnte man hier von “zum Abwaschen gebracht werden” reden.

Und nachdem du jetzt diesen normalerweise als sehr schwer erachteten Teil der japanischen Grammatik verstehst, geht es im nächsten Kapitel etwas einfacher mit dem Ko-So-A-Do-System weiter.

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Die Text-Version des Grammatik-Guides ist komplett kostenlos. Du kannst ihn aber auch als physisches Buch oder eBook kaufen. Mehr Infos dazu findest du hier:
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Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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