Japanischkurs
Beim Vokabeln lernen gehen viele falsch vor.

Vokabeln lernen: Den effektivsten Weg nutzen die Wenigsten!

Wer eine Sprache lernen will, wird sich schnell in Vokabelkarten vergraben. Allerdings ist das der unwichtigste Teil, den man gar komplett streichen kann. Die meisten Menschen ignorieren die wichtigste Methode zum lernen, oder schieben ihn immer weiter auf. Hier zeig ich dir wie du am besten Vokabeln lernst!

Lerne mit Immersion

Wenn du meinem Guide von Anfang an gefolgt bist, wird dir hier einiges bekannt vorkommen. Ich will es dennoch noch einmal für all jene wiederholen, die diesen Artikel anderweitig gefunden haben. Denn es ist wichtig, wenn es darum geht, zu verstehen, wie du Vokabeln lernen und die Karteikarten anlegen solltest.

Wie lernen wir Sprachen? Viele denken, dass man sich eine Sprache aneignet, indem man Vokabellisten und Grammatik auswendig lernt und sein Wissen mit Übungen überprüft. Das ist allerdings nicht der Fall! In den 80er Jahren offenbarte der Linguist Stephen Krashen, dass sich jeder Mensch eine Sprache auf dem gleichen Weg aneignet und fasste das mit zwei Sätzen zusammen:

We acquire language in one way and only one way. When we understand messages.

Wir lernen Sprachen auf einem und nur auf einem Weg. Wenn wir Botschaften verstehen.

Stephen Krashen on Language Acquistion

Hier klicken, um den Inhalt von www.youtube-nocookie.com anzuzeigen

Um dir Vokabeln anzueignen sind Karten komplett optional! Denn deinen Wortschatz erweiterst du, indem du dich mit der Sprache umgibst. Also indem du etwa ein Buch nimmst, dir eine Serie ansiehst oder ein Spiel in deiner Zielsprache spielst. Die einzig notwendige Hilfestellung ist ein Wörterbuch. Sobald du ein Wort siehst, das du nicht verstehst, schlägst du es nach. Und auf Dauer bleiben die Vokabeln ganz nebenbei hängen, da du sie immer wieder brauchst.

Häufige Worte siehst du öfter: Dadurch bekommst du zudem ganz natürlich häufig auftauchende Worte schneller mit. Denn die wirst du wesentlich häufiger lesen. Und das stete Nachschlagen, wenn du es vergessen hast, ähnelt einer Vokabelkarte. Mit einem wichtigen Unterschied: Hier lernst du die Worte im Kontext mit einer speziellen Erfahrung und hast zudem immer den Erfolg, einen neuen Satz verstanden zu haben. Das motiviert!

Wieso funktioniert das? Eine Sprache lernst du nicht auswendig. Du eignest sie dir an. Deswegen siehst du auch nie ein Kind, das seine Muttersprache lernt, indem es den ganzen Tag auf Vokabelkarten blickt. Sie sind einfach mit der Sprache umgeben und bekommen so mit, wie man bestimmte Dinge bezeichnet und auch, wie die Grammatik einer Sprache funktioniert. Dadurch erwerben sie, was wir letztzendlich als Muttersprachgefühl kennen.

Doch wie schlage ich Kanji nach? Bei Sprachen mit vielen unbekannten Schriftzeichen kann das Nachschlagen beizeiten kompliziert werden. Wenn du etwa Japanisch lernst, wirst du sehr oft mit Kanji konfrontiert, die du noch nicht kennst. Hier helfen moderne Methoden weiter. Allen voran Google Lens. Wie du das einsetzt, um Zeichen nachzuschlagen, deren Bedeutung und Aussprache du noch nicht kennst, findest du im Kapitel zur Immersion heraus:

Was ist das Problem mit klassischen Vokabelkarten?

Vokabelkarten entfernen den Kontext: Viele Dinge werden in anderen Sprachen auf eine ganz andere Art und Weise ausgedrückt, als du es gewohnt bist. Während du auf Deutsch z.B. sagen würdest “Ich komme zu dir”, drückst du die selbe Idee auf Japanisch mit dem Satz “Ich gehe zu dir” aus. Wenn du jedoch ausschließlich gelernt hast, dass “kuru” auf Deutsch “kommen” heißt, würdest du es falsch anwenden. Bei Immersionslernen fällt dir hingegen die andere Anwendung auf. Und derartige Unterschiede wirst du in allen möglichen Sprachen finden.

Viele vorgefertigte Decks sind nicht zielgerichtet: Ganz egal, welche Sprache du lernst. Du wirst online ohne Probleme vorgefertigte Decks für die Karteikarten-App Anki finden. Allerdings teilen sich die meisten das gleiche Problem. Das Ziel, das der Erschaffer in Gedanken hatte und das du verfolgst, werden so gut wie immer unterschiedlich sein. Vokabeln, die die Ersteller solcher Decks oder Lehrbücher für sinnvoll erachten, sind oft Worte, die du selbst nie benötigen wirst.

Unterricht ist kein guter Spracherwerb: Dass viele auf solche ineffizienten Methoden setzen, liegt am typischen Unterricht. Denn dort musst du dich auf Tests vorbereiten. Für dieses klassische Abfragen reicht das Auswendiglernen, auch wenn du die Vokabel eine Woche später wieder vergessen hast. Wenn du aber ein richtiges Gefühl für die Sprache bekommen willst, bringt das nichts. Und viele kennen das Problem: “Ich kannte das Wort mal, aber ich habe es wieder vergessen!”

Können Vokabeldecks dennoch lohnen?

Vorbereitung für die Immersion: Richtig eingesetzt können Karteikarten sehr hilfreich sein. Dazu musst du aber genau wissen, was du tust und dich nicht nur auf sie konzentrieren. Das kannst du mit verschiedenen Methoden erreichen. Zum Beispiel kannst du Vokabeln in Vorbereitung auf ein bestimmtes Buch, einen Film oder ähnliches lernen und sie dann direkt festigen, indem du sie liest oder anschaust. Noch besser ist es aber, wenn du dir gleich Immersionskarten machst!

Erstelle dein eigenes Deck! Der Inhalt ist dann ganz auf deine Interessen zugeschnitten und enthält nur die Wörter, die du wirklich brauchst. Wenn du Anki verwendest, helfen dir auch diese Einstellungen. Die große Frage für dich ist, wie genau du deine Karten aufbaust.

Welche Infos sollten auf deine Karten?

Immersion mit Vokabelkarten: Vokabelkarten, bei denen du auf der einen Seite das Wort und auf der anderen Seite die Übersetzung hast, sind äußerst ineffizient und helfen dir kaum weiter. Deshalb spreche ich statt von Vokabelkarten von Immersionskarten. Bei diesen geht es darum, so viel Kontext wie möglich auf die Karte zu bringen, so dass das Durchgehen deiner Karten selbst zur Sprachanwendung wird.

Text, Bild und Ton: Schreibe nicht nur ein Wort und seine Übersetzung auf deine Karte. Vielmehr solltest du auch einen selbst gewählten Beispielsatz – am besten direkt aus dem Werk, in dem dir das Wort begegnet ist -, ein Bild mit Kontext und eine Tonaufnahme verwenden. Letzteres ist natürlich nur digital und nicht mit physischen Karten möglich.

Einsprachige Erklärung statt Übersetzung: Im Idealfall verwendest du auch keine Übersetzung, sondern eine Worterklärung aus einem einsprachigen Wörterbuch. Denn das Lesen und Verstehen einer solchen Definition ist seine ganz eigene Immersion. Außerdem ist es oft genauer als eine direkte Übersetzung.

Schnell und bequem: Das klingt nach viel Arbeit. Doch mit Jidoujisho gibt es eine App, die dir einen Großteil dieser Arbeit für Japanisch abnehmen kann und mit nur wenigen Klicks sehr umfangreiche und vor allem effektive Karten erstellt. Wie das genau funktioniert, erfährst du, wenn du auf den grünen Button unten klickst:

Wie designst du deine Karten?

Nutze aufklappbare Felder: Das Standardkartenlayout von Jidoujisho ist bereits sehr effektiv. Wenn du möchtest, kannst du es aber noch verbessern und dafür sorgen, dass du verschiedene Lernziele mit den gleichen Karten erreichen kannst.

Was kommt auf Vorder- und Rückseite? Es ist wichtig zu wissen, welche Informationen du auf die Vorder- und Rückseite der Karten schreibst. Dabei lohnt es sich, mit Klappfeldern oder verschiedenen Abfragerichtungen zu arbeiten, um genau zu entscheiden, welche Informationen du direkt siehst und an welche du dich erinnern musst.

Was willst du lernen? Die große Frage ist dein Ziel. Wenn du zum Beispiel dein Hörverständnis verbessern möchtest, kannst du dir zuerst eine Audiodatei anhören und dann über die Bedeutung nachdenken. Oder du nimmst die Audiodatei nur zur Unterstützung auf die Rückseite und ein Bild oder eine einsprachige Wortbeschreibung auf die Vorderseite.

Beachte den Kontext: Generell empfehle ich aber immer, irgendwie Kontext herzustellen. Also nie nur ein einzelnes Wort anzeigen – wie es bei Jidoujisho standardmäßig der Fall ist – sondern immer auch die Verwendung. Denn in der Regel siehst du die Wörter sowieso nie isoliert und allein.

Wenn du noch nicht weißt, wie du das Design deiner Karten in Anki verfeinern kannst, dann solltest du einen Blick in den folgenden Artikel werfen:

Wie solltest du lernen?

Die verschiedenen Lernrichtungen: Diese Ausführungen sollten auch eine weitere Frage beantworten. Nämlich die nach der Lernrichtung. Oft fragen sich Lerner, ob sie sich das Wort in der Zielsprache anschauen und dann in die Muttersprache übersetzen sollen, oder ob sie es lieber umgekehrt machen oder am besten beides tun sollten. Schließlich will man ja sowohl den Input verstehen als auch Output produzieren! Aber das kann sogar nachteilig sein!

Im besten Fall einsprachig! Diese Frage stellt sich schon deshalb nicht mehr, weil deine Karten im besten Fall ohnehin einsprachig in deiner Zielsprache verfasst sein sollten. So hast du immer etwas von den Karten. Egal, ob du das Wort siehst und an eine einsprachige Erklärung denkst oder umgekehrt.

Deine Muttersprache nur als Hilfsmittel: Eine direkte Übersetzung in deine Muttersprache ist dagegen am besten als ausklappbares Feld auf der Rückseite einzubauen, um deine Lösung im Notfall noch einmal überprüfen zu können, falls du trotz des Kontext wie Bildern und einsprachigen Erklärungen immer noch unsicher bist. Außerdem wirst du am Anfang kaum darauf verzichten können, da du letztere noch nicht verstehen wirst.

Einsprachig denken ist das Ziel: Dein Ziel ist es nicht, übersetzen zu können. Dein Ziel ist es, einsprachig zu denken und einen Gedanken ohne Umwege zu erfassen. Das ist vor allem deshalb sinnvoll, weil sich viele Wörter und Aussagen sowieso nicht 1:1 übersetzen lassen. Es macht also keinen Sinn, zu üben, ein Wort in deiner Muttersprache zu sehen und dann die Übersetzung in der Zielsprache zu finden.

Wo kannst du Vokabeln üben?

Ich beschäftige mich hier vorangig mit Japanisch. Allerdings können dir die Tipps auch helfen, wenn du eine andere Sprache lernen willst. Doch wenn du meinem Guide wegen Japanisch folgst, stellt sich dir nun bestimmt die Frage, wie du die Sprache überhaupt anwenden und üben kannst, um auf dem hier beschriebenen Weg Vokabeln zu lernen. Die Antwort gibt es im nächsten Kapitel!

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

  1. Theresa sagt:

    Vielen lieben Dank für die vielen Tipps! 🙂

    Ich lerne seit ca. 3 Jahren Japanisch und merke erst jetzt, das ich wirklich SEHR viel beim Lernen falsch gemacht habe.
    Hatte auch in letzter Zeit sehr starke Motivationseinbrüche, da sich kaum Fortschritte bemerkbar machten.

    Ich werde mal meinen kompletten Lernplan auf den Kopf stellen und versuchen, viele Vorschläge von hier einzubauen.
    Ich hoffe das bringt wieder Schwung in die ganze Sache 😀

    • Mathias Dietrich sagt:

      Bitte, bitte! Ich hab mehr als zehn Jahre gebraucht, um zu merken, dass bei mir auch einiges falsch lief. 😀 Jetzt sitz ich nur noch da, spiele Spiele auf Japanisch und merke immer wieder, wie viel leichter die Sprache einem durch diese stetige Anwendung fällt!

©
2024
Kawaraban | Hosting von bugfish.eu