Japanischkurs
Sprachkurs Japanisch Kritik

Japanischkurs sinnvoll? Meine Erfahrungen nach 7 Sprachkursen!

Ein Japanischkurs oder Unterricht hilft dir nicht weiter. Denn er löst dein größtes Problem beim Lernen nicht, sondern verstärkt es womöglich nur und hat zudem eine Reihe weitere Probleme, die mir gar ein Japanischlehrer bestätigte. Anhand meiner jahrelangen Erfahrungen mit Japanischkursen sag ich dir, wieso du sie vermeiden solltest.

Die Probleme von Japanischkursen

Seit ich angefangen habe, Japanisch zu lernen, hab ich an insgesamt sieben Sprachkursen teilgenommen:

  • Ein VHS-Kurs mit einem deutschen Lehrer
  • Ein regulärer Universitäts-Kurs über vier Jahre hinweg bei einem deutschen Lehrer
  • Ein freiwilliger Vertiefungskurs an der Uni, ebenfalls mit deutschen Lehrer
  • Eine freiwillige Wiederholung des Uni-Kurses bei einem japanischen Lehrer
  • Drei Sprachkurse auf verschiedenen Leveln an einer Uni in Japan mit japanischen Lehrern

Sprachkurse hielten mich auf! Und ganz unabhängig von Lehrer, Art und Land, hinterließen alle das Gefühl, mich nicht weiter zu bringen, sondern sogar meine persönlichen Lernanstrengungen zu behindern. Letztendlich habe ich sieben Lehren aus der Erfahrung gezogen.

Lehrer kennen die Probleme: Diese Eindrücke basieren zudem nicht nur auf meiner persönlichen Erfahrung. In einem Gespräch mit einem Japanischlerner erklärte der mir, dass man in Kursen bewusst versimplifiziertes Japanisch beibringt. Denn letztendlich sind die Kurse auf Unterhaltung ausgelegt, und sollen die Illusion schneller Fortschritte erzeugen, da sonst die Motivation der Lerner nachlasse und sie den Kurs verlassen. Zitat:

Das ist für die ein, zwei Leute in einem VHS-Kurs, welche sich da wirklich einarbeiten wollen, natürlich frustierend.

1. Die Zeit reicht nicht aus

Japanisch Kurs Zeit
Der Sprachunterricht ist nie lang genug, um dir ausreichend Übung zu geben.

So viel Zeit musst du investieren: Stell dir einmal die Frage, wie viel Zeit du brauchst, um eine Sprache fließend zu sprechen. Ich gebe dir direkt die Antwort: Dem Foreign Service Institute der Vereinigten Staaten zufolge zwischen 420 und 720 Stunden. Abhängig davon, wie stark deine Muttersprache mit der zu erlernenden verwandt ist. Und das nur, um eine grundlegende Sprachbeherrschung zu erreichen.

Wie viel Zeit verbringst du in einem Sprachkurs? Vielleicht 2 Stunden die Woche? Maximal 4? Ein verschwindend geringer Anteil also, wenn du Japanisch fließend beherrschen willst. Kurz gesagt: Die meiste Zeit wirst du die Sprache sowieso außerhalb eines Kurses lernen. Und das nicht mit Aufgaben wie in einem Kurs, sondern am besten mit Immersion. Denn nur, wenn du mit normalen Japanisch umgeben bist, kannst du lernen, wie normales Japanisch funktioniert. Wenn du dich ausschließlich auf einen Kurs stützt, wirst du dein Ziel nie erreichen.

Vier Jahre und kein Erfolg: Das merkte ich vor allem bei meinem Uni-Kurs. Denn deren Teilnehmer waren berühmt-berüchtigt dafür, nicht wirklich Japanisch zu können. Und dass es zu diesen Problemen kommen würde, teilte man uns bereits sehr früh mit. Denn es fehlten Tandempartner und es gab keine Initiative seitens der Uni, uns zum Lernen, oder besser noch zur Immersion, in der Freizeit anzuspornen.

Kaum einer konnte Japanisch: Das wäre jedoch nötig gewesen um die Sprache auf ein gutes Niveau zu bringen. Deswegen konnten nur wenige Teilnehmer, die noch regelmäßig außerhalb der Uni aus komplett eigenem Antrieb lernten, die Sprache effektiv anwenden und wanderten zum Teil gar nach Japan aus. Die meisten anderen hatten hingegen nie das Gefühl, Japanisch zu können und haben das Gelernte zum Großteil wieder vergessen – obwohl sie laut Lehrern und Tests auf JLPT-N2-Niveau waren. Ganz einfach, weil sie nicht gut genug Zeit mit der Sprache in einem natürlichen Umfeld verbrachten.

2. Fehlender Mehrwert zum alleine lernen

Aufbruch zur Reise, japanische Grammatik zu lernen.
Erklärungen zur Japanischen Sprache bekommst du heutzutage ganz einfach kostenlos.

Das Material bekommst du zuhause: Bei meinen Uni-Kursen fragte ich mich an sich schnell, wieso ich sie eigentlich noch besuche. Denn es lief stets nur darauf hinaus, dass wir Übungen durchgingen, die ich auch zuhause machen kann. Und auch die Erklärungen des Lehrers ließen sich 1:1 in zahlreichen Lehrbüchern nachlesen.

Der typische Kursablauf: Entsprechend ging es nur darum, einfache Aufgaben oder versimplifizierte Texte zu nehmen und diese dann Schritt für Schritt zu übersetzen. Reihum. Jeder kommt mal dran und muss einen Satz ansagen. Aber für sowas brauchst du keinen Kurs. Texte auf Japanisch findest du für alle JLPT-Level mit einer kurzen Suche online. Zugang zu richtigen Japanischen Medien gibt es ebenfalls für alle Niveaustufen bei Youtube, Netflix und co.

Gruppen findest du online: Auch die kurzen Gruppenübungen mit Gesprächen bieten kaum Mehrwert, für den es sich zu zahlen lohnt. Denn Lerncommunities gibt es im Internet mehr als genug und ein etwaiger japanischer Tandem-Parnter, mit dem du dich direkt austauschen kannst, kann dich viel eher auf Fehler hinweisen.

Das Wissen gibt es gratis: Zudem findest du das Wissen, für das du in einem Kurs bezahlst, auch kostenlos. Zum Beispiel in meinem Online-Kurs, in dem ich dir die japanische Grammatik basierend auf dem Wissen aus Grammatiken für japanische Muttersprachler beibringe:

3. Kurse bringen dir falsches Japanisch bei

Das größte Problem: Das führt uns jedoch auch zum schwerwiegendsten Problem. Denn Sprachkurse bringen dir Japanisch nichtmal richtig bei. Das ist unerwartet. Immerhin wurden sie ja genau dafür erschaffen. Doch wie Eingangs bereits geschrieben, befürchten die Lehrer, dass die Schüler nach einer Woche verschwinden, wenn sie die richtige Japanische Grammatik sehen. Deswegen wird eine vereinfachte Variante unterrichtet, die logisches Verständnis der Sprache mit Auswendiglernen von erfundenen Regeln ersetzen will, die in keiner einzigen Grammatik für japanische Muttersprachler beschrieben werden.

Deutsch und Englisch als Grundlage: Diese Erklärungen basieren dann auf englischer und deutscher Grammatik. Dadurch kannst du niemals erkennen, wie Japanisch wirklich aufgebaut ist und funktioniert. Stattdessen versucht man unerklärbare Regeln rechtzufertigen, bei denen Adjektive plötzlich Verben werden und Partikel spontan ihre Funktion ändern.

Japanisch wird nicht ernst genommen: Leider hat das Tradition. Heisig, der etwa die heutzutage etablierte Form zum Lernen von Kanji niederschrieb, stieß damit bei seinen Lehrern auf viel Wiederstand. Die gingen davon aus, dass Ausländer sowieso nicht alle Kanji lernen können und nach ein paar hundert aufhören. Das ist keine Geschichte der Vergangenheit. Heisig ist unser Zeitgenosse und er lebt heutzutage in Japan.

4. Sprachkurse halten dich auf

Klassenzimmer in Japan
Wenn man Japanisch lernen will, dann stören Nachzügler. (Bild: Pakutaso)

Unterschiedliches Lerntempo: Kurse werden dich aber auch an sich aufhalten und aus den verschiedensten Gründen für Frust sorgen. Dafür sorgen einmal die Gruppendynamik einer Klasse, aber auch das Problem, dass dir Sprachkurse ein höheres Sprachniveau suggerieren, als du es wirklich hast.

Zeit ist Geld: Die meisten Menschen besuchen einen Japanischkurs im Gegensatz zur Schule freiwillig. Sie wollen also lernen. Doch nicht jeder Mensch lernt gleich schnell. Die Anwesenden bezahlen die Kurs-Teilnahme mit ihrem hart erarbeiteten Geld und wollen dafür natürlich so viel Gegenwert wie möglich bekommen. Es geht nicht nur darum, einen Schein abzustauben. In Japan geben sie gar extra viel Geld aus, um so einen Kurs an einer japanischen Uni besuchen zu können.

Konflikt ist vorprogrammiert: Das bedeutet, dass jede Nachfrage, wenn ein Teilnehmer etwas nicht versteht, für verlorene Zeit und damit Geld sorgt. Das sorgte in meinen Kursen für Spannungen und gar zwischen­menschliche Konflikte. Denn es gab stets diesen Gedanken: “Wäre der nicht, könnten wir hier viel schneller vorankommen!”.

Eine falsche Sicherheit: Gleichzeitig vermitteln Kurse das Gefühl eines falschen Fortschritts. Wenn du die zahlreichen Lektionen und Tests in einem Sprachkurs bewältigst, denkst du, du wirst besser. Darauf basierend loben viele Menschen schließlich auch Kurse. Doch sobald sie sich an ein normales Werk wagen, verstehen sie plötzlich gar nichts mehr und das eigentliche Niveau wird offenbart. Die Schuld wird aber nicht bei Kursen gesucht. Stattdessen denken die meisten dann nur “Dann muss ich halt noch mehr lernen!” und geraten damit in einen Teufelskreis. Sie besuchen ewig weiter Kurse und pauken Vokabeldecks, bis sie irgendwann frustriert aufgeben, da sie nichts davon voranbringt.

Kein Nachteil ohne Kurs: Wenn du dich hingegen dazu entscheidest, einfach das vorandene Material eines Kurses zu nutzen um vorauszulernen, und gar direkt natürliche Anwendung suchst, dann kannst du genausogut auf den Kurs verzichten. Denn letzten Endes eignest du dir das Wissen dann sowieso komplett alleine an und freust dich im Kurs nur noch über das Gefühl, alles schon zu können.

5. Dein Ziel ist ein anderes

Nicht jeder ist ein Austauschstudent: Sprachkurse bringen dir zudem immer sehr spezifisches Wissen bei. Im Regelfall drehen sie sich um Austauschstudenten oder Geschäftsreisen. Dazu kommen noch eine Reihe von Alltagssituationen, mit denen du vielleicht nicht einmal konfrontiert wirst. Das letztendliche Ziel ist, den JLPT zu bestehen. Den kannst du jedoch bestehen, ohne die Sprache anwenden zu können. Ebenso kannst du fließend Japanisch sprechen und beim JLPT durchfallen. Schulunterricht und Spracherwerb folgen einfach komplett anderen Prinzipien.

Jeder braucht andere Vokabeln: Die meisten werden aber auf Japanisch über ihre Hobbies reden wollen. Die dafür notwendigen Vokabeln bringen dir Kurse jedoch nicht bei. Ein besonders populäres Beispiel sind Anime. Selbst, wenn du den JLPT N1 mit einer perfekten Punktzahl abschließt, könntest du nur 60 Prozent der ersten Episode von Naruto verstehen.

Kurse verfolgen andere Ziele: Denn das spezifische Wissen fehlt und Kurse motivieren dich nicht dazu, es dir zu suchen. Stattdessen versuchen sie, dich eher zur Anmeldung für den nächsten Kurs zu bewegen. Die finanziellen Interessen von Sprachkursen stehen in direkten Konflikt mit dem Interesse der Schüler, eine Sprache so effektiv wie möglich zu lernen.

6. Nur eine Art von Kursen taugt was

Privatunterricht Japanisch
Während des Privatunterrichts, kann dein Lehrer auf dich reagieren. Dennoch musst du auch außerhalb des Kurses lernen. (Bild: Pixabay)

Zum Sprechen lohnt ein Privatlehrer: Wenn du einen Kurs belegen willst, dann solltest du definitiv nach einem Privatlehrer Ausschau halten. Das hat jedoch nichts mit Wissensvermittlung zu tun, viel eher geht es hier darum, einen verlässlichen Tandem-Partner zu haben.

Lerne bei Muttersprachlern: Da Kommunikation in Japan ganz anders abläuft als in Deutschland, ist allerdings von deutschen Lehrern abzuraten. Denn mit denen könntest du zwar Japanisch reden, allerdings würden die Gespräche der deutschen Kultur folgen. Ein japanischer Lehrer hingegen kann dich auf kulturelle Unterschiede hinweisen und hat ein Muttersprachgefühl.

Tandem-Plattformen helfen: Natürlich kannst du auch versuchen, ein Tandem kostenlos online zu bekommen. Das ist aber sehr vom Glück abhängig. Meiner Erfahrung nach schlafen die meisten Gespräche sehr schnell wieder ein, da man entweder noch nicht gut genug miteinander kommunizieren kann, oder einfach nicht auf der richtigen Wellenlänge ist. Zudem hilft die Vernetzung über die zahlreichen sozialen Netzwerke. Denn nicht nur Lehrer besitzen Wissen über die Sprache, sondern auch all jene, die Japanisch in der Vergangenheit selbst gelernt haben.

7. Die Lösung für all diese Probleme

Lern einfach kostenlos! Ich habe einen Onlinekurs erstellt, den du hier direkt auf der Seite nutzen kannst. Der erklärt dir alles, was du zur Sprache selbst wissen musst, bringt dir die Grammatik aus Sicht von Japanern bei und gibt dir einen Leitfaden, wie du deine Kentnisse mit Immersion weiter vertiefen kannst.

Reise nach Japan! Da du weder Lehrmaterial noch Kurse bezahlen musst, sparst du Geld. Das kannst du am besten in eine Japanreise investieren! Denn dich direkt in dem Land aufzuhalten, mit der Sprache zu umgeben und auch mal gezwungen zu werden, Japanisch zu sprechen, lohnt sich viel mehr als jeder Kurs. Absolut jeder den ich kenne, der Japanisch kann, schiebt sein Können darauf, sich letztendlich auf die ein oder andere Art und Weise mit der Sprache zu umgeben. Das ist der eigentliche Vorteil von Sprachreisen wie etwa einem Austauschstudium oder einem Working Holiday in Japan.

Die Popkultur hilft dir weiter: Um dich mit der japanischen Sprache zu umgeben, musst du aber nichtmal nach Japan fliegen. Das kannst du heutzutage auch bereits ganz einfach von zuhause aus machen! Wie du etwa Anime oder sonstige japanische Medien nutzt, um deine Sprachkenntnisse zu verbessern, erfährst du im Video:

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Wichtig: Lass dich nicht demotivieren!

Viele Personen werden dir womöglich versuchen mitzuteilen, dass es unmöglich ist, eine Sprache ohne Lehrer oder Kurs zu lernen. Von solchen Aussagen solltest du dich nicht beirren lassen, sondern einfach deine Anstrengungen durchziehen.

Ich selbst habe diese Behauptung bereits mehrmals gelesen und im Kindesalter sorgte sie dafür, dass ich aufhörte, aus eigenem Antrieb für mich selbst Französisch zu lernen. Eine Sprache, die ich bis heute nicht kann. Frage dich im Angesicht dieser Äußerungen einfach selbst: Was genau bietet ein Kurs, das du nicht anderweitig in besser erhalten kannst?

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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