Japanischkurs
Japanisch Lernen mit refold.la

refold.la ist groß im Trend, doch taugt es zum Japanisch lernen?

Eine Methode namens refold.la überzeugt derzeit eine ganze Reihe von Japanischlernern. Aber taugt sie wirklich, oder ist es nur ein grundloser Hype? Ich hab sie mir genauer angesehen und erkläre dir, was genau dahintersteckt!

Wer steckt dahinter? Der Gründer von refold.la ist ein bekannter Youtuber namens “Matt vs Japan”, der eigenen Aussagen zufolge von der Sprachgemeinschaft als der weltweit zweitbeste Sprecher von Japanisch als Fremdsprache angesehen wird. Dass er die Sprache auf jeden Fall beherrscht, beweist er mit seinen Videos:

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Der beste Weg, Japanisch zu lernen?

Bereits in seiner Beschreibung rühmt sich refold.la damit, dich auf ein Sprachniveau zu heben, auf dem du Japanisch selbstsicher verwenden kannst um damit nicht nur Smalltalk zu führen, sondern auch einen Job zu finden, zu daten oder eine Uni zu besuchen, an der die Kurse in einer Fremdsprache abgehalten werden.

Um das Ziel zu erreichen bietet dir die Webseite allen voran eine Roadmap an, die dir den Ablauf erklärt. Rühmt sich gleichzeitig aber auch damit eine aktive Community zu haben und vor allem auch umfangreiche Ressourcen, die dir beim Erlernen der Sprache behilflich sein sollen.

Das Schlüsselwort: Immersion

Im Kern des ganzen steht Immersion. Die Methode setzt stark darauf, dass du dich so gut es nur geht mit einer Sprache umgibst und so lernst, sie zu verstehen. Sobald das geschafft ist, so soll es ein leichtes sein, sie auch selbst zu sprechen.

Ganz ohne Vokabeln und Grammatik? refold.la grenzt sich dabei explizit von der klassischen Methode ab, bei der du Vokabeln und grammatische Formen lernst, um so Sätze zu bilden. Hierbei sprechen sie explizit von “Spracherwerb”, statt “Sprache lernen”

Ein Widerspruch in sich

Man nimmt hier durchaus große Worte in den Mund. Und mit einem Blick auf die Roadmap fällt das Konstrukt jedoch zusammen. Denn obwohl man sich in der anfänglichen Beschreibung stark vom klassischen Lernen abgrenzt, ist es dennoch einer der Kernpunkte des gesamten Konzepts von refold.la. Zu denen gehören gerade am Anfang:

  • Immersion
  • Passives Hören
  • Aktives Lernen

Das klassische aktive Lernen von Vokabeln und Grammatik bezeichnet man auf der Webseite schließlich gar als großen Vorteil, den du als Fremdsprachenlerner gegenüber einem Kleinkind hast, das eine Sprache vollständig nur durch Immersion lernt. Dazu wird auf weitere etablierte Lernmethoden gesetzt wie das “Spaced Repetition System” (SRS) und damit verbunden die bekannte App Anki.

Immersion ist der Schlüsselpunkt!

Für seine Behauptungen geht refold.la davon aus, dass der klassische Weg zu lernen keinerlei Anwendung vorsieht. Was durchaus ein Problem an vielen Universitäten und Kursen ist. Zu oft findet ein Großteil des Lernens in Lehrbüchern statt und immersives Lernen kommt im Regelfall zu kurz. Auch die Ermutigung, sich außerhalb des Unterrichts mit Japanisch zu umgeben, fehlt meist.

Immersion ist wichtig: Doch wer eine Sprache nicht anwendet, wird sie in der Tat niemals wirklich können. Allerdings ist es mit reinem Ansehen und Anhören nicht getan. Ansonsten würden Millionen von Anime-Fans fließend Japanisch sprechen und nicht nur einzelne Worte wie “Kawaii” oder “Baka”, die sie liebend gerne nutzen. Um über Immersion zu lernen, benötigst du verständlichen Input in deiner Zielsprache. Gerade zu Beginn ist das mit viel Nachschlagen unbekannter Worte verbunden.

Die großen Schwachstellen

Die Nutzung von Vokabeldecks: Refold bietet zudem umfangreiche Vokabeldecks zum Kauf an, die durchaus im Kontrast zum Lernen mit Immersion stehen. Denn das eigentliche Kernvokabular einer Sprache, das du wirklich für jedes Unterfangen brauchst, ist stark begrenzt. Entsprechend lohnen sich für derartige Vorhaben eher auf bestimmte Werke spezialisierte Decks, wie sie dir etwa JPDB.io bietet.

Der Schwachpunkt Grammatik: Gerade bei der Grammatik bricht refold.la komplett ein. Denn die Erklärungen zum Japanischen sind die allseits bekannten, die man bereits aus zahlreichen Lehrbüchern kennt. Und diese kranken daran, dass sie nicht die japanische Grammatik erklären, sondern stattdessen so tun, als folge es den Regeln des Englischen. Refold erklärt etwa Konjugationen, die Japanisch jedoch gar nicht hat und erkennt nicht, dass es HIlfsverben verwendet. Damit sorgt es für die allseits bekannten Verständnisprobleme vieler Lerner.

Hilfreiche Ressourcen und Erklärungen

Refold.la versteht es allerdings durchaus, die einzelnen Schritte des Lernens aufzuschlüsseln und zu erklären. Gerade, wenn du bei der Wahl deiner Lehr- und Immersionsmittel sehr systematisch vorgehen willst, kann es durchaus ein gutes Hilfsmittel darstellen.

Sie helfen dir etwa bei der Einrichtung von Anki und dessen SRS-System und geben an. Auch bereiten sie dich auf die Schwierigkeiten vor, denen du beim Erlernen definitiv begegnen wirst und geben weitere hilfreiche Tipps.

Dazu gibt es Tabellen für die verschiedenen Anwendungsgebiete, die dir erklären, welchen Herausforderungen du dich mit ihnen stellen musst und mit welchen Sprachlevel du dich an die einzelnen Aspekte wagen solltest.

Ein guter Weg, aber fragwürdige Mittel

Die Lernmethode von refold.la ist also keineswegs schlecht. Es ist in der Tat gut, dich mit deiner zu erlernenden Sprache zu umgeben und etwa Serien auf Japanisch zu schauen, Podcasts zu hören oder Bücher zu lesen. Doch gerade beim aktiven Lernen solltest du darauf achten, dass du dich nicht zu sehr darauf versteifst.

Letztendlich setzt es jedoch stärker auf seine Vokabeldecks sowie die sehr fragwürdigen, verwestlichten Grammatikerklärungen. Deswegen würde ich es maximal nutzen, um dir einen Lernweg zurechtzulegen, jedoch nicht, um explizite Aspekte der Sprache zu lernen.

Es ist ist auch durchaus verständlich, dass Refold seine Methodik stärker präsentieren will. Denn der Gedanke, dass man eine Sprache anwenden sollte, um sie zu lernen, ist nicht so weit verbreitet, wie er es eigentlich sein sollte. Auf ihm basiert auch mein eigener Sprachkurs, den du mit einem Klick auf den folgenden Button findest:

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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