Der japanische Satzbau

Der japanische Satzbau.

Als allererstes musst du bei Japanisch den grundlegenden Satzbau lernen. Es klingt simpel, doch die meisten im Westen verbreiteten Lehrbücher scheitern bereits daran und versuchen, die japanische Grammatik mit der deutschen gleichzusetzen. Hier erfährst du, wie Japanisch wirklich funktioniert!

So funktionieren japanische Sätze

Jeder Satz hat zwei Elemente: Der Kernaufbau eines japanischen Satzes ist immer identisch. Und den kannst du dir wie einen Zug vorstellen. Er besteht aus einem Wagon A und einer Lokomotive B.  Die Lok sorgt dafür, dass sich der Zug bewegen kann. Und der Wagon ist der eigentliche Inhalt des Satzes.

Der japanische Satzbau

Die zwei Satzarten: In jeder Sprache gibt es nur zwei unterschiedliche Arten von Sätzen und auch Japanisch ist hier keine Ausnahme. Ganz egal ob du einen Satz in der Gegenwartsform oder Vergangenheitsform bildest. Ganz egal, ob es eine Antwort ist oder eine Frage. Der Kern folgt immer einem der folgenden zwei Muster:

  • A macht B: Sakura läuft.
  • A ist B: Sakura ist Japaner.

In beiden Fällen ist A eine Person namens Sakura. Im ersten wird beschrieben, dass sie B macht. Im zweiten, dass sie B ist. Im Japanischen stellst du diese beiden Kernaussagen mit drei unterschiedlichen Arten von Sätzen dar. Doch egal welcher Satz, eins haben alle gemeinsam:

Die Partikel が (ga)

Der Subjektmarker: Die Partikel が markiert das Subjekt eines Satzes und ist damit die letzte verbleibende Kernkomponente eines japanischen Satzes. Es verbindet die Lokomotive mit den Wagons. Und weil die meisten Lehrbücher diese Partikel zu umständlich erklären, wird Japanisch so verwirrend. Deswegen ist die folgende Information sehr wichtig:

JEDER Satz hat ein が: Jeder japanische Satz ohne Ausnahme besitzt ein mit が markiertes Subjekt und ein Satz ohne würde nicht funktionieren. Allerdings siehst du es manchmal nicht und musst es dir dazudenken. Klingt komisch, ist aber so!

1. Verbsätze: A macht B

Sobald du verstehst, wie が funktioniert, kannst du bereits die erste Art von Sätzen bilden. Denn du setzt die Partikel einfach wie beschrieben zwischen A und B und schon ist dein Satz vollständig.

  • A macht B: さくらが歩く。(Sakura ga aruku.) – Sakura läuft.
A macht B Satz in Japanisch.

Verbsätze enden stets auf ein Zeichen aus der う-Spalte der Kana. Im Beispiel ist das く. Allerdings gibt es auch Verben die auf る, む, ぐ ect. enden.

2. Substantivsätze: A ist B

Die Partikel だ (da): Um diese Satzart zu bilden brauchst du noch einen weiteren Baustein. Die Partikel だ, das ganz am Ende steht und damit noch vor der Lokomotive. Das erklärt, das A B ist, aber nicht etwa B A. Sakura ist Japaner, aber nicht alle Japaner sind Sakura.

  • A ist B: さくらが日本人だ。(Sakura ga Nihonjin da.) – Sakura ist Japaner.
Ein A ist B Satz im Japanischen

Wenn du bereits Japanisch gelernt hast, dann kennst du das だ vielleicht bereits in seiner höflichen Form: です (desu). Allerdings ist es wesentlich sinnvoller erst だ zu lernen, weil du dir sonst früh Sonderregeln einprägst, ohne sie als solche zu erkennen.

3. Adjektiv-Sätze: A ist B

A ist B-Sätze kannst du nicht nur mit Substantiven bilden, sondern auch mit Adjektiven. Im Japanischen enden die stets auf い. Und wieso ich sie hier seperat nenne, obwohl es nur zwei grundlegende Satzarten gibt, hat einen Grund. Dafür schaust du dir am besten den folgenden Satz an:

  • Beispiel: ぺんが赤い。(Pen ga akai) – Der Stift ist rot.
Ein simpler Adjektiv-Satz im Japanisschen.

Wo ist das だ? Und jetzt wirst du dich bereits fragen, wo die Partikel だ abgeblieben ist, dass ich dir bei der zweiten Satzart erst als wichtigen Teil der A ist B-Sätze vorgestellt hab. Du brauchst es nicht. Und der Grund ist einfach. Im Gegensatz zu dem, was dir viele Lehrbücher erklären, bedeutet akai nicht “rot” sondern “ist rot”. Die Funktion des Partikels ist also bereits in Adjektive eingebaut.

Die grundlegende Grammatik

Sämtliche der Sätze beginnen mit dem Subjekt und werden über die Partikel が mit der Lokomotive verbunden. Da es drei unterschiedliche Satzarten gibt, gibt es auch drei unterschiedliche Lokomotiven, die den Satz ziehen.

  • Verbsätze: Enden auf う
  • Substantivsätze: Enden auf だ
  • Adjektivsätze: Enden auf い
Japanisch hat drei verschiedene Satzarten.

Jetzt, wo du mit dem elementaren Satzbau vertraut bist, geht es im zweiten Kapitel mit dem erweiterten Satzbau weiter, wo ich dir auch das große Geheimnis hinter dem unsichtbaren Subjekt erkläre, das ich bereits angesprochen habe.

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    Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

    Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

    Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

    Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

    4 Kommentare zu „Der japanische Satzbau“

    1. Japanisch kann so einfach sein 😀
      Es ist immer wieder unglaublich wie ga zu kurz kommt in den üblichen Standardwerken
      Hab eben in Minna no Nihongo gelesen, dass da literally behauptet wird ga könnte auch das Objekt markieren. Kein Wunder, dass dann Verwirrung aufkommt.

      1. Ja, die Lehrbücher verfitzen sich irgendwie komplett in irgendwelchen Nuanzen und Lokalisationen und dann sitzt man am Ende nur noch verwundert da und versteht gar nichts mehr.

    2. Hi ich wolte kurz fragen und wie sieht es mit den Partikel は (wa) aus weil bei mir brachte bisher jeder guide den ich ansah es so bei Subjekt wa objekt verb/desu

      1. Ja, das tun sie. Und legen damit den Grundstein für viele komplizierte und nutzlose Ausnahmeregeln. Damit gibt es aber eine ganze Reihe an Problemen, die ich hier in den späteren Kapiteln erkläre.

        Thema und Subjekt sind manchmal identisch, und das sehen diese Guides als Legitimation an. Allerdings gibt es dann sehr schnell Fälle, wo du merken wirst, dass da etwas nicht funktioniert. Und zwar in etwa ab dem Punkt, wo Thema und Subjekt gleichzeitig genannt werden. Weil dann wird offensichtlich, dass sie eben unterschiedlich sein können. Ansonsten würde das auch bei Sätzen wie 私はうなぎだ。keinen Sinn mehr ergeben. Wenn du diesen Satz in einem Restaurant sagst, wird ihn niemand für unnatürlich halten. Aber wenn は das Subjekt markiert, würde er ja bedeuten “Ich bin ein Aal.” tut er aber nicht. Du sagst damit, dass du den Aal willst oder bekommst, weil vielleicht gerade bestellt wird.

        Dazu gibt は dem Satz eine Konnotation, die bei weitem nicht mehr neutral ist, sondern bereits etwas hervorhebt.

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