Japanischkurs
Verneinung und Negativierung im Japanischen

Verneinung und Konjugation

Obwohl das Klischee besagt, dass Japaner immer höflich sind und nie etwas ablehnen, gibt es auch auf Japanisch die Möglichkeit, zu verneinen. Und hier erfährst du alles, was du dazu wissen musst!

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Der Kern der Verneinung

Im Japanischen gibt es zwei Worte, die die Grundlage für die gesamte Verneinung bilden. Dabei handelt es sich um:

  • Das Verb ある (aru – existieren für nicht animierte Objekte)
  • Das Adjektiv ない (nai – nicht-existieren)

Die Logik dahinter: Es mag verwirrend klingen, dass eines ein Verb und das andere ein Adjektiv ist. Das ist aber ganz logisch. Wenn etwas existiert, tut es etwas. Was immer mit einem Verb ausgedrückt wird. Doch was nicht existiert, kann nichts tun. Deswegen wird hier nur ein Zustand beschrieben, was man mit Adjektiven macht.

Es gibt jedoch unterschiedliche Verneinungen. Zum Beispiel kannst du sagen “Es gibt keinen Stift.” aber auch “Das ist kein Stift.”

  • 本がある (hon-ga aru) – Es gibt ein Buch.
  • 本がない (hon-ga nai) – Es gibt kein Buch.
  • これは本だ。(kore-ha hon-da) – Das ist ein Buch.
  • これは本ではない。(kore-ha hon-de-ha nai) – Das ist kein Buch.

Die ersten drei Punkte sind mit dem bisherigen Wissen aus dem Guide sehr einfach nachvollziehbar. Aber was genau hat es mit dem letzten auf sich?

Grammatischer Aufbau der Verbeinung im Japanischen
So funktioniert die Verneinung im Japanischen aus grammatischer Sicht.

Das bedeutet ではない: Das で in diesem Satz ist die て-Form von だ.  Entsprechend kommt in dem Satz nach wie vor これは本だ vor. Danach folgt der Themenmarker は und schließlich die Verneinung ない. In Wirklichkeit sagst du hier also:

Was das angeht, ob es ein Buch ist, es ist keins.

Wie funktioniert die Konjugation im Japanischen?

Um dir nun zu erklären, wie die Verneinung von Verben funktionert, muss ich zunächst einen der größten und weit verbreitesten Fehler des Japanischunterrichts im Westen korrigieren.

Was steckt hinter der Konjugation? Was viele Japanischlehrbücher als “Konjugation” – also eine Veränderung eines Wortes zum Ausdruck grammatischer Merkmale – bezeichnen, sind in Wirklichkeit die Haupt-Hilfsworte, auf Japanisch 助動詞 (Jodoushi) genannt. Japanisch hat allerdings durchaus eine Art der Konjugation. Die ist jedoch sehr simpel gehalten und unterscheidet sich stark von der westlichen.

Was konjugiert man wirklich? Im Japanischen ist die Konjugation ausschließlich die Veränderung des letzten Kanas deines Verbes und nicht mehr. Das dient als Füllelement, damit es noch gut klingt, wenn du eines der Hilfsworte anhängst und so eine Kombination aus den zwei genutzten Worten erschaffst. Die Einzelteile dieses Verbundswortes funktionieren allerdings nach wie vor selbstständig. Doch auf diesen Punkt werde ich jedoch später noch genauer eingehen.

Das Form-System japanischer Verben

Konjugation im Japanischen: Wenn du dir die Regeln auf Japanisch ansiehst, werden sie plötzlich ganz einfach. Du weißt bereits, dass alle Verben mit einem Kana der う-Reihe enden. Abseits dessen hat jedes aber noch ganze vier andere Formen. Eine aus jeder weiteren Reihe der Kana-Tabelle. Auf Japanisch hat jede davon einen speziellen Namen. Der Einfachheit halber werde ich hier aber nur von der あ-, い-, え-, und お-Form sprechen.

Übersicht über die japanischen Verbstämme

Deswegen ist es eine Konjugation: Zugegebenermaßen ist durchaus anfechtbar, ob man hierbei überhaupt von einer Konjugation reden kann. Denn zwar veränderst du die Form deines Wortes, das drückt aber stets nur ein Merkmal aus: Du wirst das Verb mit etwas verbinden.

Und auch japanische Grammatiken heben die Konjugation im japanischen als Sonderfall hervor und trennen ihn explizit von der westlichen Bedeutung des Wortes. Nichts destotrotz sprechen sie aber von Konjugation und Formen, weswegen ich dieses System hier beibehalte.

Doch statt Konjugationstabellen zu lernen, musst du nur deinen Wortschatz erweitern. Abseits dessen musst du wissen, welche der Formen du für die Verbindung mit deinem Hilfswort brauchst.

Die Verneinung von Verben

Am einfachsten lässt sich das System zeigen, indem ich dir nun erkläre, wie du ein Verb verneinst. Das funktioniert anders, je nachdem, ob du ein Godan-Verb oder ein Ichidan-Verb hast.

So funktionieren Godan-Verben: Für die Verneinung der Godan-Verben musst die Verbform der あ-Spalte bilden. Dafür suchst du dir einfach das Zeichen in der Kana-Tabelle, mit dem dein gewünschtes Verb endet und siehst nach, welches Pendant dazu sich in der あ-Spalte befindet.

Die einzige Ausnahme: Bei Wörtern, die direkt mit dem Kana う enden, wird es nicht einfach zu あ sondern zu わ.

Bildung des a-Stamms japanischer Verben

Hier siehst du anhand einiger Beispiele, wie sich die Verbform ändert:

  • 買う (kau) – 買わ (kawa)
  • 聞く(kiku) – 聞か (kika)
  • 話す (hanasu) – 話さ (hanasa)
  • 持つ (motsu) – 持た (mota)

An diesen neuen Stamm hängst du jetzt nur noch das ない ran und schon hast du das Verb erfolgreich verneint. 買わない heißt etwa “nicht kaufen”.

Die Verneinung von Ichidan-Verben: Bei den Ichidan-Verben, die immer mit einem る enden, geht das alles noch einfacher. Hier entfernst du das る und setzt ない ran. 食べる (taberu) etwa wird einfach nur zu 食べない (tabenai).

So verändern sich Adjektive

Die Verneinung und て-Form: Bei Adjektiven hingegen tauschst du einfach nur das い gegen ein く aus und hängst dann das ない am Ende ran. Aus 面白い (omoshiroi) wird etwa 面白くない (omoshirokunai). Ebenso funktioniert die て-Form. Hier hängst du nach der Änderung von い auf く einfach ein て an das Ende ran.

Es funktioniert also genau umgedreht wie die て-Form von Verben. Wenn hier eines in く endet wie etwa 書く, ersetzt du das くdurch ein い und ergänzt dann das て.

Die Vergangenheit: Für den Ausdruck der Vergangenheit hingegen entfernst du das い und nutzt stattdessen ein かった. Aus 面白い wird etwa 面白かった. Hier erkennst du auch nochmal, dass 面白い das “sein” bereits enthalten muss. Denn sonst könntest du es nicht auf diese Art und Weise in die Vergangenheit setzen.

Da du die Verneinung von Adjektiven und Verben zudem mit dem selben い-Adjektiv bildest, weißt du auch bereits wie du sie in der Vergangenheit nutzt.

Die negative Vergangenheit

Bildung nach der selben Regel: Dafür nutzt du zunächst eine normale Verneinung und kombinierst das Adjektiv ない dann mit dem Hilfswort für die Vergangenheit. Dadurch wird es immer zu なかった.

Ein Beispiel: Hier siehst du den Satz “Sumito schreibt” Die ersten drei Formen aus der folgenden Auflistung kennst du bereits. Die letzte ist hingegen ist die eben erklärte Verneinung.

  • すみとが書く。(Sumito-ga kaku) – Sumito schreibt.
  • すみとが書いた。 (Sumito-ga kaita) – Sumito schrieb.
  • すみとが書かない。(Sumito-ga kakanai) – Sumito schreibt nicht.
  • すみとが書かなかった。(Sumito-ga kakanakatta) – Sumito schrieb nicht.

Die natürliche Form: Im Kapitel zu den Zeitformen hast du aber bereits gelernt, dass すみとが書く nicht natürlich klingt. Um also zu sagen “Sumito schrieb nicht.”, musst du die Verlaufsform mit いる in die Vergangenheit setzen. Da いる ein einfaches Ichidan-Verb ist, machst du das, indem du das る einfach durch ein ない ersetzt und das in die Vergangenheit bringst. Also なかった.

  • すみとが書いている。- Sumito ist schreibend.
  • すみとが書いていない。- Sumito ist nicht schreibend.
  • すみとが書いた。- Sumito war schreibend.
  • すみとが書いていなかった。- Sumito war nicht schreibend.
Natürlicher Aussdurck der Vergangenheit im Japanischen
Um die Vergangenheit natürlich auf Japanisch auszudrücken, benötigst du die Verlaufsform.

Die zwei Ausnahmen

ます (masu): Wenn du schon Vorwissen hast, wirst du bereits das Hilfsverb ます kennen, das Wörter höflich macht. Die meisten Lehrbücher fangen direkt damit an. Doch die Erklärung der Regeln hier ist einer der Gründe, wieso das nicht sinnvoll ist. Denn ます ist eine Ausnahmeform. Die Form bildest du, indem du ます an den い-Stamm eines Verbs hängst. Die Verneinung hingegen nutzt nicht ない, sondern die alte Form せん.

  • 話します: reden
  • 話しません: Nicht reden

いい (ii): Die zweite Ausnahme ist das Adjektiv いい, das “ist-gut” heißt. Dessen Negativform bildest du anders, da es auf einer älteren Form namens よい basiert, die du als Ausgang nutzt. Entsprechend wird daraus よくない beziehungsweise よくなかった。

Als nächstes gibt es erst einmal einen Überblick, der dir genau erklärt, wie Partikeln im Japanischen funktionieren.

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Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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  1. Max sagt:

    Bei すみとが書いてなかった。 fehlt doch noch ein い, da mit es so wie auf dem Bild ist also すみとが書いていなかった。oder nicht?

    • Mathias Dietrich sagt:

      Macht der Gewohnheit. Nach der puren Grammatik hast du recht. Allerdings wird es in der Umgangssprache sehr oft verkürzt. Also auch nicht direkt falsch. Im Sinne der Regel pass ich es aber mal an. Danke!

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