Japanischkurs
Japanisch sprechen üben

Japanisch sprechen und schreiben üben

Es kommt der Moment, an dem du dich mit dem sprachlichen Input vertraut fühlst und bereit bist, selbst Sätze zu formulieren und zu sprechen. Nun stellt sich die Frage, wie du am besten üben sollst. Auch hier gilt: Isolierte Übungen bringen wenig. Du musst die Sprache auf natürliche Weise anwenden, indem du kommunizierst. Hier erkläre ich, wie du das machst.

Output üben, egal wo du dich befindest

Der Kern des Reden und Sprechens: Auch beim Output bringen dir die typischen Übungen wie Lückentexte so ziemlich gar nichts. Das Geheimrezept lautet hier: Spreche und schreibe. Beginne einfach und äußere dich zu nächst über real greifbare Dingen und nicht über Abstraktes.

Die besten Möglichkeiten zur Anwendung findest du natürlich in Japan selbst. Aber du musst nicht unbedingt eine kostspielige Reise unternehmen, um Fortschritte zu machen. Dank des Internets kannst du das von überall aus tun! Im Wesentlichen gibt es drei Methoden, die beim Output helfen. Alle haben ihre eigenen Stärken und Schwächen und unterscheiden sich etwas in ihrem Anwendungsbereich.

  • Google Docs (Website): Google Docs bietet auch auf Japanisch Feedback und markiert nicht nur Rechtschreib-, sondern auch Grammatikfehler.
  • HiNative (Webseite): Mit dieser App kannst du selbstverfasste Texte wie Tagebucheinträge posten und gezielte Fragen zur Sprache stellen, die von Muttersprachlern beantwortet und korrigiert werden. Du kannst auch Fragen über das Land selbst stellen.
  • HelloTalk (Webseite): HelloTalk ist eine Tandem-App. Sie wurde speziell entwickelt, um Leute zu finden, die mit dir gemeinsam lernen. Während du hier wie bei HiNative öffentlich posten und Korrekturen erhalten kannst, liegt der Hauptzweck in der privaten Unterhaltung mit anderen Sprachenlernern.

Die Wahl der besten Methode

Was du nutzt, ist von deinem Ziel abhängig. Während Google Docs eine praktische Option darstellt, wenn du eher für dich bleiben willst, solltest du dir der Grenzen automatisierter Systeme bewusst sein. Ähnlich wie bei maschinellen Übersetzungen können hier Fehler auftreten.

Aus meiner Sicht bietet HiNative in vielen Fällen die optimale Lösung. Die öffentliche Natur der Beiträge ohne die Verpflichtung zu dauerhaftem persönlichen Kontakt schafft eine entspannte Atmosphäre für beide Seiten. Man erhält die gewünschte Korrektur und kann anschließend unverbindlich getrennte Wege gehen. Dies entspricht eher natürlichen sozialen Interaktionen.

Man könnte es mit einer zufälligen Begegnung auf der Straße vergleichen: Ein kurzer Austausch kann sehr angenehm sein, ohne dass man sich zu regelmäßigem Kontakt verpflichtet fühlt. Diese Unverbindlichkeit kann den Lernprozess angenehmer und effektiver gestalten, da sie den Druck reduziert und natürliche Interaktionen fördert.

Probleme mit Sprachaustauschpartnern

Tandem-Apps weisen eine grundlegende Problematik auf: Sie bringen oft Menschen mit unterschiedlichen Interessen zusammen. Während du dich für Japanisch und die japanische Kultur begeisterst, sind deine japanischen Gesprächspartner primär an der deutschen Sprache interessiert – zufällig deine Muttersprache, da dies das Hauptkriterium für das Matching in solchen Apps ist.

Stelle dir selbst die Frage: Wärst du in der Lage, ausführlich über die Nuancen und Details deiner Muttersprache zu diskutieren? Sicherlich gibt es einige, die dies könnten, aber sie sind eher die Ausnahme. Die Mehrheit der Muttersprachler hat Schwierigkeiten, grammatische Konzepte wie den Unterschied zwischen Genitiv und Dativ zu erklären oder anzuwenden.

Ein weiteres Problem sind die Nutzer selbst: Viele sind Anfänger, die oft vorschnell versuchen, sich in der Zielsprache auszudrücken. Das führt zur genannten Situation: Ihr Verständnis ist begrenzt, was schnell zu Kommunikationsschwierigkeiten führt. Wenn die Verständigung in der Zielsprache scheitert, greift man oft auf Englisch als Brückensprache zurück. Doch dieser Ausweg ist meist nur von kurzer Dauer. Denn Englisch will man nicht lernen.

Es kann funktionieren: Das bedeutet natürlich nicht, dass ein solches Tandem immer zum Scheitern verurteilt ist. Natürlich kann es passieren, dass du jemanden triffst, mit dem du dich hervorragend verstehst. Aber mit dieser Erwartung solltest du nicht an die Sache herangehen. Denn die Wahrscheinlichkeit ist relativ gering.

Die simpelste Tandem-Alternative

Eine Möglichkeit ist, einen Privatlehrer zu engagieren. Viele bieten heutzutage auch Online-Unterricht an. Allerdings solltest du vorsichtig sein, sie als vollwertige Lehrer zu betrachten. In den meisten Fällen fehlt ihnen eine didaktische oder linguistische Ausbildung. Ihr Grammatikwissen stützt sich zudem oft auf die zweifelhaften Erklärungen populärer Lehrbücher, von denen ich nur abraten kann. Diese Problematik ist nicht auf Privatlehrer beschränkt – du wirst in den meisten herkömmlichen Japanischkursen auf ähnliche Schwierigkeiten stoßen.

Häufig haben sie die Sprache auf irgendeine Weise erlernt, können aber oft nicht genau erklären, wie sie es geschafft haben. Es ist für dich schwierig zu beurteilen, ob du tatsächlich einen kompetenten Lehrer vor dir hast. Aber das ist auch nicht dein primäres Ziel. Dein Hauptanliegen ist nur, einen Muttersprachler zu finden, mit dem du dich unterhalten und üben kannst.

Was du also für den Unterricht vereinbaren solltest, ist im Grunde eine Art bezahltes Tandem. Das klingt ein wenig wie ein Host- oder Hostessen-Club in Japan, nur günstiger. Auf diese Weise kannst du dich vollständig darauf konzentrieren, Japanisch zu sprechen, während dein Gesprächspartner deine Aussprache und Formulierungen auf Natürlichkeit überprüft. Dies kann er durchaus allein durch das Muttersprachgefühl. Suche aber nicht nach Erklärungen. Folge hierbei den Lehren von Bruce Lee!

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Wie du neue Bekanntschaften in Japan machst

In Japan gestaltet sich die Suche nach Gesprächspartnern deutlich einfacher. Allerdings ist es musst du wissen, wo du am besten suchst. Denn ähnlich wie in Deutschland ist es auch in Japan eher unüblich, Fremde auf der Straße anzusprechen. Aus diesem Grund gibt es hier Tipps, wie du neue Freundschaften knüpfen kannst – sei es, wenn du die Universitätszeit bereits hinter dir hast und im Berufsalltag steckst, oder wenn du dich lediglich auf einer Reise durch Japan befindest!

Ich musste es selbst auch erst herausfinden und empfehle nun die folgenden Methoden:

  • Kostenlose Führungen: Japan bietet eine Vielzahl von Gruppen, die sich darauf spezialisiert haben, Besucher durch das Land zu führen. Dies ist eine ausgezeichnete Möglichkeit, um mit Einheimischen in Kontakt zu kommen! Eine umfangreiche Übersicht gibt es bei Japan Travel.
  • Miete jemanden, der nichts tut: Möglicherweise ist dir Shoji Morimoto ein Begriff, der mittlerweile sogar seine eigene Serie hat. Er ist ein Japaner, den du bezahlen kannst, damit er dich begleitet und nichts tut. Inzwischen haben sich viele Menschen diesem Konzept angeschlossen und bieten ähnliche Dienstleistungen an, wobei einige sogar eine etwas aktivere Rolle einnehmen.
  • Besuche eine Kneipe: Vielleicht bist du in deinem Heimatland nicht unbedingt jemand, der häufig Kneipen besucht. In Japan kann das jedoch eine ideale Möglichkeit sein, neue Leute kennenzulernen. Wenn du dich für längere Zeit im Land aufhältst und regelmäßig dieselbe Bar aufsuchst, wirst du mit der Zeit auch den Barkeeper und die Stammgäste besser kennenlernen.
  • Werde Mitglied in einem Club: Diese Option eignet sich besonders für diejenigen, die sich längerfristig in Japan aufhalten. Du kannst dich nach einem Sportverein oder einer ähnlichen Gruppe umsehen, die du wöchentlich besuchst. Ideal, um dauerhafte Freundschaften zu knüpfen. Immerhin teilt man bereits ein gemeinsames Interesse!
  • Suche nach Veranstaltungen: Diese werden häufig am schwarzen Brett im Rathaus angekündigt. Alternativ kannst du sie auch über eine Suchmaschine deiner Wahl oder in den sozialen Medien finden. Suche dafür nach Begriffen wie 「〇〇イベント」, wobei du 「〇〇」 einfach durch den Namen der Stadt oder des Bezirks ersetzt, in dem du dich befindest.
  • Engagiere dich ehrenamtlich: In Japan existieren zahlreiche Gruppen, die sich ehrenamtlich betätigen. Du hast die Möglichkeit, dich diesen anzuschließen! Um solche Gruppen zu finden, kannst du nach 「〇〇ボランティア」 suchen. Dabei ersetzt du 「〇〇」 einfach durch den Namen der Stadt oder des Bezirks, in dem du dich befindest.

Geheimtipp: Diese Methoden kannst du auch zu Hause anwenden, wenn du in Zeiten von Social Media und Menschen, die den ganzen Tag am Smartphone hängen, dein soziales Leben etwas erweitern möchtest. Aber dann triffst du natürlich eher Landsleute.

Ergreife die Initiative! In Japan wirst du meist derjenige sein, der die Gespräche starten muss. Viele Japaner sind eher zurückhaltend, wenn es darum geht, Fremde anzusprechen. Dies liegt vor allem daran, dass sie oft annehmen, du würdest kein Japanisch verstehen, während sie selbst häufig Schwierigkeiten oder Hemmungen haben, Englisch zu sprechen. Die Ausnahme sind ältere Damen. Besonders in ländlichen Gebieten wirst du feststellen, dass ältere japanische Frauen zu den kontaktfreudigsten Menschen gehören, denen du je begegnet bist.

Konzentriere dich nicht auf einen einzigen Sprachpartner! Das gilt unabhängig von der Art des Sprachaustauschs, den du wählst. Der Grund dafür ist, dass man sich schnell aneinander gewöhnt. Dein Gesprächspartner lernt, deine spezifische Aussprache und mögliche Grammatikfehler zu verstehen und zu tolerieren. Wenn du hingegen mit wechselnden Sprachpartnern übst, bist du gezwungen, wirklich verständliche Äußerungen zu produzieren.

Damit kennst du die Grundlagen des Spracherwerbs und die Übungen, die dir wirklich weiterhelfen. Damit kommen wir zum letzten großen Abschnitt, den ich mit unheimlicher Musik einleiten möchte. Stell dir den bekannten schockierenden Jingle vor, damit ich verkünden kann: Jetzt kommt die Grammatik!”

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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