Japanischkurs
Unterschied zwischen Partikel ga und ha

Wie funktioniert die Partikel は (ha)?

Die Unterschiede zwischen den beiden Partikeln は (ha) und が (ga) sorgen wohl für die größten Frustrationen bei den meisten Japanischlernern. Denn viele Erklärungen stellen es immer als Subjekt dar. Aber das ist falsch. Hier erklär ich, was wirklich dahintersteckt!

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Was ist は überhaupt?

Die meisten Lehrbücher fangen in Lektion 1 mit der Partikel は (ha) an, hier kommt es erst im dritten Kapitel. Das liegt daran, dass es kein Teil der Kernsätze des Japanischen ist. Es bereits zu Beginn mit Sätzen wie 私はドイツ人だ。zu erklären, ist deswegen eine sehr schlechte Idee. Denn es ist der Grund für viele der Verwirrungen, mit denen ein Großteil der Lerner zu kämpfen hat.

Die Aussprache von は: Vorweg muss jedoch die Aussprache geklärt werden. Das Hiragana は sprichst du im Regelfall “ha” aus. Bei der Verwendung als Partikel ähnelt die Aussprache aber eher unserem “wa”.

Was ist は NICHT? Die Partikel ist kein Teil der roten Lok oder Wagons eines Satzes. Es sagt nichts über das Subjekt aus, über das du redest. Und es erklärt auch nichts über die Sache, die wir über das Subjekt erzählen. Genauso ist es kein Teil der türkisen Wagons, da es kein Teil der logischen Satzstruktur ist.

は markiert das Thema: は zählt zu den Adverbialpartikel. Es fügt also einer Sache Informationen hinzu. Nämlich das Thema. Es legt zudem den Fokus auf das, was danach darüber gesagt wird. Dadurch weckt es auch eine Erwartung. Du kannst es dir wie eine Flagge vorstellen.

は und が machen andere Dinge! Denk dabei immer daran, dass das Thema eines Satzes und dessen Subjekt zwei unterschiedliche Dinge sind. Sie können identisch sein, müssen aber nicht. Was hier oft für Missverständnisse sorgt, ist, dass das Subjekt in vielen Sätzen, in denen du ein Thema nennst, unsichtbar wird. Dadurch denkt manch einer, es ersetze das Subjekt eines Satzes, was es jedoch nicht tut. Es existiert zusätzlich zum Subjekt im Satz.

Wie nutzt man は?

Viele Lehrbücher übersetzen die Partikel als “Der und niemand anders.” Was jedoch nicht stimmt. Denn das würde den Fokus auf das lenken, was vor dem は steht. Vielleicht stößt du aber auch auf die Erklärung “Was angeht”. Die funktioniert wesentlich besser. Allerdings vernachlässigen sie diese Logik sehr schnell und tun häufig so, als könne は das が in einem Satz vollständig ersetzen und somit das Subjekt markieren. Das kann es aber nicht. Das folgende Bild verdeutlicht das:

  • 私はドイツ人だ。(Watashi ha Doitsujin da.) – Was mich angeht, ich bin ein Deutscher.
Das ha markiert ein Thema, kein Subjekt!

Ohne Zero-が ist der Satz nicht komplett: Anhand dieses Beispiels siehst du, das bei einem Satz nur mit einem は etwas fehlt. Ganz egal, ob du ihn auf Japanisch sagst oder auf Deutsch. Würde man ihn so übersetzen, wie er oft in Büchern und Kursen erklärt wird, würde er nämlich wie folgt lauten:

Was mich angeht, bin Deutscher.

Es fehlt das Null-が, das unsichtbare Pronomen, das ich dir bereits im zweiten Kapitel erklärt habe. Das は hingegen erweitert nur die Bedeutung dieses Satzes, indem es ihn in den Kontext des Themas setzt.

Wieso ist das wichtig?

Es ist der Grund der Verwirrung: Vielleicht denkst du dir jetzt, dass es kein Problem ist so zu tun, als ersetze das は das が einfach in manchen Sätzen und so zu tun, als sei es Teil des Hauptsatzes, so wie es im Westen meist unterrichtet wird. Die Übersetzung stimmt hier ja! Das Problem ist jedoch, dass das nicht immer funktioniert und genau das sorgt für die Verwirrung, vor der viele Japanischlerner stehen.

Durch diese Lehrmethode ist ein Witz entstanden. Eine Gruppe von Japanologen sitzt in einem Restaurant und einer sagt 私はうなぎだ。(Watashi ha unagi da.). Nach der bekannten Unterrichtsart würde dieser Satz “Ich bin ein Aal.” bedeuten. Logisch. Immerhin heißt 私はドイツ人だ。ja “Ich bin ein Deutscher.” Das ist allerdings nur eine Lokalisation, die für uns natürlich klingt. Eigentlich heißt es “Was mich angeht, ich bin ein Deutscher.”

Das heißt es wirklich: Das Null-が, das Subjekt eines Satzes, ändert seine Bedeutung jedoch nach Kontext. Bei dem Witz ist das Null-が nicht mehr “Ich”. Es wird zu “es” und bezeichnet das Ding, über das wir gerade reden. In diesem Fall das Essen.

Was mich angeht, es (mein Essen) ist der Aal.

Bereits bei so einem simplen Beispiel verändert sich durch ein falsches Verständnis von は also bereits die gesamte Bedeutung des Satzes.

は und が im selben Satz: Es wird später zudem nicht selten passieren, dass du auch ein ausgeschriebenes が gemeinsam mit einem は im selben Satz siehst. Gehst du dann mit dem Gedanken heran, dass は im Kern die selbe Aufgabe erfüllt wie das が, müsstest du plötzlich einen Satz mit zwei Subjekten verstehen. Das funktioniert aber nicht. Stellst du es dir hingegen als ein “Was X angeht” vor, wirst du die Bedeutung direkt erkennen können.

Je komplexer ein Satz wird, umso wichtiger ist also das richtige Verständnis. Deswegen gibt es jetzt direkt die nächste Partikel:

Die Partikel に (ni)

に ist das letzte Teil des Trios der logischen Partikeln und erklärt das Ziel der im Satz beschriebenen Aktion.

  • が: Wer macht etwas? Subjekt-Marker
  • を: Wem gegenüber wird es getan? Objekt-Marker
  • に: Was ist das Ziel? Indirektes-Objekt-Marker

Zur Veranschaulichung kannst du dir den folgenden Satz ansehen.

私が手紙を書く。

(Watashi-ga tegami-wo kaku.)

Ich schreibe einen Brief.

Die Kernaussage ist “Ich schreibe” und das を gibt die zusätzliche Information, was du schreibst. Mit に kannst du den Satz noch um die Angabe des Ziels der Aktion erweitern.

私が手紙をすみとに書く。

(Watashi-ga tegami-wo Sumito-ni kaku.)

Ich schreibe einen Brief zu Sumito.

Die türkisen Wagons geben mehr Infos zu deiner Lok.
Mit Partikeln wie ni und wo kannst du deinen Hauptsatz genauer beschreiben.

Die Reihenfolge ist nicht wichtig: Die logischen Partikel を, が und に erklären dir, was genau passiert. Und im Gegensatz zum Deutschen ist es unwichtig, in welcher Reihenfolge du den Satz aufbaust. Es muss nur die korrekte Partikel auf den jeweiligen Satzteil folgen.

Der Unterschied logischer und nicht-logischer Partikeln

Wenn du eine logische Partikel einem anderem Satzteil zuordnest, dann verändert sich die Bedeutung des Satzes. Du könntest zum Beispiel folgendes sagen:

私にすみとが手紙を書く。

(Watashi-ni Sumito-ga tegami-wo kaku.)

Sumito schreibt einen Brief zu mir.

Im Vergleich dazu sehen wir uns jetzt an, was passiert, wenn wir das は nutzen und mit verschiedenen Teilen des Satzes verwenden.

私は手紙をすみとに書く。

(Watashi-ha (Null-Ga) tegami-wo Sumito-ni kaku.)

Was mich angeht, (ich) schreibe einen Brief zu Sumito.

Als Nicht-logische Partikel verändert ha die Satzbedeutung nicht.
Du kannst jedes Wort mit dem ha verwenden, die Bedeutung bleibt immer gleich.

Du kannst aber auch den Ball selbst mit は markieren, ohne dass sich die logische Bedeutung des Satzes verändert. Da er das Objekt ist, musst du es im logischen Satz nicht noch einmal nennen:

手紙は私がすみとに書く。

(Tegami-ha Watashi-ga Sumito-ni Null-wo kaku.)

Was den Brief angeht, ich schreibe (ihn) zu Sumito.

Auswirkung von ha im Japanischen
Wenn du das Thema änderst, bleibt die logische Bedeutung das Satzes identisch.

Das ist der Unterschied: Wenn du die Stellung logischer Partikeln im Satz veränderst, verändert sich auch dessen logische Bedeutung. Tauschst du hingegen eine nicht-logische Partikel aus, bleibt die Bedeutung gleich, nur die Betonung ändert sich.

Jetzt kennst du zwar die Bedeutung von が, は und auch dem Null-が und kannst sie beim Lesen verstehen, aber es stellt sich immer noch die Frage, wenn du was verwenden musst, wenn du selbst Sätze bildest. Das erkläre ich in Kapitel 4!

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Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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  1. Androssi sagt:

    Vielen Dank für die Erklärung. Endlich verstehe ich den Unterschied. Mach weiter so 🙂

    • Mathias Dietrich sagt:

      Bitte, bitte! Schön, dass es geholfen hat! Ü

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