Japanischkurs
Toxische Positivität

Toxische Positivität und ihre Probleme beim Sprachenlernen

Ich sehe es beim Sprachenlernen immer wieder: Viele Lerner begeben sich auf fragwürdige Kurse, aber der Hinweis auf die Probleme wird abgeschmettert. Stattdessen freuen sich viele über typische Kommentare der Marke “Bleib einfach dran!” und “Du bekommst das schon hin!” – und genau sowas erschwert das Lernen!

Beispiele für toxische Positivität

Zu Beginn ein paar Kommentare, die niemals für Kritik sorgen und von allen positiv aufgenommen werden:

  • “Bleib einfach dran, dann schaffst du das!”
  • “Jeder muss seinen eigenen Lernweg finden!”
  • “Konzentrier dich einfach auf dein Ziel beim Lernen!”
  • “Natürlich kannst du nur Japanisch sprechen lernen!”

Und genau die sind das Problem! Denn derartig übermäßiges positives Verhalten, das absolut jede Lernmethode als legitim ansieht, verhindert echten Lernfortschritt!

Es ist Teil von toxischer Positivität: So nennt man allgemein positives Verhalten, das in Wirklichkeit schadet.

Die echte Hilfe ist Kritik!

Ich helfe oft Leuten beim Lernen. Ich gebe Tipps in den sozialen Medien. Und deswegen regen sich viele über mich auf und blockieren mich. Der Grund? Ich sage deutlich, was nicht funktioniert und will die Leute nicht ins offene Messer laufen lassen.

Es sieht etwa toll aus, wenn man Übungsaufgaben löst. Das Problem: Sie sind Zeitverschwendung und helfen nicht beim Sprachenlernen.

Eins meiner am schletesten bewerteten Videos ist das, in dem ich darauf hinweise, dass man Japanisch nicht mit lateinischen Buchstaben lernen kann:

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Eine Aussage, die bestimmt besser aufgenommen wird, wäre wohl:

“Du kannst problemlos mit Romaji lernen, das ist einfacher!”

Nur macht man sich das Lernen damit schwerer und verschwendet seine Zeit.

Fragwürdige Lernangebote

Viele Kurse machen sich das zunutze: Sie locken Lerner so zu überteuerten aber ultimativ nutzlosen Angeboten. Häufige Versprechen sind etwa “Lerne Japanisch für den Urlaub!” und “Fange früh an, Japanisch zu sprechen!” oder ganz allgemein die Darstellung von jedem Lernweg als legitim.

Doch das geht gegen sämtliche Sprachwissenschaft! Diese Angebote zielen nur auf einen Kundenwunsch ab, um schnell Geld zu machen. Die Sinnhaftigkeit des Unterfangens ist hingegen im Bestfall fragwüdig. Anbieter derartiger Angebote haben sich meist nie mit Sprachwissenschaft beschäftigt.

Denn die weiß: Es gibt einen eindeutigen Weg, Sprachen zu lernen. Von dem erfährt man auch, wenn man auf Lehramt studiert. Und im Pflichtunterricht der öffentlichen Schule wird er mittlerweile meist umgesetzt. Bei dem Großteil der Japanischangebote hingegen so gut wie gar nicht.

Vergleich es mit Sport: Wenn dir der Trainer sagt, wie du etwas machen sollst, würdest du dich auch nicht hinstellen und sagen “Ich will es aber so machen!” und dann erwarten, dass sich alle verbiegen, damit das klappt.

Schlechte Tipps klingen oft positiv

Jeder will hören, dass er alles richtig macht. Dass nur Anstrengung fehlt! Aber das stimmt nicht. Viele lernen – teils durch Lehrbücher und Kurse angeleitet – einfach komplett falsch.

Die meisten – ich selbst seinerzeit auch – stürzen sich blind in das Unterfangen. Sie haben keinen Plan. Das ist natürlich normal. Doch dann fangen sie nach besten Gewissen an und wundern sich später über ausbleibende Fortschritte.

Die Wahrheit: Man muss erst einmal lernen, wie man Sprache lernt. Doch dafür muss man auch akzeptieren können, dass man das Ganze womöglich lange Zeit trotz Kurs und Lehrbuch falsch anging. Zudem sollte man sich keine Bestätigung für einen fragwürdigen Lernweg durch toxisch positive Kommentare holen.

Es gibt Dinge, die klappen nicht!

Ich selbst bin wegen meiner eigenen frühen Fehlschläge sehr direkt bei diesem Thema. Denn ich will nicht, dass sie jemand wiederholt.

Deswegen sage ich klar, wenn jemand etwas vorhat, was keine Erfolge bringen wird. Dazu gehören Dinge wie:

  • Japanisch für den Urlaub lernen: Es bringt nichts. Du lernst ein paar Sätze und wirst die Antwort darauf nicht verstehen. Ein “Mein Japanisch reicht für den Urlaub” ist zudem eine banale Aussage, weil du im Urlaub auch ohne Japanisch nur mit Englisch durchkommst.
  • Vokabeln vorauslernen: Spar es dir. Wir lernen Vokabeln an sich nur im Kontext gut.
  • Übungsaufgaben oder Vokabeln aufschreiben: Ich dachte auch mal, dass es was bringt. Die Wahrheit? Es ist Zeitverschwendung und hält dich nur auf.
  • Lerntypen: Ein Mythos, der so weit verbreitet ist, dass die Yale Universität bereits eine deutliche Zusammenfassung lieferte: Lerntypen sind ein Mythos. Es gibt persönliche Präferenzen, die wirken sich aber nicht darauf aus, wie gut man lernt. Sich nach einem Lerntyp zu richten, kann gar nachteilig sein.

An sich kann absolut jeder eine Fremdsprache lernen! Man muss es nur richtig machen. Klar bedeutet das Aufwand. Und genau deswegen ist es wichtig, dass du deine Zeit nicht so wie ich selbst einst mit fragwürdigen Angeboten und Lernwegen verschwendest.

Wenn du richtig lernen willst, solltest du einfach einen Blick in meinen Sprachkurs werfen. Dem kannst du online kostenlos und komplett ohne Anmeldung folgen!

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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