Japanisch wird gerne als schwierige Sprache bezeichnet. Das Unterfangen, sie zu lernen, als anspruchsvoll. Aussagen, denen ich nicht zustimmen kann. Denn es ist nicht schwer, eine Sprache zu lernen. Jedes Kind schafft das! Man braucht nur Ausdauer und die richtige Herangehensweise.
Du musst keine Regeln verstehen!
Viele Menschen gehen an eine Sprache mit der Vorstellung heran, dass sie nun grammatische Regeln oder ähnliches verstehen müssen. Es ist ein kompliziertes Unterfangen, Subjekte und Objekte richtig zu setzen. Dann gibt es noch Partikeln, Kommasetzung, Prädikate, Verben, Fälle, Konjugation … da möchte man am liebsten abschalten!
Aber machen wir einen Praxistest: Frag ein Kind, das etwa sechs Jahre alt ist, nach der Grammatik eines Satzes. In der Regel können sie sich in diesem Alter schon recht gut verständigen. Aber einen Satz auseinandernehmen? Eher weniger. Gehen wir einen Schritt weiter: Kannst du mir die Grammatik der Sätze im vorigen Absatz erklären? Gut. Einige werden das können. Aber die große Masse? Da habe ich meine Zweifel.
Aber aus irgendeinem Grund versteht jeder die Sätze. Wir können uns gut unterhalten, ohne zu wissen, wie die Sprache funktioniert, die wir benutzen. Wir müssen keine komplexen Regeln auswendig lernen, um uns zu verstehen. Warum sollte das bei einer Fremdsprache plötzlich anders sein? Warum sollte es komplizierter sein, wenn Millionen von Kindern bereits mit einem Jahr Japanisch sprechen?
Grammatik? Optional.
Die Realität ist, dass es bei einer Sprache keine Regeln zu verstehen gibt, es sei denn, man will sie linguistisch erklären. Denn sie ist, wie ich zuvor bereits erklärte, völlig willkürlich. Wir schaffen nur Regeln, in dem Versuch zu erklären, wie wir Sprache verwenden.
Lernen ist ein Marathon und kein Sprint! Das Verständnis dieser Regeln kann zwar helfen, ist aber keine Voraussetzung dafür, sie zu verstehen und selbst zu sprechen. Deshalb kann eine Sprache an sich nicht wirklich schwer oder kompliziert sein. Letztendlich ist alles eine Frage der Übung: Du musst genug Botschaften und die dafür genutzten Wörter in ihr verstehen, um zu wissen wie verschiedene Dinge ausgedrückt werden. Und dafür musst du einfach lange genug dranbleiben.
Es gibt falsche Wege: Das solltest du jedoch nicht als allgemeine Ausrede verstehen. Im Bereich des Sprachenlernens ist toxische Positivität nach dem Motto “Irgendwann schaffst du es!” sehr weit verbreitet und Kritik an problematischen Lernmethoden wird zu häufig abgeschmettert. Das lange dranbleiben bezieht sich hier dabei darauf, dass du mit der richtigen Methode lange genug dranbleiben musst. Denn man kann auch falsch lernen und nie Erfolge erzielen.
Lernen ohne Grammatik! Entsprechend solltest du deinen Kopf nicht in ein Lehrbuch zu stecken oder die typischen Übungsaufgaben lösen. Denn wenn du eine Fremdsprache lernst, musst du nicht wissen, wie die Grammatik funktioniert. Sie ist nur ein Hilfsmittel, um die Sprache schneller zu verstehen. Wenn du sie aber nicht verstehst, dann hindert dich das nicht an deinem Unterfangen und du solltest dich entsprechend nicht davon aufhalten lassen.
Ein Beispiel
Du musst nicht wissen, dass das japanische 「噛まられた」 (kamarareta, dt. gebissen werden) von 噛む (kamu, dt. beißen) kommt, und du hier die あ-Form nutzt, bevor du das Hilfsverb られる (rareru, dt. erhalten) ransetzt, bei dem wiederum das る (ru) wegfällt, um das た (ta) zu nutzen, das die Vergangenheit kennzeichnet. Obwohl es helfen kann.
Zu Beginn musst du im Kern nur wissen: “Wenn jemand gebissen wurde, sagt er 「噛まられた!」” und so diesen Satz mit der entsprechenden Situation in Verbindung bringen. Im Laufe der Zeit und mit mehr Kontext wirst du hingegen merken, welche Bedeutung hierbei die Wörter られる und た haben.
Natürlich kann dieses Unterfangen bei Sprachen, die weiter von deiner Muttersprache entfernt sind, aufwendiger sein und mehr Zeit in Anspruch nehmen. Wenn du nicht einfach auf bekannte Strukturen zurückgreifen und ein paar Worte austauschen kannst, dauert es einfach länger, neue Ausdrücke zu verinnerlichen. Aber auch das ist keine Schwierigkeit, sondern nur eine Frage der Gewöhnung.
Welchen Sinn hat dann meine Kritik an Japanischlehrbüchern?
Meine Kritik an den weit verbreiteten grammatischen Erklärungen in Japanisch-Lehrbüchern hat einen einfachen Grund: Ich glaube, dass die Erklärungen unnötig kompliziert sind und deshalb ihr Ziel, den Lernern zu helfen, nicht erreichen. Stattdessen verwirren sie eher. Hinzu kommt, dass sie sprachliche Fachbegriffe falsch verwenden. Deshalb stehe ich auch nach wie vor zu den meiner Ansicht nach wesentlich exakteren Erklärungen, die du auf meiner Seite findest:
Das hält dich aber nicht davon ab, Japanisch mit den Erklärungen der gängigen Lehrbücher zu lernen. In diesem Fall wirst du nur viel Zeit damit verbringen, Ausnahmeregeln zu lesen und Informationen auswendig zu lernen, die auch einfacher erklärt werden können. Oder die gar nicht die Ausnahme sind, als die sie dargestellt werden.
Denn oft versucht man, Erklärungen zu finden, kommt aber ultimativ nur bei “Eigentlich gibt es keine echte Regel!” raus. Doch wir merken uns Dinge manchmal auf die verwirrendste Art und Weise. So kann es sogar passieren, dass du etwas mit dieser Methode besser verstehst. Am Ende ist die allgemeine Erklärung für das “Warum” einer Sprache sowieso nur “Das sagt man halt so”.
Das Hauptproblem ist aber ein anderes: Diese Lehrbücher versuchen stets, die echte, natürliche Anwendung durch künstliche Übungen zu ersetzen. Diese bringen aber keinen Mehrwert. Schlimmer noch: Sie lenken von dem ab, was man wirklich tun muss, um sich eine Sprache anzueignen und um das es – im Gegensatz zur Grammatik – keinen Weg herum gibt: Immersion.
Du brauchst nur den richtigen Ansatz!
Und da kommt die Ausdauer ins Spiel. Du läufst einen Marathon. Du brauchst keine besonderen Fähigkeiten, die du lange lernen musst. Jeder kann laufen. Jeder kann eine Sprache lernen. Du musst nur lange genug am Ball bleiben. Du musst öfter hören, wie eine bestimmte Information ausgedrückt wird. Und irgendwann benutzt du diese Ausdrücke, ohne über das “Wie” nachzudenken. Diese Unabhängigkeit von grammatischen Regeln ist sowieso das Ziel, das man als Fremdsprachenlerner erreichen will.
Deshalb finde ich Apps wie Migaku sehr hilfreich. Denn ihre Kernfunktion zielt auf den wichtigsten Aspekt des Sprachenlernens ab: das Verstehen von Botschaften. Sie helfen dir nicht in erster Linie mit Erklärungen, sondern damit du verstehst, was dir gerade Wort für Wort in einer anderen Sprache erklärt wurde. Und wenn du das jeden Tag wieder und wieder tust, wirst du irgendwann die Sprache beherrschen.
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Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.