Wenn ich erkläre, wie man Sprachen lernt, bemerke ich oft etwas Ungläubigkeit und auch einen gewissen Unwillen, meine Methode zu nutzen. "Japanisch lernen, indem man sofort Bücher liest und Serien ansieht? Das ist doch das Ziel und nicht der Weg!" Viele angehende Lerner denken, sie müssen sich erst eine Grundlage erarbeiten, damit anfangen können. Doch die sieht anders aus, als du erwartest. Und hier demonstriere ich dir wieso!
Die Ausgangssituation
Du weißt noch nichts! Ich gehe hier davon aus, dass du noch nie in deinem Leben ein Japanisches Wort gehört hast, geschweige denn ihre Bedeutung kennst. Du kannst nur Hiragana und Katakana. Nun hast du zwei Möglichkeiten: Du könntest zunächst Vokabelkarten lernen, oder du folgst direkt meinem Immersionsgedanken.
Der Vorgang mit Vokabelkarten: Du würdest dir wahrscheinlich eines der expliziten Anfänger- oder Core-Decks suchen. Weil irgendwoher brauchst du eine Liste mit Vokabeln und ihre Übersetzung. Der Vorgang ist wie zu erwarten: Wort ansehen, an die Übersetzung denken. Immer und immer wieder, bis du es dir merkst.
Das wird dauern! Du siehst Vokabeln hier immer und immer wieder im selben Kontext. Klar wird einiges hängenbleiben. Aber du könntest wesentlich effektiver lernen.
Der Vorgang mit Immersion
Nun will ich dir zeigen, wie du lernst, wenn du den Immersionsgedanken verfolgst. Dafür habe ich eine kurze Gallerie für dich, die dich ein wenig auf das vorbereitet, was du in einem japanischen Buch sehen wirst: Japanisch ohne Übersetzung!
Gut? Machen wir weiter!
So lernst du! Du dürftest jetzt die Bedeutung von vier verschiedenen Japanischen Wörtern verstanden haben, ohne dass du die Grammatik kennst, eine Vokabelkarte zur Hand genommen hast, oder die deutsche Übersetzung gesehen hast.
Wieso klappt das? Was ich dir eben gab, waren i+1-Situationen. Du kanntest ein einziges Wort nicht. Das der Bildbeschreibung. Mit dem Kontext - in diesem Fall reichte ein einzelnes Bild - hab ich dir die Bedeutung übermittelt. So hast du erst gelernt, was Katze und was Oma bedeutet. Nachdem du diese zwei Wörter kanntest, konntest du das unbekannte im dritten Bild verstehen. Danach konntest du im vierten Bild verstehen, was Opa bedeutet, da du jetzt "Katze" und "streicheln" kanntest.
Es war ein Einblick darein, wie du die gesamte Sprache lernst! Du lernst einzelne Wörter und nutzt diese dann, um immer mehr zu lernen. Und obwohl ich davon ausgehe, dass du noch gar kein Japanisch kannst, hast du höchstwahrscheinlich bereits unbewusst einige Wörter auf diese Art und Weise gelernt. Etwa "Samurai", "Sushi" und "Ramen".
Die Lücken: Das が und を werden dich vielleicht noch verwirren. Aber vielleicht hast du auch hier bereits eine Vermutung. Zudem waren sie nicht wichtig, um die Bedeutung der Sätze zu verstehen.
Kerngrammatik kann lohnen: Wenn es um derartige grammatische Teile eines Satzes geht, kann es aber natürlich durchaus lohnen, sie dir zu Beginn explizit anzusehen. Denn da sie sehr abstrakt sind, kann es länger dauern, sie durch Immersion zu begreifen, als schnell die ersten Kapitel des Grammatikteils meines Kurses zu lesen.
Der Vergleich mit Vokabelkarten
Das ist dein Lernalltag: Wenn du mit japanischen Büchern, Serien und ähnlichen lernst, hast du immer einen derartigen Kontext, der dir beim Verständnis hilft.
Gerade Kinderbücher sind oft gar noch netter als ich und geben dir Leerzeichen zwischen den Wörtern. Du verstehst hier Japanisch wie Japaner, ohne zuvor irgendeine Art von Basis aufgebaut zu haben.
Denn es gibt keine allgemeine Grundlage! Du lernst nur nach und nach mehr Wörter. Du musst nicht zwangsläufig mit Dingen wie "Ich" und "Ich heiße" beginnen. Jedes einzelne Wort ist eine individuelle Basis. Und basierend auf diesen hangelst du dich an der Sprache entlang, wodurch du nach und nach immer komplexere Werke verstehst.
Das geht doch auch mit Vokabelkarten! Und Ja: Solange die Beispiele derartig einfach bleiben, funktionieren auch isolierte Vokabelkarten. Doch Sätze werden schnell komplexer. Zudem haben Sprachen auch viele abstrakte Konzepte, die du nicht so einfach mit einem Bild darstellen kannst. Zudem ist die Frage: Wieso willst du erst auf öde Vokabelkarten setzen, bevor du eine kleine Geschichte liest?
Wörterbücher als Hilfestellung
Schnelleres Verständnis: Sobald du Begriffen begegnest, die du nicht einfach nur aus dem Kontext erkennen kannst, hilft dir deine Muttersprache weiter. Denn dank dieser kannst du auch abstrakte Bedeutungen schnell erfassen, indem du sie in einem Wörterbuch nachschlägst.
Fast wie Vokabelkarten: An diesem Punkt wird das Nachschlagen fast wie das Nutzen einer Vokabelkarte. Jedoch mit einem wichtigen Unterschied: Jedes Mal, wenn du eine Vokabel noch einmal neu nachschlägst, siehst du sie in einem neuen Kontext, was beim Merken helfen kann.
Es ist motivierender! Zudem geht es dir hierbei nicht mehr nur darum, ein einzelnes Wort zu verstehen. Das ist eher Mittel zum Zweck, da du einer Geschichte folgen willst. Das hilft dabei, dich länger damit zu beschäftigen!
Zu aufwendig? Ich weiß, dass das auf die meisten Lerner zunächst viel zu aufwendig wirkt. Doch später werde ich dir noch Methoden vorstellen, die das Problem lösen. Wenn du es eilig hast, kannst du die bequemste direkt 10 Tage lang kostenlos testen und dank meines Links beim Abo 1 Monat sparen!
Der Nutzen von Vokabelkarten
Die effektivste Methode: Vokabelkarten selbst entfalten ihre volle Wirkung erst dann, wenn du sie selbst basierend auf Wörtern anlegst, die du zuvor bereits während der Immersion gesehen hast. Denn so hast du eine stärkere Beziehung zu ihnen und gar noch einen weiter gefassten Kontext als nur einen Satz.
Regelmäßiges Aussortieren: Dadurch kenne ich gar einige Lerner, die anfangen, zu alte Vokabelkarten zu löschen, wenn sie sich nicht mehr an den Kontext erinnern, in dem sie diese erstellt haben.
Was ist mit Kanji?
Dein nächstes Argument wird sein, dass du noch nicht alle Kanji lesen kannst und das deswegen nicht gut funktioniert. Aber auch hier habe ich eine Lösung!
Denn nachdem ich jetzt erklärt habe, wieso du bereits von Anfang an mit Immersion lernen kannst, will ich dir im nächsten Kapitel eine Reihe von Methoden vorstellen, mit denen du sie besonders bequem umsetzen kannst - ganz egal, welchen Kanji du begegnest.
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.