Viele fürchten sich bei Japanisch davor, Kanji zu lernen. Immerhin musst du für das Muttersprachniveau über 2.000 Zeichen kennen. Allerdings wirkt das Unterfangen komplizierter, als es ist. Und mit diesen Tipps wird es richtig einfach!
7 Tipps, um einfacher Kanji zu lernen
1. Kanji helfen dir!
Das Problem: Ich lese häufig Ansagen wie “Brauche ich Kanji überhaupt?” und sehr viele Japanischlerner verbiegen sich gerne gar regelrecht, um einfach nur irgendwie den Kanji aus dem Weg gehen zu können. Ich sehe oft Leute, die sie aufschieben wollen und “Erstmal mit Kana lernen”. Mit diesem Gedanken erleichtert man seine Lernanstrengung aber nicht. Im Gegenteil: Man macht es sich selbst nur schwerer.
Denn ohne Kanji würdest du etwa Karten erstellen wie: “かいだん” bedeutet “Geistergeschichte. “かいだん” bedeutet “Treppe” und so weiter. Nun siehst du auf der einen Seite deiner Karte “かいだん”. Und dann erinnerst du dich an “Geistergeschichte”. Aber auf der anderen Seite siehst du “Treppe”. Schon denkst du, dass du dich falsch erinnert hast. Und solche “False Negatives” würdest du sehr häufig haben. Zudem ist es beim Lernen an sich dein Ziel, dass du Sätze auch mit Kanji lesen kannst.
Die Lösung: Kanji sind in Wirklichkeit eine große Hilfe. Stell dir das alles nicht zu kompliziert vor. Gerade zu Beginn geht es dir sowieso erstmal nur darum, Kanji lesen zu können. Und dann bringt es dir mehr, wenn du auf deinen Karten direkt ein “起こる” siehst statt einem “おこる”. Die Lesung hast du dann auf der Rückseite.
2. Lerne Kanji durch Anwendung
Das Problem: Wie du bereits weißt, gibt es massenhaft Kanji und noch wesentlich mehr Vokabeln. Wenn du nun jedoch anfängst, und einfach nur isoliert Kanji lernst, lässt sich das nicht nur richtig schlecht merken, du wirst einen Großteil auch bereits wieder vergessen, bevor du sie auch nur ein einziges Mal anwendest.
Die Lösung: Lerne direkt mit der Anwendung. Suche dir japanische Texte, die dich interessieren. Auch Serien oder Spiele mit japanischen Untertiteln eignen sich. Sobald du eine Vokabel mit einem Kanji siehst, die du noch nicht kennst, schlägst du sie nach. Durch die stete Wiederholung prägst du dir das Wort ein und lernst so ganz nebenbei auch noch, Kanji flüssig zu lesen.
So geht’s: Wörter mit unbekannten Kanji findest du mit Apps wie etwa Jidoujisho am Smartphone oder Yomitan am PC sehr schnell, wenn du digitale Texte liest. Bei physischen Werken hilft Google Lens. Der Trick ist nun, einfach genug zu lesen und schon bald wird dich eher die Abwesenheit von Kanji stören.
3. Lerne die Bedeutung, keine Aussprachen
Das Problem: Wenn du abseits dessen Kanji auch noch einzeln lernen willst – und das kann durchaus Vorteile haben – wirst du plötzlich mit Dingen wie verschiedenen Aussprachen und ähnlichen Konfrontiert. Oft fragen sich viele Lerner “Wie lese ich dieses Kanji?” oder “Wie weiß ich, wann ich welche Lesung verwenden muss?” Damit gehen sie jedoch von der komplett falschen Richtung an das Problem ran.
Denn die Antwort ist nur “Du liest es so, wie du es lesen musst.” Selbst wenn du alle Lesungen kannst, musst du sowieso jedes unbekannte Worte nachschlagen. Es gibt keine definitiven Regeln der Aussprache, maximal einige Tendenzen. Und die Frage “Wie lese ich dieses Kanji?” ist ein wenig wie zu fragen “Wieso sage ich hier Mensch und nicht Person?”
Die Lösung: Die richtige Frage ist “Mit welchen Kanji schreibe ich dieses Wort?” Und das lernst du mit Punkt 2. Für das explizite Kanjilernen hingegen kannst du dadurch die Aussprache komplett wegfallen lassen. Denn beim Lernen von Kanji ist nur ihre Bedeutung hilfreich.
So geht’s: Heisig bringt dir die Kanji so bei. Die Aussprache bleibt komplett außen vor. Sein Buch findest du ganz einfach auf Amazon.
4. Lerne maximal eine Aussprache
Das Problem: Wenn du nur die Bedeutung eines Kanji kennst, kann es schwer oder umständlich werden, es nachzuschlagen. Aber wie kannst du es schnell in ein Wörterbuch eingeben, wenn du es plötzlich in einem unbekannten Wort siehst? Die Zeichen haben schließlich oft zwei, drei oder noch mehr verschiedene Aussprachen.
Die Lösung: Die meisten Aussprachen bekommst du erneut durch Punkt 2 mit. Aber wenn du explizit eine lernen willst, um ein Kanji schneller im Wörterbuch zu finden, dann konzentriere dich nur auf die häufigste Lesung. So kommst du viel schneller voran. Und dazu gibt es eine Tendenz: Stehen Kanji in Kombination mit anderen Kanji, nutzt du meist – aber nicht immer – die On-Lesung.
So geht’s: Die einfachste Methode, Kanji auf diese Art und Weise zu lernen, ist das Deck Kanjidamage für Anki. Das zeigt dir die häufigsten ein oder zwei Lesungen eines Zeichens an. Durch seine bessere Sortierung lohnt es auch als Alternative zu Heisig. Du kannst also Kanjidamage nehmen und die Aussprache ignorieren, aber dennoch schneller Kanji lernen. Wenn du dein Lernvorhaben stärker personalisieren willst, kannst auch das Kanji God Addon für Anki nutzen. Das erstellt dir Kanji-Karten basierend auf den Vokabeln, die du gerade lernst.
5. Lerne die Regeln der Strichreihenfolge
Das Problem: Gerade kompliziertere Kanji bestehen aus sehr vielen Strichen. Das umständlichste besteht aus insgesamt 33. Viele Lehrbücher werden versuchen, dir die Strichreihenfolge jedes einzelnen Kanji separat beizubringen.
Die Lösung: Was häufig verschwiegen wird ist, dass die Strichreihenfolge allgemeinen Regeln folgt. Wenn du die lernst, sparst du dir den Aufwand die exakte Reihenfolge für die insgesamt 2.136 Joyo-Kanji zu lernen.
So geht’s: Verinnerliche dir einfach die folgenden sieben Punkte, und du kannst dir sehr viel Lernerei ersparen.
- Zeichne von Links nach Rechts.
- Zeichne von Oben nach Unten.
- Setze die einzelnen Striche zuerst von Oben nach Unten.
- Danach setzt du sie von Links nach Rechts.
- Kästen beginnst du mit einem Strich von Oben nach Unten. Du machst Oben zu und ziehst ohne abzusetzen rechts Runter. Zum Schluss schließt du den Kasten mit einem Strich unten ab.
- Wenn der Kasten einen Inhalt hat, zeichnest du erst die senkrechten Striche, gefolgt von den waagerechten. Den Kasten schließt du als Letztes.
- Geht ein Strich durch den Kasten hindurch, so zeichnest du diesen als letztes.
6. Lerne erst einfache Kanji , statt häufige
Problem: Oftmals bringen dir Lehrbücher oder Japanischkurse die Kanji nach der Häufigkeit ihres Auftretens bei. Dadurch lernst du häufig zuerst sehr komplexe Kanji, die sich aus vielen einfachen zusammensetzen, und erst danach die simplen Zeichen.
Die Lösung: Lerne die Kanji nach ihrer Schwierigkeit und fange mit den einfachen an. Das macht nicht nur den Einstieg leichter, sondern auch das Lernen komplexer Zeichen. Immerhin kennst du dann bereits ihre Einzelteile.
So geht’s: Kanjidamage folgt diesem Prinzip. Zudem gibt es eine angepasste Versionen dieser Methode, die der Häufigkeit wieder etwas mehr Beachtung schenken. Allerdings auch hier nach wie vor zuerst mit einfachen Kanji beginnt. Zudem kann ich hier erneut das Kanji God Addon für Anki empfehlen, dass dir verschiedene Reihenfolgen zur Auswahl gibt, wie du die Kanji lernen willst.
7. Wie du Kanji-Karten für Anki anlegst
Das Problem: Wenn du Wörter inklusive Kanji mit Anki lernen willst, und vorhast, auch eine Aussprache zu lernen oder Kanji und Vokabeln auf deinen Karten zu kombinieren, dann stehst du vor einem Problem. Denn mit Zeichen, Aussprache und Bedeutung gibt es dann drei Dinge, die du wissen willst. Vokabelkarten haben aber immer nur zwei Seiten. Entsprechend siehst du auf einer Seite gleich zwei Informationen gemeinsam. Willst du jedoch immer nur eine sehen, müsstest du pro Wort mindestens drei Karten anlegen.
Die Lösung: Es geht einfacher! Einmal kannst du in Anki in der Tat drei Abfragerichtungen für deine Karten festlegen. Aber du kannst auch ausklappbare Felder anlegen. Dann siehst du zum Beispiel auf der einen Seite das Kanji und auf der anderen zunächst nur die Übersetzung. Die Lesung erscheint hingegen erst, wenn du auf ein zuvor definiertes Feld klickst.
So geht’s: Wenn du dein Deck editierst, kannst du auch den Aufbau deiner Karten anpassen.
- Öffne dein Deck
- Klicke auf “Hinzufügen”
- In dem Fenster, in dem du neue Karten erstellst, klickst du nun im oberen Bereich auf “Felder”
- Lege hier ein neues Feld für die Information an, die zunächst versteckt sein soll. Für das Beispiel nenne ich es “Lesung”
- Klicke auf “Speichern”. Jetzt bist du wieder in dem Fenster, in dem du deine Karten erstellst.
- Klicke jetzt auf den Button “Karten” im oberen Bereich
- Hier kannst du nun die Vorder- und Rückseite editieren. Such dir eine aus und füge den folgenden Code hinzu
<a href="#" onclick="document.getElementById('hint').style.display='block';return false;">Lesung</a>
<div id="hint" style="display: none">{{Lesung}}</div>
- Klicke erneut auf “Speichern”
- Die Informationen, die du bei deinen Karten jetzt in das Feld “Lesung” schreibst, werden erst sichtbar, wenn du auf den neuen Button in deinen Karten klickst.
Die Alternative: Wenn du kein derartig starkes Interesse an Kanji hast und es dir hauptsächlich darum geht, sie lesen zu können, dann empfehle ich automatisierte Methoden, um dir die Karten zu erstellen. Dafür verweise ich abermals auf die das bereits mehrmals genannte Kanji God für Anki.
Der letzte Zeichensatz im Japanischen
Nun hat Japanisch noch einen vierten Zeichensatz! Aber keine Sorge. Wenn du den Guide bis hierhin lesen konntest, solltest du problemlos mit dem klarkommen. Allerdings musst du wissen, wie genau er sich im Japanischen einfügt und was du genau nicht mit ihm tun solltest.
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Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.