Sprachlern-Apps gibt es wie Sand am Meer. Als Linguist mit mehr als 15 Jahren Erfahrung, der sich auf den Spracherwerb spezialisiert hat, habe ich mir aberdutzende davon angesehen. Mein Fazit: Es wundert mich nicht, dass nur die wenigsten Menschen eine Fremdsprache fließend beherrschen, obwohl Sprachlernapps ein Vermögen machen. Es gibt aber durchaus welche, die dir wirklich weiterhelfen!
Diese Sprachlern-Apps empfehle ich
Wenn du nach Lernapps suchst, musst du wissen, wie man eine Sprache überhaupt lernt. Linguisten wie Krashen, Butzkamm und Caldwell haben eine klare Antwort: Solange man eine Botschaft versteht, lernt man eine Sprache. Entsprechend muss dir eine App genau dabei helfen. Typische Übungsaufgaben hingegen existieren zum Sprachniveau einschätzen, nicht zum lernen.
Doch wer bin ich, dass ich komplett andere Sprachlern-Apps empfehle, als die meisten anderen? Ich fing an, mich 2007 mit Japanisch - einer der für deutsche Muttersprachler schwersten Sprache überhaupt - zu beschäftigen. An der Uni studierte ich Japanologie und auch Linguistik. In dieser Zeit beschäftigte ich mich mit konstruierten Sprachen und unterhielt mich auch mit Ikonen auf dem Gebiet wie David J. Peterson. Nach dem B.A. Abschluss vertiefte ich dann mein Wissen im Bereich Spracherwerb und entwickelte einen eigenen Japanisch-Kurs basierend auf anerkannter Sprach-Forschung.
1. Migaku

- Unterstützte Sprachen: Englisch, Französisch, Deutsch, Japanisch, Koreanisch, Portugiesisch, Spanisch, Kantonesisch Chinesisch, Vietnamesisch
- Für: Android, iOS, Browser
- Preis: 10 € / Monat
Migaku ist die meiner Meinung nach beste Sprachlern-App überhaupt! Sie bietet dir einen Einsteigerkurs für viele Sprachen, mit dem du die häufigsten Wörter durch Sätze lernst, in denen du immer nur das neue Wort nicht kennst. Mehr Kurse werden nach und nach hinzugefügt.
Dazu zeichnet sich die App durch seine Wörterbuch-Funktion aus: Du kannst mit ihr Youtube-Videos ansehen und dann jedes Wort per Klick nachschlagen, sowie eine Vokabelkarte mit Bild und Beispielsatz aus dem Video erstellen.
Sind keine Untertitel vorhanden, kannst du sie erstellen lassen. Und wenn du am PC bist, bekommst du diese Funktion gar bei Netflix und Disney+. Zudem funktioniert sie über ein Clipboard mit Texten und auch mit Bildern per automatischer Texterkennung. Die Wörterbücher sind dabei meist Englisch. Du kannst aber auch eines basierend auf Wiktionary in die App laden und so Deutsche Übersetzungen bekommen.
Nach den Kursen hast du hier ein mächtiges Tool für deinen gesamten Lernweg. Du musst es nur richtig einsetzen! Und mit meinem Link bekommst du einen Monat gratis auf ein Abo, oder sparst 10 Prozent auf einen Lifetime-Zugang.
2. LingQ

- Unterstützte Sprachen: 50 Sprachen (darunter: Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch und mehr)
- Für: Android, iOS, Browser
- Preis: 14,99 € / Monat
Von Anfang an mit echter Sprache lernen: LingQ bietet dir eine Reihe vorgefertigter Texte, Hörbücher und auch Videos, die zudem nach Schwierigkeit sortiert werden können. Wörter, die du nicht verstehst, kannst du dann für eine Übersetzung anklicken. Die basiert entweder auf einem Wörterbuch, oder - wenn keines vorhanden ist - auf einer automatischen Übersetzung.
Ganz perfekt ist die App nicht: Ich selbst fand die Bedienung etwas umständlich, jedoch kannst du dich daran gewöhnen und hast dann alles wichtige, um nach und nach dein Sprachniveau zu verbessern. Du musst nur etwas aufpassen, wenn du eines der automatischen Wörterbücher nutzen solltest.
3. FluentU

- Unterstützte Sprachen: Spanisch, Englisch, Französisch, Chinesisch, Deutsch, Japanisch, Russisch, Italienisch, Koreanisch, Portugiesisch
- Für: Android, iOS, Browser
- Preis: 30,99 € / Monat
Auch FluentU lässt sich schnell Wörter auf Youtube und Co. nachschlagen - allerdings nur auf Englisch. Das beste ist die Wortsuche. Du kannst Video-Skripte nach bestimmten Wörtern durchsuchen und so gezielt Inhalte finden, die bestimmte Vokabeln enthalten.
Für die Nutzung gibt es eine Vorauswahl von Videos mit manuell erstellten Untertiteln auf Youtube, bei denen du die - leicht umständliche - Lookup-Funktion für unbekannte Wörter nutzen kannst. Bei Wörtern, die nicht im Wörterbuch sind, greift man auf KI-Übersetzungen zurück. Hier musst du also aufpassen.
Allerdings ist nicht alles gut: So gibt es auch eine klassische Quiz-Funktion, die dir als Selbstlerner nicht wirklich weiterhilft. Du musst sie aber durchgehen, wenn du Vokabeln lernen willst, was das effiziente Wiederholen erschwert. Bedenke aber: Vokabelkarten sind gerade zu Beginn nicht so wichtig, wie viele Lerner denken. Bei Sprachen ohne Leerzeichen wie Japanisch werden zudem Wörter oft falsch getrennt, was zu unbrauchbaren Übersetzungen führt.
Auch will dich die App schnell zum sprechen bringen, wovor ich nur warnen kann. Und auch die dafür genutzte Spracherkennung funktioniert nicht zuverlässig.
Wenn du weißt, wofür du die App einsetzen kannst, ist sie aber dennoch hilfreich.
4. Graded-Reader-Apps
Es gibt noch eine weitere ganze Art von App, die dir weiterhelfen kann. Allerdings musst du da für jede Sprache selbst nach der richtigen suchen. Es handelt sich um Apps für Graded Reader. Die drehen sich komplett darum, dass sie dir handverlesene natürliche Inhalte in einer Sprache deiner Wahl bieten und dazu ein Popup-Wörterbuch liefern wie auch die drei zuvor genannten Apps.
Für Japanisch gibt es hier etwa Satori Reader. Bei Chinesisch hingegen DuChinese. Es ist auf jeden Fall etwas, wonach du für die Sprache, die du selbst lernst, Ausschau halten solltest.
Alle wichtigen Infos zu Sprachlern-Apps
Es gibt unendlich viele Sprachlern-Apps, doch die wenigsten basieren auf linguistischer Forschung. Das wichtige beim Erlernen einer neuen Sprache ist laut der Input-Hypothese von Stephen Krashen verständlicher Input:
Der Spracherwerb erfordert bedeutungsvolle Interaktion in der Zielsprache – natürliche Kommunikation – bei der die Sprecher nicht auf die Form ihrer Äußerungen achten, sondern auf die Botschaften, die sie vermitteln und verstehen.
Diese These wurde von Wolfgang Butzkamm & John A. W. Caldwell noch einmal bestätigt, und mit der Doppel-Input-Hypothese weiter konkretisiert. Entsprechend suchst du Apps, die dir dabei helfen, natürliches Japanisch als ganzes zu verstehen und dazu die einzelnen Wörter, aus denen sich eine Botschaft zusammensetzt.
Das ist davon abhängig, wie stark die Fremdsprache, die du lernen willst, mit deiner Muttersprache verwandt ist. Das US Foreign Service Institute geht bei stark verwandten Sprachen von 552-690 Stunden aus. Die schwersten - zu denen auch Japanisch gehört, das ich per Udemy-Kurs* erfolgreich unterrichte - dauert es bis zu 2.200 Stunden.
Diese Behauptung stellen die zahlreichen auf KI basierten Sprachlern-Apps heutzutage immer wieder auf. Doch das kann gar hinderlich sein. Spracherwerb folgt verschiedenen Stufen:
- Zuerst hörst und liest du nur und sammelst so Erfahrung mit der Sprache. Du findest heraus, wie Muttersprachler etwas sagen.
- Danach fängst du an, bekanntes 1:1 wiederzugeben. So gewöhnst du dich selbst an das Sprechen der Sprache.
- Erst als letztes beginnst du, komplett eigene Sätze zu bilden.
Wann du mit Sprechen anfangen solltest, lässt sich nicht pauschalisiert sagen. Auch das ist davon abhängig, wie viele Ähnlichkeiten deine Muttersprache und deine zu lernende Sprache besitzen. Sind sie näher miteinander verwandt, kannst du auch eher mit sprechen beginnen. Bei weiter entfernten Sprachen solltest du hingegen erst mehr Erfahrung sammeln.
Das wichtige ist, dass die Apps die richtigen Funktionen bieten: Eine Möglichkeit, schnell Wörter nachzuschlagen. Mit Migaku ist die mir beste bekannte in diesem Bereich kostenpflichtig. Es gibt aber durchaus auch kostenlose Alternativen. Nur nicht unbedingt für jede Sprache und oft sind diese auch etwas komplizierter einzurichten.
Ja, aber nur mit den richtigen Apps und Methoden. Du musst unbekannte Wörter schnell nachschlagen können, um sie dir anzueignen und so im Laufe der Zeit fließend lesen zu können. Und dann kannst du gar schneller sein, als durch klassischen Unterricht.
Die Mikrofon-App deines Smartphones in Kombination mit einer Ton- oder Videodatei. Die beste Methode bleibt Shadowing: Kopiere echte Muttersprachler z.B. in Youtube-Videos und nehme dich dabei auf. Vergleiche deine Aussprache dann mit dem Original. Manche Apps bieten zwar auch Aussprache-Trainer an. Der Erfahrung nach sind die aber nie wirklich gut. Sie richten sich oftmals nur nach der Tonhöhe und akzeptieren gar kompletten Kauderwelsch als korrekt.
Der anerkannte Weg des Spracherwerbs wird bei diesen Apps zur Nebensache. Stattdessen konzentrieren sie sich auf Übungen wie Lückentexte. Die wurden aber nicht erschaffen, um Wissen zu verbessern, sondern um es zu überprüfen. Und selbst da sind sich Studien uneinig über ihre Effektivität. Apps nutzen sie, um ein positives Gefühl zu erschaffen, opfern dafür aber effektiven Lernfortschritt. Und gerade bei Duolingo - die die meisten Sprachlern-Apps kopieren wollen - fanden Studien bereits heraus, dass seine Nutzer oft der Meinung sind, ihre Sprachkentnisse seien außerhalb der App nicht ausreichend.
Spezielle Empfehlung für Japanisch-Lerner
Wenn du speziell Japanisch lernen willst, hab ich noch eine ganze Reihe weiterer Empfehlung, die speziell auf diese Sprache zugeschnitten sind. Wenn du dich für die interessierst, findest du sie mit einem Klick auf den grünen Button!

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.