Die japanischen Schriftzeichen können zwar in lateinische Buchstaben (Romaji) übersetzt werden. Viele glauben daher, sie könnten Japanisch ohne die originale Schrift lernen. Das ist jedoch keine gute Strategie – hier sind fünf Gründe dagegen.
1. Romaji und Kana sind andere Laute
Die Übersetzung in Romaji ist ungenau: らりるれろ werden etwa als ra, ri, ru, re, ro geschrieben, klingen aber anders. Der echte japanische Laut liegt zwischen R, D und L – spricht man sie wie ein deutsches R aus, ist es unverständlich.
Tipp zur Aussprache: In meinem Video zeige ich einen einfachen Trick für diese Laute. Die Methode ist zwar nicht perfekt, aber für den Alltag ausreichend.
2. Die Grammatik basiert auf Kana
Romaji verkomplizieren das Lernen unnötig. Sie führen zu vielen Ausnahmeregeln, besonders bei Verben, die mit den original japanischen Kana gar nicht nötig wären.
Vergleich mit Deutsch: Zum Vergleich kannst du dir hier vorstellen, wie kompliziert und unverständlich deutsche Grammatikerklärungen werden, wenn du sie mit japanischen Kana erklären willst.
Ein Beispiel: イッヒ ゲヘ (Ich gehe) wird zu イッヒ ギング (ich ging). Dabei muss sich ゲ zu ギ ändern und へ wird zu ング. Kein Zeichen bleibt identisch. Derartige Probleme hast du, wenn du Japanisch mit Romaji lernen willst.
3. Japanisch hat viele Homonyme
Das Wort “Kaidan” zeigt ein typisches Problem: Es kann sowohl Treppe als auch Geistergeschichte bedeuten – eines von vielen japanischen Homonymen (gleiche Aussprache, unterschiedliche Bedeutung). Und das ist nur eines von vielen Beispielen.
Mit Kanji ist die Unterscheidung einfach: 階段 (Treppe) und 怪談 (Geistergeschichte) sind klar verschieden. In Romaji oder Kana wären beide identisch als “Kaidan” geschrieben, was beim Lernen verwirrt.
4. Die Sätzen werden unleserlich
Japanische Texte in Romaji sind schwer lesbar – selbst für Muttersprachler. Einfache Texte funktionieren gut mit Kana, aber komplexere Inhalte werden erst durch die Kombination von Kana und Kanji wirklich verständlich.
5. In Japan siehst du keine Romaji
In Japan sind Texte und Schilder in Kanji und Kana geschrieben, nie in Romaji: Wer nur Romaji gelernt hat, kann diese nicht lesen – auch bekannte Wörter nicht – und ist praktisch Analphabet.
Du findest keine Übung: Abgesehen davon wirst du keine natürlichen Leseübungen finden. Denn es gibt keine japanischen Texte, die komplett in Romaji geschrieben sind. Auf der anderen Seite findest du aber durchaus Werke für Kinder, die komplett in Kana verfasst sind.
Finde die richtige Lernstrategie!
Nach den Grundlagen der japanischen Sprache folgt jetzt etwas Wichtigeres als Grammatik: die passende Lernstrategie. Dafür müsst du aber zunächst verstehen, wie wir Sprachen lernen.
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.