Japanischkurs
Ablehnung einer Empfehlung

Das Problem mit Empfehlungen von Lehrmitteln

Es ist wohl die selbstverständlichste Sache der Welt: Jemand will Japanisch lernen und fragt: “Womit kann ich gut lernen?” Und sofort bricht ein Feuerwerk los, bei dem jeder die unterschiedlichsten Quellen empfiehlt. Aber es gibt ein großes Problem: Die meisten dieser Empfehlungen sind ziemlich nutzlos.

Der Grund: Das Problem hat mehrere Ebenen. Anbieter von Kursen (wie ich selbst auch) halten ihr eigenes Werk stets für das beste. Deswegen bieten sie es an und empfehlen es. Lerner hingegen berichten selten ausführlich über ihre Fortschritte mit den empfohlenen Apps, Kursen oder Lehrbüchern. Meist gibt es nur vage Aussagen wie “Das fand ich gut” oder “Damit habe ich es verstanden”. Aber was genau sagt das aus? Letztendlich wird alles eine Frage des Vertrauens. Doch wem willst du vertrauen?

Was steckt hinter einer Empfehlung?

Eine fehlende Vergleichsbasis: Ich fange mit der großen Menge an. Die meisten Empfehlungen kommen von anderen Anfängern. Das bedeutet natürlich nicht, dass deren Vorschläge automatisch schlecht sind. Der Punkt ist ein anderer: Sie können es nicht einschätzen. Denn sie besitzen meist keine, oder nur eine sehr kleine Vergleichsbasis. Dazu fehlt es an Wissen zur Thematik, um das Lehrmaterial beurteilen zu können.

Selbstverständlich: Immerhin lernen sie gerade erst und gehen davon aus, dass das Gelernte schon richtig sein wird. Doch viele setzen nur eine kleine Hürde an die Zufriedenheit an: Wenn sie Japanisch sehen und das, was auch immer erklärt wurde, irgendwie nachvollziehbar war, reicht das den Meisten bereits und die Empfehlung geht raus. Überprüft wird das Wissen nicht.

Ich hatte Diskussionen über verschiedene Japanisch-Angebote, wo jemand einem Kurs, den ich inhaltlich kritisierte, hohe Kompetenz bescheinigen wollte, aber gleichzeitig sagte: “Ich will nicht über Grammatik reden, da kenne ich mich nicht gut aus!” – Auf welcher Basis diskutieren wir dann überhaupt? Aber es geht noch weiter.

Eine selbsterfüllende Prophezeiung: Das angeblich erworbene Verständnis wird nicht an der tatsächlichen Anwendung bewertet, sondern an der Bewältigung von Übungsaufgaben. Also den Aufgaben, die das verwendete Lehrmittel selbst anhand des zuvor vermittelten Wissens erstellt hat. Dass diese Übungen kein Problem für dich sind, ist klar. Wenn ich dir auf Seite 1 erkläre “1 + 1 = 2” und auf Seite 2 frage “Was ist 1 + 1?”, dann habe ich dir die Lösung einfach vorgesagt.

Du musst zur Beantwortung nur eine Erinnerung abrufen, aber nichts anwenden und kannst nicht sagen, ob es wirklich so funktioniert. Dein tatsächliches Wissen kannst du aber nur in einem unabhängigen Umfeld, in welchem Japaner ihre Sprache natürlich verwenden, auf Richtigkeit überprüfen.

Auswirkungen im Alltag: Die zahlreichen Menschen, die nach Jahren des Lernens Dinge sagen wie: “Ich bin jetzt auf B2-Niveau, wann macht es endlich Klick?” verdeutlichen das Problem. Sie bleiben stets im sicheren Kursumfeld und wundern sich, dass sie trotz guter Fortschritte in diesem die Sprache nicht verstehen, sondern immer nur mal hier und da ein paar kleine Fetzen.

Was muss eine Empfehlung liefern?

Die wichtigste Information fehlt immer! Was du bei jeder Empfehlung wissen musst, ist, wie gut die Lerner wirklich geworden sind. Und das kann man nur mit unabhängigen Quellen beurteilen. Können sie jetzt ein Buch verstehen? Eine Serie sehen? Sich problemlos mit Japanern unterhalten? Eine Empfehlung ohne entsprechende Erläuterungen ist so gut wie alles, was dir jeder App-Store bei der Suche “Japanisch lernen” ausspuckt. So finden die meisten ja auch die Mittel, die sie empfehlen.

Immer, wenn ich verschiedene Leute versuchsweise nach diesen Informationen gefragt habe, war die Antwort “Ich bin noch nicht so weit” oder eine Abwandlung davon. Das ist letztlich ein Zeugnis dafür, dass ihre verwendeten Lernquellen doch nicht so gut waren. Immerhin ist das Ergebnis ja: Man lernte die Sprache, kann sie aber immer noch nicht besser nutzen als zuvor. Doch nach einem halben bis einem Jahr lernen zumindest ein einfaches Buch lesen zu können, sollte eigentlich der Mindestanspruch sein.

Das Ergebnis der gesamten Problematik: Es werden vor allem populäre Lehrmittel empfohlen, aber kaum wirklich gute. Klar schließt sich beides nicht aus, aber Popularität ist gleichzeitig auch kein Indiz für Qualität. Die vielen Empfehlungen für Duolingo sind ein gutes Beispiel dafür und ich habe bisher noch nie jemanden gesehen, der sagt “Finger weg von diesem Kurs! Der war nicht gut!” Du siehst fast nur positive Meinungen. Was sehr mysteriös ist. Immerhin sind sonst die Kritiker immer am lautesten.

Die Probleme bei Lehrern

Wie wird man wirklich effektiv? Wenn es um Japanischlehrer geht, die selbst Kurse anbieten und ihre Methoden empfehlen, stehst du vor einem anderen Problem. Denn hier wird oft unterschlagen, wie viel Mühe es wirklich macht, eine Sprache zu lernen. Viele erzählen zu Werbezwecken zwar gerne, an welcher Universität sie gelernt haben und dass ihr eigener Kurs jetzt alles viel besser macht, weil sie ja alles direkt liefern! Doch hier verschweigen sie immer, wie viele Stunden sie außerhalb des Unterrichts und ohne Lehrbuch verbracht haben, um ein effektives Niveau zu erreichen. Und das ist immer notwendig, um sich eine Sprache anzueignen.

Ein ewiger Kreislauf: In den meisten Fällen werden Lehrer die Lehrmethode weiter lehren, mit der sie selber ihre grammatischen Kenntnisse gelernt haben. Oder sie erschaffen welche, die sie sich gewünscht hätten, mit denen sie selbst aber aufgrund ihrer bereits erworbenen Kenntnisse nie lernen konnten, um sie wirklich zu testen. Zudem vernachlässigen sie meist, dass die Lehrmethode, mit der sie zum Ziel kamen, nur eine geringe Erfolgschance hatte und sie selber halt zu den Wenigen gehören, die es damit geschafft haben.

Hintergrund der Lehrkräfte: Außerdem weißt du selten, welche Erfahrungen die Lehrkräfte selbst gemacht haben. Vor allem in privaten Sprachschulen kommen viele nicht aus einem linguistischen Umfeld, sondern haben die Sprache nur in anderen Kursen gelernt. Daher kennen die meisten von ihnen die verschiedenen grammatikalischen Ansätze gar nicht oder gehen zumindest nie darauf ein. Und nach vielen Jahren des Lehrens wird kaum jemand sagen “Ich habe die ganze Zeit falsch unterrichtet!” und seine Methoden grundlegend ändern. Auch in Lehrbüchern gibt es in der Regel keine Quellenangaben, die auf linguistische Untersuchungen verweisen. Du musst ihnen also einfach vertrauen.

Das bedeutet nicht, dass jeder Lehrer und jedes Lehrbuch automatisch schlechte Erklärungen gibt. Aber nach meinen bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen sind sie sehr verbreitet und die Wahrscheinlichkeit, dass du in einem Kurs damit konfrontiert wirst, ohne es zu merken, ist sehr hoch.

Was sagt das über meinen Kurs aus?

Was mache ich anders? Da ich selbst umfangreiche Erklärungen zur Japanischen Sprache anbiete, sehe ich mich natürlich der gleichen Kritik ausgesetzt. Gleichzeitig bin ich jedoch auch ein Lerner und habe Erfahrung gesammelt. Doch mit den üblichen Kursen und Lehrbüchern erzielte ich keine nennenswerten Erfolge. Erst die Art und Weise, die ich immer empfehle, auf meiner Seite beschreibe und die sich grundlegend vom klassischen Weg unterscheidet, brachte mich voran. Ich nutze also selbst aktiv, was ich empfehle und empfehle nicht nur, was ich gerne gehabt hätte, bevor ich die Sprache konnte.

Mein Ergebnis: Ich verstehe jetzt relativ problemlos japanische Visual Novels wie Ace Attorney. Die meiste Zeit musste ich dafür jedoch abseits von Grammatikerklärungen, mit derartigen Werken selbst verbringen. Das Verhältnis liegt geschätzt bei 5 Prozent Erklärungen durchgehen und 95 Prozent mich mit der Sprache umgeben, indem ich Bücher lese, Anime ansehe und Spiele spiele.

Es gibt einen Grund für die fehlenden Übungen in meinem Kurs! Das Resultat all dieser Überlegungen ist, dass ich selbst keine großartigen Übungen anbiete. Schon gar keine, die ich selbst geschrieben habe. Meine Erklärungen können nur mit Quellen bewertet werden, die nicht von mir stammen. Hier gibt es nur einen Test: Kannst du danach mit japanischen Werken umgehen? Das ist nicht nur ein Test für dich, sondern auch für meine Erklärungen.

Was heißt das für Empfehlungen? Natürlich freue ich mich über jede Empfehlung. Und ich habe so viel Vertrauen in meine Inhalte, dass ich denke, dass du deine Fortschritte selbst ziemlich schnell beim Konsum japanischer Werke merken wirst und entsprechend von ihnen berichten kannst. Wenn meine Erklärungen das Ziel nicht erreichen, dann habe ich etwas falsch gemacht und muss meine Beschreibungen verbessern.

Welchen Kursempfehlungen kannst du trauen?

Und damit kommen wir zurück zu der Vertrauensfrage. Wenn du etwas lernst, musst du immer hoffen, dass du die besten Erklärungen bekommst. Doch Empfehlungen werden oftmals nicht basierend auf echter Qualität getroffen, sondern entweder basierend auf Unwissen oder von anderen Zielen beeinflusst. Letztendlich wirst du bei all diesen Quellen Japanisch sehen und dadurch auch irgendwas lernen. Aber ist es wirklich das beste und effektivste, oder wäre deine Zeit nicht woanders besser investiert?

Ein Einhorn! Der Idealfall ist natürlich, wenn dir ein unabhängiger Veteran eine Empfehlung ausspricht, der Japanisch erfolgreich mit den verschiedensten Quellen lernte, nun aber nicht versucht, sein Wissen weiter zu verbreiten und genau erklärt, wie er vorging, um die Sprache fließend einsetzen zu können. Allerdings findest du die eher selten. Allen voran erreichen nur sehr wenige dieses Level und wer es tut, hält sich hinterher eher selten in Lerngruppen auf. Immerhin ist das Ziel erreicht und die eigene Umgebung zum Weiterlernen geschaffen.

Worauf solltest du achten? Kannst du mir vertrauen? Das musst du entscheiden. Zumindest kostet dich der Versuch nichts, da meine Erklärungen kostenlos sind und du sie so direkt selbst testen kannst. Abseits dessen bleibt dir nur ein Ausweg und du musst Wert aus anderen Empfehlungen ziehen. Das ist jedoch relativ simpel!

Immer wenn du um eine Empfehlung bittest oder eine erhältst, solltest du fragen, womit sie verglichen wird und welche Ergebnisse die Person damit erzielt hat. Also wie gut sie nun Japanisch im natürlichen Umfeld nutzen kann. So kannst du ihren Wert einschätzen! Denn es ist immer möglich, dass eine Empfehlung doch auf tieferer Erfahrung basiert. Nur musst wissen, auf welcher.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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