Wenn du eine Sprache lernst, wirst du sehr viel Zeit damit verbringen, unbekannte Wörter nachzuschlagen. Aber wo genau? Der erste Gedanke ist ein mehrsprachiges Wörterbuch, von denen es für die Sprache zwei besonders wichtige gibt. Allerdings gibt es noch eine wichtigere Quelle: Einsprachige Wörterbücher, die ein Wort nicht übersetzen, sondern erklären. Ich erkläre dir hier, wo du alles findest und wieso du hauptsächlich letztere nutzen solltest!
Mehrsprachige Wörterbücher und ihre Probleme
Die zwei großen Wörterbücher: Als Anfänger brauchst du zwingend ein mehrsprachiges Wörterbuch. Die Auswahl ist jedoch begrenzt. In deutschsprachigen Ländern ist Wadoku die gängige Wahl während im englischsprachigen Raum hauptsächlich JMDict genutzt wird. Und wenn du irgendeine App herunterlädst, wird sie immer auf eine der beiden Datenbanken zugreifen.
Allerdings empfehle ich, beide nicht für immer nutzen. Der Grund dafür liegt in ihrer Funktion: Wörterbücher stellen für jedes Wort in der Fremdsprache ein Äquivalent in der bekannten Sprache bereit. Doch das muss nicht immer exakt sein. Ich will das hier mit einem Beispiel aus Wadoku verdeutlichen:
Ein harmloses Wort hat zehn Bedeutungen. Das kann durchaus herausfordernd sein. Der Grund dafür liegt in der weitgehend unabhängigen Entwicklung der deutschen und japanischen Sprache. Anders als bei vielen europäischen Sprachen, wo oft direkte Entsprechungen existieren, gibt es zwischen Deutsch und Japanisch selten exakte 1:1-Übersetzungen. Japanische Wörter bringen häufig ihre ganz eigenen Bedeutungsnuancen mit sich.
Um dieses Dilemma zu umgehen, möchte ich dir eine für Anfänger unerwartete Alternative präsentieren. Sie ist gleichermaßen offensichtlich wie herausfordernd: einsprachige Wörterbücher. Diese können dir präzise erläutern, was ein japanisches Wort bedeutet. Denn im Endeffekt solltest du sie getrennt von den dir bekannten deutschen Wörtern betrachten.
Doch hier wird es Paradox: Einerseits ist ein einsprachiges Wörterbuch ideal, um Japanisch zu lernen. Andererseits brauchst du für dessen Nutzung bereits gute Japanischkenntnisse voraus. Diese widersprüchliche Situation führt zu zwei wichtigen Fragen:
- Warum sollte man sich damit auseinandersetzen?
- Wie setzt man sich damit auseinander?
Das bieten einsprachige Wörterbücher!
Nehmen wir das japanische Wort 悔しい als Beispiel. Wadoku übersetzt es mit “frustrierend” oder “bedauerlich”. Das erscheint auf den ersten Blick einfach und klar – perfekt für eine Vokabelkarte! Doch lass uns kurz innehalten und einen Blick in ein einsprachiges japanisches Wörterbuch werfen. Dafür packen wir Hybrid Shinjirin aus, in dem folgendes steht:
失敗や恥辱を経験して、あきらめたり忘れたりできないさま。
Die Unfähigkeit, nach einem Misserfolg oder einer Demütigung aufzugeben oder zu vergessen.
Es gibt zwar gewisse Übereinstimmungen zwischen den deutschen Übersetzungen und der japanischen Bedeutung, aber letztendlich unterscheiden sie sich doch. Ganz ähnlich also, wie beim oben genannten 悪い. Im Deutschen können wir sagen: “Du bist schlecht in Mathe!”, aber im Japanischen würde man dafür bereits ein anderes Wort verwenden.
Das Problem bei der ausschließlichen Nutzung mehrsprachiger Wörterbücher ist zudem, dass du weiterhin in deiner Muttersprache denkst. Dies erschwert es, die japanische Sprache wirklich zu verstehen und richtig anzuwenden.
Wie kannst du zu einsprachigen Wörterbüchern wechseln? Der erste Schritt ist natürlich, erst einmal eines zu finden. Eine traditionellere Wahl sind die Denshi Jisho – elektronische Wörterbücher – die ich bereits zuvor in dem Leitfaden hier vorstellte. Die findest du direkt bei Amazon.
Es gibt aber auch kostenlose Alternativen. Insgesamt gibt es drei große Webseiten, auf denen du einen Begriff auf Japanisch nachschlagen kannst:
Wie klappt der Umstieg?
Nur wie sollst du die Einträge verstehen? Ironischerweise führt der Weg dazu zunächst über mehrsprachige Wörterbücher. Es mag widersprüchlich erscheinen, aber deine Muttersprache macht es zu Beginn nahezu unvermeidlich, die Bedeutungen zuerst in einer bekannten Sprache herauszufinden.
Klingt das alles zu kompliziert für dich? Kein Problem, lass diesen Teil einfach links liegen. Es ist auf jeden Fall besser, mit mehrsprachigen Wörterbüchern zu lernen, als gar nicht zu lernen. Die feinen Unterschiede schnappst du mit der Zeit sowieso durch häufigen Kontakt mit der Sprache auf. Sieh diesen Teil eher als kleinen Anstoß: Wenn du dich durch regelmäßiges Japanisch-Üben bereit fühlst, probier ein einsprachiges Wörterbuch aus.
Viele Leute kommen gar nicht auf den Gedanken. Aber denk dran: Sich in neue Texte einzulesen braucht immer etwas Zeit. Je öfter du es machst, desto leichter wird es. Klar, mehrsprachige Wörterbücher sind nicht perfekt, aber am Anfang kommst du kaum drum herum. Und eenn du in einem japanischen Wörterbuch nachschlägst, machst du im Grunde nichts anderes, als wenn du einen anderen japanischen Text liest. Es ist also nur zusätzliche Übung für dich!
Dieser Ansatz lohnt sich wirklich! Er hilft dir, nicht mehr in Übersetzungen zu denken, sondern direkt auf Japanisch. Schließlich hast du so nur eine japanische Beschreibung im Kopf und kein deutsches Wort mehr. Das fördert dein Verständnis und deine Fähigkeit, die Sprache natürlicher zu verwenden.
Automatische Übersetzer und Wörterbücher
DeepL und ähnliche eignen sich nur bedingt für einsprachige Wörterbücher. Diese Übersetzer haben oft Schwierigkeiten mit grammatischen Fachbegriffen und liefern manchmal irreführende Übersetzungen. Ein gutes Beispiel dafür ist das japanische Wort 助動詞.
Obwohl es sich aus den Kanji für “Hilfe”, “Bewegung” und “Wort” zusammensetzt und eigentlich “Hilfsverb” bedeutet, wird es von automatischen Übersetzern häufig fälschlicherweise als “Konjugation” übersetzt. Ebenso neigt DeepL dazu, den Begriff Thema in Subjekt zu ändern oder Konzepte des Japanischen, die in unserer Sprache unbekannt sind, mit Konzepten der deutschen oder englischen Grammatik gleichzusetzen, auch wenn dies nicht wirklich passt.
Entsprechend vorsichtig solltest du bei der Nutzung automatischer Übersetzer sein. Sie können hilfreich sein, sind aber nicht immer zuverlässig. Es gibt jedoch noch eine andere Strategie, die dir den Wechsel zu einsprachigen Wörterbüchern erleichtern kann.
So steigst du fließend um!
Ich kenne den Gedanken, dass das alles viel zu kompliziert ist, selbst. Entsprechend schwer tat ich mich mit dem Umstieg. Allerdings gibt es eine Methode, mit der du den fließend hinbekommst. Denn du kannst ein Wort ganz einfach in mehreren Wörterbüchern gleichzeitig suchen! Das geht mit einigen speziellen Apps zum Japanisch lernen. Im Guide nannte ich sie bereits. Im nächsten Kapitel gebe ich dir aber genaue Anleitungen, wie du jede einzelne benutzt!
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.