Japanischkurs
Ein japanischer Samurai befiehlt seine Truppen

Die え-Form und der Ausdruck von Befehlen

Im Japanischen gibt es viele verschiedene Arten, etwas zu befehlen oder zu erbitten. Aber jede hat ihre eigene Strenge. Hier zeige ich dir vier verschiedene Möglichkeiten, vom stärksten Befehl bis zur schwächsten Bitte.

Die Befehlsform (命令形)

Wie bereits bekannt, hat jedes japanische Godan-Verb insgesamt fünf verschiedene Formen, die auf jeder Reihe der Kana-Tabelle basieren. Die え-Form, auch 命令形 (Meireikei, dt. Befehlsform) genannt, ist jedoch etwas Besonderes. Es kann nämlich auch allein stehen, so dass das Verb einen Befehl ausdrückt. Hier scheint also die Form selbst eine Funktion zu haben. Anders verhält es sich bei den Ichidan-Verben. Denn diese folgen dem üblichen Prinzip, bei dem das る am Ende weggelassen und durch ein anderes Wort ersetzt wird. Bei Befehlen ist dies das ろ.

Bildung der japanischen Befehlsform (Meireikei)
Die japanische Befehlsform benötigt bei den Godan-Verben kein Hilfswort.

Beispiele:

  • 買う (kau) – 買え (kae)
  • 聞く (kiku) – 聞け (kike)
  • 話す (hanasu) – 話せ (hanase)
  • 持つ (motsu) – 持て (mote)
  • 死ぬ (shinu) – 死ね (shine)
  • 飛ぶ (tobu) – 飛べ (tobe)
  • 飲む (nomu) – 飲め (nome)
  • 取る (toru) – 取れ (tore)
  • 食べる (taberu) – 食べろ (tabero)

Die Ausnahme: Mit くれる gibt es einen einzigen Fall, der etwas anders funktioniert. Denn obwohl es sich um ein Ichidan-Verb handelt, ist seine Befehlsform einfach くれ. Man lässt also einfach das る weg und setzt nichts anderes danach. Das wird dir vor allem in Anime und Mangas oft begegnen, wenn eine Figur zum Beispiel 助けてくれ sagt: “Rette mich!”

Die Bedeutung: Diese Form ist ein ausdrücklicher Befehl und kann daher aufdringlich wirken. Für einfache Bitten würde man sie nicht verwenden. Und natürlich ist ein 「助けてくれ」 durchaus eine Bitte. Hier wird der Befehl verwendet, um die Dringlichkeit zu unterstreichen.

Ein neutraler Befehl: なさい

Statt diesem strengen Befehl gibt es auch eine neutralere Variante. Man bildet sie mit der い-Form gefolgt von einem なさい. Bei Ichidan-Verben wie immer das る weglassen, bevor das なさい folgt. Das ist die sanfteste Befehlform. Bei den noch schwächeren handelt es sich nur noch um Bitten.

Befehle mit nasai
Authoritätspersonen können neutrale Befehle mit nasai bilden.

Beispiele:

  • 買う (kau) – 買いなさい (kainasai)
  • 聞く (kiku) – 聞きなさい (kikinasai)
  • 話す (hanasu) – 話しなさい (hanashinasai)
  • 持つ (motsu) – 持ちなさい (mochinasai)
  • 死ぬ (shinu) – 死になさい (shininasai)
  • 飛ぶ (tobu) – 飛びなさい (tobinasai)
  • 飲む (nomu) – 飲みなさい (nominasai)
  • 取る (toru) – 取りなさい (torinasai)
  • 食べる (taberu) – 食べなさい (tabenasai)

Die Verwendung: Diese Form des Befehls wird am häufigsten von Eltern gegenüber Kindern oder von Lehrern gegenüber Schülern verwendet. Sie ist nicht unhöflich, wenn sie von solchen Autoritätspersonen verwendet wird.

Schwache Bitte mit Verneinung

Damit bewegen wir uns in der Hierarchie der Strenge etwas weiter nach unten und kommen zur Verwendung der あ-Form eines Verbs mit dem Hilfsadjektiv ない.Das Besondere ist hier, dass dieses Adjektiv zwei て-Formen hat. Einmal die normale, die man erhält, wenn man die く-Form verwendet und て anhängt. Aber es gibt auch noch eine zweite, bei der auf das ない einfach ein で folgt. Und das benutzt du für Bitten. Gerade in Anime und Co. wirst du zwei Aussagen mit dieser Bitte besonders häufig hören:

  • 来ないで: Bitte komm nicht her.
  • 泣かないで: Bitte weine nicht.

Die Implikation bei der ist wie bei der normalen て-Form von Verben, dass auf das で ein 「ください」 folgt, das du aber einfach nicht aussprichst.

Bitten statt Befehle

Und wenn wir schon dabei sind, will ich hier noch einmal auf die bereits bekannte て-Form selbst hinweisen. Denn alleine ist es immer eine Bitte. Wie zum Beispiel bei ちょっと待って, was einfach “Bitte warte” bedeutet.

Zwei って bei kurzen Zeiten: Vielleicht hast du aber auch schonmal ちょっと待ってって gehört. Also mit zwei って am Ende. Das hatte mich zu Beginn selbst auch verwirrt. Allerdings steckt dahinter keine Besonderheit. Es ist einfach nur 待って mit der て-Form von いる kombiniert, die einfach nur zu って wird. Entsprechend bedeutet es so viel wie “Warte-und-existiere-bitte”. Dadurch unterstreicht es, dass du nur ganz kurz warten sollst und die Person, die dich gerade alleine lässt, in nur wenigen Augenblicken wieder da sein wird.

Im nächsten Kapitel geht es schließlich mit einer weiteren Kombination der て-Form und zwei verschiedenen Verben weiter, die ganz bestimmte Dinge ausdrücken.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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