Vermutungen und Hörensagen ähneln sich im Japanischen sehr. Ihre Verwendung folgt aber leicht anderen Regeln. Hier findest du heraus, wie genau sie sich unterscheiden und wie du sie richtig verwendest!
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Vermutungen mit そう
Das weißt du bereits: Durch das Ko-So-A-Do-System weißt du bereits, wie du Vermutungen der Art “Sieht aus wie” ausdrücken kannst. Nämlich mit der langgezogenen adverbischen-Verwendung von そう. Du verwendest nämlich das exakt gleiche Wort dafür.
So funktioniert es: Du kannst es mit jeder Art von Satz verwenden. Das bedeutet Verbsätze, Adjektivsätze und Substantivsätze. Dafür ersetzt du einfach das letzte Kana mit einem そう und machst es so zu einem adjektivischen Substantiv. Entsprechend kannst du die entstandene Lok auch hinter andere Wagen setzen, um sie zu modifizieren.
Mit adjektivischen Substantiven
Verwendungsbeispiel: Du kannst nur Substantive, die du sowieso bereits adjektivisch verwenden kannst, auch mit そう verwenden. Als Beispiel heißt 元気 “lebhaft” oder “gesund”. 元気な猫 ist schließlich eine “lebhafte/gesunde Katze”. Wohingegen 元気そうな猫 so viel heißt wie “lebhaft/gesund-aussehende Katze”.
Achtung: Du kannst also ein adjektivisches Substantiv in ein anderes adjektivisches Substantiv umwandeln. Du kannst auf diese Art und Weise jedoch kein normales Substantiv in ein adjektivisches umwandeln.
Mit Adjektiven
Verwendungsbeispiel: Bei Adjektiven fällt hingegen einfach das い am Ende weg. Hier wird aus einem 美味しい etwa ganz einfach ein 美味しそう. Ein 面白い hingegen wird zu 面白そう und so weiter.
Japanisch ist streng: Dabei ist besonders wichtig, dass Japanisch sehr viel mehr Wert als das Deutsche auf deine eigenen Erfahrungen legt. Du kannst etwa nichts als “lecker” bezeichnen, was du nicht bereits selbst gegessen hast. Wenn du zum Beispiel einen Kuchen siehst, darfst du nur “美味しそう” sagen. Erst wenn du ihn selbst probiert hast, darfst du ihn als “美味しい” bezeichnen.
Mit Verben
Unterschiede zwischen den Verbarten: Bei den Verben unterscheidet man wie üblich zwischen Ichidan- und Godan-Verben. Für die Godan-Verben ist es notwendig, die い-Form zu bilden, die dir auch als 連用形 (renyōkei) bekannt sein dürfte.
Wieso immer die い-Form? An dieser Stelle wird dir auffallen, dass du bei derartigen Geschichten sehr häufig die い-Form nutzen musst. Der hat auf Japanisch eine besondere Bezeichnung. Nämlich 連用形, was so viel heißt wie “Verbundsform”. Denn mit dem kannst du fast alles kombinieren. Etwa Verben mit Substantiven, oder auch Verben mit anderen Verben, um neue Bedeutungen zu erschaffen.
Verwendungsbeispiel: Damit würde ein Satz wie “雨が降る” etwa zu “雨が降りそう” werden. Statt “Der Regen fällt” bedeutet das dann “Es sieht aus, als regnet es.”
Hörensagen im Japanischen
Auch hier nutzt du そう: Die bisherigen Beispiele erklären die Verwendung, wenn du etwas selbst gesehen hast. Hörst du jedoch nur von etwas, dann musst du eine andere, aber sehr ähnliche Form verwenden. Nämlich erneut das そう, allerdings nicht als Suffix. Stattdessen nutzt du そうだ oder das formelle そうです am Ende des gesamten Satzes.
So funktioniert die Satzstruktur: Damit wird dein eigentlicher Satz zum A-Wagon, wohingegen そうだ deine B-Lok wird. Das folgende Bild erklärt dir das mit einem Beispielsatz genauer:
Das sagst du: Du machst also eine Aussage über den gesamten Satz, weswegen auch das だ des ursprünglichen Satzes nicht wegfällt. Du erklärst, dass du dessen Inhalt gehört hast. Im Beispiel: “すみとはカモシカだそうだ” – “Was Sumito angeht, er ist ein Serau, sieht so aus.” Das Prinzip ähnelt dabei dem Deutschen. Denn auch da würdest du eine derartige Aussage wohl nur treffen, wenn du die Information irgendwo aufgeschnappt hast.
Es gibt noch eine ähnliche Methode, derartige Ideen auszudrücken. Dafür verwendest du らしい. Das hat aber eine leicht andere Bedeutung als die hier genutzten Methoden. Was genau dahintersteckt, erfährst du im nächsten Kapitel.
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Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.