Japanischkurs
Lingopie

Lingopie und die Geschichte einer Dame mit einer dicken, pendelnden Wade

Lingopie verfolgt den Ansatz, einfach mit Serien und Filmen eine Sprache zu lernen. Und wer mich kennt, weiß eins: Ich liebe diesen Weg und in meinen Augen ist diese Immersion die an sich einzige Methode, überhaupt jemals gute Sprachfähigkeiten zu erhalten. Lingopie beeindruckte mich jedoch vor allem mit seiner Kreativität.

Was bietet Lingopie?

Serien und Filmen für Lerner gemacht!

Lingopie gibt es in zwei Formen: Einmal als App für das Smartphone und einmal als Browser-Erweiterung. Auf dem Handy - und auch der Webseite selbst am PC - gibt es eine ganze Reihe vorgefertigter Serien auf Japanisch inklusive Untertitel. Allerdings kannst du Japanisch hier nur mithilfe von Englisch lernen. Deutsch wird nicht unterstützt.

Das Prinzip ist dann simpel: Du siehst die Serien auf Japanisch an. Sobald du ein unbekanntes Wort siehst, kannst du es anklicken und bekommst eine Übersetzung. Dazu gibt es doppelte Untertitel: Der Text wird dir nicht nur auf Japanisch angezeigt, sondern auch auf Englisch. Hier empfehle ich aber: Schalte diese Funktion direkt ab und nutze die sekundären Untertitel nur hinterher zur Kontrolle.

Der Umfang: In der App selbst hast du eine Vorauswahl von Youtube-Serien getroffen, die manuell erstellte japanische Untertitel besitzen. Hier kannst du ab Null anfangen und etwa die Kana lernen, aber auch deine ersten Schritte mit natürlichen japanischen Geschichten wie etwa Momotarou machen kannst. Dazu gibt es japanische Lieder und einen speziellen Abschnitt für Kinderserien. Auf dem PC mit der Browsererweiterung kannst du neben Youtube gar Netflix-Serien mit der Nachschlagefunktion von Lingopie ansehen!

Doch es funktioniert nicht!

Es sah alles so gut aus! Doch Lingopie hat ein ... kleines Problem: Es erkennt so gut wie kein einziges Wort richtig. Die Partikel が (ga), die das Subjekt in einem Satz bezeichnet, zeigte es mir mit der Bedeutung "aber". Und während dieser Fehler noch verschmerzbar wäre, hab ich direkt beim ersten Verb danach aufgegeben.

Dort stand ながれてきた (nagaretekita - angespült kommen). Und das zerlegte es mir folgendermaßen:

  • Naga - Was ist es?
  • Re - sein
  • te - in
  • ki - du kannst
  • ta - ich bin nicht

Nun, ich weiß nicht, was Lingopie da geraucht hat. Aber es muss richtig guter Stoff sein. Denn die Übersetzungen sind ... kreativ. Erst erkannte es nicht, dass es sich dabei um ein zusammengesetztes Prädikat handelt und dann gab es jedem einzelnen Hiragana eine Bedeutung, die es nie hat. Die kompletten Satzübersetzungen hingegen zeigen oft ebenfalls eine durchaus blühende Fantasie.

Ich wies den Support bereits darauf hin und schlug eine Lösungsmöglichkeit vor, doch habe ich nicht viel Hoffnung, dass man dieses Problem beheben wird. Denn in so einem Zustand hätte man Japanisch in der App an sich nie veröffentlichen dürfen. Vielleicht erinnere ich mich aber auch nur falsch an die Geschichte von Momotarou, die mir Lingopie folgendermaßen abläuft:

Die Probleme ziehen sich durch

Auch später gibt es noch zu viele Fehler! Wenn man guten Willen zeigt, könnte man das Problem oben noch darauf schieben, dass alles nur mit Hiragana verfasst wurde. Bei denen haben viele Textparser immer Schwierigkeiten, sie korrekt zu zerlegen. Doch auch bei Kanji klappt es nicht wirklich gut.

Ein 必要でしょうか "Hitsuyou deshou ka" erkannte es erst richtig als "Ist notwendig". Gut. Das ist die Kernbedeutung. Aber hinten hängt noch einiges dran, was bestimmte Details übermittelt. Die zerlegte es nun so:

  • でしょ - richtig?
  • う - Was ist es?
  • か - Aber

Das Ergebnis: Das erste ist korrekt. Bei dem zweiten lässt sich nichtmal verstehen, wo es die Übersetzung herbekommt und das letzte falsch interpretiert - das kann in bestimmten Kontexten diese Bedeutung haben, hat sie aber hier nicht.

Und ich suche hier keine spezifischen Ausnahmen heraus! Diese Fehler ziehen sich durch alle Worterklärungen. GLeich einen Satz später erkennt es die Partikel は als Satz mit der Bedeutung "Was ist der Unterschied?"

Ich kann nur sagen: Finger weg

Ich brauchte keine Minute um elementare Probleme mit dem Hauptfeature zu finden. Und ab hier weiß ich kaum noch, was ich noch darüber erzählen soll. Denn der große Verkaufspunkt ... funktioniert einfach nicht. Und in diesem Zustand hätte man Japanisch in Lingopie nie veröffentlichen dürfen.

Abseits dessen gibt es nur generische Multiple-Choice-Aufgaben, die an sich keine Rolle beim Spracherwerb erfüllen. Die Vokabelkarten - die direkt mit Bild, Ton und Beispielsatz aus den Videos erstellt werden - könnten noch hilfreich sein. Immerhin sagt es dir hier keine Antworten vor. Hier erhälst du aber nur komplette Satzübersetzungen. Das Problem der oft sehr falschen Übersetzungen bleibt jedoch.

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Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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