Ich sehe immer wieder, wie das einst so höfliche Japan seine Geduld verliert: Aggressive Schilder warnen vor Fehlverhalten, Bahnansagen nennen Ausländer explizit als Problemquelle. Die Stimmung kippt - und das aus einem Grund: Das Land wird von Touristen überrannt und viele ignorieren grundlegende Verhaltensregeln in Japan. Dadurch werden sogar alltägliche Dinge ein Problem, die man früher problemlos machen konnte.
In diesem Artikel erfährst du die wirklich wichtigen Regeln für deinen Japan-Besuch: Keine überholte Etikette, sondern echte No-Gos, die du kennen musst, um nicht negativ aufzufallen und zum wachsenden Unmut beizutragen!
Do's and Dont's in Japan
Die Faustregel: Mache nichts, was andere belästigt!
Das Zusammenleben in Japan basiert auf einer wichtigen Grundlage: Tue nichts, was andere stören könnte. Oftmals siehst du gar Schilder, die zwar manche Sachen explizit verbieten, jedoch mit einer Ansage wie "Anderes störendes Verhalten" enden. Andere nicht zu stören bedeutet allen voran: Sei passiv, zurückhaltend und nicht aufdringlich.
Der richtige Ort, den Müll wegzuwerfen
Japan hat vergleichsweise wenige öffentliche Mülleimer und Müll wird meist in bis zu vier Kategorien unterteilt: Brennbarer Müll, Nicht brennbarer Müll, Plastikflaschen, Dosen.
Die Kernregel lautet hier: Nimm deinen Müll mit nach Hause - bzw. deine Unterkunft in Japan - und entsorge ihn da.
Abseits dessen hast du die folgenden Möglichkeiten:
- Müll unterwegs entsorgen: Es gibt einige öffentliche Mülleimer mitten in der Stadt, die jeder verwenden darf. und in jüngster Zeit werden es auch wieder mehr. Achte hier darauf, deinen Müll korrekt einzusortieren.
- Konbinis: Viele Konbinis haben Mülleimer für ihre Kunden. Entsprechend gehört es sich nicht, hier nur zum Müll wegwerfen reinzugehen. Wenn du etwas entsorgen willst, dann kaufe auch etwas im Konbini.
- Mülleimer an Getränkeautomaten: Mülleimer an Getränkeautomaten sind nur für Plastikflaschen und Dosen da. Die kannst du hier jederzeit entsorgen. Brennbaren Müll darfst du hier hingegen nicht reinwerfen!
Fasse keine Pflanzen an!
Eigentlich hört man es auf jeder Schulexkursion: Fass keine Pflanzen an! Viele scheinen das in Japan jedoch wieder zu vergessen.
Viele Touristen diese Regel: Gerade zur Kirschblütenzeit bewegen sie oft die Äste, um die Blüten besser fotografieren zu können. Und dabei brechen sie oft versehentlich Äste ab.
Es kann rechtliche Strafen nach sich ziehen! Denn es ist nicht nur eine Benimmregel, sondern gar ein Gesetz. Fotografieren darfst du, anfassen nicht!
Wo darfst du fotografieren?
Wenn es ums fotografieren geht, musst du in Japan ebenfalls aufpassen. Denn an vielen Orten ist es nicht gestattet. Dort hängen im Regelfall entsprechende Schilder. Doch es kann sein, dass du die übersiehst. Deswegen einige der wichtigsten Orte, die du nicht ablichten darfst:
- Tempel: Das Herzstück der meisten buddhistischen Tempel ist ein zentrales Heiligtum mit zahlreichen Goldschätzen. Und genau das ist, was du nicht fotografieren darfst.
- Schreine: Gleiches gilt für Schreine. Hier ist der Ort, den du nicht fotografieren darfst, im Regelfall direkt hinter dem Teil, wo du die Münzen reinwerfen kannst, um deinen Wunsch an die Götter zu äußern.
- Geschäfte: In den meisten Geschäften in Japan sind Fotos verboten. Ausnahmen existieren jedoch, sind dann jedoch ausgeschildert. Bestimmte Restaurants freuen sich etwa, wenn du Bilder ihrer Gerichte in den sozialen Medien teilst. Zudem stellt es im Regelfall kein Problem dar, wenn du an sich Fotos deines Essens machst.
- Spielhallen: Spielhallen sind wie alle anderen Geschäfte. Du darfst also kein Video davon aufnehmen, wie du am Kranautomaten spielst.
- Personen: Ungefragt Personen zu fotografieren, ist in Japan verboten. Egal, ob es Geisha in Kyoto oder Priester an Schreinen sind. Wenn du ein Bild willst, musst du sie vorher fragen. An Orten mit vielen Menschenmassen darfst du dennoch fotografieren, solange du keine Person in den Fokus nimmst.
Pass auf, wo du stehst! An sich solltest du beim fotografieren deine Umgebung beachten. Etwa solltest du keine Wege blockieren. Stelle dich nicht auf die Straße und fummel lange an den Einstellungen für das "perfekte" Bild rum, während andere Leute vorbei wollen. Gerade bei manchen Gruppenfotos kann das sehr störend werden. Mache schnell dein Foto und gehe weiter.
Rauchen verboten
Auf den Straßen Japans ist Rauchen verboten und kann Strafen nach sich ziehen. Wenn du unbedingt rauchen willst, dann musst du dir einen der ausgeschriebenen Raucherplätze suchen.
So erkennst du sie: Im Regelfall sind das kleine, von Wänden umgebene, Bereiche in Parks und ähnlichen Orten. Der wichtigste Hinweis, dass du an einer Stelle rauchen darfst, ist ein Aschenbehälter.
Essmanieren
Nicht auf der Straße essen! Wenn du dir etwas im Konbini geholt hast, setze dich hin und iss es auf einer Bank. Während dem laufen isst man nicht, da schnell etwas runterfällt und dadurch den Weg verschmutzen würde. Auch zum trinken solltest du dich setzen.
Lege deine Stäbchen beim Essen auf oder neben der Schüssel ab. In den Reis werden die Stäbchen bei einer Beerdigung gesteckt. Und daran will man beim Mittagessen nicht gerade erinnert werden.
Keine Gokarts auf öffentlichen Straßen!
Gokart im Stil von Mario Kart in der Innenstadt Tokios zu fahren, ist eine beliebte Touristenattraktion ... und bei den Anwohner verhasst. Nicht nur operieren diese Karts in einer legalen Grauzone, sie sind auch für eine Vielzahl von Unfällen verantwortlich. Zu diesem Thema habe ich einen komplett eigenen Artikel geschrieben:
Renne nicht in jeden Laden!
Nun geht es an etwas wackeligere Dinge: Läden in Japan sind eng. Es passen nicht unendlich viele Menschen rein. Doch viele Menschen sehen sich unreflektiert alle möglichen Läden an, weil sie ein ungewohntes oder skurilles Angebot haben. Zum Leidwesen der Ladenbesitzer und deren echten Kunden. Denn als Tourist verstopfst du die Gänge und stehst den echten Kunden im Weg.
Die Faustregel: Gehe nur in Läden, an denen du echtes Interesse besitzt.
Einige Beispiele:
- Harajuku: Hier gibt es viele Modeläden. Doch wenn du nicht großartig an Mode interessiert bist, dann laufe an ihnen vorbei.
- Akihabara: In diesem Viertel dreht sich alles um Elektronik, Manga, Anime und Videospiele. Wenn du ein starkes Interesse daran hast, oder etwas bestimmtes kaufen willst, bist du hier richtig. Ansonsten solltest du das Viertel auslassen.
Gepäck und Verhalten im ÖPNV
Wenn du Japan bereist, hast du Gepäck dabei. Das lässt sich nicht vermeiden. Allerdings solltest du darauf achten, dass dein Gepäck nicht zum Problem für andere wird. Gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln passiert das schnell. Doch auch andere Dinge solltest du in der Bahn nicht tun.
- Rucksack nach vorne! Wenn du einen Bus oder eine Bahn betrittst, solltest du deinen Rucksack nicht mehr auf dem Rücken tragen, sondern vorne.
- Vermeide überfüllte Bahnen: In Kyoto ist es bereits verboten, schweres Gepäck in die Busse zu nehmen. Aber auch in zu vollen Bahnen kann es stören. Wenn du viel mit dir rumschleppst und bereits siehst, dass eine Bahn voll ist, warte lieber auf die nächste oder suche Alternativen wie Taxis.
- Ruhe im ÖPNV: In Bussen und Bahnen wird nicht telefoniert und du solltest dein Handy auf lautlos stellen. Auch laute Gespräche solltest du unterlassen.
- Nicht trinken und essen: Im öffentlichen Nahverkehr solltest du ebenfalls Essen und Getränke im Rucksack lassen.
Nette Gesten, die gern gesehen sind
Nicht alles ist eine harte Regel. Manche Dinge kann man machen, um dem Land und seinen Einwohnern gegenüber Respekt zu zeigen. Und teilweise profitierst du gar selbst von ihnen.
- Verbeuge dich leicht: Wenn du einem Japaner begegnest oder dich verabschiedest, solltest du dich leicht verbeugen. Das gilt in allen Situationen.
- Lerne die Sprache: Es war mal eine Selbstverständlichkeit, dass man or der Reise die Sprache des Reiselandes lernte. Heutzutage beschweren sich viele gar, dass man nicht überall mit Englisch durchkommt. In Japan hilft es dir nicht nur, viele der Hinweisschilder zu verstehen, sonder eröffnet dir auch Türen zu vielen Dingen, die du sonst nicht erlebt hättest: Denn nicht überall kommst du mit Englisch durch.
Wenn du Japanisch lernen willst, dann kannst du zudem direkt einen Blick in meinen komplett kostenlosen Sprachkurs werfen:
Denke stets an die Faustregel!
Diese Liste ist nicht vollständig! Sie sollte dir aber einen Eindruck davon verschaffen, wie man sich in Japan richtig verhält. Denke dabei immer an die Faustregel! Und wenn du dir bei etwas unsicher bist, dann unterlasse es lieber.
Wenn du noch mehr Tipps für deine Reise suchst, dann hilft dir mein umfangreicher Leitfaden weiter, den du mit einem Klick auf den grünen Button erreichst!

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.