Heimatsteuer Japan Furusatonozei

Japan hat einen Online-Shop, in dem du mit Steuern zahlst

Hast du schonmal versucht, vom Staat etwas für deine Steuerzahlung zu bekommen? In Deutschland würde man dich wahrscheinlich schon bei dem Gedanken allein auslachen. In Japan ist es hingegen problemlos möglich. Es gibt dafür gar einen extra Online-Shop!

Der Shop selbst nennt sich Furusato Tax und existiert dank der freiwilligen Steuer namens Furusato Nozei. Übersetzt heißt das so viel wie “Heimatsteuer”. Mit der kannst du einen Teil deiner Steuer als Spende an eine andere Präfektur abführen, erhälst dafür ein Geschenk deiner Wahl, und musst dann zudem weniger Steuern in deiner eigenen Präfektur zahlen.

Der Name verwirrt ein wenig. Weil du musst das Geld nicht unbedingt an deine Heimatpräfektur schicken, sondern kannst dir einfach selbst eine aussuchen. Solange du in Japan steuerpflichtig bist, darfst du Furusato Nozei nutzen. Auch als Ausländer!

Geschenke für die Steuerspende

Deine eigene zu zahlende Steuer reduziert sich um den Spendenbetrag abzüglich einer Gebühr von 2.000 Yen. Die musst du jedoch jedes Jahr nur ein einziges Mal entrichten, egal an wie viele Regionen du spendest.

In der Vergangenheit konnte das richtig viel Wert sein. Etwa ein Jahresvorrat an Reis. Die Regierung war jedoch noch nie ein großer Freund dieser Geschenke und hat dem 2018 einen Riegel vorgeschoben. Geben tut es sie immer noch, allerdings müssen sie sich jetzt an einige Regeln halten.

Sie müssen etwa zwangsläufig etwas mit der jeweiligen Region zu tun haben, an die gespendet wird, und dürfen nicht mehr wert sein als 30% des Spendenbetrags. Entsprechend bekommst du seitdem zahlreiche lokale Spezialitäten wie Lebensmittel, Kleidung, Gegenstände oder gar Einladungen zu Events.

Was kannst du dir für Steuern kaufen?

Im folgenden einige Beispiele, was das Sortiment umfasst:

  • Bier aus Sapporo
  • Besteck aus Tsubame
  • Ein Surfbrett aus Toyo

Du siehst: Du kannst wirklich alle möglichen Geschenke erhalten. Das aufsehenerregendste, was ich ausfindig machen konnte, sind Schwerter aus Kyoto! Wie du dir vorstellen kannst, musst du dafür aber eine durchaus hohe Spende entrichten. Insgesamt vier Klingen stehen zur Wahl:

  • Tanto – 2,934 Millionen Yen
  • Wakizashi – 4,217 Millionen Yen
  • Katana oder Tachi – 5,5 Millionen Yen

Kurz gesagt: Du kannst dir mit Steuergeldern deine eigene Samuraiwaffenkammer anlegen!

Das geht allerdings nur, wenn du auch wirklich entsprechend viele Steuern zahlen musst. Denn es gibt ein Spendenlimit. Du kannst nämlich nur für so viel Geld “einkaufen”, wie du der Regierung überhaupt schuldest.

So bequem funktioniert der Online-Shop

Gespendet wird ganz einfach per Webseite. Es gibt einige von denen, am populärsten ist jedoch Furusato Tax. Die bieten auch einen Rechner an, mit dem du das genannte Limit für dich selbst ganz exakt ermitteln kannst. Der Spendenablauf ist zudem extrem simpel gehalten.

Du wühlst dich nämlich ganz einfach durch einen Online-Shop, legst die gewünschten Produkte in deinen Warenkorb und begibst dich dann zum Checkout. Quasi ein eigenes Amazon, wo du jedoch mit deinen Steuergeldern zahlst.

Die Suchfunktionen sind ebenfalls sehr umfangreich. Du kannst nämlich nicht nur die Produktkategorien durchsuchen, sondern auch gezielt nachsehen, was die verschiedenen Regionen anbieten.

Ebenso ist es möglich, Spenden für bestimmte Projekte dieser zu entrichten. Etwa für den Wiederaufbau einer holländischen Windmühle im durch den Tsunami von 2011 stark mitgenommenen Präfektur Fukushima.

Einen großen Unterschied zu üblichen Online-Händlern gibt es allerdings: Die Lieferzeiten. Je nachdem was du bestellst, musst du auch mal einige Monate auf deinen “Einkauf” warten. Denn gerade Produkte wie Obst und Gemüse etwa sind von der Jahreszeit abhängig und können auch erst dann verschickt werden, wenn Erntezeit ist.

Top-Seller geben Einblicke in die Gesellschaft

Der Shop bietet jedoch noch mehr. Denn es gibt auch eine Reihe von Top-Seller-Listen. Die geben dir direkt einen kleinen Einblick darein, welche Produkte aus welcher Präfektur bei den Einwohnern Japans besonders gut ankommen!

Die meisten Menschen nutzen das Programm demnach, um sich Lebensmittel zu bestellen. Am beliebtesten ist Wagyu aus Kyushuu, speziell aus der Stadt Yatsushiro. Das führt zum Zeitpunkt der Aufnahme das Wochen- und Monatsranking aller Kategorien an.

Aufwand für die Steuererleichterung

Allerdings ist Furusato Nozei mit Bürokratie verbunden. Als Freelancer musst du die sowieso betreiben, als Firmenangestellter wird es jedoch zusätzliche Arbeit. Weil du dann eine Steuerrückerstattung ausfüllen musst.

Seiten wie Furusato Tax nehmen dir aber einen Großteil der Arbeit ab und schicken dir einen Beleg für deine Spende, den du dann mit der Steuererklärung, die Mitte März des folgenden Jahres fällig wird, einreichen musst. Bedenke allerdings, dass die “Bestellungen” über Furusato Nozei bis zum 31. Dezember des laufenden Jahres getätigt werden müssen.

Und denk dran: Abgesehen von der 2.000 Yen Gebühr wirst du das Geld so oder so los. Im Notfall holt es sich die Regierung der Präfektur, in der du wohnst. Dann aber ohne dir dafür was zu geben.

Wieso gibt es Furusato Nozei?

Das ganze System ist übrigens relativ jung. Es entstand erst im Jahr 2008. Grund dafür ist vor allem die Stadtflucht. Denn viele junge Menschen verlassen ihren Heimatort um gerade in großen Metropolen wie etwa Tokio zu leben und zu arbeiten. Entsprechend gibt es dort dann wesentlich mehr Steuerzahler und Geld als in ländlichen Regionen.

In Japan Steuern zahlen

Deine Steuererklärung in Japan zu machen, kann zudem erschreckend einfach sein. Denn der Staat hilfft dir ganz ohne Zusatzkosten bei einem jährlichen Steuerevent aus. Alles was du darüber wissen musst, erfährst du im folgenden Artikel:

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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