Du hast dich zu einem großen Schritt entschlossen: Nach Japan auswandern! Das ist allerdings alles andere als einfach – gerade, wenn du keine Kontakte in dem Land hast. Ich bereite dich deshalb auf die sieben größten Probleme vor, denen du begegnen wirst und erkläre dir direkt, wie du sie lösen kannst!
Die 7 Hürden bei der Auswanderung
Du hast die Vorbereitungen getroffen und bist dabei, nach Japan auszuwandern. Komplett auf dich allein gestellt geht es in das fremde Land! Das bedeutet, dass du nicht an einem Austauschprogramm teilnimmst, deren Veranstalter dich unterstützen und du auch noch keine Freunde in dem Land hast, die dir weiterhelfen können. Es heißt du gegen Japan! Und das Land wird dir eine Reihe von Problemen entgegenwerfen!
1. Das richtige Visum
Das Problem: Im Regelfall hast du nicht das Glück, bereits vor deiner Reise nach Japan eine Anstellung zu haben. Natürlich winkt da das Working-Holiday-Visum. Allerdings ist das offiziell nicht zum Auswandern vorgesehen, sondern mehr für einen langen Urlaub, den du dir durch Arbeit finanzieren kannst.
Natürlich gibt es noch weitere Visa. Ich habe eine Übersicht der geläufigsten Visa für Japan erstellt, und erkläre, welche Bedingungen an diese geknüpft sind. Doch wer nach Japan auswandern will, setzt im Regelfall dennoch auf einen Working Holiday. Was musst du also beachten?
Die Lösung: Gib bei deinem Antrag auf ein Working-Holiday-Visum niemals an, dass du in Japan leben willst. Richte dich nach den offiziellen Vorgaben. Du musst etwa einen Reiseplan mit abgeben. Und auf dem sollte sichtbar werden, dass du dich nicht zu lange am selben Ort aufhälst, sondern in der Tat mehrere Städte besuchen wirst.
Was du dann wirklich machst, sobald du in Japan bist, wird nicht mehr kontrolliert. Und Pläne können sich nun einmal ändern. Wenn du eine Festanstellung findest, ist es dadurch kein Problem, dein Working-Holiday-Visum in Japan selbst in ein Arbeitsvisum umwandeln zu lassen.
2. Das Handy-Paradox
Das Problem: Du brauchst für alles eine japanische Telefonnummer. Egal ob Wohnung, Konto und paradoxerweise gar einen Handyvertrag. Dieses Problem wird deine ersten Wochen in Japan dominieren. Um jedoch eine japanische Telefonnummer zu bekommen, musst du bereits eine Wohnung und ein Bankkonto besitzen.
Das Handy-Paradox ist das größte Problem für Auswanderer, die keine Firma im Rücken oder bereits gute Kontakte in Japan haben. Denn du bekommst einfach keines der drei elementarsten Dinge, um in dem Land Fuß zu fassen. Zwar gibt es SIM-Karten für Ausländer, aber die sind meist zeitlich begrenzt. Außerdem macht die Bezahlung mit einer ausländischen Kreditkarte in Japan sehr gerne Probleme.
Die Lösung: Wenn deine Kreditkarte in Japan ihren Dienst versagen sollte, kannst du dir online eine virtuelle anlegen. Und wenn eine Anschrift gefordert wird, kannst du auch die deines Hotels angeben. Allerdings solltest du vorher sicherstellen, dass das Hotel auch wirklich die Post für dich annehmen wird.
Außerdem kannst du häufig – obwohl anders angegeben – beim Abschluss eines Handyvertrages darauf verzichten, eine Telefonnummer anzugeben oder einfach deine Nicht-Japanische verwenden. Und wenn alle Stränge reißen, nutze einfach die von deinem Hotel. Es wird sowieso niemand wegen des Vertrags anrufen.
3. Wohnungssuche
Das Problem: Das größte Problem bei der Wohnungssuche hast du schon gelöst, wenn du das Handy-Paradox entschlüsselt hast. Dennoch kann es sehr schwer sein, überhaupt eine Wohnung zu finden.
Viele Vermieter wollen keine Verträge mit Ausländern abschließen. Grund dafür ist zum Einen die Sprachbarriere, aber auch, dass Nicht-Japaner häufig vor Ablauf ihres Vertrags das Land verlassen und die Miete nicht zahlen.
Die Lösung: Allerdings gibt es auch hier Auswege. Etwa spezielle Apartments für Ausländer, die du in Bar bezahlen kannst. Das ist etwas aufwendig, da du jeden Monat aufs Neue mit der Miete beim Büro des Vermieters vorbeikommen musst. Es hilft dir aber dabei, Fuß in dem Land zu fassen.
Alternativ kannst du dich nach einem Zimmer in einem Share-House umsehen. Hier wohnst du zusammen mit anderen Leuten im gleichen Haus, hast aber ein eigenes Zimmer. Japaner ziehen häufig in entsprechende Häuser, um Kontakt mit Ausländern zu haben. Entsprechend ist es als Ausländer einfacher, auf diese Art und Weise eine Unterkunft zu finden.
4. Die Jobsuche
Das Problem: Eine Festanstellung zu finden ist nicht leicht, denn viele Firmen stellen eher Japaner ein als Ausländer. Denn die kennen nicht nur die Sprache, sondern auch, wie man sich bestimmten Personen gegenüber zu verhalten hat. Ausländer werden häufig nur genommen, wenn ein Japaner nicht die selben Fähigkeiten vorweisen kann.
Die Lösung: Das kann Vorteile haben. Denn als Westler bist du die präferierte Wahl für alle möglichen Jobs, die mit Fremdsprachen zu tun haben. Mit dem richtigen Aussehen bist du schon so gut wie eingestellt! Das geht los bei Lehrerstellen: Du bist Muttersprachler? Das reicht! Du brauchst keine Lehrerzertifikate, Staatsexamen oder Japanisch-Kenntnisse. Alles überbewertet!
Aber du hast auch als Übersetzer gute Chancen. Für Letzteres musst du jedoch aus offensichtlichen Gründen durchaus Japanisch können. Alternativ ist es möglich, für ausländische Firmen mit Sitz in Japan zu arbeiten, oder zu versuchen, für die Regierung deines Heimatlandes tätig zu werden und etwa in der Botschaft tätig zu werden.
5. Work-Life-Balance
Das Problem: Du hast bestimmt schon einmal gehört, dass Japaner sehr viel und lange arbeiten. Was ein echter Japaner ist, der geht erst nach Hause, wenn der Chef geht! Und auch wenn nicht alle Firmen so sind und dieses Klischee in der Moderne langsam an Bedeutung verliert, kommt es dennoch nicht von ungefähr.
Dabei geht es nicht einmal um das Arbeiten an sich. Es geht einfach nur darum, auf der Arbeit anwesend zu sein – selbst, wenn du in dieser Zeit absolut unproduktiv bist. Ich habe schon öfter von Leuten gehört, die von Japanern für ihre harte Arbeit gelobt wurden, nur weil sie nach dem offiziellen Feierabend auf Arbeit geblieben sind und einfach nichts gemacht haben.
Kurz: Es ist einfach nur sinnlose Zeitverschwendung für die Show. Gerade für deine psychische Gesundheit ist es jedoch wichtig, dass du eine gute Work-Life-Balance herstellst und deine Freizeit auch ernsthaft genießen kannst.
Die Lösung: Suche die richtige Firma. Es gibt durchaus modern eingestellte japanische Betriebe. Zudem haben die Anstrengungen, eine Vier-Tage-Woche in Japan einzuführen, im Jahr 2021 großen Aufwind erhalten. Alternativ kannst du dich auch nach westlichen Firmen umsehen und versuchen, dort eine Stelle zu finden. Hier folgt man im Regelfall nicht der klassisch japanischen Arbeitskultur.
Wenn du für dein Visum nicht von einer Firma abhängig bist, hast du außerdem die Chance, Freelancer zu werden. Dann bist du zeitlich komplett ungebunden. Allerdings kann es durchaus anstrengend werden, jeden Monat genügend Aufträge zu finden, um deinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Und gerade in der Anfangsphase wirst du wohl härter arbeiten müssen, als in mancher Festanstellung.
6. Du bist anders!
Das Problem: Japan ist eine sehr homogene Gesellschaft. Mehr als 98 Prozent der Einwohner sind hier ethnische Japaner. Wenn du also nicht gerade asiatisch aussiehst, dann stichst du hier aus der Masse hervor und wirst stets als Ausländer behandelt. Manche Leute werden dich ansehen, andere setzen sich im Zug von dir weg
und viele werden als erstes versuchen, Englisch mit dir zu sprechen.
Außerdem ist da noch die Tatsache, dass nicht nur du anders bist, sondern auch dein Name. Und das kann für mehr ernsthafte Probleme sorgen, als du es dir womöglich vorstellst. Das ist aber ein derart umfangreicher Punkt, das ich dem einen eigenen Artikel gewidmet habe:
Die Lösung: Hier gibt es keinen Weg drumherum und du musst das einfach akzeptieren. Setz es dir nicht zum Ziel, Japaner zu werden. Denn das wird sowieso nicht gehen. Mach es dir zum Ziel, Ausländer in Japan zu werden.
Dass man dich ansieht weil du anders aussiehst, ist ganz normal. Du wirst sehr schnell feststellen, dass du selber anfängst Ausländer anzustarren, weil diese aus der Masse von Japanern hervorstechen und man sie in vielen Gebieten außerhalb der Metropolen einfach wirklich extrem selten sieht.
7. Keine Freunde
Das Problem: Japan kann einsam sein. 31 Prozent aller Japaner leben alleine. Du als Ausländer wirst noch viel stärker mit diesem Problem konfrontiert sein. Denn als Neuling in dem Land hast du keine Freunde in dem Land und es wird bekanntermaßen überall schwerer, mit steigendem Alter noch neue Freundschaften zu schließen.
Die Lösung: Die Lösung sind Bars. Allerdings nicht um deine Sorgen wegzutrinken, sondern neue Leute zu treffen. Wenn du keinen Alkohol trinkst, ist das kein Problem. Viele der Etablissements bieten auch alkoholfreie Getränke an. Hier triffst du nicht nur neue Kontakte, du kannst vor allem auch regelmäßig mit den Stammgästen reden, wenn du häufiger in die selbe Bar gehst.
Außerdem solltest du stets nach dem hiesigen Stammtisch Ausschau halten. Nationalitäten spielen bei diesen Treffen meist keine Rolle. Es geht vor allem darum, dass du die jeweilige Sprache sprichst. Als Österreicher oder Schweizer kannst du also auch problemlos zum deutschen Stammtisch gehen. Und reine Ausländertreffen, bei denen man Englisch spricht, gibt es ebenfalls.
Die Alternative dazu sind die bereits unter Punkt 3 genannte Share-Häuser. Da du hier direkt mit anderen Menschen zusammenlebst, können auch hier Freundschaften entstehen. Allerdings kann es natürlich auch sein, dass du die Wohnung mit jemandem teilen kannst, den du nicht magst. Und ein Umzug ist durchaus aufwendig.
Das alltägliche Leben wird anders
In Japan läuft sehr vieles anders als in deinem Heimatland und die hier genannten Probleme sind nur die größten, denen du als Neuankömmling in dem Land begegnen wirst. Aber auch später im Alltag wird es so einiges geben, was nicht ganz ideal laufen wird. Was das ist, erkläre ich im folgenden Artikel:
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.