In Japan ist nicht alles toll. Ich nenne dir sieben Probleme, die mich am meisten nerven.

Die 7 nervigsten Probleme im japanischen Alltag

Im alltäglichen Leben Japans ist nicht alles toll und atemberaubend. Wie auch in der westlichen Heimat gibt es so manche Aspekte, die das Leben zwar nicht unerträglich machen, bei denen man sich aber dennoch eine Änderung wünscht. Ich nenne dir hier sieben Punkte, die mich an Japan stören.

Das sind die Probleme 

7. Keine Mülleimer

Einen Mülleimer in Japan zu finden, ist wie ein Einhorn zu sehen.
Einen Mülleimer in Japan zu finden, ist wie ein Einhorn zu sehen.

Wenn du in Japan unterwegs bist, dann mach dich darauf gefasst, dass du keinerlei öffentliche Mülleimer finden wirst. Es ist verdammt schwer, hier seinen Müll loszuwerden. Denn seit einem Sarin-Anschlag am 20. März 1995, hat das Land fast sämtliche Mülleimer entfernt. Denn in denen hatten die Terroristen ihre Gasbomben versteckt.

Hinterher bemerkte der Staat dann, dass es eigentlich ziemlich kostengünstig ist, wenn man keine Mülleimer mehr entleeren muss. Entsprechend kamen diese auch nie wieder. Nun verursacht die Situation Probleme für Fußgänger: Deinen Müll musst du überall mit dir herumschleppen.

Es gibt allerdings noch ein paar Wege um das Problem herum. Abfallbehälter für Plastikflaschen findest du noch neben so ziemlich jedem Getränkeautomaten. Als weitere Alternative eignen sich Konbinis, in denen es nach wie vor Mülleimer gibt.

6. Rettungsgasse existiert nicht

Die Sirene könnten sich manche Krankenwagen in Japan anscheinend sparen.

Auch wenn mir Japaner versichern wollen, dass selbst in Japan Rettungsgassen gebildet werden, kann ich das aus meiner eigenen Erfahrung heraus nicht bestätigen. Häufig sehe ich, wie hier Notfallfahrzeuge an der Kreuzung anhalten und warten müssen, weil sich die meisten Autofahrer einfach nicht darum scheren. Die Ampel ist grün, also fahren sie. Ganz egal, ob da gerade eine Sirene zu hören ist oder nicht.

Schon mehr als einmal konnte ich so Krankenwagen und Feuerwehrautos sehen, die einfach nicht vorankamen und an der Ampel warten mussten, da einfach keiner der Autofahrer Platz machte. Immerhin: Die Krankenhausdichte in der Innenstadt scheint in Japan höher zu sein als in den DACH-Ländern. Dennoch würde ich mir in Japan noch mehr Sorgen machen als im Westen, wenn ich einen Unfall habe, bei dem jede Sekunde zählt.

5. Häuser sind häufig nicht isoliert

In den meisten japanischen Wohnungen schützt dich eine einzige Glasscheibe vor dem Wetter.
In den meisten japanischen Wohnungen schützt dich eine einzige Glasscheibe vor dem Wetter.

Die Sommer in Japan sind nicht nur heiß, sondern auch verdammt feucht. Da ist es praktisch, dass die Mehrzahl der Gebäude mit einer Klimaanlage ausgestattet ist. Problematisch ist hingegen, dass die Wohnungen keine Isolierung besitzen. Wenn du es kühler haben willst, musst du also nicht nur kurz abkühlen, sondern auf Dauer. Dezente Energieverschwendung.

Den selben Spaß hast du im Winter, denn japanische Wohnungen besitzen keine Heizungen wie in Europa. Stattdessen heizt du mit der Klimaanlage. Und wenn du nicht erfrieren willst, musst du auch das auf Dauer tun. Denn die Wärme geht sonst Ruckzuck wieder nach draußen.

Doch anstatt einfach die Gebäude vernünftig zu isolieren, entschieden sich die Japaner dazu, ihre Tische zu beheizen: Das sind die sogenannten Kotatsu. Und dank einer dicken Decke bleibt die Wärme auch unter den Tischen. Bei denen hast du dann das Problem, dass deine Beine unter ihnen zwar warm sind, der Rest deines Körpers aber kalt. Erkältung, ich hör dir trapsen.

Isolierte Wohnungen findest du ausschließlich im kalten Norden des Landes, sowie manchmal in Neubauten. Gerade in der Innenstadt sind die aber eher selten. Stell dich deshalb bei deiner Reise in das Land auf Energieverschwendung oder schlecht temperierte Räume ein.

4. Geldautomaten mit Öffnungszeiten

Die Geldautomaten in Japan machen Feierabend.
Die Geldautomaten in Japan machen Feierabend.

Deutschland wird bereits häufig als Bargeldland bezeichnet, doch im Vergleich mit Japan erblasst es. In Fernost kann ich sogar meine Kranken- und Rentenversicherung sowie die Handyrechnung mit Bargeld bezahlen. Dumm nur, dass viele Geldautomaten nicht 24 Stunden am Tag verfügbar sind.

Die Automaten vieler Banken machen einfach regulären Feierabend. Und das nicht etwa, weil Menschen anwesend sein müssen, sondern einfach nur so. Wahrscheinlich, damit sie sich nicht überarbeiten. Selbst bei den Geldautomaten in Konbinis ist das manchmal der Fall. Zwar sind diese meist den ganzen Tag über verfügbar, doch zu Silvester herum begrüßte mich auch der Automat schon mit der Meldung, dass er über Neujahr einfach nicht läuft.

3. Plastikverschwendung

IN Japan wird selbst Plastik mit Plastik geschützt.
In Japan wird selbst Plastik mit Plastik geschützt.

Japaner lieben Plastik. Im Supermarkt wird alles in Plastik verpackt. Manchmal gleich doppelt. Und wenn du den Plastiktüten aus dem Weg gehen willst, musst du zu absolut jeder Zeit Obacht geben, um im Notfall noch “Keine Tüte!” schreien zu können. Und das ist schwer. Denn die Kassierer warten stets auf einen kurzen Moment deiner Unachtsamkeit, um dir doch irgendwie Plastik geben zu können.

Gut: Seit Juli 2020 dürfen sie dir nicht mehr einfach so eine Tüte in die Hand drücken – also zumindest die großen Beutel. Denn der Staat selbst bemerkte die große Verschwendung und versucht jetzt, etwas dagegen zu unternehmen. Das Problem löst das aber nicht vollends.

Wenn du zum Beispiel Lebensmittel und Spülmittel gleichzeitig kaufst, dann wird das Spülmittel an der Kasse aus Prinzip noch einmal in einen extra Beutel gesteckt. Eine kurze Zeit lang gab es bei mir im Supermarkt auch mal Ökobeutel. Die bestanden immerhin nur zur Hälfte aus Plastik. Und das ganze Prinzip war relativ sinnbefreit, weil die Kassierer an der Kasse meinen Öko-Beutel noch einmal in eine kleine Plastiktüte steckten… Es gibt Momente, bei denen fehlen mir einfach nur noch die Worte.

2. Wenig vegetarische / vegane Optionen

Lebensmittel ohne Fleisch gehören in Japan offenbar nicht unter die Kategorie “Daily Food”.

Es ist nicht unmöglich als Vegetarier oder gar Veganer in Japan Essen zu finden. Allerdings ist es verdammt schwer! Zumindest, wenn du nicht jeden Tag selbst kochen willst. Im Konbini und auch im Supermarkt kannst du davon ausgehen, dass in absolut jedem Fertiggericht Fleisch mit untergemischt ist.

Denn in Japan lautet das Motto: Ein Gericht ohne Fleisch zählt nicht als Mahlzeit. Selbst wenn du meinst, etwas vermeintlich vegetarisches oder veganes zu finden, solltest du immer auf die Zutaten gucken. Achte dabei vor allem auf das Kanji für Fleisch (肉). Im Regelfall wirst du das immer vorfinden.

Und wenn ich immer sage, meine ich immer. Selbst wenn du zum Beispiel eine Suppe mit Soja-Fleisch findest, gilt: So lange nicht dick und fett Vegan draufsteht, ist es im Regelfall auch nicht vegan. Sojapatties in der Burgerkette? Das Patty selbst mag kein Fleisch enthalten, die Soße hingegen schon. Doch selbst beim Patty musst du vorsichtig sein: Gerne verkaufen japanische Supermärkte Soja-Fleisch, das einfach mit Hühnchenfleisch gemischt wird.

Für Veganer wird es noch schwerer, denn in Japan wird selbst vegetarisches Sojafleisch im Regelfall mit Ei hergestellt. Und wenn ein Gericht mal kein Fleisch hat, dann wird dennoch sehr häufig zumindest Käse verwendet.

1. Tatemae

In Japan sind nicht nur echte Masken in, sondern auch metaphorische.

In Japan ist man höflich, nicht ehrlich. Es wird schwer sein, einen Japaner zu finden, der dich nicht lobt, herausgehend und freundlich ist. Zumindest nach außen hin. Das kann häufig jedoch einfach nur die Tatemae sein: eine Art Maske, die Japaner im öffentlichen Leben aufsetzen. Die Honne genannten wahren Gedanken und Gefühle äußert man ausschließlich gegenüber den engsten Vertrauten.

Das kann schon beim Schließen von Freundschaften nervig sein. Du denkst, dass du dich super mit jemanden verstehst und anfreunden kannst. Doch in Wirklichkeit kann dich die jeweilige Person nicht ausstehen. Der Grund: Du hast vielleicht irgendwann etwas gesagt, was ihr nicht gepasst hat, oder wodurch sie sich unwohl fühlte. Geäußert wird das nicht. Probleme ansprechen? Das geht nicht!

Doch die Tatemae äußert sich auch anderweitig, zum Beispiel im Hotel oder einem Geschäft. Wenn du die Angestellten etwas fragst und sie wissen es nicht, dann werden sie zumindest so tun, als helfen sie dir. Das äußert sich dadurch, dass sie sinnlos auf einer Tastatur rumtippen, zahlreiche Kollegen dazuholen und eines jeden Zeit verschwenden, eh sie dir erklären: “Tut uns leid. Das wissen wir nicht.”

Mehr zum Leben in Japan

Der Alltag in Japan besteht natürlich nicht nur aus Problemen. Es gibt auch Eigenarten, die durchaus Sinn ergeben. Zum Beispiel, dass du stets den Müll abwaschen solltest.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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