In Japan wirst du an so ziemlich jeder zweiten Ecke mindestens drei der Konbini genannten 24-Stunden-Läden finden. Und obwohl es zahlreiche Ketten gibt, sind genau drei besonders häufig vertreten: Family Mart, Lawson und Seven Eleven. Doch zu welchem solltest du gehen?
Ich habe mir die Läden genauer angesehen und zeige dir nicht nur deren Sortiment, sondern gehe auch auf die Kritik ein, die den Läden in Japan entgegengebracht wird, und wie sich die Konbini-Kultur entwickelt hat.
Was bieten die Konbinis?
Das Angebot in den Konbinis ist immer gleich. Egal in welche Filiale du gehst, du kannst stets davon ausgehen, dass du die folgenden Dinge vorfinden wirst:
- Lebensmittel: Von Snacks, über Mikrowellenessen bis hin zu Alkohol kannst du alle möglichen Lebensmittel erwerben.
- Verbrauchsgegenstände: Von Zahnbürsten und Zahnpasta bis hin zu Batterien gibt es in Konbinis alle erdenklichen Verbrauchsgegenstände.
- Kleidung: Du kannst einfache Kleidung wie etwa Hemden oder T-Shirts kaufen.
- Geldautomat: In jedem Konbini wirst du einen Geldautomaten vorfinden.
- Drucker / Kopierer: Ebenfalls zum Standardangebot gehört ein Drucker, an dem du Dokumente von einem Speichermedium ausdrucken, oder direkt kopieren kannst.
- Rechnungen: Du kannst alle möglichen Rechnungen wie Kranken- oder Rentenversicherung in Konbinis bezahlen. Auch manche Webseiten geben dir die Möglichkeit, Einkäufe in einem Konbini zu bezahlen.
- WLAN: Im Regelfall hat jeder Konbini einen WLAN Zugang, den du teilweise sogar kostenlos nutzen kannst.
- Mülleimer: Öffentliche Mülleimer sind in Japan eine wahre Seltenheit. In Konbinis kannst du jedoch jederzeit kleinere Abfälle entsorgen.
- Toiletten: Nicht in jedem, aber in vielen Konbinis gibt es eine Toilette, die du benutzen kannst.
Das Warenangebot ist bei den meisten Filialen sehr ähnlich. Jedes Franchise setzt auch auf Produkte einer hauseigenen Marke, die du dementsprechend nicht in anderen Konbinis finden wirst.
1. Family Mart
Family Mart wird dir höchstwahrscheinlich vor allem wegen dessen besonders einprägsamen Jingle in Erinnerung bleiben. Der Titel Melody Chime No.1 – Daiseikyou wird jedes Mal abgespielt, wenn jemand den Laden betritt.
Die Kette unterteilt ihre hauseigene Marke in verschiedene Unterkategorien. So gibt es Famima Café, Famima Bakery und Famima Sweets. Dessen Produktvielfalt besteht aus Dingen wie etwa Melonpan, Windbeuteln, Oden, Spaghetti, Omelett und ist damit vergleichbar mit dem von anderen Konbinis.
Besonders populär ist das Fami Chiki genannte frittierte Huhn, das du direkt an der Kasse kaufen kannst.
Kontroversen: Im August 2019 tauchte ein Video von einer Filiale aus Shibuya auf, das einige Ratten in den Gängen des Ladens in der Nähe des Sushis zeigt. Die Firma reagierte darauf mit der Schließung der Filiale für eine Untersuchung, sowie einer Entschuldigung an die Kunden.
2. Lawson
Lawson eignet sich am ehesten für all jene, die versuchen, etwas bewusster zu leben und auch auf die Zutaten achten. Zudem gibt es Ausläufer der Kette wie Natural Lawson, die gar vegane Gerichte im Angebot haben, oder Lawson 100, die sich auf schnell verderbliche Waren spezialisieren. Einige von deren Produkten findest du allerdings auch in den normalen Filialen.
Lawson hebt sich durch sein Angebot am stärksten von den anderen Konbinis ab. Zwar gibt es auch hier die üblichen hauseigenen Produkte wie Bentos, Curry und Getränke, allerdings besitzt die Kette mit Angeboten wie etwa zuckerfreien Snacks oder nur kurz verfügbaren Produkten wie veganen Burgern durchaus ein Alleinstellungsmerkmal, zu dem die Konkurrenz gar keine Alternativen anbietet.
Zu den Besonderheiten der Kette gehören einmal die Produkte der hauseigenen Uchi-Café-Reihe, aber auch Gerichte wie etwa die Karaage-kun genannten frittierten Hühnchen-Nuggets, die es in verschiedenen Geschmacksrichtungen gibt. Ansonsten bietet auch Lawson das übliche Angebot von diversen Salaten bis hin zu kompletten Fertiggerichten.
3. Seven Eleven
Seven-Eleven stammt ursprünglich aus Amerika und ist die am häufigsten vertretene Kette in Japan. Sie besitzt über 20.000 Filialen im gesamten Land. Sie versuchen vor allem die Qualität ihrer Produkte in den Vordergrund zu stellen. Diese ist allerdings vergleichbar mit denen der anderen Konbinis.
Mit 7 Premium und Seven Café besitzt Seven Eleven zwei hauseigene Marken. Unter ersterer verkauft man Produkte wie etwa Café Latte und Tea Latte, unter letzterer wird hingegen alles weitere wie etwa Mikrowellengerichte, Fertignudeln, Snacks und ähnliches zusammengefasst. Sehr beliebt sind vor allem die hauseigenen Onigiri-Reisbällchen.
Der beste Bankautomat: Gerade wenn du nur eine ausländische Bankkarte besitzt, sind die Filialen von Seven Eleven deine beste Wahl, um Geld abzuheben. Denn das kannst du hier komplett gebührenfrei machen.
Kontroversen: In Japan sieht sich Seven-Eleven wegen seiner Geschäftspraktiken häufiger Kritik ausgesetzt. Zum Beispiel sehen die nicht gefüllten Onigiri größer aus, als sie eigentlich sind. Denn in ihnen befindet sich ein Luftloch.
Auch weitere Vorgehensweisen brachten der Kette den Ruf ein, eine “Schwarze Firma” zu sein – eine Firma, die ihre Mitarbeiter oder Kunden ungerecht behandelt. Besonders ein Fall wurde öffentlich diskutiert: Ein Ladenbetreiber konnte seine Filiale mangels Arbeitskräften nicht 24 Stunden am Tag öffnen. Als er seinen Laden deswegen in der Nacht für 6 Stunden schließen wollte, wurde er von Seven Eleven abgemahnt und sie drohten mit einer Strafzahlung.
4. Die Underdogs
Abseits dieser drei großen Ketten gibt es noch einige kleinere, denen du seltener begegnen wirst. Dazu gehören etwa Ministop, Poplar und Circle K Sunkus.
Besonders erwähnenswert ist jedoch der Daily Yamazaki. Denn in vielen, wenn auch nicht allen von dessen Filialen gibt es ein Daily Hot genanntes Selbstbedienungs-Abteil, wo du frisch gebackene Brote kaufen kannst.
Die schmecken nicht nur besser als die abgepackten üblichen Konbini-Produkte, sie sind zudem auch billiger. Neben dem Melonpan sind vor allem das Currybrot und die Schokoladen-Croissants zu empfehlen.
Ist das die günstigste Methode in Japan einzukaufen?
Konbinis sind alles andere als günstig. Mit Ausnahme der jeweiligen hauseigenen Marken findest du im Regelfall die ganze Produktpalette günstiger in einem Supermarkt. Der einzige Unterschied ist, dass Supermärkte im Regelfall nicht 24 Stunden am Tag geöffnet sind. In einem Konbini zahlst du dementsprechend einen Aufpreis für den gebotenen Service.
Kritik und Entwicklung der Konbinis
Obwohl Konbinis für die Kunden selbst sehr praktisch sind, stehen sie in Japan dennoch auch allgemein in der Kritik. Dafür gibt es zahlreiche Gründe.
Die Öffnungszeiten
Nicht nur sollen die Arbeitsbedingungen allgemein sehr hart sein, auch werden die langen Öffnungszeiten durch schlecht bezahlte Angestellte, nicht selten Ausländer aus ärmeren Ländern, realisiert.
Allerdings entfernen sich einige Filialen bereits von dem 24/7 Gedanken und schließen abends sowie an Feiertagen. Dabei handelt es sich jedoch um einen noch sehr jungen Trend, der erst seit 2019 Fuß zu fassen beginnt.
Eine gewisse Lösung bietet hier Automatisierung: Es gibt bereits erste Konbinis, in denen der gesamte Bezahlvorgang ohne menschliche Interaktion abläuft. Diese benötigen dementsprechend nur noch vereinzelt Angestellte, zum Beispiel, um neue Waren in die Regale zu räumen.
Umweltverschmutzung
Auch die Umweltverschmutzung ist ein Problem. Da Konbinis häufig keine großen Lager haben und von einem zentralen Depot aus beliefert werden, kämpfen die einzelnen Ketten um Lieferungen und erhalten häufig kleinere Lieferungen, dafür aber mehrmals täglich.
Einige der Filialen wirken jedoch ein wenig dagegen, indem sie Solarpanele installieren und für die Beleuchtung auf stromsparende LED-Platten setzen.
Was ist der beste Konbini in Japan?
Der beste Konbini ist natürlich stark davon abhängig, was dir am besten schmeckt. Dank seiner einzigartigen Angebote, und einer größeren Auswahl, gerade auch im Bereich der vegetarischen oder veganen Produkte, ist für mich Lawson die beste Wahl.
Mehr Hilfe für den Alltag in Japan
Ich habe weitere Artikel verfasst, die dir beim alltäglichen Leben in dem Land weiterhelfen und dir einige Besonderheiten erklären. Die sind nicht nur nützlich, wenn du auswandern willst, sondern helfen dir bereits bei einer einfachen Urlaubsreise weiter.
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.
le ARiTe says:
Prima Übersicht! Sehr schöne Möglichkeit zur Orientierung! Danke.