In Japan läuft vieles anders ab als im Westen. Und während du manche Dinge einfach nur verstehen musst, gibt es ein Problem, dem du nicht aus dem Weg gehen kannst: Dein Name. Weil nicht alle japanischen Systeme kommen mit westlichen Namen klar.
Es geht los bei kleinen Kuriositäten, bis hin zu ausgewachsenen Problemen, die gar Vertragsabschlüsse verhindern können. Auf meinem Youtube-Kanal rund um Japan erklär ich dir, worauf du dich gefasst machen solltest. Die Infos findest du aber auch hier im Artikel.
1. Beim Stempel darfst du kreativ sein
Beim ersten Punkt handelt es sich eher um eine Kuriosität, als ein ausgewachsenes Problem. In Japan sind die üblichen Unterschriften nämlich nicht ganz so gebräuchlich. Stattdessen gibt es hier Stempel. Die Zeiten ändern sich zwar und sie werden immer unwichtiger, aber nach wie vor sind sie noch weit verbreitet.
Die Stempel gibt es in verschiedenen Formalitätsgraden. Von offiziell registrierten für beglaubigte Unterschriften, bis hin zu ganz einfachen unregistrierten. Einige mit den gebräuchlichsten Namen kannst du direkt im Konbini kaufen. Als Westler wirst du deinen Namen da aber kaum finden und musst dir stattdessen bei einem speziellen Laden einen anfertigen lassen
Die Stempel sind allerdings ziemlich klein. Die sind in etwa nur so groß wie ein Stift. Für Japaner kein Problem. Deren Nachnamen bestehen nur aus wenigen Kanji. Für einen Westler hingegen wird es oftmals schwierig, wenn wir unseren gesamten Nachnamen mit lateinischen Buchstaben da draufbekommen wollen.
Aber kein Problem! Es gibt zwei Lösungen! Die erste ist es, dir selbst ein paar Kanji für deinen Namen auszusuchen. Das funktioniert allerdings nicht bei allen Namen. Wenn du zum Beispiel “Ben” heißt, kannst du etwa das Kanji 勉 nehmen. Denn eine Möglichkeit das auszusprechen ist “Ben”. Mit einem Namen wie “Mathias” funktioniert das hingegen eher nicht. Weil es gibt kein Kanji mit der Aussprache “ti”.
Was hab ich also gemacht? Ich hab meinen Namen einfach in Katakana, also den Zeichen, die meist für Fremdwörter genutzt werden, geschrieben. Allerdings ist der Name immer noch zu lang. Also hab ich abgekürzt. Auf meinem Stempel sind jetzt die Katakana “Ma Die”, womit sie meine Unterschrift in Deutschland wiederspiegeln.
Allerdings merkst du schon: Du darfst dir hier durchaus einige Freiheiten nehmen. Theoretisch könntest du die Bedeutung deines Namens auch übersetzen und darauf basierend Kanji nutzen.
Und ultimativ gilt sowieso: Als Ausländer brauchst du nichtmal unbedingt einen Stempel. Im Regelfall akzeptiert man in Japan auch einfach deine Unterschrift. Ich hatte auf diese Art und Weise bisher jedenfalls noch nie Probleme beim Annehmen von Post oder Bankgeschäften.
2. Die Aussprache kann zu schwer sein
Es ist aber durchaus möglich, dass du in Japan einen ganz neuen Namen bekommst. Weil Japanern die Aussprache deines echten Namens zu schwer fallen könnte. Denn obwohl Japaner natürlich auch lateinische Buchstaben lesen und schreiben können, basiert ihre Sprache auf einem Silbensystem. Entsprechend fällt es ihnen oft schwerer, einzelne Laute wie bei uns üblich auszusprechen.
“Mathias” ist etwa ein richtiger Zungenbrecher für viele Japaner. Beim Wechsel vom “ti” zum “a” kapitulieren die meisten. Deswegen wird mein Name meist abgekürzt. Statt also die Silbenumschrift “Matiasu” zu nutzen, wird das einfach zu “Matti”. Das allerdings auch nur in freundschaftlichen Gesprächen und nicht bei offiziellen Angelegenheiten. Bei letzteren müssen sie sich zwangsläufig Mühe geben.
Wenn du hingegen einen Namen hast, der nur aus im japanischen üblichen Silben besteht, wirst du das hingegen kaum merken. Etwa bei “Tom” was zu “Tomu” mit stummen U wird.
3. Vor- oder Nachname?
Es geht aber direkt weiter mit der Schreibweise. und hier können erste ernsthafte Probleme auftauchen. In deutschsprachigen Ländern nennen wir im Regelfall den Vornamen zuerst und den Nachnamen als letztes. In Japan ist es hingegen genau andersrum.
Gut. Nicht weiter wild. Da passt man sich einfach an und nennt in Japan den Nachnamen als erstes. Problem gelöst, oder? Jain. Japaner leben nicht hinterm Mond und wissen, dass man im Westen meist den Vornamen als erstes schreibt. Manch ein Japaner stellt sich deswegen direkt darauf ein und will deinen Namen für dich in das japanische System übernehmen. Entsprechend stellen sie den von dir bereits umgestellten Namen noch einmal neu um.
Das Ergebnis: Ich werde sehr häufig als “Herr Mathias” angesprochen. Allerdings stört mich das auch nicht weiter. Du kannst hier sowieso nicht gewinnen. Bei jedem Dokument, das du ausfüllst und bei jedem Japaner, den du neu kennenlernst, musst du spezifisch klarstellen, was genau dein Vorname und was dein Nachname ist.
Gerade bei offiziellen Angelegenheiten kann das aber problematisch werden und ich musste deswegen so manches Dokument nochmal neu ausfüllen, weil die Gewohnheit siegte und ich meinen Namen nach westlichen System schrieb oder einer der Angestellten verwirrt war.
4. Zu lang für Japans Systeme
Eine besondere Überraschung hatte ich hingegen beim Abschluss meiner Unfallversicherung. Weil hier nahm das System meinen Namen einfach nicht an. Der Grund: Er ist zu lang.
Die meisten Namen in Japan bestehen – Vor- und Nachname zusammen – aus maximal sechs Kanji. Einige wenige kommen vielleicht auf sieben oder gar acht. Die im Westen sind hingegen gerne etwas länger. Meiner zum Beispiel 15 Zeichen. Ein dezenter Unterschied.
Das Softwaresystem der Versicherung unterstützte aber beim Namen maximal acht Zeichen. Alles darüber endete in einer Fehlermeldung, die sich über einen zu langen Namen beschwerte. Und schon kannst du nur wegen deinem Namen plötzlich keine Versicherung abschließen.
Bei mir konnte man das Problem noch regeln. Der Versicherungsbearbeiter hat letztendlich den Namen für mich gekürzt. Hier ging das. Ich kann mir aber vorstellen, dass man damit auf das nächste Problem stoßen könnte. Weil ein gekürzter Name stimmt natürlich nicht mehr mit dem auf deiner Einwohner und My-Number-Karte – einer Karte mit deiner Steuernummer, die auch als Ausweis funktioniert – überein.
5. Keine Kreditkartenzahlung möglich
Die Kreditkartenabrechnung funktioniert hingegen manchmal einfach gar nicht. Das Problem hatte ich bei einem Handyvertrag. Meine Kreditkarte wurde immer und immer wieder aufs neue abgelehnt. Aber wirklich nur da. Auch ein Anruf bei meiner Bank brachte hier keine Lösung. Sie zeigte mir aber, wie der Auftrag bei ihnen ankam: Mit komplett unleserlichen Zeichen.
Der Übeltäter war hier also nicht Japan, sondern die Bank in Deutschland. Denn deren System kam offenbar nicht mit den japanischen Schriftzeichen klar und lehnte deswegen jedesmal den Auftrag ab. Der Handyvertrag hingegen erlaubte es mir nicht, meinen Namen in lateinischen Buchstaben zu schreiben und verlangte auf Zwang die Schreibweise in Katakana.
Das Problem konnte ich nie lösen. Stattdessen arbeitete ich drumherum und legte mir eine virtuelle Kreditkarte an. Die ist mittlerweile jedoch leer – und es ist mir zu umständlich, sie aufzuladen – weswegen mir der Mobilfunkprovider jetzt jeden Monat aufs neue eine Rechnung per Post schickt, die ich im Konbini bezahlen muss.
6. Probleme mit Doppelnamen
Wenn sich dein Nachname nach der Hochzeit ändert, ist es in Deutschland üblich, den alten Namen noch mit einen “geb.” zu nennen. Japan kommt damit jedoch überhaupt nicht klar. Ich habe zwar keine eigenen Erfahrungen mit denen, habe aber von anderen Auswanderern davon gehört.
Das ganze kann über einen Doppelnamen gelöst werden, wodruch du in vielen Fällen einfach selbst wählen kannst, welchen du angibst. Aber bei offiziellen Anlässen muss zwangsläufig der komplette Name genannt werden. Und dann musst du stets erst einmal erklären, was es mit dem “geb.” auf sich hat. Das Resultat am Ende ist jedoch, dass du einen extrem umfangreichen Namen angeben musst.
Ähnlich sieht es bei Kindern aus. Da es in Japan üblich ist, dass beide Ehepartner stets den selben Nachnamen haben, gibt es keine Kinder mit doppelten Nachnamen. Und das, obwohl internationale Paare gar um diese Regel herumkommen. Die einzige Möglichkeit den unterzubringen ist, ihn als zweiten Vornamen einzubringen. Nur muss der dann eben auch bei allen möglichen offiziellen Dokumenten und gar Prüfungen in der Schule mitgeschrieben werden. Extrem umständlich also.
Es gibt in Japan aber noch eine ganze Menge weiterer Probleme, die nicht alle zwangsläufig mit deinem Namen zu tun haben. Sieben weitere, denen Auswanderer begegnen können, findest du in dem folgenden Artikel:
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.
Linus says:
Dürfen meine Verlobte (Japanerin) und ich (deutscher) nach der Hochzeit einen Doppelnamen als Nachnamen führen? Wir heiraten in DE.