Eine der beliebtesten Touren in Japan ist die UNESCO-Tour in Hiroshima. Sie beginnt am Hauptbahnhof, geht über die Innenstadt selbst bis hin zur Burg und dem Friedensgedenkpark inklusive Atombombenmuseum und endet auf der Insel Itsukushima – besser bekannt als Miyajima – mit ihrem weltberühmten Schrein und Toori.
Für die Tour musst du allerdings nicht erst nach Japan reisen. Du findest sie hier auch als Text und in der Form von insgesamt vier Videos, in denen ich dir die einzelnen Abschnitte der Tour genau vorstelle.
Vom Bahnhof bis zur Burg
Der Treffpunkt für die UNESCO-Tour ist der Hauptbahnhof in Hiroshima. Der ist auch deine erste Station in der Stadt, wenn du mit dem Shinkansen ankommst. Alternativ erreichst du die Stadt mit der Fähre oder Flugzeug und kommst dann entweder am Hafen beziehungsweise dem etwas abgelegenen Flughafen an.
Der Bahnhof selbst wird von der JR West betrieben und öffnete am 10. Juni 1894 als Sanyo Station seine Pforten. Den Atombombenabwurf am 6. August 1945 überstand er nicht. Bis zum Dezember 1965 wurde das neue Bahnhofsgebäude wieder aufgebaut. Das hielt sich bis Februar 2021, bevor man im Februar 2021 eine komplette Renovation startete, die im Frühling 2025 endet.
Die Kapselhotels von Japan
Direkt beim Verlassen fällt dir direkt eine Eigenheit von Japan ins Auge: Ein Kapselhotel. Das sind Hotels, in denen du kein Zimmer hast. Stattdessen schläfst du hier, wie der Name schon sagt, in einer Bettgroßen Kapsel. Definitiv kein Ort für dich, wenn du Platzangst hast!
Das erste derartige Hotel öffnete 1979 in Osaka und galt als Symbol der japanischen Effizienz. Was etwas komisch ist, da ich persönlich die Arbeitsmoral in dem Land als sehr ineffizient kennengelernt hab. Beschäftigt wirken scheint hier über dem wirklichen arbeiten zu stehen. Das Wort “Kapusuru” selbst fand in den 1960er Jahren Einzug in den japanischen Wortschatz und vermittelt vor allem ein Gefühl des technologischen Fortschritts.
Wer nutzt die Kapseln? Der Vorteil dieser Hotels ist vor allem der durchaus geringe Preis von 2.000 bis 4.000 Yen pro Nacht. Dadurch werden sie nicht nur häufig von Angestellten genutzt, die zu betrunken sind um nach Hause zu kommen, oder den letzten Zug verpasst haben, sondern lieferten während der japanischen Rezession in den 1990er Jahren auch Arbeitslosen eine Unterkunft, die ihr Wohnung verloren hatten.
Ein japanischer Garten in der Stadt
Von hier aus geht es weiter Richtung Shukkeien, einem kleinen typisch japanischen Garten ganz in der Nähe des Bahnhofs. Der Name lässt sich als “Verkleinerte Szenerie” übersetzen. Sobald du ihn besuchst, wirst du auch sehen, warum er den erhalten hat. Denn er wirkt einfach nur wie eine natürliche Miniaturlandschaft.
Der Garten selbst entstand etwa im Jahr 1620, kurz nachdem auch die Burg von Hiroshima vollendet wurde und zeichnet sich durch seinen großen Teich aus, um den herum kleine Gebäude im traditionell japanischen Stil gebaut wurde, von denen aus du die Atmosphäre genießen kannst.
Wenn du den Garten besuchst, lohnt es sich einfach nur dem Hauptpfad zu folgen. Der führt dich einmal um den Teich herum und führt dich dadurch einmal durch jede der verschiedenen Szenerien.
Die Burg von Hiroshima
Wenn du den Shukkeien einmal verlassen hast, ist die Burg von Hiroshima nicht mehr weit. Mit dem Baujahr 1958 die wohl modernste in ganz Japan. Ursprünglich wurde sie bereits in den 1590ern von Mori Terumoto errichtet. Der war Mitglied des Rates von Tsutomu Hideyoshi, einem der Reichseiniger Japans während der Sengoku-Zeit von 1467 bis 1615.
Seinerzeit gab es den Namen Hiroshima selbst noch nicht. Stattdessen hörte das Gebiet auf den Namen Gokamura – übersetzt “die fünf Dörfer”. Mit dem Bau der Burg suchte man jedoch einen imposanteren Namen. Das “Hiro” stammt von Oe no Hiromoto, einem Nachfahren des aus dieser Provinz stammenden Samuraiclans der Mori. Den Teil “Shima” entnahm man hingegen von Fukushima Motonaga, der zusammen mit Mori Terumoto den Bauplatz der Burg wählte.
Die Burgen in Japan lassen sich in verschiedene Gruppe unterteilen. Die von Hiroshima ist ein Paradebeispiel für ein so genanntes Hirajiro, also eine Befestigung auf weiter Ebene. Ursprünglich war sie von drei Burggräben umgeben, sowie dem Fluss Ota – der heutzutage auf den Namen Hon hört – im Westen.
Der zweite Weltkrieg in Hiroshima
Der Abwurf der Atombombe am 8. August 1945 zerstörte die Burg allerdings vollständig. Insgesamt überlebten drei Bäume diesen Abwurf. Hier siehst du einen von ihnen. Und du wirst vielleicht feststellen, dass er nicht mehr ganz natürlich aussieht. Denn dieser Baum hat sozusagen Krebs.
Seit der Meiji-Restauration im Jahr 1868, und damit auch im zweiten Weltkrieg, diente die Burg als Hauptquartier für die imperiale Armee. In den letzten Kriegsmonaten war hier die zweite Hauptarmee sowie die 5. Division stationiert, um die erwartete Landinvasion der USA aufzuhalten.
Man ging sehr lange davon aus, dass die Atombombenexplosion die gesamte Burg zerstörte. Allerdings sind mittlerweile Hinweise aufgetaucht, nach denen die Explosion nur die unteren Pfeiler zerstörte und der obere Teil darauf zusammenbrach.
Die erste Nachricht nach der Explosion
Auf dem Burggelände ist außerdem ein Bunker, von dem aus die erste Meldung aus Hiroshima über den Abwurf der Atombombe abgesetzt wurde. Die Funker waren jedoch keine Soldaten. Schulmädchen im Alter von 17 Jahren der Hijiyama Oberschule für Mädchen waren hier als Schülerkommunikationsschwadron tätig.
Es war ein Mädchen namens Oka. Nach der Explosion verlor diese für kurze Zeit ihr Bewusst sein. Als sie wieder zu sich kam, verließ sie den Bunker und stellte fest, dass die Stadt nicht mehr existierte. Denn sie konnte bis zur Küste blicken. Darauf setzte sie den Funkspruch an Fukuyama ab, um die Zerstörung von Hiroshima zu berichten.
Der Friedensgedenkpark mit Atombombendenkmal
Direkt in der Nähe der Burg findest du Ground Zero. Hier schlug die Atombombe um 8:15 Uhr am 6. August 1945 ein. Der bekannteste Zeitzeuge dieses Ereignis ist das Atombomendenkmal, das seit 1996 ein anerkanntes UNESCO-Weltkulturerbe ist. Die Ruine dient als Gedenkstätte für die über 140.000 Opfer der Atombombe.
Ursprünglich handelte es sich bei dem Gebäude um die Inustrielle Ausstellungshalle der Präfektur Hiroshima und es wurde regelmäßig Bildungs- und Kunstaustellungen verwendet. Die Atombombe vom 6. August 1945 detonierte direkt über der Kuppel der Halle. Dadurch blieb das Gebäude zum größten Teil von der Druckwelle verschont und blieb in dem Zustand erhalten, den du noch heute betrachten kannst.
Bei dem gesamten Gebiet um das Atombombendenkmal herum handelt es sich heutzutage um den Friedensgedenkpark, der komplett diesem einschneidenden historischen Ereignis gewidmet ist. Hier findest du unter anderem auch das Kinderdenkmal, eine Gedenkhalle für die Opfer, sowie das Atombombenmuseum.
Miyajima und das schwebende Torii
Das zweite UNESCO-Weltkulturerbe der Stadt liegt ein wenig abseits, um das zu erreichen nimmst du am besten den Zug nach Miyajimaguchi und besteigst hier die Fähre nach Itsukushima, auch bekannt als Miyajima. Der japanischen Mythologie zufolge ist diese Insel selbst ein Gott.
Am Hafen der Insel angekommen, gehst du vom Ausgang aus nach rechts und folgst einfach dem Weg am Strand entlang. Dadurch stößt du auf das große schwebende Torii und den Itsukushima-Schrein, zu dem es gehört. Das Torii sowie der Schrein selbst wurden bewusst so gebaut, damit es so wirkt, als stehen sie nicht auf der Insel selbst. Denn sonst würde beides auf einem Gott gebaut sein.
Das Torii ist seit dem 26. Dezember 1963 ein besonderes nationales Kulturerbe. Das steht auf insgesamt vier Pfeilern und ist insgesamt 16,8 Meter hoch. Obwohl es so aussieht, als seien die Pfeiler weit im Meeresboden verankert, ist das nicht der Fall. Das Torii steht durch sein eigenes Gewicht wie ein Fels im Meer.
Der uralte Itsukushima-Schrein
Der Itsukushima-Schrein wiederum soll bereits im Jahr 593 erbaut worden sein. Seine derzeitige Form wird jedoch dem Kriegsherren Taira no Kiyomori zugeschrieben, der das Gebäude während seiner Zeit als Governeur der Aki-Provinz im Jahr 1168 ausbaute. Ein weiterer Kriegsherr, Mori Motonari, hat das Hauptgebäude hingegen im Jahr 1571 zudem erneuert.
Der Schrein selbst ist den drei Töchtern von Susanoo-no-Mikoto, dem jüngeren Bruder der Sonnengöttin Amaterasu, gewidmet: Ichikishimahime no Mikoto, Tagorihime no Mikoto und Tagitsuhime no Mikoto. Die wiederum sind als die “Drei Göttinen” bekannt und kontrollieren die See und Stürme.
Da einst die gesamte Insel als Shinto-Schrein galt, sind auf Miyajima weder Geburten noch Tode erlaubt, da die den Ort verunreinigen würden. Selbst heutzutage verlassen schwangere Frauen, besonders alte Menschen, sowie jene mit schweren Krankheiten die Insel.
Wie du deinen Urlaub in Japan planst
Wenn die Weltkulturerben der UNESCO in Hiroshima mit eigenen Augen zu sehen willst, solltest du deinen Urlaub in Japan gut vorbereiten.Im folgenden Artikel erfährst du, an was du dabei denken musst und findest zudem hilfreiche Tipps.
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.