Mit Immersion anfangen

“Ich sollte schon viel weiter mit Japanisch sein!”

Klingt das bekannt? Wenn ja, dann habe ich eine kleine Geschichte. Nämlich meinen eigenen Weg des Japanischlernens, der jahrelang von genau diesem Gedanken beherrscht war und sehr gut zeigt, wo alle Bemühungen mit Sprachkursen und ähnlichem enden.

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Der Anfang: Mit 17 Jahren habe ich angefangen, Japanisch zu lernen. Für mich war es nicht nur ein Hobby, sondern ein Lebensziel. Es half mir aus einer ziemlich schwierigen Phase heraus und motivierte mich auch, das Abitur zu machen, um an der Universität studieren zu können. Mein Ziel vor Augen: die Sprache besser als Englisch zu beherrschen und nach Japan auszuwandern.

Zuerst habe ich im Selbststudium gelernt, dann habe ich an den üblichen Kursen der Volkshochschule teilgenommen. Ich war gut. Habe mit einer 1 abgeschlossen. Aber so richtig das Gefühl, dass ich da was Neues lernte, hatte ich nicht. Dennoch hatte ich meinen Spaß daran. Denn zum ersten Mal in meinem Leben habe ich in einem schulischen Umfeld etwas gelernt, was mich wirklich interessiert hat.

Lernen mit Vokabelkarten: Zu dieser Zeit war ich gerade dabei, mein Abitur nachzuholen. In meiner Freizeit habe ich dann immer Vokabelkarten auf Japanisch durchgearbeitet und viel Zeit damit verbracht, Anime und Ähnliches mit englischen Untertiteln zu schauen. Hier und da habe ich dann ein paar Sätze aufgeschnappt, die ich verstanden habe. Aber nichts Großes. Immer nur einzelne Vokabeln. Kaum besser als das Niveau vieler Anime-Schauer, die irgendwann die typischen Adjektive wie “Kawaii!” und “Kakkoii!” mitbekommen.

Kein Vertrauen in Immersion: Ab und zu wagte ich den Versuch, ein Spiel auf Japanisch zu spielen. Aber nach ca. 10 Minuten habe ich den immer abgebrochen. “Ich verstehe noch nicht genug! Um hier Spaß zu haben, muss ich noch mehr lernen!” Das war immer mein Gedanke.

Es geht an die Uni!

So ging das drei Jahre lang, bis ich schließlich mein Abitur machte und an die Universität kam, um Japanologie zu studieren.

Um den ganzen Sprachkurs an der Uni kurz zusammenzufassen: Nicht gut. Demotivierter, aber sympathischer Lehrer, der einfach jeden durchgewunken hat. Der Unterricht bestand aus “Buch auf. Jeder liest einen Satz vor. Unterricht zu Ende. Ein Sprichwort. Fertig, bis zum nächsten Mal!”

Der Kurs sah nach vier Semestern immer noch aus wie am ersten Tag. Selbst jene, die nicht einmal Hiragana konnten, fielen nicht durch. Das war der einzige Kurs, den ich damals als “schlecht” bewertet habe. Dass trotzdem zwei oder drei Leute die Sprache konnten, hat man dann einfach auf deren Enthusiasmus geschoben und auf Fakten wie “Die hat einen japanischen Freund!” und “Die hat schon drei Jahre in Japan gelebt!”. Während man selbst nur dachte: “Ich sollte schon viel weiter sein!”

Auf zu den Zusatzkursen: Nun gab es aber nach Abschluss des Sprachkurses immer noch eine Handvoll Leute, die sehr gerne Japanisch lernen wollten, aber im Kurs nie so richtig weitergekommen sind. Was machen die dann? Sie besuchen einen Zusatzkurs. Andere Lehrer. Eine Deutsche, eine Japanerin. Und da war man erst mal entsetzt, wie schlecht unser Japanisch eigentlich ist.

Jetzt kam unsere Gruppe zu jedem Termin, lernte im Ergänzungsunterricht, machte Hausaufgaben. Das ganze Programm. Die Lehrer waren wieder nett. Der Kurs war gut. Unter den Studierenden hieß es: “Hier lernt man in einer Stunde mehr als in allen Semestern zusammen bei dem vorherigen Dozenten!”

Doch irgendwann war der Kurs zu Ende. Die eigenen Sprachkenntnisse? Mit denen war keiner so richtig zufrieden. Man konnte nicht wirklich Japanisch. Man fragte sich:

“Muss ich mehr Grammatik lernen, oder brauche ich mehr Vokabeln?”

Also nächster Versuch! Ein neuer Dozent kommt. Die Gruppe unserer Begeisterten fragte sofort: “Dürfen wir noch einmal in den Kurs?” Wir durften. Wieder waren wir von dem Lehrer beeindruckt. Wir machten alles mit. Hausaufgaben usw. Man hatte immer das Gefühl, etwas zu lernen.

Aber auch dieser Kurs ging zu Ende. Und wo waren die Japanischkenntnisse? Nun. Man stammelte wie immer. Bücher oder Serien auf Japanisch anschauen? Unvorstellbar. Das gewohnte Denken kam wieder:

“Ich sollte eigentlich viel mehr können!”

Natürlich hatte keiner von uns Probleme, die Tests und Prüfungen zu bestehen. Aber das sagt noch nichts über die Sprachkenntnisse aus. Denn obwohl wir alle die Aufgaben richtig gelöst haben, konnten wir einfach kein Japanisch.

Auf nach Japan!

Diese Begeisterten waren es schließlich, die für ein Austauschstudium nach Japan kamen. Dort ging es mit den Sprachkursen weiter. Wir wurden nach dem Eignungstest sehr niedrig eingestuft. Das bedeutete noch mehr Wiederholung von Bekanntem.

Hohe Punktzahl, kein Sprachniveau: Auch in Japan haben wir uns durch Sprachkurse gekämpft. Absolvierten sie und bekamen hohe Sprachniveaus bescheinigt. Bis hin zum JLPT N2! Aber Sprechen? Lesen? Die Sprache irgendwie anwenden? Nicht viel. Man konnte sich mit Mühe und Not verständlich machen, aber nicht wirklich gut und effektiv. Und manchmal erst beim dritten Versuch.

Zu dieser Zeit wurde es langsam peinlich zu sagen: “Ich lerne jetzt seit etwa 8 Jahren Japanisch”, weil es immer noch so klang, als hätte man erst vor einem Monat angefangen.

Ich möchte noch auf etwas hinweisen: Wir waren nicht alle an den gleichen Universitäten in Japan. Dementsprechend haben wir auch unterschiedliche Sprachkurse besucht. Aber jeder von uns hat am Ende gesagt: “Japanisch kann ich eigentlich nicht.”

Ich betone das, weil ich viel zu oft Dinge höre wie: “Nur weil dein Kurs schlecht war, kannst du nicht alle Japanischkurse über einen Haufen werfen!” Dass ich sie über einen Haufen schere, hat genau den Grund, dass ich selbst durch sieben gegangen bin und auch die Erfahrungen meiner Kommilitonen kenne. Die Wahrscheinlichkeit, dass von 5 Leuten, die alle mehrere Sprachkurse hinter sich haben, jeder einfach immer wieder in den Mülleimer greift, geht wohl gegen Null. Nein, das Problem liegt tiefer.

Die Auswanderung

Nun, die meisten von uns gaben schließlich auf. Es gab die typischen zwei in einem Kurs, die aus mysteriösen Gründen die Sprache beherrschten und all die zusätzlichen Kurse nie brauchten. Und der Rest von uns? Nichts. Viele haben aufgegeben. Haben alles vergessen. Und wir reden hier von Japanologen, die vorhatten, beruflich in diese Richtung zu gehen. 6 Jahre Universität … Puff!

Ich selbst bin schließlich nach Japan gegangen. Das Land gefällt mir. Aber die Sprache hat mich immer demotiviert. Durch den Alltag kommt man irgendwie durch. Aber Gespräche führen? Fehlanzeige. Und schon bei Kinderbüchern war ich nur demotiviert.

Der Durchbruch: Schließlich stieß ich durch Zufall auf etwas andere grammatikalische Erklärungen. Ich las sie mir durch … und plötzlich wurden mir Dinge klar, die mir niemand erklärt hatte. Wirklich niemand, trotz vieler Nachfragen an der Uni. Diese Erklärungen sind übrigens nicht unbekannt. Sie stehen nur nicht in den Lehrbüchern. Sie stehen in linguistischen Werken, die Japanisch VOLLSTÄNDIG anders erklären als alle Vorlesungen, die eine ganze Gruppe von Japanologen an den verschiedensten Schulen besucht hat. Und sie stehen in der offensichtlichsten aller Quellen: Japanische Grammatiken für Japaner.

Keiner von uns hätte jemals gedacht, dass das Japanisch, das wir an der Universität gelernt haben, nicht das Japanisch ist, das man anderen Japanern erklärt. Wir dachten, wir würden die gleichen Regeln lernen. Aber … dem war nicht so. Und die Regeln, die wir gelernt haben, ergeben irgendwann keinen Sinn mehr, weil sie sich alle widersprechen.

Mit Immersion kam der Erfolg

Mit Hilfe dieser Regeln habe ich auch Leute kennengelernt, die auf geheimnisvolle Weise erfolgreich sind, wenn es darum geht, Japanisch zu verstehen und die Sprache anzuwenden. Menschen, die durch Immersion lernen. Die einfach Bücher lesen und Serien schauen, bis sie alles verstanden haben.

Es ist wie mit Englisch: Plötzlich erinnert man sich daran, wie man es gelernt hat. Nicht in der Schule. Nicht in Sprachkursen. Du bist gut in Englisch geworden, weil du ständig englische Spiele gespielt und englische Bücher gelesen hast. Weil du im englischsprachigen Internet unterwegs warst.

Es funktioniert auch mit Japanisch: Also habe ich einen neuen Versuch gestartet, den ich schon vor vielen Jahren hätte machen sollen: Ein Spiel auf Japanisch zu spielen. Der Anfang war … mühsam. Jedes zweite Wort musste ich nachschlagen. Aber ich blieb dran. Die neuen grammatikalischen Erklärungen brachten endlich Logik in die Sprache, so dass ich verstehen konnte, wie die Wörter, die ich nachschlug, zusammenhingen.

Und 300 Stunden später merkte ich, dass ich plötzlich viele japanische Sätze so flüssig lesen kann wie deutsche. Natürlich muss ich hier und da noch nachschlagen, aber endlich ist der Fortschritt da, den ich immer gesucht hatte! 7 Sprachkurse und Jahre an der Uni haben nie erreicht, was ein einziges Spiel auf Japanisch geschafft hat.

Jeder kann es schaffen! Wer also japanische Bücher in einem halbwegs guten Tempo lesen will, ist vielleicht nur 300 Stunden davon entfernt, wenn er nur die richtige Methode anwendet.

Kurz gesagt: Sprachkurse halten auf

Wer also meint, er müsste “schon viel besser sein”, der sollte sich überlegen, ob er nicht mal einen anderen Weg ausprobiert. Und wer ernsthaft Japanisch lernen will, dem kann ich nur sagen: Weg von Kursen, hin zur Immersion!

Rausgeschmissenes Geld: Alles, was die Kurse tun, ist, dich für eine Weile zu berieseln und innerhalb von ein oder zwei Jahren auf ein JLPT N4-Niveau zu bringen, das nicht wirklich viel aussagt. Und dafür zahlt man ein paar tausend Euro. Es gibt den Lernern das Gefühl, etwas getan zu haben, aber es bringt keine Ergebnisse.

Die Macht der Immersion: In der gleichen Zeit gehen Immersionslerner von Null auf “Ich kann jetzt viele Bücher verstehen und muss nur noch ein paar Wörter nachschlagen” Ganz einfach, weil sie viel motivierter an die Sache herangehen und sich mit der Sprache umgeben, wo immer sie können. Und das nur mit dem Konsum japanischer Medien auf Japanisch.

Ich habe zudem noch nie jemanden getroffen, der sagt: “Ich habe nur Kurse besucht und plötzlich konnte ich Japanisch!” Alle sagen nur eines: Sie sind erst gut geworden, als sie mit Immersion angefangen haben. Was ich dagegen von Kurslernern höre, sind Dinge wie: “Ich habe mal gelernt, aber alles wieder vergessen!”

Ich will jeden den Frust ersparen!

Mein eigener Weg mit Japanisch begann nun vor mehr als einem Jahrzehnt. Und er war … frustrierend. Nervig. Und im Nachhinein bin ich nur noch schockiert und frage mich: “Warum habt ihr uns die Sprache nicht einfach richtig beigebracht?!”

Und das möchte ich allen ersparen! Wenn ich vor Kursen warne, dann nicht aus bösem Willen oder weil ich etwas schlecht machen will. Es geschieht aufgrund meiner Erfahrung. Es geschieht, weil ich glaube, dass Kurse das Gegenteil von dem sind, was ein ernsthafter Lerner erreichen will. Es passiert, weil ich möchte, dass andere leichter Japanisch lernen können und schneller ans Ziel kommen. Es passiert, weil ich nicht will, dass noch mehr Leute ihr Geld verbrennen und schließlich das Hobby aufgeben.

Weil, egal du deinen Kurs magst oder nicht. Ob du den Lehrer magst oder nicht. Bist du mit deinen Fortschritten zufrieden? Wo glaubst du, dass du nach weiteren 2 – 3 Jahren sein wirst? In einem Jahr kann man ein Niveau erreichen, auf dem man Bücher lesen kann. Anime anschauen kann. Aber nicht mit den klassischen Kursen.

Das ist auch der Grund, warum ich die Ergebnisse meiner Erfahrungen, die zu einem kompletten Japanischkurs geführt haben, online kostenlos zur Verfügung stelle. So kann jeder ohne Anmeldung und ohne Geld einfach mal reinschauen und sich selbst ein Bild von den Erklärungen machen. Du bist nur einen Klick davon entfernt.

Natürlich freue ich mich über Unterstützung. Zumal ich dadurch mehr Zeit in das Projekt investieren kann und somit bessere Lernressourcen für alle deutschsprachigen Japanischlerner entstehen. Und was auf meiner Website steht, bleibt auch weiterhin kostenlos.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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