Tod und Beerdigungen in Japan

Tod in Japan: Der Aufstieg zum Gott

In Japan ist das Christentum eine Minderheit, weswegen auch Bestattungen anders ablaufen. Meistens werden diese nach dem buddhistischen Brauch durchgeführt. Ich erkläre dir die übliche Vorgehensweise und auch, wie der Shintoismus da mit reinspielt und wie man in Japan allgemein mit dem Tod umgeht.

Allem voran sei gesagt, dass nicht jede Beerdigung in Japan identisch abläuft. Zwar verlaufen viele Zeremonien nach einem ähnlichen Schema, allerdings kommt es, aufgrund der großen Anzahl verschiedener Schulen des Buddhismus, zu Unterschieden im Detail.

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Wie laufen Beerdigungen in Japan ab?

Zwar folgen nicht alle Beerdigungen Japans den buddhistischen Bräuchen, mit 90,1 Prozent aber laut Japan Consumers Association die überwiegende Mehrheit. 3,4 Prozent hingegen werden shintoistisch abgehalten und 2,4 Prozent sind unreligiös.

Das Lebensende stellt zudem einige der wenigen Ereignisse da, zu denen sich Japaner an einen Mönch wenden und diesen drum bitten, die Riten für die Verstorbenen abzuhalten. Diese Aktionen werden entweder in einem Tempel, dem Wohnort des Verstorbenen oder einer Aufbahrungshalle durchgeführt.

Die traditionellen Riten

Es ist Brauch, dass der Körper des Verstorbenen zunächst gewaschen und mit Kopf Richtung Norden oder Westen hingelegt wird. Danach rezitiert ein Mönch einige Sutras und es wird eine Totenwache abgehalten, zu der Familie und Freunde Geschichten aus dem Leben des Verstorbenen teilen und ihm Respekt zollen.

In der Vergangenheit gab es ein heutzutage seltener ausgeführtes Ritual, bei dem der Körper zeremoniell in den Sarg gelegt wird. Unabhängig davon wird die verstorbene Person immer in einem Kimono gekleidet. Allerdings wird hierbei die rechte Seite über die linke gelegt, anstatt wie normalerweise die linke über die rechte. Männer werden zudem gelegentlich in einem Anzug gekleidet, statt in einen Kimono.

Beerdigungszeremonie in Japan
Mit einer Zeremonie wird der Verstorbene verabschiedet.

Die Bestattung findet am Folgetag statt. Während in Deutschland gerade mal 58 Prozent der Verstorbenen eingeäschert werden (Stand 2009), ist der Anteil entsprechender Bestattungen in Japan wesentlich größer. Hier werden Stand 2008 ganze 99,85 Prozent eingeäschert.

Nachdem der Körper verbrannt wurde, legen die Angehörigen die Knochen mit speziellen Stäbchen in eine Urne. Begonnen wird mit den Fußknochen, die Schädelknochen kommen als letztes.

Was geschieht mit der Asche?

Die Asche wird an einem Altar in der Wohnung der Familie des Verstorbenen aufbewahrt. Dort verbleibt sie, bis sie schließlich während einer weiteren Zeremonie zum eigentlichen Grab getragen wird.

Gelegentlich wird sie zudem auf mehrere Urnen aufgeteilt, die alle an verschiedenen Orten aufbewahrt werden. So kann ein Teil im Grab beigesetzt werden, ein weiterer hingegen in einem Tempel oder Firmengrab.

In Gräbern wie diesen findet die Asche der verstorbenen ihren letzten Ruheplatz. Auf den Holztafeln hinter den Gräbern steht der buddhistische Name der Verstorbenen.
In Gräbern wie diesen findet die Asche der verstorbenen ihren letzten Ruheplatz. Auf den Holztafeln hinter den Gräbern steht der buddhistische Name der Verstorbenen.

Regelmäßige Bräuche

Dem buddhistischen Brauch zufolge sollen danach weitere Riten abgehalten werden. Die unterscheiden sich jedoch nach lokalen Bräuchen. Am gebräuchlichsten ist in der Moderne eine weitere Zeremonie am 7. Tag, gefolgt von einer dritten am 49.

Im Haus der Familien bleibt schließlich ein Altar mit einem Bild des Verstorbenen. Zudem wird im Folgejahr des Ablebens darauf verzichtet, die sonst übliche Neujahrsgrußkarte zu versenden.

Schließlich gedenkt man den Toten bei dem jährlichen Obon-Fest. Der Sage nach heißt es, dass die Verstorbenen zu diesem Anlass in die Welt der Lebenden zurückkehren.

Wie teuer ist eine Beerdigung in Japan?

Laut einer Studie aus dem Jahr 2008 kostet eine durchschnittliche Beerdigung etwa 2,31 Millionen Yen (etwa 23.000 Euro). Der Wert setzt sich aus den Diensten für Priester und Catering zusammen.

Mittlerweile reagierten viele Firmen jedoch auf diese Kosten und bieten alternativ auch wesentlich günstigere Angebote an. Amazon Japan bietet etwa einen Service an, über den sie einen Mönch entsenden. Die Kosten dafür belaufen sich auf 35.000 Yen (etwa 270 Euro).

Friedhöfe in Japan

Da Japan eine bergige Insel ist und nur die Küstengebiete bewohnbar sind, ist Platz ein großes Problem. Das merkst du auch bei den Friedhöfen. Die Gräber werden in den meisten Fällen durch vergleichsweise kompakte Steinsäulen markiert, die eng aneinander stehen. Zwischen denen gibt es häufig kaum Platz um zu laufen. Familiengräber sind hier zudem die Normalität. Die Asche eines Verstorbenen wird im Regelfall zusammen mit der seiner Verwandten bestattet.

An der Seite des Grabsteins ist neben dem Namen des Käufers auch das Datum eingraviert, an dem er aufgestellt wurde. Den Namen des Verstorbenen hingegen findest du in den meisten Fälle auf der Vorderseite. Wenn eine verheiratete Person stirbt, wird zudem bereits der Name des noch lebenden Partners mit roten Schriftzeichen eingraviert.

Friedhof in Japan
Friedhöfe in Japan bieten kaum Platz zum Laufen.

Der Shintoismus und der Tod

Auch der Shintoismus, eine weitere in Japan vertretene Glaubensrichtung, hält Beerdigungen ab. Die stellen allerdings eine starke Minderheit dar. Der Grund ist, dass der Tod im Shintoismus als etwas unreines gilt. Die Zeremonien konzentrieren sich hier deshalb vorangig darauf, das durch den Tod Beschmutzte wieder zu reinigen.

Entsprechend finden shintoistische Beerdigungen nicht etwa bei Schreinen statt, sondern in einem privaten Haus, Gemeindezentrum oder einer Bestattungshalle.  Die eigentlichen Riten variieren hier besonders stark, basierend auf den Bräuchen des jeweiligen Schreins.

Vor der shintoistischen Beerdigungszeremonie müssen sich die Trauernden selbst erst einmal purifizieren, indem sie Hände und Mund waschen, wie es vor dem Besuch eines Schreins üblich ist. Ebenso purifizieren die shintoistischen Priester den Raum, Opfergaben und die Teilnehmenden.

Nach dem shintoistischen Glauben werden Menschen nicht wie im Buddhismus wiedergeboren. Stattdessen verbleiben ihre Seelen in der Welt der Sterblichen und können diese beeinflussen. Dadurch können sie die Lebenden beschützen, aber auch Dinge wie etwa Naturkatastrophen auslösen.

Bräuche ändern sich mit der Zeit

So wie oben beschrieben, werden die Beerdigungs-Bräuche heutzutage durchgeführt. Die Riten unterliegen jedoch einem steten Wandel. Die Einäscherung war beispielsweise vor dem zweiten Weltkrieg wesentlich weniger gebräuchlich.

Auch für die letzte Ruhestätte gibt es Innovationen. Aufgrund der oben beschriebenen hohen Kosten, gibt es mittlerweile etwa so genannte Grab-Apartments. Das sind Gräber von der Größe eines Schließfachs, die man für 400.000 Yen (etwa 3.000 Euro) entsprechend günstig erwerben kann.

Besondere Todesursachen in Japan

Neben Todesursachen wie Tumoren und Herzversagen hat Japan noch mit weiteren Problemen zu kämpfen, wie etwa Selbstmord. Im Jahr 2019 nahmen sich, offiziellen Zahlen zufolge, 19.415 Menschen selbst das Leben.

Eine weitere Todesursache, die häufig mit Japan in Verbindung gebracht wird, ist zudem das so genannte Karoshi — Tod durch Überarbeitung. Darunter zählen durch Stress ausgelöste Herzinfakte und Schlaganfälle. Auch durch Arbeitsstress ausgelöste Selbstmorde zählen dazu.

Mehr zur Arbeitskultur des Landes erfährst du im folgenden Artikel:

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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