Die Religion Japans: Zwischen Shinto und Buddhismus

In Japan verschmelzen der Shintoismus und Buddhismus.

Obwohl das Christentum auch in Japan existiert, ist es in Fernost eher ein Nischenglaube. Stattdessen dominiert eine fast unzertrennlich mit dem Alltag verwobene Mischung aus Shintoismus und Buddhismus das Land der aufgehenden Sonne.

In diesem Beitrag gebe ich dir einen Überblick über Japans Religion, erkläre wie sie entstanden sind und wo du sie im Alltag wiederfinden kannst.

Wie ist Japans Religion entstanden?

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Religion ist ein wichtiger Aspekt des japanischen Alltags, auch wenn die meisten Menschen des Landes angeben, nicht gläubig zu sein. Du kannst das mit Weihnachten in Deutschland vergleichen: Die meisten Menschen feiern es, auch wenn sie nicht christlich sind.

Shinto-Schreine in Japan wirken stets sehr naturverbunden.

So alt wie das Land selbst

Die Ursache dafür ist, dass der Shintoismus – was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie “Der Weg Gottes” – so alt ist wie das Land selbst. Einen Gründer, Prediger oder gar eine heilige Schrift wie die Bibel gibt es nicht. Durch diese Tatsache ist gar umstritten, ob der Shintoismus überhaupt dem in der westlichen Welt entstandenen Begriff der “Religion” zuzuordnen ist.

Shintoistische Bräuche werden seit jeher rein mündlich überliefert und sind heutzutage gleichbedeutend mit den Traditionen Japans. Die sehr beliebte Kirschblütenschau – Hanami – hat so zum Beispiel ihren Ursprung als religiöses Ritual in der Nara-Periode von 710 – 794 nach Christus.

Die Wissenschaft kann die Ideen des Shintoismus durch Artefakt-Funde bis zur Yayoi-Periode Japans (etwa 300 vor Christus bis 300 nach Christus) zurückverfolgen und findet zudem Anzeichen, dass Menschen ähnliche Glaubenspraktiken bereits in der Jomon-Periode von 14.000 vor Christus bis 300 vor Christus praktizieren.

Auftritt des Buddhismus

Mitaki-Dera in Hiroshima ist Teil der buddhistischen Pilgerreise.
Mitaki-Dera in Hiroshima ist Teil der buddhistischen Pilgerreise.

Während der Kofun-Periode im 6. Jahrhundert nach Christus kommt der Buddhismus nach Japan und wird nicht nur eine eigenständige Religion, sondern beginnt zudem, den Shintoismus zu beeinflussen.

So sendet der Herrscher des koreanischen Königreich Baekje dem japanischen Kaiser ein Bild von Buddha sowie einige Sutras. Die Verbreitung der neuen Glaubensrichtung ist zunächst langsam, und wird erst stärker, als Kaiserin Suiko die Akzeptanz des Buddhismus unter dem Volk fördert.

Die ersten buddhistischen Tempel des Landes errichtet der Adel in den Städten Nara und Heian – dem heutigen Kyoto – zu errichten. Der so entstehende und von der Regierung kontrollierte Nara Buddhismus existiert auch heutzutage noch, ist aber vergleichsweise klein.

Im Laufe der Zeit gelangen populärere Formen in das Land wie der Shingon Buddhismus, Zen Buddhismus und Tientai. Die heutzutage verbreitetste Form, der Amitabha-Buddhismus, etabliert sich nach dem Gempei-Krieg und der Gründung des ersten Kamakura-Shogunats, sowie dem Aufstieg der Samurai-Kaste in den Jahren 1185 – 1333 im Land.

Was macht die Religonen aus?

Tempel und Toori prägen das Stadtbild Japans

Der Shintoismus und der Buddhismus basieren auf unterschiedlichen Vorstellungen, die sich jedoch nicht gegenseitig ausschließen.

Shinto: 7 Götter in jedem Reiskorn

Bei dem Shintoismus handelt es sich um eine polytheistische Religion. Das bedeutet, dass sie mehr als nur einen Gott besitzt. Sie geht davon aus, dass jedes Objekt unserer Welt von einem so genannten Kami bewohnt wird, die an den zahlreichen Schreinen verehrt werden.

Da der Shinto keine zentrale Entität besitzt und sich die meisten Gläubigen selbst als nicht religiös bezeichnen, wird er in vielen verschiedenen Formen praktiziert. Forscher wie Joseph Cali, John Dougil und Inoue Nobutaka stellen den Glauben und die Verehrung der Kami als das allumfassende Merkmal sämtlicher praktzierter Shintoformen dar.

Seitdem der Buddhismus Einfluss auf die Religion genommen hat, werden diese Kami als anthropomorphe Lebewesen dargestellt und fanden ihren Platz in der buddhistischen Kosmologie.

Buddhismus: Die viertgrößte Weltreligion

Buddha ist die zentrale FIgur des Buddhismus.
Buddha ist die zentrale Figur des Buddhismus.

Mit mehr als 520 Millionen Gläubigen gibt es sehr viele Arten des Buddhismus, von denen jedoch die meisten eine Reihe von Merkmalen teilen. Allen voran zählen dazu die Ursachen persönlichen Leids und den eigenen Anteil daran zu verstehen, sowie ein Kreislauf aus Leben und Tod. Die Traditionen, der Glaube und die Lehren des Buddhismus werden dem ersten Buddha zugeschrieben.

Die so genanten “Vier edlen Wahrheiten” – wie Buddha sie in seiner ersten Lehrrede erklärte – geben die grundlegende Orientierung vor. So entsteht Leid durch Dinge wie Hass, Begierde und Verblendung. Da wir unsere Freude in der Jagd nach Vergänglichem suchen, können wir nicht glücklich werden. Nur indem wir uns davon lösen, finden wir Erlösung aus diesem Kreislauf.

Hier kommt ein weiterer Grundpfeiler des Buddhismus zum tragen: das Karma. Dieser wohl populärste Gedanke des Buddhismus wird häufig missverstanden. Es gibt nämlich kein gutes oder schlechtes Karma und kein “Karmakonto”. Viel mehr ist Karma Kausalität und beschreibt, wie jede unserer Taten und Gedanken eine Wirkung nach sich ziehen.

Wie wird Religion praktiziert?

An diesem Shinto-Schrein wird Inari Okami, die Fuchsgöttin der Fruchtbarkeit und des Wohlstands verehrt.
An diesem Shinto-Schrein wird Inari Okami, die Fuchsgöttin der Fruchtbarkeit und des Wohlstands verehrt.

Die Vermischung der Religionen in Japan geht so weit, dass es teilweise schwer wird, bestimmte Rituale einer der beiden vorherrschenden Glaubensrichtungen zuzuordnen. Selbst rein buddhistische Praktiken vermischen sich teils mit dem Shintoismus.

Der rituelle Schreinbesuch

Am gebräuchlichsten sind in Japan Schreinbesuche zu besonderen Anlässen. Hauptsächlich zählen dazu bestimmte Lebensereignisse wie die Geburt eines Kindes, sowie dessen dritter, fünfter und siebter Geburtstag. Zudem feiert man den offiziellen Start in das Erwachsenenleben im Alter von 20 Jahren.

Doch auch zu anderen Anlässen besuchen viele Japaner einen Schrein. So zum Beispiel vor wichtigen Prüfungen oder einem Liebesgeständnis.

Selbst Touristen werden bei ihrem Besuch merken, wie sehr der
Shintoismus in Japan verankert ist. Denn die zahlreichen Toori genannten roten bis orangenen Torbögen, die du in dem Land sehen kannst, sind shintoistischer Natur. Diese kennzeichnen den Übergang des Gewöhnlichen zum Heiligen.

Beerdigungsrituale

In Japan ist es üblich Verstorbene zu kremieren und in Familengräbern zu beerdigen.
In Japan ist es üblich Verstorbene zu kremieren und in Familengräbern zu beerdigen.

Wie auch im Westen ist der Tod stark mit der Religion verbunden. An den Beerdigungen erkennst du zudem, wie stark die der Buddhismus und Shintoismus vermischt sind. Obwohl die Beerdigung als solche meist nach dem Brauch des Buddhismus durchgeführt wird, ehrt man die Toten nicht nur an buddhistischen Altaren, sondern auch an Shinto-Schreinen.

Es gibt zudem ein ganzes Fest, das der Ehrung der Toten verschrieben ist. Es heißt Obon und dauert drei Tage. Ein genaues Datum für diese Veranstaltung lässt sich nicht nennen, da dieses sich von Region zu Region unterscheidet.

Dem Glauben nach kehren die Geister der Toten zu dieser Zeit ins Diesseits zurück, um ihre Verwandten zu besuchen. Aus diesem Anlass findet ein spezieller Bon Odori genannter Tanz statt und die Seelen werden mit Laternen, die man gerne auch Flüsse entlang treiben lässt, von ihren Gräbern in die Welt und wieder zurück ins Jenseits geleitet.

Mehr als Religion

Mit diesen Informationen hast du nun einen kleine Vorstellung davon, wie die Religion Japans sich von der im Westen unterscheidet und praktiziert wird.

Und wenn du das Land besuchst, bist du ein wenig darüber informiert, was es mit den Tempeln auf sich hat und welche Bedeutung sie für den japanischen Alltag besitzen.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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