Like A Dragon: Ishin!

Like A Dragon: Ishin! Samurai-Leben und Alltagsrassismus

Mit Like A Dragon: Ishin kommt das Remake des einst nur in Japan erschienenen Ablegers der Yakuza-Reihe lendlich lokalisiert in den Westen. Mit der Hauptreihe hat das nichts am Hut und schickt dich stattdessen in die Vergangenheit Japans, zum Ende der Zeit der Samurai und Ninja. Und damit konnte es meine Liebe zu der Serie wieder so entfachen, wie es zuvor nur Zero schaffte.

Die Geschichte Japans: In Ishin spielst du nicht als Unbekannter. Denn die Story basiert auf der echten Geschichte des Landes. Hier spielst du als Sakamoto Ryouma: Ein Samurai, der sich gegen das Tokugawa Shogunat auflehnte und einen großen Teil zur Gründung des japanischen Kaiserreichs beigetragen hat.

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Reise in das Ende der Edo-Zeit

Das Leben einer Legende: Es beginnt, nachdem Sakamoto nach einem Jahr Schwertkampf-Training in der damaligen Hauptstadt Edo und der offiziellen Anerkennung als Meister in seine Heimat Tosa zurückkehrt. Die zeichnet sich durch ihre strikte Trennung zwischen den einzelnen Samurai-Rängen und der ungleichen Behandlung dieser aus. Ryouma selbst war ein Goshi, der niedrigste Rang.

Start einer Rebellion: Ein System, das dir das Spiel auch direkt nahebringt, indem es die Unterdrückung durch die Joshi, den oberen Rängen, direkt demonstriert und so die Motivation für den Kampf gegen das Tokugawa-Shogunat liefert, die der Grund für das Klassensystem sind.

Nicht alles ist realistisch: Like a Dragon: Ishin nimmt sich einige Freiheiten heraus, um seine eigene Narrative zu erzählen. In der Realität wurde Sakamoto etwa nie Mitglied der Shinsengumi. Im Spiel jedoch infiltriert er die Gruppe, um einen Mörder zu finden. Und während Yoshida Toyo etwa durchaus eine reale Persönlichkeit war, so war er keine Vaterfigur für Sakamoto. Das sind nur zwei Beispiele, wo die Story des Spiels von der Wirklichkeit abweicht.

Like A Dragon Ishin Schwertkampf
Die Geschichte wird in hollywoodreifen Zwischensequenzen erzählt, nimmt sich aber historische Freiheiten.

Ein besonders atmosphärisches Japan

Historischer Einblick: Nichtsdestotrotz spiegelt die Stimmung des Spiels die damalige Zeit sehr gut wieder. Begonnen beim Aufbau der sehr atmosphärischen Stadt Kyo, dem heutigen Kyoto, über das Leben dort bis hin zur Mentalität der Bevölkerung.

Ganz normaler Alltagsrassismus: Dabei schreckt es auch nicht vor ernsten Themen zurück. Etwa die Angst vor dem Westen, die sich in einem Rassismus gegenüber Ausländern äußert, bis hin zur Erwähnung der Prostitution von Minderjährigen. Das bedeutet nicht, dass das Spiel diese Dinge gutheißt. Es zeigt nur, wie das Land seinerzeit funktionierte.

Einblick in eine andere Zeit: Denn nach dem Auftauchen der schwarzen Schiffe unter dem Kommando von Commodore Perry und dem Ende der jahrhundertelangen Isolation Japans, herrschte eine starke Unsicherheit im Land, die sich bei manchen Personen in einem Hass auf Fremde entlud. Da macht es nur Sinn, dass Ishin diese Stimmung in seinem Setting wiederspiegelt und hier häufig Worte wie etwa “Missgeburt” und ähnliches fallen, wenn in einer Nebenquest ein Ausländer von Einheimischen konfrontiert wird. Das Spiel vergisst dabei aber auch nicht, die andere Seite zu zeigen: Japaner, die kein Problem mit den Fremden hatten.

Romantisierte Samurai: Das zeigen auch die Aktionen des Protagonisten, der sich stets für die Schwachen einsetzt, sowie Ausländern unterstützend beisteht. Er entspricht jedoch einem durchaus idealisierten Bild eines Samurai. Damit orientiert sich die Reihe auch an den üblichen Samurai-Filmen und setzt den Stil fort, den sie bereits in Yakuza selbst nutzte. Denn das basierte ebenfalls stets auf einem stark idealisierten Bild vom ehrenhaften Gangster.

Stadtleben in Like A Dragon Ishin
Die an Kyoto angelehnte Stadt Kyo wirkt besonders lebendig.

Das Alltagsleben in der Stadt und auf dem Land

Der übliche Alltag: In der Welt kannst du perfekt in das alte Leben eintauchen, weil du nicht die ganze Zeit der Story folgen musst. Du kannst in den Geschäften einkaufen gehen und die hiesige Küche ausprobieren, aber auch zum damals noch neuen Karaoke gehen, die Tanzschule besuchen oder im Dojo das Kämpfen lernen. Dazu gibt es zahlreiche Glücksspiele wie etwa Shogi.

Das Landleben zur Edo-Zeit: Im Laufe des Spiels erhältst du zudem noch ein Haus auf dem Land, in dem du das Leben auf dem Bauernhof kennenlernen kannst. Denn hier dreht sich alles darum, Felder anzulegen, Tiere zu halten und die so gewonnenen Erzeugnisse zu verkaufen.

Typisch Yakuza: Allerdings bleibt nicht alles ernst. Die Nebenaufgaben stellen den Gegenpol zur Hauptgeschichte dar und du wirst mit sehr abgedrehten Situationen konfrontiert, wie etwa einem Bordell mit Sumo-Ringern. Die Story selbst ist hingegen einfach nur stark übertrieben. Zudem solltest du dich nicht an Sexualisierung stören. Die gibt es aber ganz fair für beide biologischen Geschlechter. Auf der einen Seite Muskelprotze, die sich halb- oder auch mal ganz nackt gegenseitig verprügeln, auf der anderen Bordell-Damen mit tiefen Ausschnitten und freizügigen Kimonos.

Wie für die Yakuza-Reihe üblich, dreht sich viel um halbnackte, oder auch nackte, Männer, die sich gegenseitig aufs Maul hauen.
Das Frauenbild im Spiel entspricht dem des alten Japan.

Kämpfen wie ein Samurai

Stilechte Kämpfe: Ein wichtiger Kern sind zudem die Kämpfe. In denen kannst du zwischen vier verschiedenen Stilen wählen. Unbewaffnet, Schwert, oder, wie für den echten Sakamoto Ryoma typisch, auch nur mit Pistole oder gar der Kombination Schwert und Pistole. Jeder Stil eignet sich für andere Kampfsituationen. Faustkampf und Schwert gegen einzelne Gegner, Schwert und Pistole gegen große Gruppen und die Pistole eigentlich gegen alles, solange du es schaffst, auf Distanz zu bleiben.

Schmerzhafte Spezialangriffe: Dabei gibt es auch wieder die aus der Serie bekannten Heat-Angriffe, die besonders starke Attacken stilecht in Szene setzen. Und die sind durchaus brutal: Von Tritten ins Gesicht, bis hin zum gegen die Wand drücken und die Pistole in den Bauch entleeren, geht es hier alles andere als zimperlich zu.

Die Schwierigkeit ist das Equipment: Wirklich schwer sind die Auseinandersetzungen aber nicht. Zumindest, solange du deine Ausrüstung regelmäßig beim Schmied verbesserst und auch regelmäßig neue Skills im Talentbaum freischaltest. Ansonsten stehst du vor unüberwindbaren Bulletsponges, die einfach nicht umfallen. Machst du das, kommst du mit reinen Tastenhämmern durch. Was auch daran liegt, dass du das Spiel jederzeit pausieren und dich im Menü heilen kannst, solange du genug Heilgegenstände dabei hast.

Je nach Situation eignet sich ein anderer Kampfstil.
Die Heat-Angriffe sind stets besonders brutal.

Ich geh gern ins alte Japan!

Eins der besten Spiele der Reihe: Mit seiner Atmosphäre und den kinoreifen Kämpfen konnte mich Like A Dragon: Ishin! komplett überzeugen. Und das, nachdem ich bei dem letzten Ableger der Reihe, Lost Judgment, langsam dachte, dass der Zauber verflogen ist und ich genug von dieser Art Spiel habe. In meinem persönlichen Ranking der Reihe landet es hinter Yakuza 0 auf Platz 2. Aber das auch nur, weil mich die Story von Zero so mitgenommen hat. In Sachen Gameplay gewinnt hingegen klar Ishin. Beim Setting ist es für mich ein Unentschieden, denn ich mag das Japan der 80er genauso wie das Ende der Edo-Zeit.

Mehr Spiele mit diesem Setting: Und wenn du nach dem Spiel selbst noch nicht genug hast, dann kannst du auch einen Blick in meine Liste mit den besten Samurai- und Ninjaspielen werfen, mit denen du dich in die alten Zeiten einleben kannst:

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Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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