Die Geschichte hinter dem Kanji für Nehmen ist sehr makaber.

Die brutale Entstehung des Kanji für “Nehmen”

Die Schreibweise jedes Kanji hat eine Hintergrundgeschichte. Wer genauer nachforscht, kann dadurch mehr über die Kultur, Gesellschaft und die Geschichte von Japan erfahren. Zum Beispiel beim Zeichen für “Nehmen”, dessen Ursprung in Blut geschrieben wurde.

Die durchaus makabere Geschichte hinter 取る (と.る, to.ru), was auf Deutsch übersetzt so viel wie “Nehmen” bedeutet, entdeckte ein japanischer Lehrer, nachdem er von einem Drittklässler gefragt wurde.

Was steckt hinter dem Zeichen?

Kanji setzen sich häufig aus mehreren so genannten Primitivelementen zusammen, die alle eine eigene Bedeutung haben. Im Falle von Toru ist das auf der linken Seite das Zeichen 耳(みみ, mimi), was Ohr bedeutet. Der Teil auf der rechten Seite hingegen bedeutet “Hand”. Letzteres ergibt Sinn. Immerhin wirst du Dinge im Regelfall mit deiner Hand nehmen. Doch was haben Ohren damit zu tun?

Die Bedeutung: Das Zeichen ist keineswegs bildlich zu verstehen, sondern wörtlich. Denn Japans Vergangenheit ist blutig. Das Zeichen repräsentiert laut zweier unterschiedlicher Wörterbücher das (Be-)Halten der Ohren von Kriegsgefangenen oder Feinden.

Geld für Nasen und Ohren

Diese Vorgehensweise war in der Sengoku-Zeit von 1467 bis 1615 durchaus geläufig. Traditionell schnitten die Soldaten die Köpfe ab und brachten diese zu Sammelstationen, um entsprechend kompensiert zu werden.

Während der zweiten Korea-Invasion von Toyotomi Hideyoshi wurde jedoch verfügt, stattdessen nur die Nasen und Ohren zu nehmen. Neben Soldaten wurde nämlich auch eine große Zahl von Zivilisten getötet und die Schiffe, mit denen man nach Japan zurückkehrte, waren überfüllt mit abgetrennten Köpfen.[1]

Die Japanische Sprache

Die Entstehungsgeschichten von Kanji sind vor allem beim Lernen der Sprache sehr hilfreich, denn die Gründe für die Schreibweise können durchaus als Eselsbrücke dienen, die dir das Lernen erleichtern.

Wenn du jetzt Lust hast, dich mehr mit der japanischen Sprache zu beschäftigen, dann kannst du einen Blick in meinen kostenlosen Lehrplan für Japanisch werfen, der dir Schritt für Schritt erklärt, wie du dafür vorgehen solltest und zudem auch die Grammatik aus Sicht von Japanern beibringt.

Quellen

[1]Hawley, Samuel (2005). The Imjin War: Japan’s Sixteenth Century Invasion of Korea and Attempt to Conquer China. Royal Asiatic Society. S. 158.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    ©
    2024