Was dir die meisten Japaner im Gespräch zeigen, ist nur eine Maske.

Abgründe in Japans Kultur – Was steckt hinter der Höflichkeit?

Notlügen oder kleine White-Lies kennst du aus Deutschland zu genüge. In Japan soll es aber extrem werden: Damit der Gesprächspartner sich gut fühlt, sagt man hier einfach zu und erscheint später nicht zur Verabredung. Dahinter steckt das System der Tatemae und Honne. Es ist komplex und wird selbst in Japan kritisiert.

Wie das im echten Leben aussieht, erkläre ich euch anhand meiner eigenen Erfahrungen an der Senshu Universität in Kanagawa. Während meines Austauschstudiums renne ich mehrmals gegen die Tatemae an und merke, wie nachteilig es ist, die Fassade mit Gewalt zu durchbrechen.

Immerhöfliches Japan

Japaner verbeugen sich
Nach außen hin sind Japaner die wohl höflichsten Menschen, was bei kurzfristigen Begegnungen ganz angenehm ist.

Eine ganz andere Kultur? Die Kultur Japans wird immer als sehr einzigartig präsentiert. Als sei sie vollständig fremd von der im Westen. Und das natürlich nicht komplett grundlos, womöglich aber etwas übertrieben. Oft wird gesagt, dass hier statt dem Individuum die Gruppe im Vordergrund steht. Und das ist der Grund, dass es hier keine unhöflichen Menschen gibt. Doch was steckt dahinter?

Das Problem der Höflichkeit: Höflichkeit ist so ein komisches Ding. Wer eine Einladung ablehnt, fühlt sich immer schlecht. Nicht nur in Japan, auch in Deutschland. Denn man will nichts böses. Man hat halt einfach nur keine Lust. Eine Tatsache, die allerdings nicht gerne akzeptiert wird. Denn es wird schnell persönlich genommen: “Keine Lust haben? Das bedeutet, du hast auf mich keine Lust!”

Notlügen statt Ehrlichkeit: Also nutzt du Notlügen, um das Gegenüber nicht zu verletzen. Und so sagst du dem Bettler auf der Straße nicht “Ich hab zwar einen Euro, aber dir werd ich den nicht geben!”, sondern einfach nur “Tut mir leid. Ich hab kein Geld dabei!” Da kann dann keiner was dafür. Ist halt so. Auch, wenn potentiell immer der Hintergedanke mitschwingt: “Ach, der lügt nur!”

Was ist in Japan anders?

Es gibt keine Absagen! Japan scheint diese Höflichkeit nach meiner Erfahrung jedoch schon auf eine fast nervtötende Spitze zu treiben. Denn ein großer Teil der Menschen hier scheint einfach nicht absagen zu können. Nichtmal mit schlechten Ausreden wie in Deutschland. Das führt, gerade beim interkulturellen Austausch mit sturen Ausländern wie mir selbst, zu Problemen, wie ich in meinem Austauschstudium von 2015 bis 2016 hautnah erfuhr.

Erfahrungen mit der Kulturbarriere: Zu dieser Zeit studierte ich im Rahmen meines Japanologiestudiums an der Senshu-Universität in Kanagawa. Im hiesigen internationalen Wohnheim leben die Austauschstudenten mit den japanischen Studierenden zusammen, um die Interaktion zwischen verschiedenen Kulturen zu fördern.

Ich wurde überrascht! Als Jungspund habe ich an der Universität natürlich etwas über die japanische Kultur gelernt: So sind mir die beiden Begriffe Tatemae, das sozial erwartete Verhalten, und Honne, die ehrliche Meinung, bekannt. Allerdings war ich durchaus überrascht, wie stark diese Konzepte seinerzeit zum tragen gekommen sind.

Sei nicht du selbst!

Kein Grund zu lügen? Ich folgte stets der offenen Einstellung, dass man beim Kontakt mit Japanern einfach nur man selbst sein sollte. Immerhin sucht doch jeder nur Freunde und es gibt ja keinen Grund zu lügen. Seinerzeit war das offenbar ein Fehler. Das wahre Gesicht ist in Japan nur den engsten Freunden und Bekannten vorbehalten. Vor Fremden wird eine undurchdringliche Maske aufgesetzt.

Am Anfang ist alles toll: Im Wohnheim bin ich etwa die ersten zwei Wochen nach dem Kennenlernen interessant. Die Leute kommen auf mich zu, versuchen Smalltalk zu betreiben, sich zu unterhalten. Jede noch so langweilige Geschichte, die ich auf Lager habe, wird als beeindruckend und faszinierend bezeichnet und ich werde zu diversen Gruppenunternehmungen eingeladen, die dann auch stattfinden. Ich glaube, man komme sich näher, verstehe sich mit den Leuten und hat einen richtigen Freundeskreis.

Plötzlich uninteressant

Gruppenunternehmung in Japan
Es ist ein leichtes, in Japan eine Gruppe für eine Unternehmung zu finden.

Bekannt ist uninteressant! Auftritt Kurzzeitstudenten. Im Wohnheim gibt es nicht nur jene, die wie ich ein Jahr lang bleiben, sondern auch andere Studenten aus allen Ländern, die nur für ein paar Monate bleiben. Mit deren Ankommen werden die Langzeitstudenten wie auf Knopfdruck uninteressant.

So äußert sich Höflichkeit: Die Japaner konzentrieren sich plötzlich ausschließlich auf die Neuankömmlinge. Der Grund ist simpel: das fröhliche auf einen Zugehen und etwas zusammen Unternehmen ist Teil der Höflichkeit und wird von der Gesellschaft erwartet. Darüber hinaus besteht jedoch kein ernsthaftes Interesse, sich näherzukommen.

Die Tatemae schlägt zu: Hier beginnt meine Frustration. Ich versuche eine kleine Reise in ein Aquarium zu organisieren und lade die Bewohner des Wohnheims ein. Plötzlich geschah jedoch etwas merkwürdiges, was ich so noch nicht kannte.

Unbekannter Umgang: Ja heißt Nein

Lerne, Gedanken zu lesen: Anstatt meine Einladungen abzulehnen, sagt man zu. Nur wneige nutzten zumindest die übliche “Ich hab keine Zeit!”-Ausrede. Mein Fehler war hier, dass ich die Zusagen glaubte. In Japan hat das einen eigenen Begriff: “Kuuki wo yomu”, oder übersetzt “Die Atmosphäre lesen”. Und Westler sind verdammt schlecht darin.

Keiner kommt zum Treffpunkt: Zum abgesprochenen Termin gehe ich in den Aufenthaltsraum und werde von einer gähnenden Leere begrüßt. Es lässt sich einfach niemand blicken. Es gibt nicht einmal eine Absage. Das Thema wird nie wieder angesprochen. Denn so verliert keiner sein Gesicht und die Illusion eines guten Zusammenlebens bleibt erhalten.

Plötzlich kommen Einladungen zurück: Aber keine Sorge! wenn dir so etwas passiert, wirst du bereits bei der nächsten Begegnung zurück eingeladen! Du darfst nur auf keinen Fall den Fehler machen und diese Einladung ernst nehmen. Also sag einfach wie toll das ist und wie sehr du dich darauf freust. Stattfinden wird das Treffen sowieso nicht. Und – um es mal eindeutig zu sagen – das geht selbst so manchen Japanern auf den Geist. Aber die Höflichkeit gebietet es. So wie du vielleicht einfach einem Bettler gegenüber ehrlich sein willst, aber dich schlecht fühlst, wenn du es bist.

Das gibt es nicht nur in Japan: An dieser Stelle will ich jedoch fair sein. Denn dieses Verhalten ist offenbar nicht so rein japanisch, wie ich, oder offenbar ein Großteil des Internets, es immer dachte. Im Nachhinein erfuhr ich im Gespräch mit Freunden, dass diese ähnliches auch aus Deutschland kennen. Und die Begrüdnung ist da ebenfalls nur “Das macht man halt so!”

Freundschaft? Nein Danke!

Ich bin nicht allein: Auch die besagten Kurzzeitstudenten bemerken dieses Verhalten nach einigen Wochen. Eine Freundin aus Rumänien erklärt mir: “Die interessieren sich eh nicht für uns.” Unter den Austauschstudenten sind wir uns einig, dass die Ausländer einzig zur Unterhaltung der Japaner da sind und kein Interesse an tiefer gehenden, echten Freundschaften besteht.

Steigende Frustration: Nach einer Weile gehen mir die ewigen Zusagen und das darauf folgende Nicht-Erscheinen ziemlich gewaltig auf die Neven. Doch die Unmöglichkeit abzusagen, nimmt obskure Ausmaße an.

Sag es einfach und wir sind fertig! Auf meine direkte Ansage an eine der Japanerinnen, mir einfach mitzuteilen, wenn sie nichts mit mir zu tun haben will, läuft sie mir über einen Kilometer durch die Stadt hinterher und versichert mir, dass sie unbedingt gut befreundet sein will.

Ich muss für andere Nein sagen: In einem weiteren Fall wird es gar so weit getrieben, dass ich die Eltern einer japanischen Studentin privat kennenlerne, weil diese versucht, von mir eine Absage zu erwirken. In beiden Fällen werde ich jedoch kurz darauf erneut mit dem Ignorieren von Einladungen und kurz gehaltenen Konversationen bestraft. Einen besseren Zeitpunkt von “gemischten Signalen” zu sprechen, gibt es wohl kaum.

Japanische Familie

In Japan ist ehrlich sein unhöflich

Mit Lügen sieht man besser aus: Um das sozial erwartete Verhalten der Tatemae aufrechtzuerhalten werden ohne darüber nachzudenken Aussagen getroffen, die nicht mit den wahren Gedanken der Honne übereinstimmen. Kurz gesagt: es wird gelogen, um gut dazustehen.

Ghosting ist In: Dabei wird nicht einmal vor Liebesbeziehung halt gemacht. Die enden in Japan nicht selten ohne einen klaren Schlussstrich, sondern einfach mit sogenanntem Ghosting. Also indem man sich von heute auf morgen nie wieder beim Partner meldet. Dabei ist es egal, ob es sich um ein kurzes Intermezzo oder eine längjährige Beziehung handelt. Das ist jedoch ebenfalls ein Aspekt, den mittlerweile der ein oder andere auch aus dem Westen kennt.

Für kurze Zeit ist es angenehm: Die Tatemae-Kultur ist der Grund, wieso Touristen und Kurzzeitbesucher Japans die Einwohner stets als sehr umgänglich empfinden. Denn du wirst stets die aufgesetzte Freundlichkeit zu spüren bekommen. Bei kurzfristigen Interaktionen stellt dies kein Problem dar. Ein Postbesuch in Japan ist in etwa wesentlich angenehmer als einer in Deutschland. Bei längerfristigem Miteinanderleben wird es hingegen anstrengend.

Dafür solltest du dir auch meinen Artikel ansehen, der erklärt, wie die interkulturelle Kommunikation in Japan funktioniert!

Soziale Probleme wegen der Tatemae

Psychische Probleme wegen Tatemae? Dieses Verhalten ist ein großes Thema in der japanischen Sozialforschung, das Studien zufolge zu psychologischen Problemen führen kann. Makoto Natsume von der Osaka Shoin Frauenuniversität beschreibt beispielsweise depressive Zustände bei Personen, die lange Zeit ein falsches Lächeln aufsetzen.

Selbst vor Gericht ein Problem: Weiter führe Tatemae gar zu Problemen bei der Strafverfolgung, wie Debitou Arudou bei der Japan Times erklärt. So wird bei Zeugen vor Gericht von vornherein davon ausgegangen, dass sie lügen, wodurch deren Aussagen nichtig werden. Das Rechtssystem Japans an sich ist jedoch noch einmal ein wesentlich größeres Thema.

Wie gut verstehst du andere? Dass die Kultur von “Kuuki wo Yomu” nur sehr schlecht funktioniert, ist sogar wissenschaftlich erwiesen. Im Westen spricht man dabei von der illusion of transparency. Menschen überschätzen sehr häufig, wie gut andere ihre eigenen Gedanken nachvollziehen können. Manchmal funktioniert das natürlich. Viel öfter aber auch nicht.

Lied oder nur Klopfen? Elizabeth Newton findet für ihre Dissertation an der Stanford Universität heraus, dass das Klopfen eines Liedes auf einer Tischplatte von Zuhörern nur als rhythmische Abfolge wahrgenommen wird, während der Klopfer selbst das Lied in seinem Kopf hört. Würde die soziale Interaktion in Japan so funktionieren wie erwünscht, wäre es ein leichtes zu erahnen, welches Lied sich dahinter verbirgt.

Hauptsache der Gesellschaft gefällt’s

In den Zügen und Straßenbahnen Japans wird dir am ehesten auffallen, dass manche Einheimischen auf Abstand gehen.

Das oben eingebettete Video basiert auf diesem Artikel. Die Text-Variante wird jedoch bei Bedarf aktualisiert und erweitert.

Ehrlichkeit ist nicht angesehen: Im Alltag Japans ist Ehrlichkeit scheinbar kein so großes Ideal. Die Tatemae besagt zwar, dass man Ehrlichkeit gut finden soll, weswegen man es anderen gegenüber auch so erklärt. Gleichzeitig existiert der Begriff “Baka Shojiki”, was Wort für Wort übersetzt so viel heißt wie “dumm ehrlich”. Damit wird kritisiert, wenn man seine ernsthafte Meinung äußert, solange diese nicht mit der Erwartungshaltung der Gesellschaft übereinstimmt und somit für Konflikte sorgt.

Jedes Klischee hat einen Grund: Was man sich gerade vor längeren Japan-Aufenthalten klar machen muss ist, dass dieses Verhalten in Japans Kultur die Norm darstellt. Man kann es mit dem Klischee “Jeder Deutsche mag Bier und Fußball!” vergleichen. Es wird nicht auf alle zutreffen, aber wohl auf einen größeren Teil der Gesellschaft.

Schließe dich der Gruppe an! Wenn du in Japan soziale Kontakte suchst, musst du die Tatemae akzeptieren und entsprechend Gefallen an Gruppen-Events finden. Denn das ist deine beste Chance in Japan Kontakte zu knüpfen und auf längere Zeit womöglich auch echte Freundschaften zu finden.

Und plötzlich ist alles ganz anders!

Ich schaffte das Unmögliche: Gleichzeitig solltest du dich aber nicht zu sehr verstellen. Sondern eher eine Art Akzeptanz mitbringen. Nicht für andere, sondern damit du selbst nicht zu frustriert wirst. Denn durch meine dumme Ehrlichkeit schaffte ich auf der anderen Seite auch etwas, was laut Berichten im Internet unmöglich ist: Bei meiner japanischen Schwiegermutter bin ich nicht nur “Der Ausländer”, sondern akzeptiert wie ein Sohn. Mehr dazu erzähl ich dir im Video:

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Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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  1. Christian Lozano says:

    Ich finde es sehr interessant. Meiner Meinung nach komme ich aus einem lateinamerikanischen Land. Ich sehe die Deutschen als respektlos. Normalerweise würden sich die Leute nicht grüßen, aber für uns ist das ein großes Problem, weil wir Lateinamerikaner nicht nur grüßen, um höflich zu sein , sonder nauch weil für uns jeder ein Freund sein kann.

    Wenn deutsche Leute sich weigern, jemanden zu begrüßen, weil sie in Deutschland kein Bock haben, ist das nicht nur für uns unhöflich, sondern es zeigt auch kein Interesse daran, einen als Freund zu haben oder zumindest etwas Respekt zu zeigen, woher ich komme, sind wir aber viel hierarchischer wie die Japaner, zeigen die Daten.

    Was das Hosting betrifft, finde ich es sehr unhöflich, das ist auch für uns nicht akzeptabel. Aber oft ist sehr bekannt, dass, wenn man nicht weiter mit den anderen spricht und dann meldet sich nicht wieder, habe ich nicht nur in Deutschland auch in Lateinamerika erfahren.

    Es ist schön, die Japaner aus Ihrer Perspektive sehen zu können

  2. Minella says:

    Vielen Dank für diesen interessanten Beitrag!
    Ich interessiere mich sehr für Japan und habe von diesem Gesellschaftsphänomen schon öfter gehört, so genau geschildert wurde es aber noch nie. Und was Herr Lozano über die Deutschen geschrieben hat, ist leider auch wahr. Ich bin selbst eine Deutsche und leide sehr unter dieser “Anonymität”. Ich wohne in einem Haus mit 8 anderen Studierenden aber von denen hat keiner, bis auf einen nicht aus Deutschland stammenden Migranten, Interesse an mehr Kontakt. Ich bin es gewöhnt, dass man sich bei einem Einzug bei den anderen vorstellt, ich habe sogar eine kleine Feier für das ganze Haus organisiert. Dann sind ein paar ausgezogen und neue eingezogen, die haben sich noch nicht einmal in der gemeinsamen Whatsappgruppe vorgestellt. Ich war viele Monate in Lateinamerika und habe mich vollkommen in dieses Land verliebt. Die Menschen sind so viel angenehmer und herzlicher als hier. Man fragt auf der Straße nach dem Weg und auf einmal sitzt man mit dieser Person und der ganzen Familie am Tisch und isst zusammen Mittag. So ist jede Kultur unterschiedlich und trotzdem darf man nicht vergessen, dass es überall nette und sympathische Personen gibt. Man muss sie nur finden 🙂

  3. Kiko says:

    Hei, dieser Beitrag spiegelt genau das was ich in Japan erfahren habe, vorallem die aussage; “wir sind zum Vergnügen und Unterhaltung der Japaner und sonst nichts”.
    Genau so habe ich es auch beobachtet, jedoch gibt es etwas was du vermutlich nicht erlebt hast.

    Der Status der Personen spielt eine grosse rolle dabei.

    Ich bin halt kein Student der reiche Eltern oder eine hohe Bildung bezüglich Universität usw. genossen hat und somit nicht durch Intelekt und hervorstechendes Benehmen hervorstach.
    Ich war als Arbeiter im Bereich Wassertechnik und Steuerung/Management vor Ort.
    Meine Arbeitskolegen waren hart Arbeitende Handwerker und eben keine Studenten.
    Ich war 3 Jahre in Japan und hatte aber bereits im ersten Jahr ein paar enge japanische Freunde mit denen ich bereits nach nur 3 Monaten offen und Ehrlich sprechen konnte, daher war mir “Tatemae” zuerst nicht wirklich bewusst gewesen, klar ich hörte davon aber wie gesagt im Handwerker bereich scheinen die Japaner sehr schnell eine Bindende Freundschaft auf zu bauen, was auch lebensnotwendig ist da in meinem Beruf das Vertrauen sehr wichtig und Überlebenswichtig ist da man sonst sehr schnell zum Frühstück fehlt.
    Klar es gab auch Auslandskolegen die im Gegensatz wie ich nicht so schnell Abschluss fanden und bereits nach 6 Monaten wieder abreisten.

    Jedoch als ich dann mal mit ein paar der Japanischen Kolegen nach Tokyo fuhr (zusammen 2 Wochen Ferien) haben sie mich bezüglich Tatemae gewarnt.
    Von Sapporo nach Tokyo war ein Flug gebucht und in der Wartehalle hatte ich die erste bekantschaft damit, eine Frau (Jung und hüpsch) sprach mich an und fragte ob ich Ausländer sei und warum ich Japanisch spreche…nun ja wir unterhielten uns und ich bekam eine Einladung sie zu besuchen in Tokyo wo sie eben als Lektorin an einer Universität arbeitete.
    Der eine Kolege meinte dann ich solle mir darauf nichts einbilden es seie nur Tatemae.

    Jedenfals haben wir in Tokyo diese Universität aufgesucht, gefunden und nach ihr gefragt, am ende hies es ja sie arbeite hier und wurden ohne kontakt zu ihr von der Universität’s Securiti hinaus begleitet.

    Tja, das war das markanteste was ich kennenlernte aber alles andere was du beschrieben hast erlebte ich in den 2 Wochen Tokyo selbst oder habe es beobachtet.

    Ich war echt froh wieder in Sapporo zu sein wo die Leute dir ach mal sagten das sie nicht wollen oder kein Interesse haben und meine japanischen Kollegen meinten auch das dieses Tatemae sie extrem störte und sie Tokyo deshalb eher meiden aber es mir zeigen wollten.

    Ich war dann noch in Präfekturen Osaka Yamanashi, Nara und Okinawa, keiner dieser Orte war aber so extrem wie in Tokyo bezüglich Tatemae und ich hörte auch viele Japaner sagen das sie dies sehr störe.

  4. Dirk says:

    Danke für diesem Beitrag.
    Hab hier in Deutschland ein eigenartiges Erlebnis von “Ja, will Dich unbedingt treffen! Freu mich schon sehr!” -> 100% Ghosting online und in Real life mit einer Japanerin erlebt, die MICH um MEINE Nummer gefragt hatte. Kam mir vor wie der König und stand am Ende ohne jede Begründung dar. Sehr hart, dieser Kontrast. Als ich sie drauf ansprach, hat sie schweigend auf den Boden geschaut und stand nur still.
    Ich war total verloren im Versuch, zu verstehen, ob ihre Persönlichkeit oder Tatemae unser plötzliches Problem waren. Sehr harte und verstörend Erfahrung.

  5. Martina Meister says:

    Wir leben in Deutschland und haben nach dem Auszug unserer Töchter eine Japanerin aufgenommen, die angeblich nach einem abgeschlossenen Jurastudium und Tätigkeit als Wertpapierhändler in Deutschland eine Ausbildung zur Bäckerin machen wollte. 1 Jahr lang lief es gut. Sie war freundlich, hilfsbereit und zuverlässig. Dann plötzlich gab es ohne ersichtlichen Grund einen kompletten Verhaltenswechsel. Sie redete nicht mehr mit uns, huschte nur noch an uns vorbei mit gesenktem Blick und auf Nachfrage kam nur “ich bin überarbeitet und gestresst”. Natürlich ändert das das Zusammenleben. Man sucht erst den Fehler bei sich. Findet aber keinen Anlass. Irgendwann haben wir festgestellt, dass sie uns dauernd angelogen hat. Wenn sie “eine Freundin” besuchte, schlief sie bei einem Kollegen, mit dem sie eine Beziehung begonnen hatte. Das wäre für uns kein Problem gewesen. Aber sie wollte das nicht erzählen und wir kamen uns vor wie der Mohr, der seine Schuldigkeit getan hatte. Was haben wir nicht alles gemacht, um ihr den Einstieg hier zu erleichtern….. Alles. Sie mit zu Freunden genommen, japanisch gekocht, ihr beim Deutschlernen geholfen, sie getröstet, als der japanische Freund ihren Geburtstag vergaß. Wir haben ihr die Wäsche gewaschen und oft zum Essen eingeladen. Jetzt hat sie uns per WhatsApp mit geteilt, sie zöge in 6 Wochen aus persönlichen Gründen aus. Unser bisheriges Bild von Japanern hat sie total auf den Kopf gestellt. Wir erwarteten Gradlinigkeit und Ehrlichkeit. Erlebt haben wir das genaue Gegenteil.

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