Japan könnte untergehen! Denn durch den Klimawandel steigt der Meeresspiegel und das Land ist eine Insel Meer, wo das für besonders fatale Schäden sorgen wird. Und das ist nur der Anfang. Denn das Land steht noch vor einer ganzen Reihe anderer Probleme, die mit den steigenden Durchschnittstemperaturen zu tun haben und bereits jetzt spürbar sind!
Japans größte Klimaprobleme
Direkt zum Einstieg zeige ich dir hier Stichpunktartig eine Liste der größten Probleme, denen sich Japan wegen des Klimawandels gegenübersteht. Im weiteren Artikel erfährst du dann, was genau es mit denen auf sich hat.
- Der steigende Meeresspiegel bedroht fast 50 Prozent der Bevölkerung und Industrie des Landes
- Hohe Temperaturen sorgen für schlechte Reisernten
- Die Zahl der Fälle von Hitzschlägen steigt stark an
- Bambuswälder verdrängen Mischwälder immer mehr
- Viele einstige lokale kulinarische Spezialitäten wachsen nicht mehr
In meinem Video auf Youtube spreche ich ausführlich über das Thema:
Der aktuelle Stand des Klimas in Japan
Zur Ausgangslage: Japan zählt zu einem der Länder mit dem höchsten Ausstoß an Treibhausgasen wie CO2 weltweit. Mit Platz 5 ist es hier ein ganzes Stück vor Deutschland.
Die Temperaturen selbst sind der offensichtlichste Punkt, an dem du den Klimawandel bemerkst. Nicht umsonst wurde er wegen der steigenden globalen Durchschnittstemperaturen lange Zeit umgangssprachlich als globale Erwärmung bezeichnet.
Japan erstreckt sich über mehrere Klimazonen. Im Norden gibt es ein kühl-gemäßigtes Klima, im Süden hingegen wird es bereits subtropisch. Und gerade in den großen Touristenstädten wie Tokio, Osaka und Kyoto spürst du schnell, dass die Sommer hier ziemlich anstrengend sein können. Weiter im Süden Richtung Hiroshima oder gar Okinawa wird es noch extremer.
Probleme, die der Klimawandel mit sich bringt
Die meteorologische Agentur Japans verzeichnet derweil einen höheren Anstieg der Durchschnittstemperatur in Japan als im Rest der Welt. Nämlich 1,21 Grad Celsius über hundert Jahre im Vergleich zum globalen Durchschnitt, der 0,73 Grad Celsius über hundert Jahre entspricht. Zudem gibt es auch sehr viel mehr Tage im Jahr, in denen die Temperatur über 30 Grad Celsius liegt.
Und während die allgemeine Niederschlagsmenge sinkt, steigt die Anzahl an Tagen mit schweren Regenfällen, was Ursache für die häufigen Überschwemmungen ist, von denen du in den letzten Jahren bestimmt schon gehört hast.
Warnmeldungen gibt es aber nicht nur bei schweren Regenfällen, sondern auch bei zu großer Hitze. Die letzten Jahre kamen im Sommer häufiger Ansagen wie “Hitzewelle! Bitte geht nur raus, wenn es wirklich nicht anders geht!” über die in der Stadt verteilten Lautsprecher.
In den Jahren 2012 bis 2017 gab es ganz grob etwa 50.000 Fälle von Hitzschlägen im Juni des jeweiligen Jahres. 2018 waren es plötzlich 92.710 Fälle. Ich versuche deswegen auch dazu überzugehen, sonnige Tage nicht mehr als gutes beziehungsweise schönes Wetter zu bezeichnen. Ich denke, mehr Tage mit etwas Regen wären wesentlich schöner oder besser.
Japan leidet zudem noch unter einem Problem, von dem wohl vergleichsweise wenige Menschen wissen. Nämlich die Ausbreitung von Bambuswäldern. Für die sind die warmen Bedingungen nämlich ideal, wodurch sie Mischwälder verdrängen. Man geht davon aus, dass der Anteil an Bambuswäldern von 34 Prozent auf 54 Prozent steigen wird. Bis 2096 könnten Bambuswälder gar bis zu 83 Prozent sämtlicher Wälder in Japan ausmachen.
Probleme für die Landwirtschaft
Die Bauern bekommen den Klimawandel hier auch in ihrem Alltag bereits sehr stark zu spüren. Denn er sorgt bereits jetzt zahlreiche schlechte Reisernten. In einigen Gebieten hat man zudem bereits damit begonnen, andere Nutzpflanzen anzubauen.
Es gibt mittlerweile etwa Avocados – normalerweise in Mexico zuhause – die in Japan selbst herangezogen werden. Um genau zu sein direkt hier um die Ecke in der Präfektur Ehime. Ich kann hier also lokal angepflanzte Avocados im Supermarkt kaufen. In Matsuyama hatte man die erste Avocadoernte sogar bereits im Jahr 2015.
Und in Sachen Zitrusfrüchte – von denen ich lange nicht einmal wusste, dass sie eine Spezialität Japans sind – setzen Bauern mittlerweile immer häufiger auf eine spezielle Art von Blutorangen, die besonders gut mit großer Hitze umgehen kann.
Denn die üblichen Sorten, für die etwa die Yamaguchi-Präfektur bekannt ist, kommen mit den hohen Temperaturen nicht gut klar. Auf lange Zeit könnte der Klimawandel also auch dafür sorgen, dass die Spezialitäten der einzelnen Präfekturen verschwinden und durch andere ersetzt werden.
Steigender Meeresspiegel ist eine große Bedrohung
Der steigende Meeresspiegel, der seit 1993 um 5 mm pro Jahr steigt, wird zudem nicht nur zum Verlust von 90 Prozent aller Sandstrände in Japan führen, sondern bedroht auch etwa 46 Prozent der Bevölkerung des Landes, sowie 47 Prozent von dessen Industrie. Und das sind die kurzfristigen Aussichten für die nächsten bis zu 80 Jahre.
Das liegt vor allem daran, weil man in Japan nur die Küstengebiete wirklich gut besiedeln kann und das Inland hauptsächlich aus Bergen besteht.
Und die Liste dieser Probleme ist bei weitem noch nicht vollständig.
Wege aus der Klimawandelkrise
Die größten Übeltäter, die weltweit zum Klimawandel beitragen, sind bekanntermaßen die Energieproduktion, Verkehr und Ernährung. Und nicht auf alles kann man als Einzelperson unmittelbar Einfluss nehmen. Es gibt aber immerhin zwei Bereiche, bei denen jeder persönlich seinen, wenn auch kleinen Teil, beitragen kann. Klar: Eine Person alleine macht wenig aus, aber als Gruppenunterfangen wird es durchaus beachtlich.
Wie steht es um den Verkehr in Japan?
Der gesamte Verkehr weltweit ist einer der größten Verursacher des Klimawandels. Und ähnlich sieht es bei Müll in der Natur aus: Eine einzelne leere Flasche ist kein Weltuntergang. Aber wenn jeder seinen Müll in die Umwelt wirft, entsteht schnell eine unansehnliche Müllkippe.
Gerade in den Städten könnte man das Auto öfter mal stehen lassen. Der öffentliche Personennahverkehr ist gerade in den Metropolen Japans sehr gut ausgebaut und auch in vielen kleineren Städten funktioniert er besser als in Deutschland, selbst wenn die Busse und Züge dort bei weitem nicht so regelmäßig fahren wie etwa in Tokio.
Aber auch in Japan sind gerade Dorfbewohner dennoch auf ein eigenes Auto angewiesen. Aber ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte: Der ganze Stadtverkehr hier besteht nicht nur aus Dorfbewohnern. Vielleicht sollten die eher mal auf Molcars umsteigen! Die laufen mit Möhren statt fossilen Brennstoffen und sind damit viel umweltverträglicher!
Klimaschonende Ernährung möglich?
Die Umstellung der eigenen Ernährung, die ich selbst auch betreibe, ist wohl die einfachste Methode, seinen eigenen Teil im Kampf gegen den Klimawandel beizutragen. Und es funktioniert, weil es unglaublich viele Ressourcen spart.
Etwa 100 Kalorien über Fleisch aufzunehmen, verbraucht Unmengen mehr Sojabohnen und Wasser, als einfach 100 Kalorien über die Sojabohnen direkt zu essen. Zudem ist da die ganze Sache mit den methanpupsenden Kühen. Viehbestand sorgt Schätzungen zufolge weltweit für 14,5 Prozent der ausgestoßenen Treibhausgase. Den Mittelsmann rauszuschneiden ist also eine extrem gute Sparmethode.
Den Zahlen zufolge würde es etwas bringen, wenn 90 Prozent der Menschheit einem unperfekten veganen Lebensstil folgt. Man muss hier also nicht mal auf die harte Schiene gehen und alle tierischen Lebensmittel aus der Ernährung streichen.
Die Bevölkerung Japans scheint hierbei jedoch etwas zögerlich zu sein, was ich bereits beim Angebot in den Läden merke. Persönlich will ich gerne vegan leben, aber das ist hier nur schwer umsetzbar. Gerade, wenn ich mit der japanischen Familie hier losziehe, ist es oft unmöglich, einen Laden zu finden, wo ich auch ein veganes Gericht bekomme.
Essen ohne Fleisch? In Japan fast unmöglich
Ich merkte selbst, wie stark verankert der Gedanke “Essen ohne Fleisch ist unmöglich!” in Japan ist, als ich es einmal wagte, das fehlende Angebot ohne tierische Bestandteile online zu kritisieren. Noch nie zuvor hatte ich so viel Hass abbekommen. Nicht, weil ich etwas wegnehmen wollte, sondern nur, weil ich mir einfach etwas Auswahl im Supermarkt wünschte.
Mehr über das vegetarische und vegane Angebot Japans erfährst du im folgenden Artikel:
Es folgten für Japan SEHR UNTYPISCHE Kommentare, die die Tatemae komplett vergaßen, der Marke “Ausländer sollen sich nicht in die Esskultur Japans einmischen!”, “Verpiss dich aus dem Land!” und “Wegen dir esse ich heute ein Steak mehr!” Gerade der letzte Kommentar ist bedenklich: Trotz der Bedrohung des Klimawandels entscheiden sich Menschen also dazu, sich lieber auf lange Sicht selbst zu schaden, anstatt etwas zu ändern.
Weil das Problem an der Sache ist: Der Klimawandel sorgt derzeit für das sechste große und bisher schnellste Artensterben. Das heißt ultimativ, dass irgendwann niemand mehr was zu essen finden wird, wenn wir weiterhin alle unseren bisherigen Lebensstil unverändert fortsetzen. Für manch einen ist es sogar schon zu spät, denn die Temperaturextreme der letzten Jahre haben bereits viele Menschenopfer gefordert.
Im schlimmsten Fall sind wir irgendwann zudem gezwungen, unseren Lebensstil zu ändern, weil die Ressourcen knapp werden und es einfach nichts mehr gibt. Auf dieses Problem macht unter anderem Dr. Mark Benecke aufmerksam:
Meine Alltagserfahrungen mit Ernährung in Japan
Interessanterweise ist Tofu in Japan ja durchaus populär. Weswegen man denken könnte, es gibt hier durchaus großes veganes Angebot. Aber meist wird Tofu nur als Beilage zum Fleisch und nicht als separates, eigenes Gericht angeboten.
Basierend auf meiner Alltagserfahrung verbreiten sich rein pflanzliche Lebensmittel dennoch auch in Japan immer weiter. Allem Anschein nach gibt es dafür aber nur ein mäßiges Interesse in der Bevölkerung. Ich vermute, dass es sich für viele Firmen nicht lohnt, da ich beobachtet habe, dass entsprechende Alternativprodukte schnell wieder aus dem Angebot verschwinden. Der vegane Markt Japans soll sich Prognosen zufolge bis 2023 dennoch so gut wie verdoppeln. Also zumindest positive Aussichten!
An sich scheint die Idee einer Ernährung ohne Tierprodukte aber noch gewisse Schwierigkeiten zu haben, sich hier zu verbreiten. Vegan leben wohl nur 2.1%, was Buddhisten bereits mit einschließt. In Deutschland leben 3.2% vegan. Der häufigste Grund für die Lebensweise in Japan ist zudem eher die eigene Gesundheit und nicht das Klima.
Das merkt man auch an der Verwendung des Wortes: Für viele Japaner ist ein Gericht etwa auch dann vegetarisch, wenn etwa die Soße selbst mit Fisch oder Fleisch produziert wurde, oder ganz einfach nur “ein bisschen” Fleisch drin ist.
Und viele Läden, die man bei Wolt oder UberEats bei einer Suche nach “Vegan” oder “Vegetarisch” findet, haben häufig einfach nur den üblichen Salat oder Pommes mit auf der Liste. Ein größeres Angebot gibt es nach wie vor nur in Touristenstädten wie Tokio, Osaka und Kyoto. Aber es geht auch in Japan langsam aber sicher aufwärts, was vegane Lebensmittel angeht.
Maßnahmen der japanischen Regierung
Japan hat natürlich einen extrem hohen Stromverbrauch. Gerade im Sommer. Es gibt überall Klimaanlagen und auch die zahlreichen Getränkeautomaten des Landes brauchen Strom. Es gab in den letzten Jahren sogar öfter Bitten der Regierung, Strom zu sparen. Am wichtigsten für das Klima ist aber, wie der Strom produziert wird.
Zudem setzt Japan seit vielen Jahren verstärkt auf Solarstrom und seit 2008 steigen die so produzierten Wattstunden extrem an. Seinerzeit hat man etwas mehr als 2.100 Megawattstunden auf diese Art und Weise erzeugt, Stand 2020 ist der Wert auf über 74.100 angestiegen, womit man bereits das für 2030 gesteckte Ziel von 53 GW überschritten hat.
Jetzt plant man, bis dahin auf 108 GW zu kommen. Stand 2021 wurden etwa 9.3% des gesamten Stromverbrauchs des Landes mit Solarenergie gedeckt. Der Anteil an erneuerbaren Energien an sich kam hingegen auf etwas mehr als 22%. In etwa halb so viel wie der Durchschnitt in Europa.
Um die Emissionen auf Null zu senken, muss das Land laut dem Handelsministerium 370 GW mit Solarenergie produzieren. Das Ziel will man bis 2050 erreichen. Und während die Stromproduktion durch Solarenergie steigt, sinken zudem gleichzeitig die Preise der Photovoltaikplatten für Konsumenten. Damit ist Japan das Land mit der zweitgrößten Produktion an Solarenergie direkt nach China.
Derweil nimmt Japan auch alte Atomkraftwerke wieder in Betrieb und plant, neue zu bauen. Ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite stoßen Nuklearkraftwerke keine Treibhausgase aus. Auf der anderen gibt es nach wie vor das Endlagerungsproblem und damit verbunden auch die Unsitte, radioaktive Abfälle einfach in den Ozean zu kippen, was auf lange Zeit zu weiteren Problemen führen dürfte.
Fossile Brennstoffe generieren aber, Stand 2021 immer noch mehr als 70% des gesamten Strombedarfs des Landes. Tendenz jedoch sinkend.
In einem weiteren Artikel erkläre ich dir zudem, wie Japaner mit der großen Hitze im Sommer umgehen:
Quellen
- Dr. Mark Benecke. “Time is Up!” (2022). https://www.youtube.com/watch?v=Z_p9yYXZuCI
- Nippon Changes. Climate impacts threatening Japan today and tomorrow. https://www.wwf.or.jp/activities/lib/pdf_climate/environment/WWF_NipponChanges_lores.pdf
- Climate Change in Japan and its impacts (2018). https://www.env.go.jp/content/900449807.pdf
- Adapting to Climate Change (2019). https://www.env.go.jp/content/900457445.pdf
- Solar Power in Japan. https://en.wikipedia.org/wiki/Solar_power_in_Japan
- 2021 Share of Electricity from Renewable Energy Sources in Japan (2022). https://www.isep.or.jp/en/1243/
- Surge in low-quality rice, industry losses if Japan climate change unchecked: research (2020). https://mainichi.jp/english/articles/20200110/p2a/00m/0na/024000c
- VOX POPULI: Ehime citrus farmers dealing proactively with climate change (2019). https://www.asahi.com/ajw/articles/13057970
- Sea level (around Japan) (2022). https://www.data.jma.go.jp/gmd/kaiyou/english/sl_trend/sea_level_around_japan.html
- Studie: Pflanzliche Produkte belasten die Umwelt am geringsten (2018). https://www.weltagrarbericht.de/aktuelles/nachrichten/en/33244.html
- Climate change and health (2021). https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/climate-change-and-health
- World’s largest study of global climate related mortality links 5 million deaths a year to abnormal temperatures (2021). https://www.monash.edu/news/articles/worlds-largest-study-of-global-climate-related-mortality-links-5-million-deaths-a-year-to-abnormal-temperatures
- Market size of plant-based foods in Japan from fiscal year 2015 to 2020 with forecasts until 2023 (2022). https://www.statista.com/statistics/1291919/japan-plant-based-food-market-size/
- List of countries by electricity consumption. https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_electricity_consumption
- Japan gov’t urges energy saving in Tokyo as demand surges amid hot weather (2022). https://english.kyodonews.net/news/2022/06/de848da27df8-govt-urges-energy-saving-in-tokyo-as-demand-surges-amid-hot-weather.html
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.