Ar Nosurge Teaser

Ar Nosurge: Eine Story, die begeistert, doch ihre Stärke nicht kennt

Ar Nosurge ist der Nachfolger von Ciel Nosurge und einer der großen JRPG-Geheimtipps. Es knüpft direkt an die Story des Vorgängers an, orientiert sich aber spielerisch mehr an der Ar-Tonelico-Reihe, deren Prequel es ist. Doch während die Story äußerst spannend ist, kämpft das Spiel mit einigen Pacing-Schwächen.

Ar Nosurge ohne Ciel Nosurge?

Im Westen ist zwar Ar Nosurge erschienen, nicht aber der Vorgänger Ciel Nosurge. Daher liegt die Vermutung nahe, dass man es spielen kann, ohne den direkten Vorgänger zu kennen. Das kann ich aber nicht empfehlen. Ich selbst habe es nach der Veröffentlichung auf der PS3 gespielt, ohne Ciel Nosurge zu kennen. Stattdessen habe ich nur eine Zusammenfassung gelesen. Aber 2024 bin ich es noch einmal angegangen, nachdem ich den Vorgänger durchgespielt hatte. Und plötzlich war die Story viel verständlicher, nachvollziehbarer und auch schwerwiegender.

Zwar macht das Spiel immer wieder Andeutungen, dass die Zeit nicht linear verläuft und es auch alleine funktionieren könnte. Auch wirkt manches in Ar Nosurge etwas seltsam, wenn man Ciel Nosurge kennt. Alles in allem profitiert Ar Nosurge aber enorm vom Wissen über die Charaktere und ihre Hintergrundgeschichte aus dem ersten Teil. Besonders wichtig wird dies gegen Ende, wenn endlich der direkte Bogen zur Ar-Tonelico-Reihe geschlagen wird. Dieser ist nicht nur äußerst spannend, sondern bereichert die Hintergrundgeschichte der Serie ungemein.

Eine starke Story mit Gameplay dazwischen

Das Spiel setzt erneut einen starken Fokus auf die Geschichte. 5.000 Jahre nach dem Ende von Ciel Nosurge und der Zerstörung von Ra Ciela lebt die Menschheit hier auf dem Kolonieschiff Soleil und driftet auf der Suche nach einer neuen Heimat durch den Weltraum. Das aber nicht in voller Harmonie. Denn hier haben sich jedoch neue Fraktionen gebildet, die in ständigem Konflikt miteinander stehen.

Story von Ar Nosurge
Ar Nosurge hat viele Verweise auf den Vorgänger.

Zwar gibt es diesmal auch rundenbasierte Kämpfe, aber diese sind vergleichsweise selten. Man kämpft immer mit zwei Charakteren: Einem Kämpfer, der direkt angreift, und seinem magischen Begleiter, den man beschützen muss, während sie einen alles vernichtenden Zauber vorbereitet.

Man sieht sich immer ganzen Wellen von Gegnern gegenüber und hat in jeder Runde eine bestimmte Anzahl von Angriffen zur Verfügung. Sind diese aufgebraucht, ist der Gegner an der Reihe und man muss im richtigen Moment blocken, um die Eskorte zu verteidigen. Dabei geht es vor allem darum, den Burst-Meter auf 100 Prozent zu bringen, um schließlich einen mächtigen Zauber auszulösen, der alle Gegner hinwegfegt. Sonderlich anspruchsvoll ist das nicht. Die Gegner hatten zu keiner Zeit auch nur den Hauch einer Chance.

Sind alle Feinde auf einer Map besiegt, kann man diese auch erkunden, ohne erneut angegriffen zu werden. Erst nach Verlassen und erneutem Betreten des Bereichs kommt es zu neuen Kämpfen. Allerdings ist man nicht gezwungen, Kämpfe zu suchen. In der Regel bekommt man genug Erfahrungspunkte und Material, wenn man sich nur um die Gegner kümmert, die einem nebenbei begegnen.

Kämpfe in Ar Nosurge
Die Feinde sind in den Kämpfen meist wehrlos.

Zu viele Nebenaufgaben

Das größte Problem von Ar Nosurge ist jedoch die Aufteilung der einzelnen Spielabschnitte. Denn neben der Story und den Kämpfen gibt es noch eine Reihe von Nebenaufgaben, mit denen man entweder stärker wird oder mehr über die Charaktere und die Welt erfährt. Die eigentliche Story kommt dazwischen etwas zu kurz. Insgesamt gibt es drei große Nebenmissionen: Badgespräche, Genometrics und Crafting.

Das größte Problem ist die Menge. Nach jedem Gegenstand, den man herstellt, gibt es ein Gespräch mit einem der vier Crafting-Charaktere über diesen Gegenstand. Diese sind mal mehr, mal weniger witzig und konzentrieren sich meist auf Slapstick, der sich schnell abnutzt. Es wird etwas gekocht, das meistens nicht gut schmeckt. Es gibt eine Rüstung, aber die hat fragwürdige Effekte. Am Anfang ist es lustig, aber nach dem 50. Mal ist es eher ermüdend. Und am Ende hatte ich nur noch Angst davor, wieder den Menüpunkt zu sehen, der mir ein neues Rezept bringt. Denn das Spiel wollte einfach nicht aufhören und immer noch mehr und noch mehr Gespräche bringen.

Wortwitze in Ar Nosurge
Das Crafting gibt einen einen Einblick in die Welt der japanischen Wortwitze.

Natürlich kann man das alles ignorieren. Aber zumindest beim Crafting macht man sich das Spiel dadurch schwerer. Denn die Stärke eurer Charaktere hängt vor allem von ihrer Ausrüstung ab. Und um das richtige Ende zu sehen, muss man unbedingt jeden Gegenstand herstellen. Am Ende hätte auch 1/3 der Rezepte gereicht. Mehr ist nicht immer besser.

Ein breit gefächertes Sprachniveau

Sprachlich fällt das Spiel in die gleiche Kategorie wie sein Vorgänger: Es gibt viel Technobabble und man lernt viele Vokabeln rund ums Kochen. Außerdem muss man sich auf eine große Anzahl an einzigartigen Wörtern einstellen. Gerade für Anfänger bedeutet dies, dass sie mit sehr vielen Sätzen konfrontiert werden, in denen ihnen möglicherweise mehr Wörter fehlen, als sie kennen.

Wenn man sich jedoch bereits durch Ciel Nosurge geschlagen hat, ist man mit den meisten Vokabeln schon vertraut und kommt auch in Ar Nosurge ohne größere Probleme zurecht. Vor allem auch, da das etwas angestaubtere Japanisch hier ein wenig kürzer kommt.

Ein wichtiger Teil der Reihe

Das Spiel rettet sich vor allem durch sein nach wie vor sehr interessantes Setting. Zudem geht die Geschichte abseits der Nebenaufgaben auch straff voran. Man steht immer vorm nächsten großen Ereignis und will immer wissen, wie es weitergeht. Zudem sieht man die Ar-Tonelico-Reihe durch die Story in einem ganz neuen Licht, da man stets an die Ereignisse aus den Prequels zurückdenken kann.

Wo herbekommen?

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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