Beendete die Atombombe den zweiten Weltkrieg in Japan? Sicher ist das nicht.

Die Atombombe – Wirklich Grund für das Kriegsende?

Ein kurzer Überblick über das Friedensdenkmal in Hiroshima und eine geschichtliche Einführung zum Einsatz der Atombombe während des zweiten Weltkrieges. Hierbei stelle ich vor allem in Frage, ob der Abwurf der Atombomben Little Boy über Hiroshima und Fat Man in Nagasaki tatsächlich zum Kriegsende führte, oder mehr dahinter steckt.

Auch wenn ich stets versuche neutral zu bleiben, bin ich gerade als Einwohner Hiroshimas voreingenommen. Der Beitrag hat zudem keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich empfehle dir daher, ihn nur als Einstieg zu verwenden und eigene Nachforschungen anzustellen, um dir so ein eigenes Bild von der Geschichte zu machen.

Die erste Atombombe

Hiroshima ist nicht nur die größte Stadt in der Chugoku-Region Japans, sondern auch die erste, die jemals Opfer eines kriegerischen Atombombenabwurfs wird. Am 6. August 1945 um 8:15 detoniert die “Little Boy” genannte Bombe hier. 

Die Vereinigten Staaten von Amerika wählen Hiroshima und Nagasaki bewusst als Ziel. Deswegen attackieren sie diese nicht mit herkömmlichen Bombenangriffen. Für den Einsatz der Atombombe suche sie Städte mit einer hohen Dichte an Gebäuden. Denn an denen können sie den Schaden besser betrachten. 

Einen ursprünglich geplanten Abwurf über Kyoto verhindert der amerikanische Außenminister Henry Stimson. Grund dafür soll sein, dass er seine Flitterwochen in der Stadt verbracht habe und sie deswegen nicht zerstören will.

Vorgewarnt werden die Einwohner Hiroshimas entgegen der geläufigen Meinung nicht. Die Vereinigten Staaten befürchten, dass Japan sich in so einem Falle vorbereiten und die Bomber abschießen könnte. Auf den berühmten LeMay Leaflets, welche potenzielle Ziele für die Bomben nennen, sind weder Hiroshima noch Nagasaki aufgelistet.

Ein Park als Denkmal

Die Atombombenkuppel ist eine Gedenkstätte zum ersten kriegerischen Einsatz der Atombombe.
Die Atombombenkuppel ist eine Gedenkstätte zum ersten kriegerischen Einsatz der Atombombe.

Heutzutage erinnert das Friedensdenkmal im Friedenspark an dieses tragische Ereignis. Bei diesem sterben 70.000 Menschen unmittelbar und bis zu 80.000 weitere an den Folgen wie Verletzungen und Strahlung. 

Bei diesem Denkmal handelt es sich um die ehemalige, vom tschechischen Architekten Jan Letzel designte Produktausstellungshalle Hiroshimas. 160 Meter südöstlich vom Ground Zero gelegen, ist es das dem Epizentrum naheliegendste Gebäude, das nicht vollständig zerstört wurde. Heutzutage wird es durch aufwendige Restaurationsarbeiten in dem Zustand erhalten, wie es unmittelbar nach der Explosion aussah.

Im Friedenspark um das Denkmal herum, wird japanischen Schülern heutzutage nicht nur Geschichte gelehrt, sondern auch die Bedeutung von Frieden. Weiter kommt hier der Wunsch nach einer Welt, die frei ist von Atomwaffen, zum Ausdruck. Besonders im Sommer sind hier häufig Schulgruppen zu sehen, die zudem als Nebeneffekt in Interviews mit Ausländern Englisch lernen.

Brennendes Mahnmal

Die Flamme soll erst dann erlöschen, wenn sämtliche Nuklearwaffen der Welt abgeschafft wurden.
Die Flamme soll erst dann erlöschen, wenn sämtliche Nuklearwaffen der Welt abgeschafft wurden.

Auf einer geraden Linie zwischen dem Friedensdenkmal und dem Museum befindet sich ein Gedenkmonument, sowie die “Flamme des Friedens”. Letztere wird am 1. August 1964 entfacht und ist seitdem nie erloschen. Sie soll so lange brennen, bis sämtliche Nuklearwaffen auf der Welt abgeschafft sind. Ihr Podest repräsentiert zwei aneinander gedrückte Hände, deren Flächen gen Himmel zeigen.

Die öffentliche Meinung über die Atombombenkuppel ist lange Zeit gespalten. Während einige Einwohner die Überreste als ein Mahnmal behalten wollen, kritisieren andere, dass die labile Struktur gefährlich sei und zudem schmerzhafte Erinnerungen hervorrufe.

Bis 1966 stellt erstere Gruppe die Mehrheit dar und die Stadt entscheidet sich zu einem Erhalt. Im Dezember 1996 wird das Gebäude von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Als Begründung gibt die Organisation an, dass es „nicht nur ein starkes Symbol der zerstörerischsten Kraft sei, die je von der Menschheit geschaffen wurde; es drücke zudem die Hoffnung auf Weltfrieden und der endgültigen Beseitigung aller Kernwaffen aus“.

War die Atombombe ein notwendiges Übel?

Im gesamten Park sind Denkmäler verteilt, die an den Abwurf der Atombombe erinnern.
Im gesamten Park sind Denkmäler verteilt, die an den Abwurf der Atombombe erinnern.

Seinerzeit wird die Atombombe häufig als Notwendigkeit betrachtet um den Krieg zu beenden. Heutzutage blickt die Geschichtsforschung etwas kritischer auf den Abwurf. Sie stellt infrage, ob die Bombe in der Tat zur bedingungslosen Kapitulation Japans führte, oder nur ein amerikanisches Mittel der Abschreckung gegenüber der Sowjetunion war. 

Damals gibt es zwei Gruppen im japanischen Kabinett: Eine will den Krieg bereits Monate vor den Bomben beenden, die andere setzt alles daran, weiterzukämpfen.

Aus historischen Dokumenten ist bekannt, dass Japan einer Kapitulation unter gewissen Bedingungen stets zustimmen will. Die wichtigste ist, dass man den Kaiser beibehalten kann. Weiter will man die eigenen Kriegsverbrecher selbst verurteilen, die eigene Abrüstung vornehmen und die im Krieg eroberten Gebiete Korea und Taiwan behalten.

Die Vereinigten Staaten sind jedoch nicht zu Verhandlungen bereit, und wollen ausschließlich eine bedingungslose Kapitulation akzeptieren. So wollen sie Probleme wie beim Versailler Vertrag nach dem ersten Weltkrieg vermeiden.

Invasion der Sowjetunion

Der Schulunterricht in Hiroshima hat einen besonderen Fokus auf die Atombombe.
Der Schulunterricht in Hiroshima legt einen besonderen Fokus auf die Atombombe.

Den Aussagen des damaligen Kaisers Hirohito zufolge, denkt man über die bedingungslose Kapitulation erstmals nach, als die Sowjetunion in die von Japan besetzten Gebiete in der Mandschurei einmarschiert. Mit dieser Kriegserklärung durch die UdSSR verliert Japan seinen Vermittler, über den man die Bedingungen einer Kapitulation gegenüber der USA aushandeln will.

Dem Atombombenabwurf selbst messen die Hardliner im japanischen Militär zur Zeit des zweiten Weltkrieges wenig Bedeutung bei. Hideki Tojo kritisiert sogar die Entscheidung Japans zu kapitulieren. Er behauptet, man lasse sich hier durch Drohungen und die neue Waffe einschüchtern. Nach dem Atombombenabwurf über Hiroshima reagiert Japan daher zunächst nicht. Die Gruppe mit dem Ziel den Krieg zu beenden, sieht den Angriff allerdings als Möglichkeit, ihren Wunsch nach Kapitulation wahr werden zu lassen.

Die Entscheidung zur bedingungslosen Kapitulation wird schließlich am 9. August 1945 – also am selben Tag wie der Abwurf über Nagasaki und dem Kriegseintritt der Sowjetunion – gefällt. Die Abstimmung über diesen Schritt endet zunächst in einem Unentschieden. Das muss der Kaiser persönlich auflösen. Ein Beschluss, der zu einem Putschversuch in der Nacht vom 14. zum 15. August seitens der Hardliner im japanischen Militär führt.

Gab es Alternativen?

Das Mahnmal der Atombombe enthält ein Register mit den Namen derer, die durch den Abwurf ums Leben kamen.
Das Mahnmal der Atombombe enthält ein Register mit den Namen derer, die durch den Abwurf ums Leben kamen.

Um den Atombombenabwurf zu rechtfertigen, nennen deren Verteidiger heutzutage häufig eine Landinvasion durch die USA als einzige Alternative. Diese, so die Behauptung, hätte zu einer halbe Millionen Opfer auf Seiten der vereinigten Staaten geführt. Eine Angabe, die sich laut Geschichtsforscher Barton Bernstein nicht stützen lässt. Schätzungen des U.S. Militärs aus dem Jahr 1945 gehen von bis zu 200.000 Opfern aus, darunter 40.000 Tote.

Weitere Alternativen, wie eine Demonstration der Bombe vor eingeladenen Vertretern Japans oder ein Einsatz in unbewohntem Gebiet sind vorstellbar. Auch die Fortsetzung “normaler” Bombardements ist im Bereich des Möglichen.

Der japanische Historiker Tsuyoshi Hasegawa kommt zu folgendem Schluss: Japan entscheide sich nur aufgrund der Kombination der zwei Atombomben sowie des Kriegseintritts der Sowjetunion für die Kapitulation. Wäre eines weggefallen, so hätte das Land ihm zufolge den Krieg fortgesetzt. Andere Persönlichkeiten, wie der amerikanische Major General Curtis LeMay, gehen noch weiter und sagen, die Atombomben hätten den Ausgang des zweiten Weltkriegs in keinster Weise beeinflusst.

Neben einer Diskussion um die Notwendigkeit der Atombombe, herrscht zudem auch heute noch eine rege Debatte um die Moral des Einsatzes. Ich erkläre dir zudem, wie mit Ereignis gerade in Hiroshima umgegangen und es präsentiert wird.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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