Schulmädchen rennt mit Reisball

Japanische Regierung will Reis mit Anime-Klischee populär machen

Japaner verzehren immer weniger Reis und setzen stattdessen auf vermehrt auf Brot. Ein Grund dafür sind laut der Regierung Anime und Manga. Deswegen wollen sie jetzt ein sehr bekanntes Klischee neu erfinden, um den Reiskonsum wieder anzuregen.

Wenn du der Meinung warst, dass das wichtigste Grundnahrungsmittel in Japan Reis ist, dann irrst du dich. Denn die meisten Japaner essen zum Frühstück viel lieber Brot. Der Reiskonsum selbst sinkt seit Jahren beständig. Eine Tatsache, die ich bereits in einem Video genauer beleuchtet habe.

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Anime Schuld am sinkenden Reiskonsum?

Für die Regierung des Landes ist das aber keine bloße Tatsache, sondern viel eher ein Problem. Und die Ursache dafür sehen sie in Anime. Um genau zu sein in einem Klischee, das Otaku nur allzu bekannt sein dürfte: Schulmädchen, die verschlafen und dann mit einem Stück Brot im Mund zur Schule rennen. Die Regierung der Präfektur Niigata erklärt:

In einer Analyse der Präfektur Niigata sind wir bei der Hypothese angekommen, dass Manga und Anime, die stark in der Kultur Japans verwurzelt sind, die Situation beeinflussen.

Wir sprechen dabei von den “Mädchen verspätet sich mit einem Stück Brot”-Szenen oder ähnlichen, in denen ein Schüler, Office Lady oder Firmenangestellter verschlafen und dann mit einem Stück Brot im Mund rennen. Oft beinhaltet die Szene einen weiblichen Charakter der sich verliebt, während sie um eine Ecke rennt.

 Wir glauben, dass das wiederholte Ansehen dieser Szenen das Bild von “Frühstück = Brot” in den Köpfen der Zuschauer erzeugt und dazu führt, dass sie zum Frühstück eher selten Reis essen.

Klischee ändern, Reiskonsum ankurbeln!

Entsprechend starten sie nun ihr eigenes Projekt mit dem Namen “Morning Omusubi” (dt. Morgendlicher Reisball), bei dem es sich um eine Neuauslegung des beliebten Klischees handelt. Nämlich Werbespots, in denen ein Schulmädchen verschläft und darauf mit einem Reisbällchen (jap. Onigiri) losrennt. Das ist zudem nicht nur eine Idee. Auf Youtube kannst du dir bereits einen ersten Vorschlag für die Umsetzung ansehen.

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Wie unschwer zu erkennen ist, wurde der Spot mit echten Schauspielern gedreht. Denn auch in J-Dramas kommt das Klischee vor. Die Rolle des sich verspätenden Schulmädchens übernimmt hierbei Manami Igashira, die ihre Energie für den Tag aus einem Reisbällchen zieht.

Um genau zu sein handelt es sich um ein Reisbällchen mit einem Rindfleischschnitzel, die an sich nicht sonderlich üblich sind. Die Wahl dürfte wohl deswegen auf diese einzigartige Sorte gefallen sein, um einen Wortwitz einzubauen.

Denn Rindfleischschnitzel nennt man auf Japanisch katsu. Eine andere Bedeutung des Wortes ist hingegen “Sieg”. Und die Videoreihe versucht, die entsprechenden Reisgerichte als eine Art Glücksbringer für Schüler zu etablieren, die sich etwa auf ihre Prüfungen vorbereiten.

Die Hoffnung ist, dass die Zuschauer dadurch wieder Reis verstärkt mit ihrem Frühstück in Verbindung bringen und entsprechend ihre Ernährung umstellen. Verfolgen kannst du das Unterfangen auf dem offiziellen Youtube-Kanal von Morning Omusubi.

Liegt das Problem woanders?

Es gibt jedoch ein Problem, das kein Werbespot der Welt lösen kann. Denn einer der Gründe für den sinkenden Reiskonsum und die Präferenz von Brot zum Frühstück dürfte einfach ein zeitlicher Faktor sein.

Reis zuzubereiten und dann gar noch ein Bällchen daraus zu formen, ist einfach wesentlich aufwendiger, als einfach schnell ein Stück Brot mit Butter zu beschmieren.Außerdem könnten noch weitere Probleme auftreten, wenn man mit einem Reisbällchen im Mund rennt.

Denn im Gegensatz zu Brot bestehen sie nicht aus einer zusammenhängende Masse, sondern aus zahlreichen Reiskörner, die zusammenkleben. Wenn man eins in seinen Mund steckt und damit rennt, könnte es entsprechend schnell zerfallen.

Die besten Anime in Japan

Wenn du jetzt allerdings Lust darauf bekommen hast, dir einige Anime anzusehen, dann lohnt sich ein Blick in die Liste der besten Anime laut Fans in Japan. Unter denen verstecken sich definitiv auch einige, in denen du das Klischee selbst sehen kannst.

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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