Matsue ist ein unscheinbarer Ort, der stark mit der Mythologie Japans in Zusammenhang steht.

Reise nach Matsue: Quelle von Japans Mythen

Die Mythen- und Sagenwelt von Japan ist durchaus umfangreich. Um ihr ein wenig auf den Grund zu gehen, besuche ich Matsue. In dieser Region haben viele der Geschichten des Landes ihren Ursprung. Ich stelle dir nicht nur die Stadt vor, sondern gebe dir auch einen kleinen Einblick in die Mythologie Japans.

Matsue selbst ist ein kleines Städtchen in der nordöstlichen Ecke der Shimane Präfektur mit etwas mehr als 200.000 Einwohnern und wird auch häufig als “Stadt des Wassers” bezeichnet, da es hier viele Flüsse und Seen gibt.

Ursprünglich wurde die Stadt mit ihrer Burg in den Jahren 1607 bis 16011 von Horio Yoshiharu, dem Anführer des Matsue Clans, errichtet. Noch heute steht hier mit der Burg von Matsue eine der wenigen verbleibenden Festungen des feudalen Japan aus der Tokugawa-Zeit.

Mythen aus Matsue

Ein Großteil der Mythen Japans wurden in dem Kojiki genannten Werk seit dem frühen 8. Jahrhundert vor Christus gesammelt. Und viele von ihnen finden in der Nachbarstadt Izumo statt, die nur unweit von Matsue liegt.

Matsue selbst fällt  jedoch eine besondere Bedeutung zu, da die Götter hier ihre jährliche Reise zum Izumo-Schrein beginnen. Deswegen sind viele Mythen des Landes in Matsue mit Statuen abgebildet. Darunter sind:

  • Susanoos Kampf mit dem achtköpfigen Orochi
  • Die Geschichte von Okuninushi und dem Hasen
  • Ein Hai, der sich in eine Prinzessin verliebte
  • Die Wiederbelebung von Okuninushi

Auch der Eingang zur Yomi beziehungsweise Yomi no Kuni genannten Unterwelt Japans befindet sich in Matsue. Der nennt sich Yomotsu Hirasaka und liegt im östlichen Teil der Stadt. 

Hier ging die Göttin Izanami nach ihrem Tod hin. Ihr Gemahl Izanagi folgte ihr und versiegelte nach seiner Rückkehr den Eingang mit einem gewaltigen Felsen. Danach wusch er sich, wodurch die Sonnengöttin Amaterasu, der Mondgott Tsukuyomi und Susanoo, Herrscher von Sturm und See entstanden.

Bootsfahrt durch die Stadt

Passend für die “Stadt des Wassers” lässt sie sich am besten durch eine 40- bis 50-minütige  Bootsfahrt durch die Burggräben erkunden, die an zahlreichen Sehenswürdigkeiten vorbei führen. Diese Tour verlangt deine Aufmerksamkeit, da die Boote unter sehr niedrigen Brücken und Kanälen entlangfahren, die dich dazu zwingen, den Kopf einzuziehen.

Auf diese Art und Weise siehst du unter anderem das traditionelle Samurai-Haus Buke Yashiki aus der Edo-Zeit Japans und auch die zahlreichen Brücken der Stadt, die alle eine eigene Geschichte haben. Im Frühling bietet sie zudem einen imposanten Ausblick auf die Sakura genannten Kirschbäume.

Die Bootsfahrt durch Matsue erlaubt einen idyllischen Blick auf die Burg der Stadt.
Die Bootsfahrt durch Matsue erlaubt einen idyllischen Blick auf die Burg der Stadt.

Eine der ältesten Burgen Japans

Der Burgturm der Festungsanlage in Matsue ist der einzige verbleibende Japans in der San’In-Region. Diese liegt im Norden von Chugoku und grenzt an das japanische Meer an. Von der eigentlichen Festung ist hier nur noch der Turm übriggeblieben. Der ist eine Seltenheit, da er noch in seiner originalen Form aus Holz existiert und nicht mit Zement nachgebaut wurde. Von den einst hier existierenden weiteren Gebäuden, zeugen heutzutage nur noch freie Flächen. Bei der Burg handelt sich zudem um die sechst-älteste, zweitgrößte und dritthöchste des Landes.

Heutzutage existiert jedoch nur noch das Burggelände, das heutzutage eine Parkanlage ist, und der Turm. Alle weiteren Gebäude wurden während der Meiji-Restauration in den Jahren 1868 bis 1877 abgetragen. Seit dem 9. Juli 2015 zählt sie offiziell als ein nationales Kulturgut des Landes.

Von der Burg aus hast du einen wundervollen Ausblick über die Stadt.
Von der Burg aus hast du einen wundervollen Ausblick über die Stadt.

Tamatsukuri Onsen: Schmuck für die Götter

Ein weiteres mythologisches Highlight der Stadt ist der Tamatsukuri genannte Onsen, eine der natürlichen heißen Quellen Japans. Die Gottheit Sukuna-Hikona soll diesen vor mehr als 1.300 Jahren entdeckt haben. Es heißt weiter, dass die Götter selbst hier einmal im Jahr baden.

Hier werden seit Yayoi-Zeit Japans von 300 bis 250 vor Christus Magatama genannte Schmuckstücke aus Achat hergestellt. Der Legende nach wurde hier auch ein ganz besonderes Magatama hergestellt: das der Sonnengöttin Amaterasu, die ihres Zeichens die Tochter der Schöpfer Izanagi und Izanami ist.[1] Dieses Schmuckstück gehört neben einem Schwert und einem Spiegel, zu einem ihrer drei großen Schätze.

Im der zum Onsen dazugehörigen, Ryokan genannten, japanischen Herberge kannst du zudem direkt in klassisch japanischer Atmosphäre übernachten.

Quellen

[1] http://visitshimane.com/?p=8241

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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