Am 23. Juni 2021 bestätigte der oberste Gerichtshof in Japan erneut: Paare, die heiraten, müssen den gleichen Nachnamen annehmen. Ein Recht wie in Deutschland, wo jeder Partner seinen eigenen Namen behalten kann, gibt es nicht. Bis auf eine Ausnahme: Ausländer.
Seit Jahren versuchen einige Paare in Japan das Recht zu erwirken, bei der Hochzeit jeweils ihren eigenen Nachnamen behalten zu können. Seit jeher werden ihre Anträge jedoch immer wieder aufs Neue abgelehnt. Die Klagen dagegen haben es jetzt bis vor den obersten Gerichtshof des Landes geschafft. Doch auch hier hatten sie keinen Erfolg.
Das Problem mit den Nachnamen nach der Hochzeit
Die Argumentation der Paare war, dass es der Verfassung Japans wiederspreche, wenn man seinen Nachnamen nicht behalten kann. In einem Versuch, ihr Anliegen durchzubringen, haben sie sich auf die folgenden zwei Paragraphen berufen:
- Artikel 14: Gleichheit vor dem Gesetz für Männer und Frauen.
- Artikel 23: Gesetze der Hochzeit müssen auf der Würde des Individuums und der Gleichheit beider Geschlechter aufbauen.
Chaotische Bürokratie: Ein weiterer, häufig genannter Kritikpunkt der Namensänderung ist, dass es extrem anstrengend ist, alle möglichen Verträge und Lizenzen ändern zu lassen. Gegenüber dem japanischen Nachrichtensender NHK erklärte Ida Naho, Leiter einer Organisation, die für verschiedene Nachnamen kämpft, folgendes:
Ich musste mich durch mehr als 100 bürokratische Prozesse bei verschiedenen Institutionen schlagen, um meinen Familiennamen zu ändern. Dazu zählen Bankkonten, Reisepass, Kreditkarten. Ich fühlte mich, als verliere ich meine Würde und meine Identität. Ich denke, dass es unfair ist, einen gemeinsamen Familiennamen wählen zu müssen. Es ist ein persönliches Recht den Geburtsnamen behalten zu dürfen.
Es ist nicht verfassungswidrig
Wieso wurden die Anträge abgelehnt: Die Anträge wurden abgelehnt, da es laut dem japanischen Gesetz egal ist, ob ein Paar den Nachnamen der Frau oder des Mannes annimmt. Auch wenn in den meisten Fällen die Frau den des Mannes annimmt, ist nur wichtig, dass sie sich mit dem gleichen Namen registrieren. Entsprechend geht das derzeitige Gesetz mit der Verfassung konform.
Meinung der Bevölkerung ändert sich: In der japanischen Gesellschaft selbst finden immer mehr Menschen, dass es kein Problem darstellt, wenn die beiden Ehepartner einen jeweils anderen Nachnamen besitzen. In einer Umfrage aus dem Jahr 2020 mit 7.000 Personen im Alter zwischen 20 und 59 Jahren gaben ganze 71 Prozent an, dass es ihnen egal sei, welchen Nachnamen verheiratete Paare besitzen.
Ausländer stellen eine Ausnahme dar!
Das Gesetz gilt jedoch ausschließlich für gebürtige Japaner. Bei internationalen Paaren darf jeder seinen eigenen Namen behalten. Bei unserer eigenen Hochzeit hatte meine Frau die Chance, meinen Namen anzunehmen. Ebenso hätte ich ihren annehmen können. Pflicht war das aber nicht.
Ausländer leiden dafür aber unter ganz anderen Problemen mit ihrem Namen. Welche genau, erklär ich im folgenden Artikel:
In Zukunft könnten auch rein japanische Paare dieses Recht erhalten. Denn die Entscheidung des obersten Gerichtshofes bedeutet nicht, dass die Namensänderung für immer bindend sein wird. Er stellt nur fest, ob ein Gesetz verfassungswidrig ist und klärt nicht, ob sie noch zeitgemäß sind oder geändert werden sollten. Eine Anpassung des Gesetzes wird dementsprechend auf einem anderen Weg erfolgen müssen.
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.
Gabi says:
Wenn ein deutscher Mann eine Japanerin heiratet. Muß er seiner Frau zu Ehren ihren japanischen Namen tragen?