Die Veröffentlichung eines Buches ist ein besonderer Moment.

Ich habe ein Buch veröffentlicht: Was ich jedem Autor empfehle!

Am 31. Oktober 2022 startete ich mein wohl bisher größtes Projekt: Aus Frust über den Zustand des Japanischunterrichts im Westen veröffentlichte ich das erste Kapitel meines Grammatik-Guides für die japanische Sprache auf meiner Website. Seit dem 17. März 2024 ist der nun vollständige Grammatik-Guide als Buch erhältlich. Ich habe also über ein Jahr daran gearbeitet. Die wichtigsten Erfahrungen, die ich in dieser Zeit gemacht habe, möchte ich hier mit dir teilen.

Dies ist zwar keine Kolumne, die sich explizit mit dem Erlernen einer Sprache beschäftigt, aber da Texte einen großen Teil einer Sprache ausmachen, interessiert es vielleicht den einen oder anderen, wie es abläuft, ein Buch bei Amazon zu veröffentlichen. Und vielleicht findet ja auch ein angehender Autor diesen Beitrag und kann aus meinen Erfahrungen lernen!

Um welches Buch geht es? Schön, dass du fragst! Du findest mein Buch direkt bei Amazon, wenn du auf den grünen Button unten klickst. Sozusagen als Beweis, dass ich wirklich eines geschrieben habe, das man jetzt kaufen kann!

Mein vollendetes Werk
Mit diesem Buch bringe ich Japanisch bei!

Jetzt aber zu den Tipps!

1. Der einzig wahre Text-Editor!

Benutze Lyx! Wenn du ein Buch schreiben willst, hast du die Wahl zwischen vielen Programmen, mit denen du das tun kannst. Die bekanntesten sind Microsoft Word, LibreOffice und Google Docs. Mein Tipp: Schmeiß sie alle weg! Wenn du ein Buch schreiben willst, benutze Latex oder Lyx!

Warum? Meine Arbeit hat eine Odyssee hinter sich und ich habe alle drei oben genannten Programme ausprobiert. Aber es gab immer Probleme. Zum Beispiel zerschossen die Programme gerne Dinge wie das Inhaltsverzeichnis, wenn ich es nur aktualisieren wollte. Auch die Seitenzahlen waren ein Problem. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie umständlich es sein kann, wenn die erste Seitenzahl erst eine Seite später erscheinen soll.

Das Layout an sich war eine Katastrophe. Denn das, was mir z.B. LibreOffice anzeigte und das, was schließlich als PDF bei Amazon ankam, stimmten nicht überein. So musste ich in LibreOffice Seitenumbrüche einfügen, die nach dem, was ich direkt im Programm sah, keinen Sinn machten.

Die Konvertierung in ePub mit Calibre für die Veröffentlichung als eBook zeigte viele der Probleme. Denn hier sieht man genau, welche Informationen die oben genannten Office-Programme unsichtbar hinterlassen. Wenn ich z.B. eine fette Schrift entfernte, wurde sie nicht komplett entfernt. Stattdessen blieb oft ein Verweis darauf im Dokument, auch wenn an der Stelle kein fettes Wort mehr angezeigt wurde. Dasselbe gilt für Kommentare. Außerdem wurde jede manuelle Anpassung als eigene Stilvorlage gespeichert.

Wieso Lyx besser geeignet ist

Mein Japanisch Buch in Lyx.
Mein Buch in Lyx. Die rote Schrift ist so genannter “Evil Red Text”, mit dem ich etwa ganz einfach Furigana hinzufügen kann.

Erst später erfuhr ich, dass Profis ein ganz anderes Programm zum Schreiben von Büchern verwenden. Latex oder Lyx. Der große Vorteil ist, dass man hier den Text völlig unformatiert eingeben und später mit eigenen Befehlen anpassen kann.

Dadurch wird es wesentlich einfacher, z.B. Bilder an genau der richtigen Stelle und in der richtigen Größe einzufügen. Vorgefertigte Vorlagen für alle möglichen Anwendungsbereiche erleichtern die Arbeit zusätzlich und sorgen dafür, dass man sich nicht so viele Gedanken über das Layout machen muss.

Das heißt aber nicht, dass es keine Einarbeitungszeit braucht. Aber es lohnt sich, um am Ende ein saubereres Produkt zu haben. Und damit meine ich noch nicht einmal Dinge wie die deutlich bessere Performance. Google Docs, Word und LibreOffice haben ihre Einsatzgebiete. Aber ein ganzes Buch mit Bildern in Druckauflösung zu schreiben, gehört definitiv nicht dazu.

2. Achte vor dem Layout auf die Größe!

Das Layout meines Buchs
Die Buchgröße bestimmt, wie groß die Bilder werden. Eine andere Größe bedeutet, dass man jedes Bild neu anpassen muss.

Bevor du dich an die Gestaltung machst, musst du natürlich wissen, wie groß dein Buch werden soll. Hier solltest du aber genau prüfen, welche Vor- und Nachteile die einzelnen Größen mit sich bringen. Ich spreche hier explizit von den Formaten, in denen du veröffentlichen willst.

Einige Größen sind besser als andere: Amazon bietet nicht alle Formate für alle Einbände an. Für ein Taschenbuch hast du mehr Formate zur Auswahl als für ein Hardcover – aber es gibt Überschneidungen. Du musst also sehr genau auf die Maße achten, oder du machst die ganze Layoutarbeit zweimal.

Das ist auch der Grund, warum ich auf eine etwas teurere Hardcover-Version verzichtet habe. Sie könnte das identische Manuskript wie die Paperback-Version verwenden und wäre somit eigentlich nur ein Zusatzangebot, das nicht weiter schadet, wenn es denn existiert. Nur habe ich zu spät gemerkt, dass mein Paperback-Format nicht als Hardcover funktionieren würde. Und noch einmal wollte ich das Layout nicht anfassen.

3. Die Preisgestaltung

Wie viel sollte ein Buch kosten? In der heutigen Deal-Kultur lautet die Antwort wahrscheinlich immer: “So billig wie möglich!” Allerdings spielen hier sehr viele Faktoren eine Rolle. Als Autor will man schließlich auch bezahlt werden und alle möglichen Verlage wollen auch etwas vom Kuchen abhaben. Wie viel Geld bekommt man also am Ende? Und was sagt der Preis über die Qualität aus?

Die Tantiemen: Wenn ich mein Buch bei Amazon anbiete, bin ich nicht der Verkäufer. Das ist letztlich Amazon. Ich selbst erhalte nur Tantiemen, die sich aus dem Verkaufspreis und den Druckkosten errechnen. Da ich mich für KDP Select entschieden habe, sind die Tantiemen etwas höher: Ich erhalte 60 Prozent, während Amazon 40 Prozent einstreicht. Dafür darf ich das Buch ausschließlich über Amazon verkaufen. Ohne diese Vereinbarung würde Amazon mehr vom Verkaufspreis einbehalten, als ich als Autor bekomme. Denn dann würde ich nur 40 Prozent bekommen.

Aber selbst das ist immer noch mehr als bei Udemy, wo ich nur 37 Prozent erhalte – es sei denn, jemand kauft meinen Kurs über meinen Affiliate-Link, dann steigt mein Anteil auf 97 Prozent. Aufgrund dieser Erfahrung muss ich allerdings sagen, dass ich die Kritik vieler Entwickler an Steam nicht nachvollziehen kann. Die beschweren sich nämlich, dass sie “nur” 70 Prozent bekommen. Wir können gerne tauschen!

Fairerweise muss ich sagen, dass ich für mein E-Book 70 Prozent Tantiemen bekomme. Theoretisch. Denn Amazon kassiert noch einmal eine Liefergebühr, die sich nach der Dateigröße richtet. Am Ende kommt ungefähr die Hälfte von dem, was jemand für mein Buch bezahlt, bei mir an.

Wie legte ich meinen Preis fest?

Zeit ist Geld
Ein Buch zu schreiben braucht Zeit. Auch die Herstellung von Illustrationen und ähnlichem kostet Zeit und Geld.

Die Preisgrenzen: Vor allem muss ich mich an bestimmte Preisgrenzen halten. Für das eBook darf ich zum Beispiel nicht mehr als 9,99€ verlangen. Die Grenze für das Taschenbuch liegt bei 250€. Aber aufgepasst: Während man bei Amazon beim eBook schon den Preis nach Steuern angibt, gibt man beim Paperback den Preis vor Steuern an. Sehr clever, Amazon! Aber wie wählte ich meine Endpreise aus?

Hier konnte ich etwas freier vorgehen, da ich das Buch nur als Unterstützung für mein Projekt betrachte. Alle Informationen sind auch auf meiner Website frei verfügbar. Jeder kann also völlig kostenlos mit meinen Informationen lernen. Ein Punkt, der mir wichtig war, denn ich möchte Wissen nicht hinter eine Bezahlschranke stecken. Wer mich jedoch unterstützen möchte, erhält das Material in kompakter Form und ohne Werbeeinblendungen als eBook oder als gedrucktes Buch.

Mein vergleichsweise hoher Preis hat aber noch einen anderen Grund. Denn bewusst oder unbewusst ist der Preis eines Produktes in gewisser Weise auch ein Qualitätsbarometer. Und würdest du einem Lehrbuch vertrauen, das für 5 Euro verramscht wird? Mir war es wichtig, dass der Preis auch den Wert meiner Informationen und meiner Arbeit widerspiegelt, denn ich habe viel Zeit und Mühe in dieses Projekt gesteckt.

Ein Werk für alles: Ich werde auch kein weiteres Grammatikbuch herausbringen. Wenn ich neue Kapitel schreibe, landen die nicht nur wieder auf meiner Website, sondern ich mache einfach eine Neuauflage des bestehenden Buches. Und die eBook-Besitzer bekommen sie einfach per Update. Etwas, was beim Paperback leider naturgemäß nicht möglich ist.

Trotzdem bin ich billiger als andere Lehrbuchautoren. Deren Bücher kosten zwar nur 30 – 40 €, aber sie bringen teils für diese 30 Euro in einem einzigen auch erstmal nur Hiragana und Katakana bei und behandeln nur ein Sprachniveau. Für die Fortsetzung kannst du das nächste Buch kaufen. In diesem Fall zahlst du also schon für den JLPT N4 mehr, als du bei mir für eine Anleitung ausgibst, die dir zeigt, wie du auf das Muttersprachniveau kommen kannst.

4. Ein Release-Rabatt ist sinnvoll

Ohne Marketing kein Produktverkauf: Im Marketing dreht sich heute alles um Angebote und Deals. Und das gefällt mir nicht. Es wirkt oft unehrlich, als würden die meisten Produkte zu einem viel höheren Preis angeboten, damit der Rabatt besser aussieht und mehr Käufer anlockt. Zum UVP-Preis rechnen die meisten Anbieter in der Regel gar nicht mehr mit Verkäufen. Und genau aus diesem Grund habe ich einen Release-Rabatt überhaupt nicht in Erwägung gezogen.

Release-Rabatt belohnt Fans: Ich muss allerdings sagen, dass ich auch die Vorteile von Release-Rabatten sehe. Die ersten Käufer sind meist diejenigen, die den Autor entweder schon kennen oder bereit sind, einem neuen Autor einen Vertrauensvorschuss zu geben. Außerdem wird man auch nach mehrmaligem Korrekturlesen noch Fehler finden. Diese können bei Amazon schnell behoben werden, da die Bücher erst nach der Bestellung gedruckt werden. Trotzdem kann es sein, dass der Zweitkäufer ein besseres Werk erhält als der Erstkäufer.

5. Schick dein Buch an die Bibliothek!

Auch mein Buch landet in der Bibliothek
Du profitierst davon, dein Buch an Bibliotheken zu schicken. Immerhin willst du, dass dein Werk gelesen wird!

Ein etwas unbekanntes Gesetz: Wer ein Buch veröffentlicht, muss bis eine Woche nach Erscheinen unaufgefordert zwei Exemplare formlos mit Lieferschein an die deutsche Nationalbibliothek und eines an die zuständige Landesbibliothek schicken. An welche genau unterscheidet sich je nach deinem gemeldeten Wohnsitz.

Die Anschrift der zuständigen Nationalbibliothek je nach Bundesland ist:

  • Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen:
    • Deutsche Nationalbibliothek, Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig
  • Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein:
    • Deutsche Nationalbibliothek, Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main

Eine Liste der jeweils zuständigen Landesbibliothek findest du auf Wikipedia.

Die Regelung gilt auch für eBooks! Selbst, wenn du nur digital veröffentlichst, musst du ein PDF oder ePub an die Bibliothek senden. Das geht ganz einfach über die offizielle Webseite.

Was passiert, wenn man es nicht tut? Wenn du das vergisst, passiert … eigentlich gar nichts. Zwar sind theoretisch Strafen von bis zu 10.000 Euro möglich, allerdings werden die eher nicht durchgesetzt. Die Bibliothek wird dich im Regelfall maximal schriftlich darum bitten, dein Buch einzusenden.

Du kannst mehr Geld bekommen! Wenn du zudem Mitglied bei der VGWort bist, was du zu deinem eigenen Gunsten als Autor sein solltest, erhälst du nach der Meldung deines Buches Bibliothekstantiemen. Standardmäßig gibt es einen Sockelbetrag von 85 – 120 Euro, egal wie oft dein Buch verliehen wurde. Die weiteren Tantiemen werden basierend auf den Ausleihzahlen einiger Referenzbibliotheken geschätzt.

6. Hat es sich gelohnt?

Die letzte große Frage ist, ob sich die ganze Arbeit gelohnt hat. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: auf jeden Fall! Die Veröffentlichung meines Buches hat in den sozialen Medien viel mehr Aufsehen erregt und positive Reaktionen hervorgerufen als alle meine frei zugänglichen Blogposts zusammen. Und die Einnahmen durch den Veröffentlichungshype sind um ein Vielfaches höher, als das, was ich monatlich mit meinem zuvor veröffentlichten Udemy-Kurs verdient habe.

Außerdem sieht es so aus, als würde mir das Buch auch in Zukunft monatlich mehr einbringen als mein Udemy-Kurs, für den ich einige Monate lang ununterbrochen über 40 Videos mit Grammatikerklärungen erstellt habe – was noch einmal deutlich mehr Arbeit war als das Schreiben eines Textes. Meinen Lebensunterhalt kann ich damit aber noch nicht bestreiten.

Außerdem glaube ich, dass gerade eine gedruckte Veröffentlichung in den Augen vieler Menschen legitimer wirkt als ein Blogpost. Auf ein Buch zu verweisen macht sich besser als zu sagen: “Ich kenne diese Website!”

Profilbild von Mathias Dietrich

Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.

Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.

Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.

Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.

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