In Japan werden nicht nur Fische manchmal noch lebend zubereitet, auch gibt es in manchen Supermärkten abgepackte Garnelen zu kaufen, die noch am Leben sind. Einige japanische Youtuber holen sich diese jedoch nicht um sie zu essen, sondern um sie in einem Aquarium großzuziehen.
Halbtot aus dem Supermarkt
Bereits im Januar 2021 hat der Kanal Ohchannel ein entsprechendes Video hochgeladen. In dem zeigt er als erstes die Garnelen, wie er sie im Supermarkt erworben hat. Darauf ist klar das Etikett mit der Aufschrift “Iki Kurumaebi” erkennbar, was übersetzt so viel bedeutet wie “Lebende Steingarnele”.
Quicklebendig sind die Tierchen aufgrund ihrer prekären Situation allerdings nicht mehr. Von den drei Garnelen, die Ohchannel 646 Yen (etwa 4,90 Euro) kosteten, sind zwar noch alle lebendig, doch nur eine besitzt noch die Energie, etwas rumzuzappeln. In einem zweiten Paket sieht es etwas bedrückender aus und eine ist bereits verstorben. Für Ohchannel jedoch kein Problem. Er erklärt:
Die koche und esse ich. Steingarnelen sind sehr lecker!
Der Weg ins Aquarium
Nachdem er die Tierchen in ein Aquarium entlässt, fallen diese erst einmal nur starr zu Boden und können sich nicht einmal mehr aufrecht halten. Immer wieder versucht der Youtuber, sie aufzurichten, doch die Garnelen fallen stets um und kurze Schwimmversuche sind sehr unkontrolliert.
Von den insgesamt acht gekauften Garnelen überleben letzten Endes sieben. Und nach einer Weile in ihrem neuen Lebensraum, erholen diese sich. Darauf beginnt der Youtuber, ihr Aquarium einzurichten und sie zu füttern. Allerdings sind die Meerestierchen noch nicht dazu bereit, wieder etwas zu essen.
Supermarktgarnele als neues Haustier
Während das Video von Ohchannel an diesem Punkt endet, lud ein weiterer Youtuber namens
Noringo am 20. April und 4. Mai 2021 zwei Videos hoch, die ein ähnliches Projekt zeigen. Denn er begleitete die Aufzucht seiner Supermarkt-Garnele nicht nur einen Tag lang, sondern über einen längeren Zeitraum.
Er kaufte sie im Dezember 2020 und richtete ihr ein Aquarium komplett mit Sandboden ein. In dem vergräbt sich sein neuer Schützling auch direkt und lässt sich darauf nur noch abends mithilfe einer Nachtsichtkamera erblicken.
Seine Garnele fängt auch wieder an zu fressen und ernährt sich von einigen Muscheln, die er ihr auf den Sandboden legt. Nach über einem Monat ist sie auch immer noch quicklebendig und häutet sich gar.
Ein neuer Trend?
Die Videos dieser Rettungsaktionen sind sehr beliebt. Beide Youtuber erzielten damit mehr als vier Millionen Views. Auch die Zahl der Daumen nach oben lässt sich sehen. Das von Ohchannel erhielt Stand Mai 2021 49.000 Likes, das von Oringo wiederum 37.000.
Ich bin der Betreiber von Kawaraban und beschäftige mich seit 2007 mit Japan und seiner Sprache.
Ich habe einen Bachelor of Arts in Japanologie erworben und ein Austauschstudium an der Senshu-Universität absolviert.
Seit 2018 lebe ich in Japan und berichte über das Land und mein Leben hier.
Eines meiner Ziele ist es, zukünftigen Generationen bessere Erklärungen zur Sprache zu bieten, als ich sie zur Verfügung hatte.
Arite Ingrid Berg says:
Sehr aufschlussreicher, gut vermittelter Artikel! Hat mich schwer beeindruckt und sehr nachdenklich hinterlassen. Im Ganzen abgepackte Garnelen waren mir schon immer suspekt. Und jetzt denke ich beim Einkaufen bei Queren der Fischabteilung immer daran, was hier im Argen liegt. DANKE für diese Vermittlung! Prima Homepage mit interessanten Beiträgen zu Hintergründen und Leben in Japan! Sehr anschaulich, informativ, praxisorientiert und gut rüber gebracht!